Apple hat bei seinen drahtlosen Kopfhörern die Technologie einen großen Schritt weiter miniaturisiert: In vier Gramm Gewicht (pro Kopfhörer) sind eine kleine Lithium-Ionen-Batterie, mehrere Elektronik-Bestandteile wie Mikrofone, unterschiedliche Sensoren und sogar ein Mini-Prozessor enthalten – eng umhüllt von einer weißen Kunststoffhülle, die den Kopfhörern ihr unverwechselbares Aussehen verleiht. Apple verkauft Airpods seit Dezember 2016, die Inhaber der ersten Stunde bemerken nun langsam, dass ihre Anschaffung sich langsam von ihnen verabschiedet: Die Batterieladung reicht nur noch für eine Stunde oder die Audioqualität wird schlechter. Was tun? Können die Airpods überhaupt recycelt werden, wo sie doch so klein sind?
Airpods werden komplett eingeschmolzen
Tatsächlich kann man die Airpods wieder aufbereiten, zumindest zum Teil. Die Firma Umicore, ein Spezialist für Handy-Recycling hat uns bestätigt, dass in seinen eigenen Werken auch Airpods recycelt werden, weitere Details wollte das Unternehmen aber nicht preis geben. Eine Recherche in den USA hat jedoch gezeigt, dass Apple bereits mit mehreren Unternehmen kooperiert, die Airpods wieder aufbereiten können. Wie das konkret aussehen kann, verriet uns Prof. Peuker von der TU Bergakademie Freiberg : Grundsätzlich sind bei solchen kleinen Geräten mit eingeschweißten Batterien zwei Verfahren möglich, ein technisches Recycling und ein metallurgisches Verfahren. Bei einem technischen Recycling trennt man zunächst die Kunststoffhülle ab, dies passiert meistens durch Schreddern in einer spezialisierten Mühle. Danach kann man deutlich leichter die drei wichtigsten Bestandteile trennen: Kunststoff (jetzt nur noch Kunststoffschrott), Akku und Elektronik wie Mikro etc. Ab dieser Trennung ist es leichter die einzelnen Bestandteile wiederzuverwerten, aus den Elektronikbestandteilen lassen sich beispielsweise Edelmetalle wie Kupfer gewinnen, aus den Batterien Stoffe wie Nickel, Kobalt und Lithium. Nach Meinung von Prof. Peuker kommt aber im Fall der Airpods wohl eher das metallurgische Verfahren in Frage. Dabei werden die Geräte in einem speziellen Ofen mit Temperaturen um 1000 Grad komplett eingeschmolzen. Bei solchen Temperaturen verbrennt der Kunststoff komplett, Akku und die Elektronikteile zersetzen sich in ihre atomaren Bestandteile und können so wiedergewonnen werden. Das Recycling-Geschäft ist für Hersteller, nicht nur Apple, noch kein gewinnbringendes. In der Industrie sind die Zuzahlungen von Tausend bis drei Tausend Euro pro Tonne Material (das sind aber auch viele Airpods), manchmal auch mehr, üblich.
Schon damit Airpod-Recycling ein Null-Geschäft wird, sind mehrere Bedingungen notwendig. Vor allem die globale Logistik der zu entsorgenden Teile würde sich wohl als problematisch darstellen, denn erst ab einer gewissen Menge von Geräten wird so viel an Wertstoffen wiedergewonnen, dass man diese wieder vernünftig in den Kreislauf einfügen kann. Bei einem Gewicht von 4 bis 5 Gramm pro Airpod braucht man für eine Tonne Airpod-Elektroschrott 200 000 bis 250 000 einzelne Airpods oder 100 000 bis 125 000 Paar davon. Sicherlich, Apple hat deutlich mehr davon verkauft, nach einigen Schätzungen allein 2019 knapp 60 Mio . Doch diese sind bei Weitem noch nicht so lange in Verwendung, als dass man sie recyceln muss.
Apple nimmt keine Airpods per Post an
Während Apple nach Angaben von Will Oremus mit Recyclern zusammenarbeitet und auf die Anfrage der Partner genauere Anleitungen schickt, wie man am besten Apples Kopfhörer wiederaufbereitet, bleibt einem umweltbewussten Nutzer nur der Gang zum Apple Store als letzte Sammelstelle für die alten Airpods. Der Experte Peuker rät beispielsweise davon ab, die Airpods bei einem Wertstoffhof abzugeben. Diese würden dort in einen allgemeinen Haufen von Elektroschrott einsortiert, von einer getrennten Verarbeitung der Batterie und der Elektronikteile kann da keine Rede sein. In Deutschland bietet Apple leider keine Rücknahme der alten Geräte per Post. Während auf der Webseite zumTrade-In-Programm steht „Schicken oder vorbeibringen“, gilt das „Schicken“ nicht für Airpods. Der Link beim Hinweis auf das Recycling anderer Geräte führt auf eine Seite der Verbraucherzentrale, wo erklärt wird, was Elektroschrott ist und wie man ihn sicher zum Recycling abgibt. Wir hätten das für einen Fehler gehalten und den Support kontaktiert, aber weder im Chat, noch danach am Telefon konnte uns jemand helfen, Apple hat offensichtlich einfach kein Programm ( beispielsweise wie Amazon ) für die Rücknahme alter Geräte per Post, das finden wir etwas schade.