Nachdem Apple macOS 10.x mit der Version 15 in den Ruhestand geschickt und nun macOS 11 veröffentlicht hat, kann man wohl davon ausgehen, dass das nächste große Systemupdate macOS 12 heißen wird. Gezählt wird zukünftig nach der Methode, die Apple auch für iOS und iPadOS und alle anderen OS-Varianten verwendet. Und aller Wahrscheinlichkeit nach wird es auch bei einem jährlichen Update-Zyklus bleiben.
Der Unterbau
Mit macOS 11 Big Sur hat Apple das Betriebssystem an die neuen Apple-Chips angepasst. Wie lange Apple dazu gebraucht hat, lässt sich nicht einschätzen, aber es ist bestimmt nicht von heute auf morgen passiert. Da aber noch viele Macs weiterhin mit Intel-Prozessoren arbeiten werden, muss Apple wohl für etliche Jahre zweigleisig fahren und das macOS für beide Chip-Linien weiterentwickeln. Wenn man Informationen im Netz Glauben schenken kann, werden einige der zukünftigen Chips aus Apples Entwicklung mit sehr viel mehr Rechen- und Grafikkernen ausgestattet sein als der M1 . Was bedeutet, dass das Betriebssystem mit diesen entsprechend kommunizieren muss. Es wird sich also Einiges im Unterbau des macOS tun, ohne dass man als Anwender davon etwas bemerkt beziehungsweise bemerken sollte. Kommen eventuell auch noch neue Intel-Chips und Grafikprozessoren von AMD in einem neuen Mac mit ins Spiel, was nicht ganz auszuschließen ist, wird auch für diese eine Anpassung erforderlich sein. Nicht anzunehmen ist jedoch, dass macOS 12 unterschiedliche Optionen für die Intel-Macs und die Macs mit Apple-Chips haben wird. Man wird also nicht sehen, ob man vor einem Intel-Mac oder einem Mac mit Apples Silicon sitzt, sondern nur an der Arbeitsgeschwindigkeit den Unterschied feststellen können.

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Das Erscheinungsbild
Im letzten Jahr hatten wir spekuliert, dass das nächste macOS ohne viele neue Features auskommen könnte . Und wenn man es genau betrachtet, sind die wesentlichsten Änderungen in macOS Big Sur keine neuen Funktionen, sondern der neue Unterbau und ein neues Erscheinungsbild. Nur in Safari, Nachrichten und Karten hat es größere Veränderungen bei den Funktionen gegeben. Wobei Apple bei Nachrichten und Karten sichtlich auf die entsprechenden iOS-Apps zurückgegriffen hat.
Eventuell nehmen sich die Entwickler nochmals das Erscheinungsbild vor und denken dabei auch an diejenigen Menschen, die nicht über Adleraugen verfügen. Denn manche Elemente der neuen Bedienoberfläche sind schon recht zart ausgefallen und mit weniger guten Augen nicht leicht zu erkennen. Und es wären Einstellungen für Transparenz und Kontrast sinnvoll, die sich nicht in den Bedienungshilfen verstecken und mehr Möglichkeiten bieten als einfach nur “An” oder “Aus”. Auch das Kontrollzentrum hätte noch eine Überarbeitung nötig, sodass man dort alles rausschmeißen kann, was man nie benötigt. Und wenn wir gerade beim Wünschen sind: Es gab in älteren Versionen des Systems die Möglichkeit, für Spotlight die Reihenfolge der Suchergebnisse in der Systemeinstellung selbst festzulegen. Seit einigen Versionen des macOS entscheidet nur die künstliche Intelligenz darüber, was oben in der Ergebnisliste steht und was weiter unten. Und das ist nicht immer das, was man als Anwender haben möchte. Zudem sollten sich die Voransichten auf die Inhalte der Ordner und Dateien im Spotlight-Fenster wieder automatisch einblenden wie unter Catalina, und nicht erst nach einem zusätzlichen Klick.

Die Anwendungen
Safari könnte (endlich) eine einfach zu bedienende Möglichkeit zur Auswahl von Suchmaschinen bekommen. Bisher ist man ja auf vier voreingestellten Suchmaschinen beschränkt und muss Umwege gehen, um beispielsweise Startpage oder Qwant zu verwenden . Ob Apple eine eigene Suchmaschine mit dem nächsten macOS aus der Taufe heben wird , wie die Gerüchteküche manchmal vermeldet, erscheint uns zurzeit eher unwahrscheinlich. Google zahlt ja sehr viel Geld an Apple, um als Standardsuchmaschine voreingestellt zu sein. Und es sieht momentan auch nicht danach aus, dass Apple DuckDuckGo übernehmen möchte.
Anwender, die einen Mac mit Apple Silicon haben, werden im App-Store nun Apps vorfinden, die man sowohl auf dem iPad als auch auf dem Mac einsetzen kann. Mal sehen, wie viele Entwickler sich daransetzen, ihre Apps so an den Mac anzupassen, dass sie dort nicht wie ein Fremdkörper wirken. Die Bedienung per Finger und Touchscreen ist doch erheblich anders als die Arbeit mit Tastatur, Trackpad und Maus.
Für Anwender in Europa ist Karten weiterhin eine Baustelle, da Apple vor allem nordamerikanische Nutzer mit neuen Optionen bedient, auch wenn dort nur 45 Prozent des weltweiten Umsatzes gemacht wird. Aber vielleicht kommen wir Europäer beim nächsten großen Update ebenfalls in den Genuss von verbesserten Karten, erweiterten Straßenansichten und Fahrradrouten. Und nachdem das neue Macbook Air die Funktionstaste für das Launchpad verloren hat, könnte das eventuell das Ende für dieses Programm bedeuten. Aber manche Dinge leben länger, als man glaubt. So hat sich das Programm TextEdit seit vielen Generationen des macOS nicht verändert, gehört aber immer noch zum Standardrepertoire. Eine kleine Erweiterung könnte Fotos mit dem Werkzeug zum Entzerren bekommen, das es auf dem iPad und dem iPhone schon länger gibt. Was aber nicht bedeutet, dass nicht auch noch andere Dinge überarbeitet werden könnten. So vermissen wir beispielsweise eine Möglichkeit, in der Werkzeugleiste die nicht benötigten Werkzeuge auszublenden.

Welche Macs werden unterstützt?
Auf einem Macbook Pro lässt sich macOS Big Sur offiziell nur installieren, wenn es im Herbst 2013 oder später auf den Markt gekommen ist. Beim Macbook Air sind die Modelle ab Mitte 2013 kompatibel. iMacs vor 2014 bleiben bei Big Sur außen vor, das Gleiche gilt für den Mac Mini. Möglich ist, dass Apple die Anforderungen für macOS 12 etwas anhebt und das Jahr 2014 generell als Grenze setzt, also auch für die mobilen Macs und nicht nur für den iMac. Ein Schnitt zu einem späteren Zeitpunkt wie etwa 2015 wäre für Besitzer eines Mac Mini problematisch, da das Modell von 2014 unverändert bis 2018 verkauft wurde. Wenn macOS 12 diesen Mac Mini weiterhin unterstützt, blieben auch die anderen Mac-Modelle ab 2014 im Rennen, da alle ja dieselbe Modellreihe der Intel-Prozessoren verwenden. Ausgenommen von einer möglichen Anhebung der Systemvoraussetzungen auf das Jahr 2014 wird der Mac Pro von 2013 sein. Das Modell wurde bis 2019 mehr oder weniger unverändert verkauft, und es dürfte darum für Apple schwierig sein, diesen Mac Pro nicht mehr mit dem neuen Betriebssystem zu unterstützen.

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Der Name
Im letzten Jahr hatten wir für Redwood als Name für das neue macOS plädiert, Apple hat sich aber für Big Sur entschieden. Als Bewohner Altbayerns ist uns dieser Name nicht in den Sinn gekommen, da einem in dieser Ecke der Welt bei „Sur“ eher die Surhaxe einfällt als die Küste Kaliforniens. Auch wenn diese noch so schön ist. Also machen wir uns wieder auf die Suche nach einem potentiellen Namensgeber für das nächste macOS. Da wäre zum Beispiel der Mount Whitney. Der am östlichen Rand der Sierra Nevada gelegene Berg ist der höchste der USA, wenn man Alaska mal ausnimmt. Im Norden von Kalifornien findet man den Mount Shasta. Dieser ist etwas explosiver als der Mount Whitney, da es sich um einen – immer noch aktiven – Vulkan handelt. Beide sind deutlich über 4000 Meter hoch und imposante Gebilde. Und obwohl wir mit Redwood im letzten Jahr nicht richtig lagen, würden wir diesen Nationalpark mit den großen Küstenmammutbäumen, darunter der Hyperion, der als höchster lebender Baum der Welt gilt, nochmals in unsere Liste der potentiellen Namensgeber aufnehmen. Also Apple: Du hast die Wahl.

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