Es gibt regelmäßige Gerüchte zu dem kommenden iPhone oder Mac, sodass die Vorhersage für das nächste Jahr als mehr oder weniger strenge Filterung der plausiblen Entwicklungen aussehen kann. Anders ist es bei der Apple Watch, wenn überhaupt, dann tauchen ab und zu mal Gerüchte auf, dass Apple das Design der Watch ändern kann, bis jetzt haben sie sich nicht bewahrheitet. Erst später im Jahr, wenn die ersten Betas des nächsten Betriebssystems, in dem Fall watchOS 8, durchsickern, gibt es Hinweise auf die neuen Funktionen der Watch. Wir versuchen uns immer wieder, die Zukunft der Apple Watch vorherzusagen ( hier unsere Prognose für 2020 ), hier blicken wir in das Jahr 2021.
Weniger Internet und mehr Gesundheit
Dass Apple im Herbst watchOS 8 herausbringen wird, ist eigentlich sicher. Doch was wird das nächste Betriebssystem in Sachen Gesundheit und Fitness können? Es ist sehr sicher anzunehmen, dass Apple in seine erweiterte Liste der Trainings-Arten neue Sportarten hinzufügt und manchen beliebten Trainings eine Extrabehandlung und eigene Algorithmen spendiert wie zuletzt mit watchOS 7 für Tanzen oder Bauch-Übungen. Denn trotz der Tatsache, dass sich mittlerweile auf der Apple Watch ein paar Dutzende Trainings-Arten tummeln, fast alle greifen auf die Standard-Auswertungen für “Sonstiges” zu. Nur für die Sportarten wie HIIT, Yoga, Krafttraining und einige mehr ( komplette Liste findet sich hier ) werden zusätzliche Sensoren und schlauere Algorithmen verwendet, was zu genaueren Ergebnissen führt. Wer weiß, vielleicht werden im nächsten Jahr in diese Liste gemischtes Cardiotraining oder (traditionelles) Krafttraining aufgenommen?
Apple packt immer mehr Siri-Funktionen auf das Gerät, so ist es durchaus denkbar, dass auf der Apple Watch Diktieren offline möglich sein wird. Momentan wird der Mikro-Button ausgegraut, sobald das Gerät in den Flugmodus wechselt. Dass Apple über solche Möglichkeiten nachdenkt, zeigt ein aktueller Eintrag in die Datenband der US-Patentbehörde .
Da sich immer mehr Krankenhäuser zumindest in den USA Apples Schnittstelle Healthkit nutzen, will der Hersteller seine Gesundheits-App aufbohren und deutlich mehr Parameter als momentan verfügbar anbieten. So wird es möglich, in der Heath-App die Ergebnisse einzelner Blutentnahmen zu protokollieren. Auch will Apple auf den elterlichen iPhones die Gesundheitsdaten der Kinder ablegen zu lassen. Schließlich ist die Familienfreigabe einer zweiten Apple Watch an dem gleichen iPhone seit watchOS 7 möglich.


Schließlich würden wir uns wünschen, dass Apple ähnlich wie bei dem Händewaschen eine automatisierte Erkennung für Zähneputzen entwickelt. Im Grunde genommen sind die Parameter bei den beiden Tätigkeiten sehr ähnlich: wiederholbare Handbewegungen und bestimmte Geräuschmuster.
Weitere Sensoren
Was Apple überhaupt mit der Apple Watch vorhat, hat vor Kurzem Tim Cook in einem Podcast ausgeplaudert. Für ihn stecke die Apple Watch noch in den Kinderschuhen, schließlich ist das Produkt erst seit fünf Jahren auf dem Markt. Laut Cook ist die Richtung ganz klar: Die Apple Watch soll noch mehr Sensoren bekommen, schließlich setzt die Uhr nach wie vor vorwiegend auf die optischen Sensoren für Herzschlag und Blutsauerstoffmessung.
Ein spannender Bereich sind die Biosensoren, die zum Beispiel Körperflüssigkeiten auswerten können. Ein Startup aus der Schweiz, Xsensio, forscht an einem biochemischen Sensor, der an der Haut appliziert wird und schon kleinste Mengen an menschlichem Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Schweiß, Speichel und mehr auswerten kann. Nach Angaben der Mitbegründerin Esmeralda Megally reichen ein paar Nanoliter Körperflüssigkeit, damit die Auswertung stattfinden kann. Die Technologie heißt „Lab-on-the-skin“, vorstellen muss man das sich wie ein herkömmliches Pflaster, das man beispielsweise auf einem der Oberarme anbringen kann. Das Herzstück von „Lab-on-the-skin“ ist ein kleiner Chip mit den Abmessungen von 5 mm x 5 mm Fläche, dieser übernimmt die Auswertung, per Bluetooth werden die Daten an das angebundene Smartphone oder ein anderes Gerät übertragen. Mit dem Stand heute kann man „Lab-on-the-skin“ für einige Stunden einsetzen, in den langfristigeren Plänen des Unternehmens ist die Weiterentwicklung der Technologie für den langfristigen Einsatz während einer Woche oder länger angedacht, beispielsweise mit einer Smartwatch.
Warum ist die Auswertung von Vitalwerten durch die „Lab-on-the-skin“ so anders als bei den herkömmlichen Fitness-Armbändern? Laut Megally können die bestehenden Geräte bereits sehr gut vor Notfällen warnen. Auch die physischen Daten einer Smartwatch wie Geschwindigkeit, Beschleunigung etc. können Schlüsse auf den Gang des Nutzers und bedingt auf dessen Fitness geben. Die Daten von „Lab-on-the-skin“ sind jedoch biochemischer Natur, denn in den Körperflüssigkeiten können sich bestimmte Mengen von Glukose, Proteinen, Hormonen, Elektrolyten befinden, die deutlich tiefere Einblicke in die menschliche Gesundheit liefern können.
Das Unternehmen hat den eigenen Sensor vor allem im Bereich Hochleistungssport ausprobiert. Denn mit „Lab-on-the-skin“ kann man den Stoffwechsel im Verlauf beobachten, die Methoden wie Blutproben etc. zeigen nur noch eine Stichprobe an einem bestimmten Zeitpunkt. Nach Angaben von Xsensio startet im nächsten Jahr eine kleine Studie mit den ersten Prototypen von „Lab-on-the-skin“ mit ausgewählten professionellen Sportlern, bis zu 100 Prototyp-Geräte sind geplant.
In der Zukunft könnte man bei den Medikamenten mit Hilfe von biochemischen Sensoren relativ schnell feststellen, ob das eingenommene Mittel auch Nebenwirkungen beim Patienten hat. Die Technologie kann vor einem zu hohen Stress-Niveau warnen, besonders wichtig beim Fahren. Im Grunde liefert sie einen tieferen Einblick in die Gesundheit und deren Entwicklung mit der Zeit.
Blutdruck
Wenn man die aktuellen Patentanträge von Apple durchforstet, wird einem klar, dass Apple die Hoffnung einer kontinuierlichen und störfreien Blutdruckmessung nicht aufgegeben hat. In einem aktuellen Patenteintrag setzten die Erfinder auf die sogenannte Pulswellenlaufzeit , eine zeitliche Einheit, die die Pulswelle benötigt, eine bestimmte Strecke im Blutgefäßsystem durchzulaufen. Gemessen wird die Differenz zwischen der Herzkontraktion und dem Pulsschlag an einem Finger, im Fall von der Apple Watch – am Handgelenk. Die Herzkontraktion ist auf einem EKG sichtbar, das sind die höchsten Punkte auf dem Zackendiagramm, Pulsschlag an den Extremitäten misst die Apple Watch seit Anfang an mittels der optischen Sensoren auf der Unterseite der Uhr. Das aktuelle Patent sieht mehrere Methoden vor, wie man die Pulswellenlaufzeit mit einer Uhr berechnen kann. Zum einen wird sich die EKG-Messung anbieten, gleichzeitig noch die Blutdruckwerte zu ermitteln. Diese Methode hat jedoch den Nachteil, dass der Nutzer im Schlaf keine Messungen vornehmen kann. Zum anderen kann ein extra Armband mit den zusätzlichen Elektrodioden hier die Hilfe leisten und mittels geschlossenen Stromkreis das EKG und die Blutdruckwerte ermitteln. Eine weitere Möglichkeit wäre ein zusätzliches Armband, das beispielsweise knapp über dem Ellbogen angebracht wird. Hier wird die Pulswelle nicht von der Herzkammer aus bis zum Handgelenk gemessen, sondern eben von dem Ellbogen bis zum Handgelenk. Uns hat erstaunt, dass die beschriebene Messtechnik auf bereits vorhandene Sensoren in der Apple Watch setzt. Zwar muss man noch aktiv die Messung starten und wahrscheinlich wie bei dem EKG sich für 30 Sekunden nicht bewegen, das ist nach wie vor schneller und bequemer als die herkömmliche Methode mit den Manschetten. Wer ernsthafte Probleme mit dem Blutdruck hat und diesen unter Kontrolle haben will, wird sich wohl dazu verleiten lassen, zwei Armbänder von Apple an beiden Handgelenken zu tragen. Diese können in bestimmten Zeitabschnitten beim Ruhezustand des Nutzers Elektroimpulse senden und das EKG und gleichzeitig die Blutdruckmessung erstellen. So in etwa funktioniert schon jetzt die Blutsauerstoffmessung der Apple Watch Series 6.
Design
Es gibt bereits Konzepte im Netz , die eine deutlich eckigere Apple Watch anzeigen. Ob Apple eine solche Uhr tatsächlich bringt, bleibt zu bezweifeln. Woran das Unternehmen weiterhin arbeitet, ist das (fast) randlose Display der Uhr. Mit der Apple Watch Series 4 hat Apple das Display schon mal vergrößert, ohne das Gehäuse grundlegend zu ändern. Selbst die gleichen Armbänder passen nach wie vor. Der Hersteller bemüht sich jedoch, die schon jetzt schmale Ränder am Apple-Watch-Display komplett verschwinden zu lassen. So gibt es ein Patent für ein durchsichtiges Antennen-Design , damit wäre theoretisch möglich, die benötigten Antennen direkt unter dem oder im Display zu platzieren und so die Ränder nochmals verkleinern.
5G
Die iPhones der aktuellen Generation haben bereits den neuen mobilen Chip eingebaut bekommen, höchstwahrscheinlich wird Apple auf die nächste Mobilfunk-Generation auch bei weiteren Geräte umsteigen. Die Apple Watch ist sicherlich sehr hoch in dieser Liste platziert.
Fazit
Während Apple sich bei den iPhones mittlerweile sehr stark auf die Kamera konzentriert, ergibt die Apple Watch noch ein weites Feld für die Forschung und Entwicklung in den kommenden Jahren. Gewiss, nicht alle hier skizzierte Technologien werden in der Apple Watch Series 7 erscheinen, es ist aber ziemlich sicher, dass Apple auf der nächsten September-Keynote mehrere Überraschungen für seine smarte Uhr im Ärmel hat.