Der Wearables-Martk hat sich 2019 konsolidiert: Google hat zwei Smartwatch-Hersteller aufgekauft, Fitbit und die Smartwatchsparte von Fossil. Umso erfreulicher ist es, dass auch abseits von Google Hardware-Hersteller smarte Uhren anbieten. Wir haben in den letzten beiden Wochen die Samsung Galaxy Watch Active 2 ausprobiert, diese funktioniert auch mit einem iPhone ab iOS 9. Alles, was man noch braucht, sind zwei Apps des Herstellers aus dem App Store, aber dazu später mehr.
Hardware
Active 2 hat Samsung mit einem Akku von 274 mAh Ladung (in der 40-mm-Variante) ausgestattet, im Zusammenspiel mit dem Exynos 9110 bringt das nach der Hersteller-Angaben rund 60 Stunden Akkulaufzeit. Ganz so lang hat unsere Uhr im Testzeitraum nicht ausgehalten, aber anderthalb Tage nach der Aufladung unter normaler Nutzung und einer Trainings-Einheit waren schon drin. Anders als bei der Apple Watch lassen sich bei der Samsung-Smartwatch weitere Hardware-Angaben leicht herausfinden: Der Prozessor ist mit zwei Kernen ausgestattet und auf 1,15 GHz getaktet, auf allen Varianten der Uhr sind 4 GB Speicherplatz verfügbar. Das Aluminium-Modell bringt 750 MB Arbeitsspeicher, das Modell aus Edelstahl – 1,5 GB RAM. Die Displays der beiden Größen haben interessanterweise die gleiche Auflösung: 360 × 360 Pixel. Im Inneren ist bereits ein Bluetooth-5-Modul eingebaut, das ist bei der Konkurrenz keine Selbstverständlichkeit, Fossil Gen 5 setzt beispielsweise noch auf Bluetooth 4.2. Als wir in den Einstellungen der Uhr auf der Smartwatch selber und in der App gestöbert hatten, hatten wir eine Option entdeckt, die wir für eine Variante von Always-On der Apple Watch Series 5 gehalten hatten. “Uhr immer ein: Ein” hatten wir sofort aktiviert, doch das Display schaltete sich nach ein paar Minuten wieder aus. Eine LTE-Antenne ist nur bei der Edelstahl-Variante mit dabei.
Anders als bei der Apple Watch setzt Samsung bei seiner Uhr auf rundes, so bietet sich die digitale Lünette als zusätzliches Bedienelement der Uhr an. Dafür fehlt eine digitale Krone, Samsung Galaxy Watch Active 2 hat zwei einfache Knöpfe: Ein- und Aus-Taste unten und die Zurück-Taste etwas weiter oben. Fast schon selbstverständlich ist ein Herzfrequenzsensor auf der unteren Seite der Uhr.
Einrichtung
Wer einen Fitness-Tracker oder eine Smartwatch eingerichtet hat, wird sich auch bei der Active 2 von Samsung schnell zurechtfinden. Etwas irritiert hatten wir gleich alle Knöpfe an der Seite ausprobiert: Die Uhr kam bei uns ausgeschaltet an und musste noch eingeschaltet werden. Samsung setzt bei seinen Smartwatches nicht auf WearOS von Google, sondern auf Tizen (4). So muss man im App Store nicht nach den üblichen Verdächtigen von Google suchen, sondern die Apps des Herstellers laden: Für die Einrichtung und Verwaltung der Uhr ist die App ” Samsung Galaxy Watch ” zuständig. Darüber erfolgt auch die erste Koppelung mit dem iPhone. Ist die App gestartet, leitet sie den Nutzer fast schon selbsterklärend durch das Kopplungsprozedere weiter. Darüber hinaus kann man dort den Akku schnell prüfen und die üblichen Einstellungen wie Dispaly-Anzeige, Steuerung der Apps auf der Uhr etc. Erst einige Tage später haben wir noch im App Store ” Samsung Health ” aufgestöbert, diese App ist in der Kurzanleitung nicht erwähnt, ist aber für sämtliche Gesundheits- und Fitness-Daten zuständig.
Benachrichtigungen
Eine Smartwatch heißt deswegen so, weil sie neben den üblichen Fitness-Aufgaben noch das Ausführen weiterer Apps sowie die Darstellung von Benachrichtigungen übernimmt. In der App selbst gibt es keine granulare Steuerung der Mitteilungen, die kann man entweder alle erlauben oder sperren, auf der Uhr dagegen, wenn eine Benachrichtigung ankommt, kann man über die Schaltfläche “Mehr” diese deaktivieren. Ansonsten haben wir alle Benachrichtigungen erhalten, die das iPhone geschickt hat. Etwas befremdlich war es, eine Nachricht von Siri Shortcuts oder Apple Pay zu erhalten. Dass sich Siri Shortcuts nicht auf einer Galaxy-Smartwatch steuern lassen, ist ja selbstverständlich, etwas schade finden wir, dass andere Mitteilungen, beispielsweise von Whatsapp ebenfalls nicht interaktiv sind, heißt, die kann man lesen, aber nicht beantworten.
Active 2 als Fitness-Tracker
Schwimmen, Laufen, Radfahren, Krafttraining – das alles lässt sich per Active 2 aufzeichnen und auswerten. Gehen Outdoor hat die Uhr öfter und genauer erkannt als die Apple Watch, diese hat sich dagegen beim Crosstrainer revanchiert, diese Sportart konnte die Active 2 dann nicht so richtig erkennen. Wir haben die beiden Smartwatches zweimal bis dreimal die Woche bei einem gemischten Training eingesetzt, erfahrungsgemäß haben die meisten Tracker mit Krafttraining die meisten Probleme, lässt sich diese Art nur schwer mit Algorithmen erfassen. In der Praxis waren die beiden Smartwatches bei der Pulsmessung gar nicht weit auseinander: Bei dem gleichen aufgezeichneten Training hat uns die Apple Watch einen Durchschnitt-Puls von 131 BPM bezeugt, die Active 2 – 140 BPM. Bei den Gesamtkalorien waren sich die beiden Uhren einverstanden: In knapp einer Stunde haben wir 273cal verbrannt. Den Rest der Gesundheits-Optionen kennt man: Die Uhr trackt die Schritte und jubelt einen am Abend an, wenn eine bestimmte Zahl erreicht wurde. Nach Wunsch kann man eigen Mahlzeiten hinzufügen, hat man eine smarte Waage, kann man damit das Gewicht synchronisieren. Lässt man die Active 2 in der Nacht an, die Akkulaufzeiten erlauben dies ab und an, kann die Uhr den Schlaf überwachen und anzeigen, wie tief und lang man geschlafen hat.
An der Stelle möchten wir aber vor einer Funktion der “Samsung Health” warnen: In den Einstellungen lässt sich die Touch ID oder Face ID des iPhones aktivieren, die App startet nur nach der Verifizierung. Die Touch ID haben wir aktivieren, nach ein paar Tagen wollte die App den Fingerabdruck nicht annehmen, obwohl alle anderen Anwendungen auf dem gleichen iPhone die Touch ID anstandslos angenommen hatten. Wir mussten in den sauren Apfel beißen und die App löschen und erneut installieren. Da wir die Uhr noch nicht so lang genutzt hatten, hatte sie die vergangenen Fitness-Daten wohl noch auf eigenem Speicher vorgehalten, diese waren nach kurzer Zeit wieder mit der App synchronisiert.
Ausfälle
Was uns im Alltag noch aufgefallen war: Die Uhr hat offenbar noch Probleme, sich erneut mit dem iPhone zu verbinden. Unsere Büroräume sind über mehrere Flurgänge verteilt, so trennt sich das iPhone auf dem Schreibtisch und die Uhr am Handgelenk mehrere Male am Tag: Termine bei Kollegen, Kantinenbesuch, der Gang in die Kaffeeküche. An ein paar Abenden ist uns aufgefallen, dass die Active 2 im Stand-Alone-Modus war und sich mit dem iPhone erst per App koppeln ließ. Dies war wohl öfter der Fall, sobald die Bluetooth-Verbindung zwischen den beiden Geräten getrennt war. Die Zurückkopplung hat nicht immer automatisch funktioniert. Dies bedeutete auch, dass keine Benachrichtigungen ankamen. Den Grund haben wir bis heute nicht herausgefunden.
Fazit
Samsung Galaxy Watch Active 2 ist sicherlich eine interessante Alternative zur Apple Watch. Diese kostet beim Hersteller ab rund 300 Euro, die Straßenpreise sind noch um ein paar Euro niedriger. Vor allem die Akkulaufzeiten sind positiv anzumerken, vor allem wenn man bedenkt, dass die Uhr mit einem vollwertigen farbigen OLED-Display betrieben wird. Den Spaß an der Uhr trübt nur immer wieder getrennte Verbindung zum iPhone. Dann bleibt die Smartwatch stumm und stellt keine Benachrichtigungen zu. Schade…