Es wäre eine Sensation: Wie Jon Henshaw von Coywolf behauptet, könnte Apple an einer eigenen Suchmaschine arbeiten. Bisher ist auf jedem iPhone und Mac die Suchmaschine von Google voreingestellt, was sich bei einer eigenen Suchmaschine wohl ändern würde. Das Gerücht ist nicht neu, die Anzeichen sind aber zahlreich und Apple hätte dafür einige gute Gründe.
Die Finanzen und Ressourcen für eine solche Aktion stünden Apple problemlos zur Verfügung, wenn auch die Wahl einer anderen Suchmaschine für Cupertino teuer wäre. Google zahlt nach Schätzungen von Bernstein etwa drei Milliarden US-Dollar pro Jahr an Apple, damit seine Suchmaschine als Standard auf allen iPhones voreingestellt ist. So ist den Marktwächtern in UK und auch der EU der Suchmaschinen-Deal zwischen Google und Apple schon länger ein Dorn im Auge. Es fällt aber auf, dass Apple zuletzt viele Stellenausschreibungen für Spezialisten für Suchmaschinen ausgeschrieben hat. Gesucht werden dabei Fachleute in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und NLP. Um eine Suchmaschine muss es dabei nach unserer Meinung aber nicht zwangsläufig gehen, steckt Apple doch sehr viel Ressourcen in die Weiterentwicklung von Siri und Spotlight.
Anders als Henshaw schreibt, ist es aktuell bereits länger so, dass man bei einer Web-Suche mit Spotlight nicht mehr Google abfragt. Die unter iOS 13 unter „Siri Website-Vorschläge“ aufgelisteten Web-Treffer stammen laut Apple von Apples eigener Suchmaschine. Diese nutzt als Webcrawler den sogenannten Applebot, der schon 2014 erstmals aufgetaucht ist ( wir berichteten ) – Theorien über eine Suchmaschine von Apple gibt es seitdem immer wieder.
Was ebenfalls für eine eigene Suchmaschine spricht: Ab iOS 14 bietet Spotlight eine neue Suche, die Internetabfragen selbst durchführt und Webseiten direkt aufruft – ohne die Google Suchmaschine. Wie Henshaw in einem früheren Artikel anmerkte, praktiziert Microsoft dies schließlich schon länger. Startet man über die Suchfunktion von Windows eine Suchanfrage, wird die firmeneigene Suchmaschine Bing befragt. Das hat trotz der Marktmacht von Microsoft Google zwar wenig geschadet, sollten aber plötzlich iPhone-Suchanfragen nicht mehr über Google erfolgen, könnte dies für den Werbekonzern Google ein echtes Problem werden. Sind doch die iPhone-Nutzer – besonders in den USA – eine viel zu wichtige Zielgruppe.
Es gibt aber noch weitere Hinweise: Der Blogger Henshaw bemerkte zuletzt eine Zunahme an Besuchen durch die Apple-Suchmaschine. Laut Weblogs wird sein Blog seit Kurzem täglich von Applebot „gelesen“, vorher nur gelegentlich. Nicht zuletzt hat Apple kürzlich seine Infoseite über den Applebot aktualisiert: Ruft man die von Crawler angegebene Homepage auf, erfährt man nun erstmals, wie Apple ein Ranking der Suchergebnisse vornimmt – etwa durch die Qualität der Links auf diese Seite und Relevanz der Inhalte.
Eine völlig andere Frage wäre aber, ob Apple dann auch in der Mobilversion von Safari eine andere Suchmaschine als Google anbieten wird. Hier kann man zwar schon über die Einstellungen von Safari statt Google Bing, Yahoo oder Duckduckgo wählen. Das machen aber wohl nur wenige, wenn Google schon voreingestellt ist. Eine Änderung gäbe es wohl erst, wenn der Anwender beim ersten Start wählen müsste.
Unsere Meinung:
Eine eigene Suchmaschine von Apple ist nur folgerichtig. Die Kritik der EU am Suchmaschinen-Deal zwischen Google und Apple ist ja nicht aus der Luft gegriffen. Apple hat versprochen, die Privatsphäre der Nutzer zu schützen und Ihnen volle Kontrolle über ihre Daten zu ermöglichen. Ein Suchmaschinenkonzern wie Google, der als Werbekonzern von den Daten seiner Kunden lebt, ist da eine Schwachstelle für das ganze Privacy-Konzept. Nebenbei ist Google mit Android der größte Konkurrent von Apples Mobilsystem. Bei Siri-Suchanfragen kommt Apples Suchmaschine bereits zum Einsatz, spannend wird es aber erst, wenn dies auch für Safari möglich ist.