Das Thema hatten wir beim letzten Test von True-Wireless-Systemen schon einmal: Wenn die Ohrhörer nicht richtig sitzen, können sie ihre Qualitäten nicht ausspielen, vor allem nicht hinsichtlich des Klangs. Und während wir den festen Sitz und den damit verbundenen feinen Sound der Plantronics Backbeat Pro 5100 lobten, müssen wir bei den für sportliche Aktivitäten gedachten Backbeat Fit 3200 kleinere Abstriche machen.
Speziell für den Sport gedacht, sind die Backbeat Fit 3200 mit Bügeln ausgestattet, die sich um die Ohrmuscheln winden und so verhindern, dass bei schnellen Bewegungen und plötzlichen Richtungsänderungen die Hörer verloren gehen. Nach dem Standard IP57 vor Staub und Wasser geschützt, eignen sich die True Wireless für die sportliche Betätigung draußen. Das ist natürlich ein wenig ungünstig, wenn man das testen muss, aber was tun wir nicht alles für die Wissenschaft.

Also mal wieder die Jogging-Schuhe geschnürt – die Fahrradsaison neigt sich ohnehin dem Ende entgegen und wir benötigen einen anderen sportlichen Ausgleich. Wenn wir laufen, dann achten wir weniger auf die Musik, sondern mehr auf die Atmung und den Schritt, Informationen über aktuelle Pace und bereits zurück gelegte Strecke bekommen wir von der Apple Watch. Für den Klangeindruck also erst einmal auf der Couch probe gehört und vor allem die Hörer angepasst.
Nicht unkomplizierte Einpassung in das Ohr
Wie bei den meisten True Wireless – jetzt auch bei den Airpods Pro – sind drei unterschiedlich große Aufsätze für die Einpassung in die Gehörgänge dabei, wir werden mit keinem der drei aber so richtig glücklich. Zum einen sitzen sie nicht fest genug auf den eigentlichen Hörern auf, sodass bei Ausprobieren manchmal der große Aufsatz im Ohr stecken bleibt und nicht am Hörer fest hält und vor allem verhindert der Bügel, dass wir die Lauscher richtig in den Gehörgang bekommen. Nicht zuletzt kommen ja die Bügel der Backbeat Fit 3200 mit den Bügeln unserer Brille in Konflikt, eine komplett zufriedenstellende Lösung bekommen wir weder im Sitzen noch im Laufen hin.
Aber wie erwähnt, ist High-End-Klang das, was wir beim Joggen am wenigsten brauchen. So hat der unvollständige Abschluss der Gehörgänge auch Vorteile: Wir bekommen noch ausreichend von der Außenwelt mit, dass wir uns trauen können, auf der Straße zu laufen. Ist zwar ein verkehrsberuhigter Bereich, in dem wir laufen, aber immerhin Straße und da heißt es ja auch: Ohren auf!
Mag sein, dass es speziell für Läufer bessere Lösungen gibt, etwa True Wireless, die nicht nur bombenfest sitzen und mit der mitgelieferten App Werte wie aktuelle Geschwindigkeit oder Puls auf die Ohren geben, weil sie dort auch den Herzschlag vermessen, aber die kosten dann auch was. Zum Zeitpunkt unseres Tests vor zweieinhalb Jahren verlangte Jabra für seine Elite Sport etwa 250 Euro , die Backbeat Fit 3200 sind etwas vielseitiger und kosten mit 150 Euro dann auch deutlich weniger.
Der Klang ist der angenehme und hochwertige Plantronics-Sound, zumindest so lange wir einen halbwegs festen Sitz hinbekommen. Beim Laufen stören die True Wireless in keiner Weise, der Sitz bleibt auch über die Wahnsinnsstrecke von drei Kilometern sicher und fest – wir werden die Backbeat Fit öfter zum Laufen mitnehmen. Die Laufzeit der im Vergleich zu Airpods recht wichtigen True Wireless gibt der Hersteller mit acht Stunden an, die Ladeschachtel hält zwei weitere volle Ladungen bereit.
Durchdachte App mit vielen Funktionen
Die App ist die gleiche wie die für die Backbeat Pro. Die Bedienungsmöglichkeiten an den Ohrhörer selbst sind zwar ein wenig eingeschränkt, sie kennen nur Tipp und Doppeltipp. Dafür stehen uns in der App viele Optionen zur Verfügung, wie wir diese konfigurieren, so könnten wir uns etwa auch durch drei EQ-Einstellungen hangeln. Für den Tipp haben wir aber Siri konfiguriert, den Doppeltipp nutzen wir nun für die Funktion “Awareness”, also die Möglichkeit, uns die Außengeräusche durchzustellen. Das probieren wir dann aber nicht mehr auf der Laufstrecke genauer aus, sondern in der S-Bahn auf dem Weg in die Arbeit.
Respektive im Backshop am Bahnhof: Wir verstehen zwar in dem Modus, in dem die Musik nur noch ganz leise spielt (man kann sie in der App auch komplett ausstellen lassen) noch ganz gut, was die Dame hinter der Theke und die anderen Kunden vor der Theke so alles sagen, das klingt aber sehr blechern. Es handelt sich dabei ja auch nicht um einen wie auch immer durchgeleiteten Schall, sondern um das Signal der Lautsprecher im Ohr, welches die Aufnahme der Mikrofone von außerhalb des Ohres durchgibt. In den Awareness-Modus schaltet man ja nur, wenn man muss. Beim Telefonieren auf dem Bahnsteig bei einfahrender S-Bahn haben weder wir noch unser Gesprächspartner Verständnisschwierigkeiten, Plantronics blickt auf eine lange Erfahrung beim Bau von Business-Kopfhörern zurück, das merkt man hier durchaus.
Ein letzter Test, in der Stadt, aber in einer halbwegs ruhigen Gegend: Musik in Ultra-HD-Qualität. Hören wir einen Unterschied? Ja, auf alle Fälle, am Beispiel von Fleetwood Mac, der legendären “Rumors” aus dem Jahr 1977, die es bei Amazon in “Ultra HD”-Qualität gibt.
Fazit
Die Backbeat Fit 3200 sind vielseitig, beim Sport ebenso gut einzusetzen wie als gelegentliches Headset. Wer für sich den idealen Sitz den Ohren mit einem der drei Ohraufsätze findet, der wird auch Freude am Klag haben, 150 Euro sind ein sehr guter Preis .