Speicherplatz ist bei Apple teuer, viele Mac-Anwender bekommen deshalb schnell Platzprobleme. Statt Daten auf eine externe SSD auszulagern, kann man es aber zuerst mit dem Ausmisten des Macs und Deinstallieren von Apps probieren. Für das Aufspüren von Dateileichen und Platzfressern gibt es dazu zahllose Tools in App Store und Web. Wir haben uns eine repräsentative Auswahl der gängigen Aufräumtools näher angesehen.
Vorab aber zur Ehrenrettung dieser Software-Kategorie: Wohl jeder Surfer kennt lästige Werbe-Popups, die behaupten der Mac wäre von Malware befallen und man müsse unbedingt ein bestimmtes Tool installieren. Diese aggressive Werbung, auch als Scareware bekannt, wird oft mit der Tuning-App Mackeeper in Verbindung gebracht. Auch einige andere Tools wie Mackeeper erschrecken ihre Nutzer mit völlig übertriebenen Schadensmeldungen oder behaupten, sie könnten den Mac stark beschleunigen.
Die von uns ausgewählten Tools sind dagegen solide Hilfsprogramme, die nicht übertreiben: Keiner der Hersteller behauptet, ohne seine Tools würde der Mac bald von Hackern übernommen werden oder stehe kurz vor einem Festplattenausfall.
Das kann ein Aufräum-Tool leisten
Ein Aufräum- oder Tuning-Tool kann einen Mac oft schneller machen, wenn auch nur indirekt: Auf Komponenten wie CPU und GPU hat es keinen Einfluss, es kann nur Cache-Dateien löschen, Duplikate aufspüren und nach großen Dateien suchen. Auch die Deinstallation von Programmen und Programm-Resten ergibt oft Sinn: Eine Festplatte oder SSD, die fast komplett gefüllt ist, wird bei Platzmangel ausgebremst und liefert oft nur noch eine begrenzte Leistung.
Das Löschen von Cache-Dateien gilt bei vielen Mac-Profis als Humbug: Es sorgt nur temporär für mehr Speicherplatz, kann einige Aufgaben sogar verlangsamen. Das System nutzt nämlich Cache-Dateien um schneller Programme und Systemfunktionen nutzen zu können, zudem werden die vom Tuning-Tool gelöschten Dateien fast sofort wieder neu angelegt. Sinnvoll ist das Löschen von Cache-Dateien aber in der Praxis manchmal doch, so lassen sich oft Fehlfunktionen von Safari nur durch das Löschen von dessen Cache-Dateien beheben. Manchmal benötigt man auch sehr schnell freien Speicherplatz, etwa bei der Installation eines neuen Systems.
Tipp: Für das Löschen von Cache-Dateien benötigt man außerdem kein Spezialtool: Hält man beim Systemstart eines Macs die Umschalttaste/Hochstelltaste gedrückt, bootet er den sogenannten gesicherter Modus und löscht dabei auch alle Cache-Dateien.
Nützlich ist bei einem Aufräum-Programm ein Deinstallationsprogramm. Löscht man eine komplexere App per Papierkorb, bleiben oft noch Reste des Programms übrig. Die Suche nach Duplikaten, also doppelten Versionen einer Datei, kann ebenfalls nützlich sein, gerade bei großen Sammlungen an Video- und Audiodateien. Die Programme bieten aber oft noch zahlreiche mehr oder weniger nützliche Zusatzfunktionen, so kann CleanMyMacX nach Schadsoftware suchen, Apples Speicherverwaltung Daten in iCloud auslagern lassen.
CleanMyMac X
Das von MacPaw stammende CleanMyMac X wirkt modern und übersichtlich und bietet eine für Einsteiger taugliche Oberfläche. Neben der üblichen „Bereinigung“ bietet es zusätzlich noch Schutz vor Malware, kann Programme aktualisieren und verspricht, die Leistung verbessern zu können. Grundlage für das Aufräumen ist wie bei allen Tools das Löschen von Cache-Dateien. Bei der Löschung von „Datenmüll“ will das Tool sogar ganze 14,33 GB freischaufeln: Im Unterschied zu den anderen Tools will das Tool nämlich auch den Foto- und iCloud-Caches von Apple Fotos löschen. Das ist nach unserer Meinung allerdings nur begrenzt sinnvoll, da Fotos diese Cache-Dateien später wieder neu anlegt.
Interessant sind die Bereiche, die das Tool zusätzlich überprüft. Über den Menüpunkt „Bereinigung“ kann man die einzelnen Lösch-Kandidaten einzeln auflisten und erhält kurze Zusatzinformationen. Das ist deutlich besser umgesetzt als bei den anderen Programmen. Bei unserem Rechner findet es etwa Reste von Xcode und alte Updates, beschädigte Anmeldedateien und Sprachdateien. Die vorgegebene Standardeinstellung ist eine solide Vorauswahl, erfahrene Anwender können hier noch zusätzliche Daten löschen – beispielsweise Downloads, Dokumentversionen und weitere Daten.
Sehr gut gefällt uns die Option für die Deinstallation von Programmen. Automatisch erstellte Listen zeigen, welche Programme seit einem halben Jahr unbenutzt waren, welche Überreste alter Apps den Mac zumüllen und welche 32-Bit-Apps installiert sind. Beim Deinstallieren unseres Testprogramms listet das Tool 12 Ordner und Programmdateien auf – ein gutes Ergebnis. Auch Safari-Erweiterungen und Internet-Plug-ins kann man entfernen.
Interessant sind zwei weitere Funktionen, die wir aber nicht berücksichtigen: Es gibt einen integrierten Malware-Scanner auf Open-Source-Basis und man kann das System etwas entschlacken: Auf Wunsch prüft das Tool das System auf bremsende Hintergrundprozesse und Anmeldeobjekte und listet „Gierige Programme“ auf, die viel Leistung beanspruchen. Schade: Das 35 Euro pro Jahr teure Tool bietet keine Duplikatsuche. Diese müsste man mit einem zweiten Programm, der App Gemini dazukaufen.
CleanMyMac X im Jahresabo für 35 Euro

Parallels Toolbox
Die Lösung Parallels Toolbox ist eigentlich eher Schweizer Taschenmesser als Systemtool: Es ist nicht auf Systemtuning spezialisiert, sondern ein Komplettpaket aus 30 Mini-Tools aller Art: Neben einigen Wartungsfunktionen kann man mit den einfach bedienbaren Tools Videos herunterladen, Bildschirmfotos erstellen, schnell die Auflösung wechseln und vieles mehr: Interessant für das Aufräumen sind nur drei der enthaltenen Tools. Sie können Apps deinstallieren, Duplikate suchen und das Laufwerk bereinigen.
Fast sofort liegen die Ergebnisse der Duplikatsuche, schon nach einer Sekunde listet das Tool 243 Duplikate auf, die man gut sortieren und löschen kann. Schlicht aber solide arbeitet auch das Tool für das Deinstallieren von Apps. Beim Deinstallieren unseres Testprogramms findet das Tool vierzehn zugehörige Programmdateien – sogar Berichte über Abstürze werden auf Wunsch entfernt. Nach dem schnellen Scan mit dem Mini-Tool „Laufwerk bereinigen“ verspricht das Tool, 3,25 GB an Speicher freigeben zu können, vor allem Cache-Dateien. Nützlicher finden wir aber hier die Option „Große Dateien anzeigen“, sind es doch oft einzelne große Dateien, die sehr viel Platz verbrauchen. Hier macht es sich das Tool aber einfach und startet einfach eine maßgefertigte Spotlight-Suche nach großen Dateien. Schade: Externe Festplatten kann man nicht von der Analyse ausnehmen und auch der Library-Ordner bleibt außen vor. Insgesamt liefert die Parallels Toolbox recht brauchbare Ergebnisse, kann aber mit einem spezialisierten Tool wie Clean MyMac X nicht mithalten. Erhältlich ist Parallels Toolbox als Abo-App, die 20 Euro im Jahr kostet. Bei Kauf der Virtualisierungssoftware Parallels Desktop ist die Tool-Sammlung aber ebenfalls enthalten.

MacCleanse for Mac
Die Firma Koingo Software ist schon länger mit kleinen Tools auf dem Mac-Markt, auch ein Cleaner gehört zum Angebot. Geboten wird eine simple Oberfläche und zahlreiche Tools, die auf den ersten Blick einen guten Eindruck machen. Das Scannen dauert einige Minuten, dann wird das Löschen von über 5 GB an Cache-Dateien empfohlen – deutlich mehr als bei Parallels Desktop. An Duplikaten findet das Tool in unserem Testordner nach einer langen Prüfung 171 Dateien. Schade: Eine Sortierung der langen Ergebnisliste, etwa nach Größe, ist leider nicht möglich.
Für das Aufräumen des Mac-Speichers gibt es noch einige zusätzliche nützliche Routinen: So kann die Software auch noch nach Archivdateien verschiedenen Typs suchen und gezielt nach alten und großen Dateien fahnden. Diese nützliche Option kann man individuell konfigurieren. Die Deinstallation von Programmen beherrscht das Tool ebenfalls, unserem Testprogramm wurden dabei zusätzlich zum Hauptprogramm noch sechs Dateien und Ordner zugeordnet – ein vergleichsweise mäßiges Ergebnis. Interessant ist eine Funktion Leftovers, die nach verbliebenen Dateien alter Programme sucht und einen guten Eindruck macht. Unnötig sind aber zahlreiche Funktionen, die schon veraltet sind und zu Problemen führen können. So kann das Tool Apps „verschlanken“, indem alter Programmcode entfernt und Sprachdateien extrahiert werden. Das sind wenig effektive Eingriffe, die unter aktuellen Systemen schnell Probleme verursachen können. Allgemein bietet das Tool nach der Auflistung von Ergebnissen zu wenig Auswahlmöglichkeiten und liefert abgesehen von einem knappen Handbuch kaum nützliche Erläuterungen – zu wenig Hilfen für Einsteiger.

Auch bei Koingo Software setzt man offensichtlich auf Abos: Die Nutzung des Cleaners kostet 2,50 Dollar pro Monat oder hohe 79 Euro als uneingeschränkt lauffähige Version. Eine Version der App im Mac App Store ist übrigens hoffnungslos veraltet und sollte gemieden werden.
Onyx
Die Freeware Onyx passt eigentlich nicht in das übrige Testfeld, da in einer simplen altmodischen Oberfläche nur Wartungs- und Cache-Funktionen geboten werden. Für die Wartung wird diese kostenlose Software aber immer wieder empfohlen, weshalb wir sie in den Artikel aufgenommen haben.

Funktionen wie Deinstallation und Suche nach Duplikaten gibt es nicht, über eine simple Oberfläche kann man nur einzelne Befehle aufrufen – die man auch per Terminal eingeben könnte. Das Tool kann etwa gezielte ausgewählte Cache-Dateien löschen, Wartungsfunktionen starten oder versteckte Dienstprogramme aufrufen. So kann man über das Programm etwas schwer zugängliche Tools wie Apple Speicherverwaltung starten. Für die sinnvolle Anwendung ist aber Vorwissen empfehlenswert. Einsteigern kann man diese Software eigentlich nicht empfehlen. Beispielsweise kann man den für Suchen auf dem Mac nötigen Spotlight Index löschen und neu aufbauen lassen – toll für Profis, für Einsteiger irritierend, da der Neuaufbau den Rechner die folgenden Stunden dann sehr stark beansprucht. Erfahrene Anwender erhalten aber eine simple Oberfläche um gezielt den DNS-Cache löschen oder unsichtbare Daten auf einem USB-Stick zu löschen.
Apples Speicherverwaltung
Mit dem Systemtool Speicherverwaltung ist ein Aufräumtool von Apple vorinstalliert. Es ist etwas versteckt, man startet es am einfachsten, indem man in Spotlight “Speicherverwaltung” eingibt. Das Tool erinnert stark an die übrigen Tools, allerdings muss man auf eine Duplikatsuche verzichten. Was ebenfalls fehlt, ist eine Funktion für das Löschen von Cache-Dateien. Diese Funktion ist allerdings auch umstritten, weshalb dies kein großer Verlust ist. Gut ist schon der erste Eindruck: Auf der rechten Seite wird sehr übersichtlich aufgelistet, wo viel Speicherplatz verbraucht wird – eine gelegentliche Überprüfung ist immer lohnenswert.

Man kann alle installierten Programme zwar auflisten und sortieren – löscht man über „Programme“ einzelne Apps, bleiben viele Installationsdateien übrig. Das Tool setzt offenbar voraus, dass man nur Apps aus dem App Store installiert.
Die Stärken des Tools liegen in einzelnen Besonderheiten: Man kann etwa bei den Programmen die App-Liste nach „Letzter Zugriff“ sortieren und so selten genutzte Apps aussortieren. Gut sind auch Spezial-Optionen wie „Speicher optimieren“ und „Papierkorb automatisch leeren“ – dabei kann man mit einem Klick mehrere Voreinstellungen ändern, die Platz sparen – sehr nützlich für Einsteiger. Besonders wertvoll ist aber die Dateiübersicht: Hier kann man nicht nur „Große Dateien“ auflisten, über die Dateiübersicht kann man in einer Baumansicht sehr schnell Ordner nach Größe sortieren und etwa im Musik- oder Library-Ordner versteckte Speicherfresser auffinden.
Unsere Empfehlung
Von den getesteten Programme machte Clean My Mac X den ausgereiftesten Eindruck. Um die Funktionalität voll auszunutzen, ist nach unserer Meinung aber doch etwas Vorwissen notwendig und eine Duplikatsuche sollte für den Preis eigentlich enthalten sein. Für die gelegentliche Entfernung von Platzfresser empfehlen wir den meisten Anwendern die Speicherverwaltung von Apple, vor allem die Funktion „Chaos reduzieren“ ist einen Blick wert.