Eigentlich wären iTunes, Aperture und iPhoto auch unter Catalina noch lauffähig, handelt es sich doch um moderne 64-Bit-Apps. Von Apple werden aber diese Apps unter macOS 10.15 vom System gezielt geblockt und können nicht mehr starten. Mit der neuen App Retroactive von Tyshawn Cormier kann man diese drei Apps doch weiter nutzen. Die kostenlose App ist über Github verfügbar und kann Aperture, iPhoto und iTunes neu installieren. Eine Freigabe von Apple hat die App nicht, man muss sie per Rechtsklick auf das App-Symbol starten und die Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

Sind iPhoto oder Aperture auf dem Mac vorinstalliert, werden diese Apps etwas abgeändert und können danach wieder starten. iTunes wird komplett neu heruntergeladen und neu installiert. Die Anpassungen, die Retroactive an den Apps vornimmt, dauern bei iPhoto und Aperture nur wenige Minuten, die App ändert dabei mit zahlreichen Skripten einige App-Informationen und korrigiert etwa Verweise zu Programmbibliotheken. Vor allem beim älteren Aperture sind dazu relativ viele Korrekturen möglich, auf einige Funktionen muss man unter macOS 10.15 leider verzichten. So funktioniert das Abspielen von Videos, der Export von Diashow ebenso wenig wie das Drucken, Photo Stream und iCloud Photo Sharing. Diese Funktionen funktionieren auch bei iPhoto unter Catalina nicht mehr, einige Probleme scheint es aber laut ersten Nutzerberichten beim Import von RAW-Dateien zu geben.
Falls Sie auch unter macOS Catalina die doppelte und dreifachen Fotos in iPhotos mitschleppen, können Sie dies mit Gemini 2 von Macpaw beseitigen.
Eine ausführliche Erklärung, wie Retroactive funktioniert, findet sich hier.
iTunes
iTunes ist ein Sonderfall: Es stehen nämlich gleich drei iTunes-Versionen zur Wahl, die Versionen 12.9.5, 12.6.5 und 10.7. stehen dabei zur Wahl: Für DJs, deren DJ-Apps auf iTunes zurückgreifen, ist die Version 12.9.5 zu empfehlen, für das Archivieren und Herunterladen von iOS-Apps die Version 12.6.5 und für Cover-Flow-Fans Version 10.7. Hier sollen alle Funktionen nutzbar sein, allerdings kann man mit iTunes 12.6.5 keine Backups von iOS-Geräte mehr erstellen. iTunes 10.7 zeigt zudem eine Fehlermeldung.

Unser erster Eindruck:
Die App Retroactive ist vor allem für Anwender interessant, bei denen die Sperre von iTunes oder Aperture echte Probleme verursacht hat: So war die Einstellung von iTunes für DJs eine schlechte Nachricht, da viele ihre Musiksammlungen als iTunes-Bibliothek verwalten. Auch manche Aperture-Nutzer scheuen noch die zeitaufwendige Portierung ihrer Fotosammlungen zu Fotos oder Lightroom. Dabei wäre zumindest iTunes offensichtlich unter Catalina problemlos nutzbar, die App wird aber von Apple gezielt geblockt. Eine langfristige Nutzung von iPhoto und vor allem Aperture kann man aber wohl nur begrenzt empfehlen: Offensichtlich arbeiten die „getunten“ Foto-Programme unter Catalina in der Praxis nur eingeschränkt und viele Funktionen arbeiten nicht mehr. Aktuell bietet Retroactive aber eine interessante Notlösung – um etwa schnell auf alte Bibliotheken zuzugreifen.