In früheren Zeiten war es noch üblich, dass Firmen ihre Support-Mitarbeiter zu Kunden schickten, oder dass man PC-Probleme des Kollegen vor Ort löste. Probleme werden aber nicht nur im Home-Offe immer öfter per Remote-Software gelöst, so spart sich die Firma viele Kosten. In Angesicht von Home Office und Corona haben Remote-Lösungen weiter an Popularität gewonnen. Remote-Lösungen wie Teamviewer und Anydesk eignen sich aber bei Weitem nicht nur für IT-Supporter. Will man das Software-Problem eine Familienmitglieds oder Kollegen lösen, ist eine Fernwartungssoftware ebenfalls äußerst nützlich. Auch die Verbindung vom Mac zum PC oder iPad zum Linux-Rechner ist nämlich kein Problem.
Tipp: Dateiverwaltung mit iMazing – die Alternative zu iTunes
Für den Zugriff auf das eigene System bot Apple bisher dazu ein eigenes System namens “Back to My Mac” bzw. “Zugang zu meinem Mac”. Leider hat Apple aber den Dienst schon lange eingestellt .
Als Alternative empfiehlt Apple seine kostenpflichtige Lösung Remote Desktop, allerdings ist diese 90 Euro teure Lösung auf Systemadministratoren zugeschnitten. Es gibt aber zahllose andere Fernsteuerungslösungen wie Team Viewer, Splash Desktop und einige Open-Source-Lösungen. Für den Mac gibt es integrierte Lösungen, für den plattformübergreifenden Zugriff interessante Alternativen von Drittanbietern. Letztere eignen sich nicht nur für Einzelanwender, sondern auch für Firmen. Wir zeigen einige der Möglichkeiten für Mac und iOS.
Installiert man eine der Lösungen auf seinem iPad oder iPhone, ermöglichen die Apps außerdem die Nutzung von Desktop-Programmen oder die Nutzung von Mediendateien, Teamviewer bietet sogar den Zugriff auf ein iOS-Gerät, wenn auch mit Einschränkungen.
Apple Bildschirmfreigabe: Vorinstalliert und kostenlos
Unter der Systemeinstellung „Freigaben“ gibt es bei allen neueren Mac-Versionen den nützlichen Eintrag „Bildschirmfreigabe“. Ist diese Option bei einem Rechner im gleichen Netz aktiv, kann man sich sehr einfach mit diesem entfernten Mac verbinden. Will man auf den betreffenden Mac zugreifen, öffnet man ein Finder-Fenster und sieht im Eintrag „Netzwerk“ bzw. “Orte” den anzusteuernden Mac. Klick man einmal auf den Mac, sieht man oben rechts im Finder-Fenster nun die Taste „Bildschirmfreigabe“.
Das gleichnamige Dienstprogramm kann den Rechner alternativ per Eingabe von Hostname oder Apple-ID aufrufen, die Bedienung ist einfach und selbsterklärend. Bei guter Netzanbindung kann man den Rechner bequem bedienen, per Drag-and-Drop oder Zwischenablage tauscht man Daten mit dem entfernten Rechner aus.

Was viele nicht wissen: Hat ein Kollege oder Familienmitglied gerade ein Mac-Problem, kann man auch über das Chat-Programm Nachrichten den entfernten Zugriff starten. So kann man über den Button “Details” um Bildschirmzugriff einen Chat-Partner um Zugriff auf den Mac bitten. Eine Verbindung mit einem Windows-Rechner ist allerdings nicht möglich und die Fernsteuerung eines Macs per iPad oder iPhone ist ebenfalls nicht vorgesehen. Will man nur den Bildschirm freigeben, eignet sich aber sogar Zoom.

Für den Zugriff per Internet sind nach unserer Erfahrung aber Lösungen wie Team Viewer zuverlässiger und einfacher zu konfigurieren. Außerdem funktionieren sie plattformübergreifend und oft auch vom iPad.
Team Viewer: Spezialist für den IT-Support
Aus dem deutschen IT-Alltag ist Team Viewer kaum noch wegzudenken, die meisten Support-Mitarbeiter nutzen die komfortable aber teure Lösung. Vor allem für den Telefon-Support ist die einfache Installation und Bedienung der Client-Software ideal: Der Anwender mit Problemen muss nur das Client-Programm laden und starten, im Startfenster erhält er ID-Nummer und Kennwort angezeigt. Gibt er die ID und Kennwort weiter, kann sich der Support-Mitarbeiter sofort verbinden. Zusatzfunktionen wie Chat und Video-Chat sind ebenfalls auf diese Aufgabe abgestellt. Ein Grund für die weite Verbreitung: Privatanwender können die Software kostenlos nutzen, die Zahl der Zugriffe auf entfernte Rechner ist aber begrenzt.

Vergleichsweise teuer ist die Firmen-Version, für die kommerzielle Nutzung beginnt die Gebühr bei 60 Euro pro Monat und Nutzer. Auch eine iOS- und Android-App sind verfügbar, über die man per Smartphone oder Tablet auf Desktop-Rechner zugreifen kann – für den Support oder die Nutzung einer Desktop-Anwendung. Wie bei den anderen Lösungen von Drittherstellern kommt bei Team Viewer statt dem Protokoll VNC ein eigenes Protokoll zum Einsatz, dass die übertragenen Daten komprimiert. Die Installation ist bei einem aktuellen Mac etwas komplizierter geworden, der Nutzer muss die Steuerung des Macs erst über die Systemeinstellung “Sicherheit” erlauben.
Eingeschränkt erhält man sogar Zugriff auf ein iOS-Gerät: Installiert man die Teamviewer-App Quick Support auf iPad oder iPhone, kann man ab iOS 11 seinen iOS-Bildschirm freigeben. Der entfernte Support-Mitarbeiter kann das iOS-Gerät dann zwar nicht steuern, sieht aber den Bildschirm. Man kann ihm so etwa ein Problem zeigen. Darüber hinaus geht die kommende Mobillösung Teamviewer Pilot, bei der ein Kunde mit Smartphone dem Helfer Zugriff auf seine Smartphone-Kamera erlaubt um ein komplexeres Problem zu lösen. Zugriff auf ein Android-Handy ist per Quick Support-App übrigens ebenfalls möglich.

Splashtop: Ausgereifte Lösung für Firma und Privat
Splashtop Personal ist für Privatanwender ebenfalls kostenlos nutzbar, allerdings ist dann die Verwendung auf das Heimnetz begrenzt. Der sogenannte Streamer, der auf dem entfernten Mac laufen muss, ist für Macs ab OS 10.7 verfügbar, die Nutzung setzt ein kostenloses Online-Konto voraus. Ein Fernzugriff – etwa unterwegs vom iPhone – ist erst nach Zahlung einer zusätzlichen Gebühr in Höhe von 12 pro Jahr möglich (im ersten Jahr, dann wird es teurer). Aber auch hier ist man auf private Nutzung begrenzt, die Firmenlizenz ist deutlich teurer und kostet 7,50 Euro pro Monat.
Eine Stärke der ausgereiften und weit verbreiteten Lösung ist die erstklassige Performance. Ein von uns testweise in einem lokalen WLAN-Netz abgespieltes HD-Video läuft ein wenig ruckelig, ist aber weit besser nutzbar als mit Apples Bildschirmfreigabe.
Es gibt noch einige weitere Speziallösungen: Speziell für IT-Supporter gibt es die Lösung SOS (ab 169 Euro pro Jahr). Eher an Bildungseinrichtungen richtet sich die Lösung Mirroring 360 von der gleichen Firma. Diese Lösung ist speziell für Präsentationen und Unterricht in Schulen und Firmen gedacht und kostet ab 30 Dollar pro Jahr.

AnyDesk: Alternative zu Team Viewer
Seit 2014 gibt es die deutsche Lösung AnyDesk aus Stuttgart – für Privatanwender ebenfalls kostenlos. Die Besonderheit von Any Desk ist laut Hersteller eine besonders gute Performance, die das flüssige Bedienen von Programmen wie CAD- oder Videoeditoren ermöglichen soll – eine Aufgabe, an der die meisten Fernsteuerungslösungen dann doch scheitern. Die Remote-Lösung verwendet dazu unter anderem eine besonders schnelle Videokompression mit dem eigenen Video-Codec DeskRT. Nach eigenen Messungen erreicht die Lösung bis zu dreimal höhere Frameraten als der Konkurrent Teamviewer und sei auch RDP oder Splashtop deutlich überlegen. In unseren Tests macht die Lösung einen sehr performanten Eindruck.
Die iOS-App ist kostenlos. Für eine Verbindungsaufnahme muss man den Gerätenamen des entfernten Macs eingeben, die anderen Hersteller bieten da elegantere Lösungen wie einen zentralen Webdienst. Unter den verstärkten Sicherheitseinstellungen von macOS 10.14 muss der Anwender aber auch hier erst per Systemeinstellung “Sicherheit” den Zugriff freigeben.
Eine iOS-Version ist verfügbar, kommerzielle Nutzung kostet mit der Essentials-Version ab 10 Euro pro Monat. Die Performance-Version kostet das Doppelte, dafür gibt es aber auch Funktionen für Fortgeschrittene wie Wake-on-LAN und Aufzeichnung der Sitzungen. Die Fernsteuerung von Android-Geräten ist ebenfalls möglich.

PC Visit
Neben Teamviewer und Anydesk wird die Lösung PC Visit aus Dresden immer wieder empfohlen. Auch bei PC Visit sind vorrangig Firmenkunden die Zielgruppe, ein Profi-Account kostet ab 175 Euro (ohne MwST.) Unbegrenzte Firmenwartungen und Remote-Hosts sind enthalten, geboten werden 2FA, Wake on LAN und und die Firma verspricht guten (deuschsprachigen) Support. Es gibt auch eine “Free”-Version, hier sind aber nur 5 Fernwartungen pro Monat und ein Remote-Host möglich und der Funktionsumfang ist spartanisch. Ab 99 Euro pro Jahr kostet die Fernwartung ohne solche Einschränkungen.
Mit der neuen Variante Remote2Office hat das deutsche Unternehmen auch die Home Office-Nutzer im Blick. Der Dienst soll den Angestellten eine Alternative zu VPN bieten und ermöglicht den einfachen Zugriff auf dessen Büro-Rechner von Zuhause. Eine iOS-Version ist nicht verfügbar, es gibt aber eine mobile Web-App. Bei der Installation der Supporter-Version unter macOS 12 stellten wir allerdings einen Fehler fest: Der Installer behauptet, die Installation sei fehlgeschlagen, die App wird aber installiert. Bei der Endnutzer-Version gab es keine Probleme.

Parallels Access: Mac vom iOS-Gerät aus steuern
Der Fokus von Parallels Access ist eigentlich weniger der Support, als der entfernte Zugriff auf einen Mac: Verwendet man sein iPad beruflich, stößt man öfter an die Grenzen des iOS-Systems. In solchen Fällen soll Parallels Access weiterhelfen, das vom iPad oder iPhone den Zugriff auf Mac und PC ermöglicht – auch per Webbrowser. Im App Store gibt es dutzende Lösungen dafür, auch die bereits vorgestellten Lösungen eignen sich hervorragend. Besonderheit von Parallels Access ist aber ein Webdienst und eine Mac-Software, welche die Verbindungsaufnahme erleichtert – und ein exzellenter Funktionsumfang. Die komfortable und zuverlässige Lösung von Parallels eignet sich auch für Firmenanwender, pro Jahr Nutzung kostet sie den Einzelnutzer ab 18 Euro. Auch Android wird unterstützt.
Parallels Access gehört zu den schnellsten Lösungen, die wir für diese Aufgabe kennen. In unseren Tests greifen wir problemlos von einem iPad Pro auf einen entfernen Mac zu und können fast wie an einem Desktop Excel, Photoshop und Word verwenden. Das Abspielen von HD-Videos ist in einem WLAN-Netz ebenfalls möglich. Ein Fernzugriff ist von PC und Mac gleichermaßen über einen beliebigen HTML5-Browser zu bewerkstelligen – beispielsweise um an einem fremden Rechner auf seinen Arbeitsrechner zuzugreifen. Man meldet sich dazu über seinen Parallels-Account an und kommt ohne Software-Installation auf seinen Rechner. Das funktioniert sehr gut, beim Zugriff per App stehen aber etwas mehr Funktionen zur Verfügung. Eine eigene Programmübersicht und eine ausgereifte Dateiverwaltung hat die iOS-App ebenfalls zu bieten. Das Freigeben von Dateien ist außerdem möglich, ebenso das Einbinden von Cloud-Diensten. Ein Übertragen der Zwischenablage zwischen Mac und iPad wird dagegen nicht unterstützt. Ab Version 6 gibt es außerdem einen neue Remote-Hilfe: Man kann einem Anwender einen speziellen Link zuschicken, der Zugriff auf dessen Mac oder PC ermöglicht.

Microsoft Remote Desktop: PC vom Mac aus steuern
Was man oft neben Teamviewer und Screensharing übersieht: Sowohl für iOS und Mac gibt es Microsofts Fernzugriffs-Lösung Microsoft Remote Desktop . Die Lösung ist unscheinbar, arbeitet aber stabil und zuverlässig. Man kann damit allerdings nur auf Windows-Rechner zugreifen, nicht auf Mac-Clients. Bei älteren Home-Versionen von Windows steht Remote Desktop außerdem nicht zur Verfügung, nur bei den Firmenversionen Windows Professional, Enterprise und Windows Server. Verfügbar ist die Mac-App über den Mac App Store.

LogMeIN
Schon vor 17 Jahren wurde das Unternehmen LogMeIn gegründet, das vor allem in den USA bekannt ist und zahlreiche Lösungen bietet: Mit LogMeIn Rescue gibt es etwa eine Speziallösung für den IT-Supporter und Helpdesk, GotoMeeting ist eine Speziallösung für Videokonferenzen, für die Einzelanwender ist die Lösung Pro gedacht. Eine kostenlose Version ist nicht mehr verfügbar, die Remotesoftware der Firma Pro by LogMeIN kostet jetzt ab 350 Dollar pro Jahr – 1TB Speicher und eine Vollversion der Passwortverwaltungssoftware Last Pass sind enthalten. Geboten werden dafür auch fortgeschrittene Funktionen wie Drucken per Fernzugriff und die Anzeige mehrere Monitore. Versionen für Android und iOS sind ebenfalls zu haben.

Apple Remote Desktop: Für Systemadministratoren
Apples 90 Euro teure App ARD wirkt auf den ersten Blick wie eine simple Fernsteuerungslösung, kann man damit doch bequem den Bildschirm eines entfernten Macs aufrufen. Gedacht ist das Programm aber vor allem für Admins, die Dutzende an Firmen-Macs verwalten. Die Stärke sind die vielen integrierten Verwaltungsfunktionen: Man kann mit ARD Apps auf dutzenden Mac installieren, nicht erreichbare Rechner werden auf Wunsch später aktualisiert. Um bei sensiblen Aktionen dem Anwender nicht zu viel zu zeigen, gibt es sogar einen „Vorhang-Modus“. Für die Verwaltung des Mac-Bestandes bietet ARD Asset-Management-Funktionen, die neben der Hardware- und Software-Ausstattung sogar die Software-Nutzung auswerten können. Automatisierung von Aufgaben ist mit Automator möglich, Unix-Skripte lassen sich ebenfalls einsetzen. Zugriff auf PCs und Linux-Rechner ist mittels VNC-Protokoll möglich und es gibt keine iOS-Version.
Apple aktualisiert die App regelmäßig, allerdings wurde die App zuletzt 2017 grundlegend erneuert, hier bekam die App etwa Touchbar-Unterstützung, einen Hilfs-Zeiger für Markierungen, verbesserte Sicherheit und Kompatibilitätsmodus für Clients ab OS X 10.8 bis OS X 10.10.

NoMachine: Open Source
Die Lösung NoMachine oder NX war früher nur in Linux-Kreisen bekannt und nutzt ein proprietäres eigenes Protokoll. Längst gibt es aber auch Clients für Windows, Mac, iOS und Android, wenn auch offensichtlich der Schwerpunkt der Entwickler auf der Linux-Plattform liegt. Interessant ist die kostenlos nutzbare Lösung eher für erfahrene Anwender oder Firmen, die Bedienung und Konfiguration ist deutlich weniger komfortabel als bei der Konkurrenz. Auch die Bewertungen der iOS-App im App Store sind eher mittelmäßig.
Geboten werden aber guter Funktionsumfang und hohes Tempo. Für Unternehmens-Kunden gibt es Support und ab 3500 Dollar pro Jahr eine Server-Lizenz. Unter macOS 12 gibt es allerdings Probleme mit dem Ton.

Jump Desktop: Guter VNC-Client
Jump Desktop ist weniger eine Komplettlösung als ein erstklassiger und ausgereifter Remote-Client. Unterstützt werden die beiden von Apple und Microsoft bereitgestellten Standardprotokolle VNC und RDP, mit dem neuen eigenen Protokoll “Fluid” erzielt die Software aber bessere Bildqualität und Performance als Apples Screensharing-Funktionen. Es gibt keinen Windows-Client, der Zugriff ist aber über VNC oder RDP möglich. Zu bieten hat die App gute Verschlüsselung und guten Funktionsumfang. So kann man automatisch bei Steuerung eines Windows-Rechners Mac-Tastenbefehle nutzen. Die Mac-App kostet 35 Euro, Versionen für iOS und Android sind verfügbar. Zusätzlich gibt es auch eine neue Lösung für Teams.
