Manchmal ist es wie verhext: Trotz einer Internetanbindung, mit der man früher eine ganze Hochschule angebunden hätte, gibt es Ärger mit der TV-Übertragung – der sonntägliche Tatort hat alle paar Sekunden einen Aussetzer, das Fußballspiel wird beim Höhepunkt plötzlich zur Klötzchengrafik. Alle Abspielgeräte wie iPhone, iPad und Apple TV sind völlig in Ordnung und haben sonst nie Probleme. Auch beim Surfen gibt es nicht kleinsten geringsten Verzögerungen – nur beim Live-Streaming per ARD, ZDF aber auch Netflix treten manchmal Probleme auf. Was tun? Meist will man ja gleich während der Sendung ein wenig herumdoktern, oft sind es aber komplexe und nicht so schnell zu lösende technische Probleme die Ursache. Wir haben unsere Tipps deshalb in „Erste Hilfe“ und „Vorsorge“ aufgeteilt – für den Tag nach dem Spiel.
Erste Hilfe: Wie rette ich den TV-Abend?
Vorsorge-Tipps für besseres Streaming

“Erste Hilfe”: Wie rette ich den TV-Abend?
1: Internet-Anschluss prüfen
Als ersten Schritt sollte man die Verbindungsqualität prüfen, besser mit einem anderen Gerät wie einem iPhone oder iPad. Faustregel: Wenn sich nicht einmal die Google-Seite lädt, gibt es ein ernstes Problem mit dem Internet-Anschluss – und dann kann man erst einmal wenig tun. In den meisten Fällen funktioniert das Internet ja kurz darauf wieder perfekt. Ist alles in Ordnung, muss man aber eine andere Ursache finden.
1a: WLAN prüfen
Gibt es keine Internetprobleme, ist es oft das WLAN, das Ärger verursacht. Bei einem iPhone oder iPad sollte man dann kurz den Flugzeug-Modus deaktivieren und wieder aktivieren. Die Verbindung zum drahtlosen Heim wird dadurch neu aufgebaut – und die Verbindung ist dann oft stabiler – und somit auch die Streaming-Verbindung. Bei einem Apple TV gibt keinen Flugzeug-Modus, wir empfehlen gleich einen Neustart über “Einstellungen > System > Neustart”.
2: Abspiel-App neu starten
Alternativ kann man Safari oder ein anderes Abspiel-Programm beenden, neu starten und die Streaming-Seite neu aufrufen. Manchmal hat eine offene Seite im Hintergrund Probleme verursacht oder der Streamingserver des Senders hatte ein Problem. Das Beenden des Abspiel-Programms ist bei iPhone und iPad identisch: Man ruft den Programmwechsler auf und zieht in der Übersicht die App nach oben. Dann startet man Safari neu. Ähnlich funktioniert dies auch bei einem Apple TV: Man öffnet mit einem doppelten Tippen der Home-Taste den Programmwechsler, mit einer Streichbewegung nach oben beendet man das Programm. (Bei einem alten Modell funktioniert dies allerdings meist recht zäh).
3: Schon versucht, das Gerät neu zu starten?
Viele können diesen Tipp zwar schon nicht mehr hören, bei Problemen mit Live-Streams gibt es aber meist keine effektivere Lösung: Soll der Stream auf einem alten iPhone oder alten Apple TV laufen, sorgt oft ein Neustart des Gerätes dafür, dass er plötzlich wieder problemlos läuft. Wird doch nicht nur die Verbindung neu aufgebaut, sondern auch das System frisch geladen.
4: Vielleicht den Router neu starten?
Ein Router ist meist mit einem lahmen Prozessor und wenig Arbeitsspeicher ausgestattet, muss aber oft mehrere Geräte gleichzeitig verwalten und viele andere Aufgaben erfüllen – er wird mit den Monaten ohne Neustart eventuell immer lahmer. Ein Neustart kann da oft flüssigere Verbindungen ermöglichen. Ein ordentlicher Neustart der Routers ist allerdings oft nur über die Weboberfläche möglich, Ungeduldige ziehen vermutlich deshalb meist einfach den Stecker. Damit der Router eine neue Verbindung aufbaut, sollte man dann 20 Sekunden warten, bis man ihn wieder einschaltet. Achtung: Unter Umständen kann der Neustart zu einer längeren Streaming-Pause führen. Bei Nutzung des 5-GHz-Bandes führen manche Router, etwa ältere Fritzbox-Betriebssysteme nach einem Neustart einen 10-Minuten-Test durch – man will so verhindern, dass wichtige Sender gestört werden. Ab Fritz!OS 7 wird dies aber umgangen und man hat schnell wieder Internet.
Die “Nachsorge”: Streaming-Qualität langfristig verbessern
5: Überlasteter Streaming-Server
Keine Lösungsmöglichkeiten hat man, wenn es an den Servern des Anbieters liegt: Treten Ruckeln oder Audio-Probleme nur bei Top-Veranstaltungen wie dem Final-Spiel, dem neuen Sonntags-Tatort oder auch dem Serienfinale von “Game of Thrones” auf – dann waren vermutlich die Server des Anbieters überfordert. Der Unterschied zum alten Fernsehen: Je höher die Zahl der Zugriffe per Web, desto höher sind beim Streaming die Serverlast und die Wahrscheinlichkeit für Probleme. Ein böser Verdacht: Da diese Anforderungen vielleicht nur einige Minuten pro Jahr auftreten, lohnt sich für manche Anbieter die Investition in bessere Server nicht. Eigentlich sollte der Streaming-Server schlechte Empfangsqualität erkennen und automatisch die Sendequalität reduzieren: Statt HD-Auflösung würde man dem Film zumindest in Niedrig-Auflösung folgen können. Am Abspielgerät liegt es meist nicht, dank Hardware-Unterstützung haben auch ältere iPhones wie das iPhone SE wenig Mühe beim Abspielen.
Ein am Sonntag ausgestrahlter Tatort oder ein wichtiges Fußballspiel erzeugen Zugriffszahlen, die weit über dem Durchschnitt liegen – und es ruckelt. Eine Lösung ist zumindest bei Spielfilmen und Serien verfügbar: Statt auf den wohl besonders anfälligen Live-Stream des Senders zuzugreifen, nutzt man eine „Konserve“. Schon wenige Minuten nach Beginn eines „Tatort“ ist dieser nämlich über die Mediathek verfügbar. Fans von Live-Fußball haben diese Möglichkeit natürlich leider nicht.
6: Der Nachbar ist schuld?
Leider ist es oft so, dass diese Probleme immer wieder auftreten – und nicht nur gelegentlich. Will man die Qualität seines WLAN-Netzes verbessern, gibt es eine Unzahl an Möglichkeiten. Wir empfehlen, vorab mit ein paar Tests des Empfangs anzufangen.
Aufschlussreich ist es oft, wenn man die Sendequalität an bestimmten Stellen der Wohnung misst, etwa exakt am Standort der Empfangsgeräte. Dabei helfen Tools wie Netspot oder die App WLAN. Das Tool Netspot ist eher für Profis interessant – man kann mit Hilfe eines Macbooks eine sogenannte Heatmap einer Wohnung erstellen und erfährt zudem, wo Störquellen den Empfang verschlechtern.

Nutzern einer Fritzbox ist die komfortable App Fritz!App WLAN zu empfehlen, mit der man per iPhone oder iPad die Empfangsqualität messen kann. Hier ist es oft überraschend, wie wenige Meter oder eine Wand die Empfangsqualität beeinflussen können.
Wohnt man in einem Mietshaus mit mehreren Parteien, können mehrere Wi-Fi-Netze sich gegenseitig stören – so findet ein kurzer Scan mit der Kanalsuche einer Fritzbox beim Autor immerhin 23 Funknetze der beiden Frequenzbänder 2,4 GHz und 5 GHz. Vor allem das alte Frequenzband mit 2,4 GHz ist noch sehr verbreitet und hat zudem eine sehr hohe Reichweite – was beim Streaming über diesen Kanal zum Problem werden kann. Oft genannter Tipp ist hier die Wahl eines wenig genutzten Kanals – eine Einstellung, die man über die Weboberfläche seines Routers vornehmen kann. Gute Router bieten sogar eine Funktion, automatisch einen wenig genutzten Kanal zu wählen, um Störungen zu verhindern. Allerdings ist dies mittlerweile wohl immer öfter auch den Nachbarn bekannt und deren Fritzbox wechselt ebenfalls regelmäßig den Kanal: Das Ändern des Kanals kann eine Lösung sein, hilft aber manchmal nur wenig.
Eine gute Lösung ist es deshalb, dass man komplett auf das modernere Funknetz 5 GHz setzt und das 2,4-GHz abschaltet. Ersteres ist meist weniger überlaufen und hat genug Reichweite für eine Mehrzimmer-Wohnung.
7: Router als Fehlerquelle
Zu den vielen möglichen Fehlerquellen gehört eine falsche Positionierung des Routers: Steht dieser ungünstig, erreicht er eventuell nicht alle Geräte zuverlässig. Sinnvoll ist es oft, den Router möglichst weit oben im Raum zu positionieren, z.B. auf einem Regal und möglichst zentral in der Wohnung. Die Ausrichtung des Router bringt etwa bei einer Fritzbox übrigens wenig: Der Router verfügt über sogenannten Rundstrahlantennen, das WLAN-Signal wird daher kugelförmig in alle Richtungen abgestrahlt.
8: Repeater oder neuer Router
Es mag einem absurd vorkommen, in einer kleinen Wohnung Repeater zu installieren, manchmal ist dies aber die einfachste Lösung – für gelegentliches Streaming reicht schon ein günstiges Modell, etwa von TP-Link. Oft verschwinden die Probleme aber auch sofort, wenn man den alten Telekom-Router durch einen aktuellen Router von AVM, Netgear oder TP-Link ersetzt.
9: Profi-Tipp: Wechsel zu 5G oder Netze Trennen
Moderne Router wie die Fritzbox wollen es dem Nutzer einfach machen: Sie verwalten unter einem Namen eigentlich zwei eigenständige Netze mit 2,4 und 5 GHz. Je nach Empfangsqualität werden die Geräte dann automatisch in das 2,4- oder 5 GHz-Netz eingebunden. Das wird aber zum Problem, wenn das 2,4-GHz-Netz überlastet und stark gestört ist, aber trotzdem dem Abspielgerät automatisch zugewiesen wird. Für einen erfahrenen Anwender kann es deshalb sinnvoll sein, zwei separate Netze zu betreiben. Diese erhalten dann unterschiedliche Namen wie Fritzbox5 und Fritzbox24 und können gezielt ausgewählt werden. Das komplette Deaktivieren des 2,4-GHz-Netzes ist bei größeren Wohnungen oft keine Option: Das 5-GHz-Band hat eine höhere Bandbreite, allerdings eine niedrigere Reichweite als das 2,4-GHz-Band. In kurzer Entfernung vom Router hat man über das 5-GHz-Band schnellere Download-Raten und bessere Verbindungsqualität, in einem anderen Stockwerk ist dagegen oft nur das 2,4-GHz-Band stabil nutzbar. Bei getrennten Netzen kann man dann etwa für den entfernten Abspieler das Netz Fritzbox24 (mit 2,4 GHz), für den nah am Router stehenden Player das Netz Fritzbox5 wählen (mit 5 GHz).

10: Störquellen ausschalten
Störquellen sind fast schon ein eigenes Thema, es gibt nämlich überraschend viele potenzielle Probleme: Störend kann etwa ein Mikrowellenherd wirken, da dieser meist mit einer Frequenz von 2,455 GHz arbeitet. Eine Fritzbox vermerkt eine solche Störung sogar im ihrem Ereignisprotokoll und verringert die Datenrate von 40 auf 20 MHz. Aber auch Bluetooth-Geräte können nach unserer Erfahrung Probleme bereiten, da diese ebenfalls mit 2,4 GHz arbeiten und in Wohnungen oft permanent aktiv sind – nebenbei auch in Nachbarwohnungen. Nicht vergessen sollte man zudem USB-Geräte: USB-3.0-Geräte mit schlechter Abschirmung stören WLAN ebenfalls. Hat man ein billiges Ladekabel ans iPhone angeschlossen, lädt dieses zwar meist problemlos, sorgt aber unter Umständen für schlechten Empfang. Auch diese Probleme lassen sich oft durch den Wechsel zum 5-GHz-Band lösen.