Seit Ende letzten Jahres kursieren Gerüchte, Apple wolle ein iPhone ohne jegliche Ports entwickeln, das bereits 2021 das Licht der Welt erblicken könnte.
Für langjährige Apple-Beobachter kam dies nicht aus heiterem Himmel. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gemacht, dass es die Anschlüsse seiner Geräte minimieren und standardisieren will. Daher werden immer mehr Peripherie-Anschlüsse in einem einzigen Kabel wie Thunderbolt gebündelt, das natürlich den gleichen Anschluss wie das populäre USB-C-Protokoll verwendet.
Aber ganz ohne Anschlüsse? Das Unternehmen hat dies bereits bei Geräten wie der Apple Watch oder dem Homepod getan. Bisher galt: Das iPhone wird immer einen Anschluss benötigen. Aber stimmt das noch? In letzter Zeit scheint es, als ob die Spekulation über ein buchsenloses iPhone nicht so weit hergeholt ist, wie manche zunächst dachten.
Eine Port, sie zu warten
Einer der Hauptgründe, warum Apple auf dem iPhone nicht völlig ohne Anschlüsse arbeiten kann, war die Notwendigkeit, auf eine Hardwareverbindung zurückzugreifen, falls ein Gerät – etwa durch ein fehlerhaftes Update – blockiert wird und wiederhergestellt werden muss. Die erst diese Woche veröffentlichte Beta-Version von iOS 13.4 enthält jedoch Hinweise auf einen versteckten OS-Wiederherstellungsmodus , der anscheinend drahtlos funktionieren soll.

Das ist nicht ganz überraschend: Macs haben schon lange einen internetbasierten Wiederherstellungsmodus. Schließlich leben wir in einer Ära, in der Computer keine optischen Laufwerke mehr enthalten und Apple seine Software-Updates nicht auf physischen Medien verbreitet. Warum könnte also ein iPhone diesem Beispiel nicht folgen?
Der Beta-Code lässt es so aussehen, als ob diese Funktion zur Wiederherstellung des Betriebssystems auch auf anderen Geräten wie dem iPad, Apple Watch und Homepod verfügbar wäre. Da die beiden letzteren, wie bereits erwähnt, keine Anschlüsse haben, scheint das auch eine Hilfe bei der Fehlersuche für diese Produkte zu sein.
Zugegeben, eine drahtlose Wiederherstellungsoption hat nicht notwendigerweise die Leistung eines direkten Anschlusses an ein Gerät, aber es scheint mir, dass, wenn Ihr Gerät nicht über eine Funkverbindung wiederhergestellt werden kann, es schon so defekt sein könnte, dass das Anschließen des Geräts auch nicht helfen würde – an diesem Punkt werden Sie wahrscheinlich sowieso den Apple Store besuchen, um einen Ersatz zu erhalten.
Weg vom Kabel
Der andere größte Anwendungsfall für den Port auf iPhones ist das Laden – die Problematik dazu war letztens wieder laut im Gespräch. Die Europäische Union hat wieder einmal eine Initiative gestartet, ein universelles Ladekabel für Smartphones vorzuschreiben, was die Kommission erstmals 2009 versuchte, als Mikro-USB der “Standard” zu sein schien, auf den die meisten Smartphones setzten, die nicht von Apple waren.
Jetzt ist der USB-C-Stecker natürlich die neueste und beste Option auf dem Markt. Und obwohl das iPhone seinen proprietären Lightning-Anschluss beibehalten hat, haben viele andere Apple-Geräte bereits zu Richtung USB-C gewechselt, darunter das iPad Pro und alle modernen Mac-Laptops.
Abgesehen davon, ob die EU-Kommission Apple vorschreiben kann, einen bestimmten Anschluss in das iPhone einzubauen, stellt sich die Frage, ob die Abschaffung aller Anschlüsse des iPhones es Apple ermöglichen würde, eine solche Vorschrift zu umgehen. Denn wenn man kein Kabel an das Gerät anschließen muss, um es aufzuladen, dann ist es ja egal, welche Art von Anschluss das Telefon hat.
Die letzten Hürden überwinden
Natürlich gibt es immer noch Hürden, bevor ein iPhone vollständig drahtlos wird. Möglicherweise muss Apple noch Probleme um externe Peripheriegeräte lösen, die über USB angeschlossen werden: Wenn man den Anschluss eliminiert, kann man beispielsweise kein Mikrofon oder eine Backup-Batterie anschließen. Und Verbraucher mit ausschließlich verkabelten CarPlay-Geräten (die immer noch häufiger anzutreffen sind als drahtlose Modelle) hätten dann ebenfalls Pech.
Und während Airpods und Bluetooth-Kopfhörer inzwischen zur Normalität geworden sind, enthält Apple immer noch ein Paar kabelgebundene (derzeit Lightning) Kopfhörer in jeder Box. Ein Ersatz durch eine drahtlose Option wäre zweifellos teurer als Apple will; wahrscheinlicher ist es, dass das Unternehmen die Kopfhörer ganz aus der Schachtel herausnehmen würde. Das wäre ja nicht ohne Präzedenz: Diejenigen von uns, die ein Original-Phone hatten, erinnern sich vielleicht daran, dass sowohl ein Dock als auch ein Reinigungstuch mitgeliefert waren.

©Apple
Darüber hinaus ist das drahtlose Aufladen, obwohl das ziemlich gut funktioniert, immer noch viel weniger effizient als das Aufladen über ein Kabel. Und es nervt noch mehr, ein iPhone zu benutzen, das gerade auf einer Ladematte liegt, als eines, das mit Kabel an der Steckdose hängt. Es kann jedoch sein, dass Apple für das künftige iPhone etwas wie den Lade-Puck anbietet, der der Apple Watch beiliegt.
Trotz all dieser Herausforderungen hat die Idee eines iPhones ohne Anschlüsse zweifellos weiterhin einen Reiz für Apple und seine Kunden. Keine Fusseln im Ladeanschluss mehr, keine Sorgen mehr um Kabel, bessere Wasserdichtigkeit – all das sind wesentliche Vorteile für das Gerät.
Aber sind sie die Kompromisse wert? Man kann nicht umhin, an den unklugen iPod Shuffle der dritten Generation zu denken, der auf physische Tasten verzichtete und nur durch Klicks mit einer Kopfhörer-Fernbedienung gesteuert werden konnte. Schon der Nachfolger kehrte zu einer konventionelleren Steuerung zurück. In jüngerer Zeit hat Apple “Mut” als das bezeichnet, was es vor einigen Jahren brauchte, um den Kopfhöreranschluss vom iPhone zu entfernen, aber ist das Entfernen des Ladeanschlusses ein Zeichen von Mut oder Prahlerei? Das ist ein schmaler Grat.