Als ich letzte Woche zum ersten Mal den Bericht in “The Information” las, dass Apple angeblich ein Smart Keyboard Folio mit Trackpad entwickelt, war ich fasziniert. Es ist schon eine Weile her, dass es ein substanzielles iPad-Gerücht gab, und eine schon in einem Monat kommende Neuerung würde mit einer derart dramatischen Änderung für das iPad aus einer eintönigen Vorstellung eine fesselnde machen.
Aber dann nahm ich mein 12,9-Zoll-iPad-Pro zur Hand und versuchte mir vorzustellen, wie das Ganze aussehen könnte. Das Fehlen eines Trackpads oder einer Maus ist das geringste der Probleme am iPad. Ein Smart Keyboard mit Trackpad mag einige iPad-Intensivnutzer glücklich machen, aber für die Mehrheit der Kunden würde sich nicht viel ändern.
Ein Trackpad würde das iPad nicht auf magische Weise in ein Surface oder gar einen Mac verwandeln. Es wäre ein überteuertes, klobiges Eingabegerät, das für Verwirrung sorgt und wenig dazu beiträgt, die Plattform voranzubringen.
Vorwärts, wir müssen zurück
In den letzten zehn Jahren hat das iPad seinen Status als Marktführer im Tablet-Segment zementiert. Auch ohne sinnvolle Änderungen an seiner Kernfunktionalität ist das iPad bei Weitem eines der besten tragbaren Geräte, um sowohl Inhalte zu erstellen als auch zu konsumieren. Ein ständig wachsender App-Katalog hat das iPad weiter belebt und gestärkt, da produktivitätsorientiertes Zubehör seine Fähigkeiten erweitert hat.

©Leif Johnson, Macwelt
Aber selbst mit Widgets für den Home-Bildschirm und USB-C ist das iPad immer noch eine Erweiterung des iPhone. Das ist keine Kritik – denn das sollte ja auch sein. Von seiner ursprünglichen Einführung bis zum Profi-Modell, das Apple heute verkauft, beruht der Erfolg des iPad auf seiner Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit. Man muss keine Gesten oder Multitasking beherrschen, um Dinge auf dem iPad zu erledigen, und wenn überhaupt, dann sind sie zweitrangig.
Aber ein Trackpad würde die Dinge ändern. Mehr als das Smart Keyboard oder sogar der Apple Pencil würde ein Trackpad ein grundlegendes Umdenken bei der Eingabe und Navigation des iPad erfordern, und die einzige Möglichkeit, dies wirklich richtig zu machen, ist, es wie ein Microsoft Surface zu behandeln. Ja, die Tastatur ist ein optionales Zubehör, aber das braucht man wirklich. Durch das Hinzufügen eines Trackpads wird das iPad mit angeschlossenem Smart Keyboard zur primären Betriebsart. Es ist dann nicht mehr ein Tablet, sondern ein 2-in-1-Gerät.

©Mark Hachmann, IDG
Das Problem ist, dass Sie immer noch alle Einschränkungen eines iPads haben, nur im Gehäuse eines Laptops. Wenn Sie sich mit einem Surface hinsetzen, erhalten Sie eine wirklich tragbare Hybridmaschine mit Windows 10, aber ein iPad mit Trackpad ist… was? Es ist ein iPad mit einem Trackpad. Wenn Apple nicht plant, seine Fähigkeiten dramatisch zu ergänzen – und ich kann mir nicht vorstellen, dass es das tut -, dann macht ein Trackpad das iPad nicht mehr zu einem Produktivitätsgerät. Im besten Fall macht es die Auswahl von Text etwas einfacher.
Verwirrung und Frustration
Ich sage nicht, dass ich will, dass das iPad mit macOS läuft. Ich will auch nicht, dass Apple viel an iPadOS ändert, zumindest nicht grundlegend. Aber wenn Apple ein Smart Keyboard mit Trackpad auf den Markt bringt, bestehen drei Optionen, von denen keine ideal ist:
- Apple wird dem iPad einen Cursor hinzufügen, der erscheint, wenn Sie die Tastatur anschließen.
- Apple wird das Trackpad vollständig von Gesten abhängig machen so etwas wie einen Klick gäbe es nicht
- Apple wird die Verwendung des Trackpads auf Apps beschränken, die es unterstützen und eine rudimentäre Navigation wie auf der Apple TV-Fernbedienung bieten.
Die erste Option ist die einfachste, aber auch die unwahrscheinlichste. Das einfache Hinzufügen eines Cursors auf dem iPad würde im Grunde gegen alles verstoßen, was Apple jemals über das iPad gesagt hat. Ein Cursor macht es zu einem Computer mit einem Cursor, und Apple hat sich sehr bemüht, das iPad als Post-PC-Gerät zu verkaufen. Es wäre für Menschen relativ leicht zu begreifen, aber es würde dem iPad seinen Charme nehmen.
Die zweite Möglichkeit ist faszinierend, aber letztlich zu verwirrend. Wenn Apple das Smart-Keyboard-Trackpad zu einem reinen Bereich für Gesten machen würde, man könnte dort also nach oben streichen, um zum App-Umschalter zu gelangen und mit einer Zangengeste zurück zum Startbildschirm, würde aber keine App starten können, wäre es für die meisten Benutzer schwierig zu verstehen.
Die dritte Option scheint am ehesten zu Apple zu passen. Ähnlich wie bei Split Screen müssten die Entwickler sich für die Unterstützung des Smart-Keyboard-Trackpads entscheiden, und die Funktionalität würde von den Wünschen des Entwicklers abhängen: Textauswahl, Zeichnen, Zoomen usw. Einige Anwendungen würden funktionieren und andere nicht, aber alle Apple-Apps wären von Anfang an dabei sowie wie einige handverlesene Titel. Ich kann jetzt sogar den Slogan erahnen: Multi-Multi-Touch.
Aber selbst wenn die grundlegende Navigation intakt bleibt und die Trackpad-Funktionalität auf professionelle Benutzer beschränkt ist, ist ein frustrierender Mittelweg die falsche Richtung für das iPad. Das Hinzufügen eines Trackpads würde das iPad nicht zu einem besseren Tablet oder Laptop machen, und es würde eine neue Vorstellung davon erfordern, was das iPad ist. Apple müsste erklären, warum es plötzlich ein Trackpad zulässt, warum Touch in manchen Fällen nicht das Beste ist, warum es nur für professionelle Benutzer geeignet ist und die Kosten rechtfertigen – all das wäre anstrengend und letztlich unnötig.
In den letzten zehn Jahren hat Apple versucht, die Lücke zwischen iPad und Mac zu schließen, indem es Funktionen und Merkmale auf ein für das iPhone entwickeltes iOS aufbaut. Mit iOS 13 und iPadOS 13 hat es die Betriebssysteme schließlich in zwei Teile geteilt, sodass Apple die Chance hat, iPad und iPhone wirklich zu unterscheiden und nicht näher an den Mac heranzuführen. Das Surface ist wirklich das einzige Gerät, das erfolgreich ein Trackpad zu einem Tablet hinzugefügt hat, und das liegt daran, dass es nicht wirklich ein Tablet ist. Es ist ein Laptop, dessen Bildschirm man ablösen kann.
Einfach gesagt: Das iPad ist kein Surface, und es sollte auch nicht danach streben, eines zu sein. Nichts gegen Microsofts Hybrid-Tablet, aber das Surface ist ein PC und das iPad ist kein Tablet. Das Hinzufügen eines Trackpads würde das iPad nicht plötzlich in ein 2-in-1-Gerät verwandeln.