Amazons Home-Universum bekommt mit dem Echo Studio einen Neuzugang, der in Sachen Klangqualität an die Spitze setzt – in jedem Fall unter Amazon-Geräten , aber auch absolut bietet der Lautsprecher unbestrittene Qualitäten. Um diese auszureizen, benötigt er aber auch das richtige Futter, – das Amazon selbst liefert. Nur mit dem Verständnis hapert es noch manches Mal.
Fazit
Amazon muss mit seiner Hardware keine großen Margen erzielen, sondern positioniert sie als Zugang für sein umfangreiches Medienangebot. So lässt sich ein Preis von 199 Euro recht gut halten und damit eine Klangqualität erreichen, wie wir sie sonst nur von gut doppelt so teuren Lautsprechern kennen. Berücksichtigen muss man aber, dass erst ein Paar von Echo Studio richtig Sinn ergibt und für den Einsatz als Dolby-Atmos-Lautsprecher für das Heimkino man auch noch einen Fire TV Cube benötigt, der nochmal 200 Euro kostet – und schon ist man so im Amazon-Ökosystem gefangen, wie man es sonst nur von Apple kannte.
Wenigstens sind die Grenzen zwischen den Welten durchlässig geworden, Apple Music ist schon auf dem Echo Studio angekommen, für Apple TV+ ist das wohl nur noch eine Frage der Zeit. Amazon und Apple sind einerseits Partner und andererseits Konkurrenten. Vor allem für den Homepod aber ist die Ankunft des Echo Studio keine so gute Nachricht, denn er verliert immer mehr seiner Alleinstellungsmerkmale.
Die Konkurrenz
Nicht jeder schätzt Apples Homepod , vor allem haben Tester in den letzten anderthalb Jahren immer wieder die mangelnde Qualität der künstlichen Intelligenz bemängelt. Apple arbeitet daran, doch hat der Homepod als Highend-Lautsprecher für Apple Music sein Alleinstellungsmerkmal verloren.
Seit diesem Jahr lässt Apple seinen Streamingdienst auch auf den Echo-Geräten von Amazon laufen, was Musikenthusiasten aber bislang kaum erfreuen konnte. Denn Amazons Lautsprecher haben sich mit der Zeit in der Qualität stets verbessert, blieben aber deutlich hinter anderen zurück. Lösen ließ sich das Klangproblem bisher nur mit einer Dopplung: Etwa einen Echo Dot als Echo-Gerät irgendwo zentral aufgehängt und mittels Bluetooth mit einem höherwertigen Lautsprecher verbunden – naja. Die Alexa-fähigen WLAN-Speaker etwa von Riva Audio kann man immerhin per Airplay vom iPhone oder iPad aus ansteuern, Amazon Music spielen sie auch ab, aber eben immer noch nicht direkt und auf Sprachbefehl an Alexa Apple Music – wann das kommen wird, hat uns Amazon bisher nicht verraten.
Der Look
Mit dem Echo Studio betritt nun aber ein neuer Player die Bühne, der dem Homepod auf vielerlei Weise den Rang ablaufen möchte – und auch durchaus in der Lage dazu ist. Wie der Homepod setzt der zylinderförmige Echo Studio auf mehrere Tweeter und einen kräftigen Subwoofer und orientiert sich mit seinen Mikrofonen im Raum, um die Soundausgabe optimal anpassen zu können. Anders als Apples Lautsprecher hat er aber keine Rotationssymmetrie, sondern eine eindeutige Ausrichtung. Ein Hochtöner strahlt im Hochtonbereich nach vorne, je zwei Mitteltöner zu den Seiten und der Subwoofer nach unten – das Gehäuse bietet am Schallaustritt zwei breite Schlitze vorne und hinten. Hinzu kommen noch zwei Mitteltöner, die Schall nach oben abgeben, damit dieser an der Decke reflektiert wird. Das soll besondere Effekte haben, zu denen wir später kommen.
Echo Studio bei Amazon (199 Euro)
Insgesamt kommt der Echo Studio deutlich wuchtiger und schwerer daher als der Homepod – 3,5 kg bei 20,6 Zentimetern Höhe und einem Durchmesser von 17,5 cm. Verwechslungsgefahr ist auch anhand der an der oberen Seite angebrachten Knöpfe nicht gegeben – Apple setzt ja auf eine Touchfläche. Noch ein optischer Unterschied: Während Siri mit Lichteffekten in der Mitte der Homepod-Decke spielt, setzt der Echo Studio auf den von den anderen Echo-Geräten bekannten Ring. Dieser leuchtet dann auch rot, wenn man das Mikrofon ausschaltet. Vielleicht hat man ja Angst vor Wanzen – Amazon bietet mittlerweile aber eine Reihe von Sicherheitseinstellungen, aber dann ist auch erst einmal Schluss mit der Sprachsteuerung. Was gar nicht mal so ein großer Verlust ist, wie wir immer wieder feststellen.

©Macwelt
Die Ultra-Auflösung
Die Einrichtung ist gewohnt unkompliziert, der bunte Ring zeigt uns den Fortschritt, wie er uns später die Lautstärke anzeigen wird. Uns interessiert aber nun vor allem der Klang – und hier haben wir die Empfehlung bekommen, das nicht mit hochkomprimierter Musik zu bewerten: Denn wo keine Informationen da sind, kann auch der beste Lautsprecher keinen vernünftigen Sound ausgeben.
Seit kurzem bietet Amazon Music Unlimited gegen Aufpreis auch eine HD-Option : Musik in hoher Auflösung. Die Zeit ist mittlerweile dafür reif, digitale Musik nicht mehr auf MP3 zusammen pressen zu müssen, Speicher ist längst nicht mehr so teuer wie um die Jahrtausendwende, als die 5 GB im iPod sensationell waren. Und selbst in einem Internetneuland wie Deutschland sind die meisten Leitungen schnell genug, damit man 60-Minuten-Alben nicht mehr auf 15 MB zusammen komprimieren muss, sondern ihnen wenigstens die CD-Größe von rund 700 MB belässt (das nennt Amazon HD-Auflösung) oder noch näher an das Original herankommt: Ultra HD. Musik wird für CD-Qualität mit 16 Bit bei einer Samplerate von 44,1 KHz digitalisiert, bei Ultra HD sind es 24 Bit und 192 KHz. Ein 17-Minuten-Song kommt dann auf eine Größe von 300 MB, das ganze Album in der Größenordnung von 1 GB.
Zum Vergleich: Apple setzt für Apple Music auf 256 kbps-AAC, das entspricht etwa CD-Qualität, Tidal setzt in seinem High-End-Stream auf eine Abtastrate von 96 KHz bei 24 Bit Tiefe. Amazon Music Unlimited verspricht also etwas, das Apple so nicht hat und auch sonst kaum einer: Musik in einer derart hohen Auflösung, dass sie verlustfrei ankommt und auch subtile Details hörbar werden. Keine Frage: AAC ist ein guter Codec – und doch hört man auf guten Kopfhörern und Lautsprechern einen Unterschied zu Ultra-HD-Musik. Amazon bietet “Millionen von Songs” in derartiger Qualität, wir haben einige zum Probehören herangezogen – auch schon in anderen Tests .
Der Klang
Im direkten Vergleich mit Ultra-HD und HD hört man auch deutliche Unterschiede zwischen dem für 199 Euro von Amazon angebotenen Echo Studio und dem fast doppelt so teurem Homepod. Nur fällt es schwer, einen der beiden Lautsprecher die besseren Klangeigenschaften zuzuschreiben. Der Echo Studio öffnet den Raum ein wenig mehr, während der Homepod etwas kompakter bleibt. Einerseits hört sich der Sound des Amazon-Lautsprechers etwas klarer an, andererseits klingt der Homepod ein wenig wärmer. Was beiden Systemen gemeinsam ist: So richtig gut finden sie auf gesprochene Anfrage in den diversen Musikbibliotheken nicht das Gewünschte.
So hatte uns Amazon etwa eine spezielle Playlist mit “3D-Sounds” anempfohlen, auf der wir etwa den Song “Starboy” des auch schon bei Apple aufgetretenen Rappers ” The Weeknd ” finden, zusammen mit Daft Punk produziert. Nur weigert sich der Echo Studio hartnäckig, diese Wiedergabeliste auch zu finden, stattdessen spielt er uns Mickey3d aus Apple Music ab: kannten wir noch nicht, haben wir persönlich auch nicht vermisst. Also dann eben vom iPhone aus per Airplay gestreamt, mal auf den einen, mal auf den anderen Lautsprecher. Beide haben ihre eigene Charakteristik – beide wissen zu gefallen. Beide vermessen auch den Raum und stellen den Klang ja nach Standort automatisch ein. Was der Echo Studio dem Homepod aber voraus hat, sind rudimentäre Equalizer-Einstellungen, die man selbst wählen kann, indem man per Sprachbefehl etwa mehr oder weniger Bass fordert.
Der ist ab Werk recht wuchtig, wenn auch nicht ganz so betont wie beim Homepod. Das hört man auch bei anderen Genres als Rap, die etwas weniger Wert auf Bass legen, ohne ihn aber zu vernachlässigen. Der Homepod scheint uns auf der Snaredrum und den Hängetoms des Schlagzeugs von Jeff Porcaro etwas mehr Attack zu vermitteln, also etwas mehr von dem Beat, auf den es bei ” Africa ” ankommt. Johann Sebastian Bach hingegen klingt uns auf dem Echo Studio ein wenig definierter, egal ob nun hinsichtlich Cello oder auf dem Flügel gespielte Goldbergvariationen.
Das System
Bach ist aber ein gutes Beispiel: Solo-Cello oder Flügel klingt auf Lautsprechern wie dem Homepod oder dem Echo Studio am Besten. Zumindest besser als Orchester, Rockband oder Jazz-Combo. Denn der Raumklang, den uns die Zylinder präsentieren, ist eben kein echter. Für ein authentisches Stereoerlebnis, als ob man in der ersten Reihe des Konzerthauses säße oder vor der Bühne in der Olympiahalle stünde, braucht man immer zwei Echoes oder Homepods. Lautsprecher unterschiedlicher Hersteller zu einem Stereopaar zu koppeln, ist dank Airplay 2 zwar möglich, aber reichlich sinnlos. Im Test hatten wir nur einen Echo Studio, immerhin konnten wir erkennen, dass die Kopplung zweier im drahtlosen Netz aufgefundener Lautsprecher kein Problem ist. An der gleichen Stelle in der App finden wir die Möglichkeit, den Fernseher mit dem Echo Studio zu verknüpfen.
Das geht zwar auch vom Apple TV aus mit dem Homepod, ein herkömmlicher Fernseher oder Smart TV beherrscht das nicht. Erfolgreich sind wir mit Hilfe des Fire TV Cube, den wir noch in unser Testszenario eingebunden haben . Dieser benötigt zwar zuvor noch ein Update, was er sich in unserem Fall aber automatisch holt. Dann ist es aber mit wenigen Aktionen in der Alexa-App möglich, Cube und Echo Studio zu einem Heimkino-System zu koppeln.
Hier kommt nun der an die Decke abstrahlende Mitteltöner ins Spiel, denn der ist dazu da, die akustische Atmosphäre zu erzeugen, die Dolby Atmos unterstützt. Doch ist vor allem die Demo betörend, eine etwa zweiminütige Sequenz mit allerlei Naturgeräuschen. Wir werden noch ein wenig weiter in die Tiefen des Angebots von Amazon Prime Video einsteigen, so machen Filme auf alle Fälle mehr Spaß.
Noch mehr Freude hätten wir an dem Feature aber gehabt, wenn denn bereits die TV-App von Apple auf dem Fire TV Cube installiert gewesen wäre, das ist derzeit aber nicht der Fall. Der Echo Studio dient nur dem Streaming-Gerät von Amazon als Audioausgabe und nicht dem Apple TV oder dem Samsung-Smart-TV generell – schade. “For all Mankind” ist auch mit den Lautsprechern des Fernsehapparates ein Vergnügen, besserer Sound hätte aber gewiss nicht geschadet – den Homepod haben wir aus Gründen der Verkabelung aber weit jenseits des Fernsehapparates stehen. Ein direkter Vergleich ist so schlecht möglich.
Die Schwächen
Nach dem Zusammenschluss von Lautsprecher und TV-Gerät haben wir mit einer kleinen Unannehmlichkeit zu kämpfen, denn der Fernseher geht an, sobald wir Musik spielen. Ist sinnvoll, solange wir den Text mitlesen und am Ende auch noch mitsingen wollen, Lyrics in Echtzeit sind bei Amazon aber auch noch nicht weiter verbreitet als bei Apple Music. Und wenn wir Musik hören wollen, hätten wir den Bildschirm gerne dunkel belassen. Beim Filme sehen mit Atmos-Sound steht der Echo Studio dann entweder im Bild – oder der Klang kommt leicht seitlich daher. Aber eigentlich fehlt uns ja ein zweiter Lautsprecher für den Sound, den wir wirklich haben wollen. Das ist aber eine Schwäche, die auch der Homepod hat, zwei Echo Studio kosten dafür auch kaum mehr als ein Homepod. Eine weitere Schwäche ließe sich mit mehr Geduld beheben: Die Sprachsteuerung verspricht derzeit weit mehr, als sie halten kann. Immerhin: Der Echo Studio im Wohnzimmer reagiert auf die in der Küche dem Echo Dot gegebenen Kommandos, führt sie aber dann klugerweise nicht aus, wie etwa einen Timer für den Tee zu stellen.
Das Fazit
Amazon muss mit seiner Hardware keine großen Margen erzielen, sondern positioniert sie als Zugang für sein umfangreiches Medienangebot. So lässt sich ein Preis von 199 Euro recht gut halten und damit eine Klangqualität erreichen, wie wir sie sonst nur von gut doppelt so teuren Lautsprechern kennen. Berücksichtigen muss man aber, dass erst ein Paar von Echo Studio richtig Sinn ergibt und für den Einsatz als Dolby-Atmos-Lautsprecher für das Heimkino man auch noch einen Fire TV Cube benötigt, der nochmal 200 Euro kostet – und schon ist man so im Amazon-Ökosystem gefangen, wie man es sonst nur von Apple kannte.
Wenigstens sind die Grenzen zwischen den Welten durchlässig geworden, Apple Music ist schon auf dem Echo Studio angekommen, für Apple TV+ ist das wohl nur noch eine Frage der Zeit. Amazon und Apple sind einerseits Partner und andererseits Konkurrenten. Vor allem für den Homepod aber ist die Ankunft des Echo Studio keine so gute Nachricht, denn er verliert immer mehr seiner Alleinstellungsmerkmale.