Vorübergehend gab es Postbox 7 nur im Abonnement. Unserer Meinung nach eine Unsitte, die immer weiter grassiert. Bei Programmen, die häufig Updates mit größeren neuen Features erfahren, mag dies noch irgendwie einsichtig sein. Aber bei einem E-Mail-Programm, das lediglich eine weitere gute Alternative darstellt zu Apple Mail oder Microsoft Outlook auf dem Mac? Das scheint uns übertrieben. Und auch weiterhin lässt sich Postbox 7 für 29 US-Dollar pro Jahr erwerben. Wem die Mailing-Software aber gefällt, kann sie auch wieder einmalig und als Einzelplatzlizenz für 49 US-Dollar kaufen.
Unzählige Features
Abgesehen von dieser Frage ist Postbox 7 ein ausgereiftes Programm für den E-Mail-Verkehr unter macOS. Im Gegensatz zu den englischsprachigen Hilfebereichen, die nur übers Internet zugänglich sind, gibt es die Benutzeroberfläche auch lokalisiert auf Deutsch.
Die Einrichtung der verschiedenen E-Mail-Accounts geht mit den Assistenten problemlos, welche die entsprechenden Einstellungen meistens automatisch erkennen, auch der Import bestehender Mails und Settings ist möglich, über die Rubrik ”Identität” in den Account-Einstellungen kann man auch sogenannte Aliasse leicht ergänzen.







Besonderen Nachdruck legt der Entwickler von Postbox, das auf Thunderbird-Basis gestaltet wurde, auf die variable Benutzeroberfläche. Diese bietet nicht nur leicht umschaltbare farbliche Themen, sondern auch diverse Ansichten und Sortiermöglichkeiten, insbesondere über das Fokus-Panel mit unterschiedlichen Attributen, um etwa nur Nachrichten von heute oder diesem Monat zu sehen, ungelesene oder nicht beantwortete und vieles andere mehr. Zusätzlich kann man für jeden Account oder auch Kontakt per Mausklick alle damit verbundenen geschickten und empfangenen Anhänge wie Dateien und Bilder einblenden, ebenso wie Kennzeichnungen, die man für Mails vorgenommen hat. Dazu in einer Seitenleiste weitere Informationen über die Person und versandte Links. Hier ist also an vieles gedacht, was sehr praktisch sein kann. Ferner lassen sich eigene Schnellantworten als Bausteine einrichten, die man zwischendurch rasch mal verschicken kann, etwa, dass man sich später meldet oder dass eine Mail angekommen ist und anderes mehr.
Manchmal unübersichtlich
Wundert man sich mal, warum man nur eine kleine Auswahl oder gar keine seiner Mails sieht, kann das freilich daran liegen, dass man vergessen hat, bestimmte Kategorien im Fokus-Panel auch wieder abzuwählen (etwa nur Mails von gestern oder nicht beantwortete). Oder dass man entsprechend nur gekennzeichnete Mails oder solche mit Anhang präsentiert bekommt. Man muss sich mit dem Client und seinen vielfältigen Möglichkeiten vertraut machen, damit man nicht nur alle Optionen gut nutzen kann, sondern auch den Überblick behält.
Dies gilt auch für die eigentümliche Einrichtung, für jedes Mailkonto separat die Unterordner einzublenden wie Posteingang, gesendet, Archiv usw. Allerdings lassen sich auch sämtliche Konten gleichzeitig betrachten, auch diese Möglichkeiten sollte man gut kennen respektive ausprobieren. Praktisch ist es, Mails in Tabs zu sortieren. Eine weitere Möglichkeit, schnell auf bestimmte Ordner zuzugreifen, sind zudem die Favoriten unterhalb der Werkzeugleiste, wo man diese durch Drag-and-drop hinzufügt.
Die Suche ist schnell und übersichtlich gelöst und startet über die Eingabe in die entsprechende Maske.
Andere Details gefallen uns nicht so sehr. So kann man zwar die systemweiten Emojis per Tastenkombination einblenden. Das klappt aber nicht immer auf Anhieb, häufig muss man erst aus dem Programm ausblenden und wieder hineingehen. Dies ist zumindest verwirrend und lästig. Alternativ bietet Postbox 7 auch an, per Tastaturkürzel Emojis einzufügen, aber das ist schon ziemlich virtuos im Sinne von anspruchsvoll.
Noch mehr Features
Mit dieser Beschreibung könnte man fast beliebig fortfahren – Postbox 7 bietet eine fast unüberschaubare Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten, bis dahin, dass man sogar Bilder, die man per E-Mail versenden will, noch innerhalb des Sendefensters vorher bearbeiten kann. Einen englischsprachigen Überblick über die Funktionsfülle gibt es hier . Leider findet sich die nur im Internet verfügbare Hilfe nicht auch auf Deutsch, das sollte man bei einem kostenpflichtigen und derart komplexem Programm, dessen Benutzeroberfläche ja ebenfalls lokalisiert ist, an sich erwarten dürfen.
Systemvoraussetzungen und Verfügbarkeit
Postbox 7 läuft ab macOS 10.13 mit 64 Bit. Die Windows-Version gibt es ab Windows 8 mit derselben Lizenz. Damit lassen sich außerdem so viele E-Mail-Accounts wie man möchte einrichten. Die Abo-Lizenz endet automatisch nach einem Jahr, wenn man sie nicht vorher selbst verlängert. Danach kann man immerhin noch auf seine E-Mails zugreifen, aber keine mehr mit Postbox empfangen oder versenden. Hierfür zahlt man jährlich 29 US-Dollar . Glücklicherweise gibt es inzwischen wieder die Einmal-Option ”lebenslang” zum Preis von 49 US-Dollar. Heftig kritisiert wird von manchen Nutzern, dass ein Support per E-Mail ein kostenpflichtiges Ticket auslöst, für das immerhin acht US-Dollar Buche schlagen. Nutzerforen gibt es bisher nicht. Postbox rechtfertigt diesen Preis (”small fee”) bei Mac-Update damit , dass man immer die allerhöchsten Standards und besten Entwickler in der Branche zurate zieht. Unwahrscheinlich, dass diese Preispolitik jemanden überzeugt.
Fazit und Empfehlung
Postbox 7 ist ein E-Mail-Client mit so vielen Möglichkeiten, dass man eine ganze Weile braucht, um sie alle herauszufinden und sinnvoll zu nutzen. Denn sicherlich benötigt man längst nicht alle. Im Unterschied zum Ausgangs-E-Mail-Programm Thunderbird unterstützt Postbox seit Version 6 keine Add-ons oder Extensions mehr. Schade, denn trotz der implementierten Funktionsfülle kann man beispielsweise nicht einstellen, dass eine E-Mail zu einem späteren Zeitpunkt versandt wird. Andere Optionen wie die Anforderung einer Empfangsbestätigung sind aber integriert.
Postbox 7 ist optisch ein sehr angenehmer und variabler E-Mail-Client, mit dem es Spaß macht zu arbeiten. Ob einem das freilich 49 US-Dollar respektive den Abo-Preis wert ist, entscheidet man am besten selbst aufgrund der Probephase, die nach Registrierung per E-Mail zugänglich ist. Wir haben Postbox 7 im Moment jedenfalls als Standard-E-Mail Programm laufen und sind alles in allem sehr damit zufrieden.