Trotz großzügiger Speicher in der Cloud – fast täglich scheint der eigene Mac an Speicherplatz zu verlieren. Anders als unter iOS passiert dies durch die andere Nutzung eines Macs (Dateien herunterladen, komplexere Anwendungen, tägliches Arbeiten mit dem Mac etc.) nämlich deutlich schneller.
Bei der Überprüfung des Speichers gab es mit dem Erscheinen von Ventura eine kleine Änderung: Eine Ansicht des belegten Speichers befindet sich lange unter Apfelmenü > Über diesen Mac > Festplatten, unter Ventura findet man sie nun über die Systemeinstellungen unter Allgemein > Speicher.
Tipp: Mac bereinigen mit CleanMyMac X
Bis zur letzten Version von macOS, Big Sur, gab es hier eine ominöse Kategorie namens „Sonstige“.
Diesen Namen wählte Apple als Sammelbegriff für alle Dateien, die keine Bilder, Dokumente, Programme oder Multimedia Dateien sind. Seit macOS Monterey hat sich der Name jedoch geändert und heißt jetzt „Systemdaten“. Alter Wein also in neuen Schläuchen.

IDG
Dieser Name summiert alle Dateien, die nicht unter einer diesen Gruppen fallen:
- App Container (Anwendungen, die in der Sandbox laufen)
- Caches
- Sicherungsdateien
- Temporäre Dateien
- Anwendungs-Erweiterungen
In gewohnter Apple-Manier geht macOS nicht direkt auf Einzelheiten ein. Sprich, es ist schwer für den Nutzer, die genaue Einteilung dieser Kategorie zu sehen und wo die großen Dateien lagern.
Hinter der Kategorie können sich unbrauchbare Speicherfresser befinden, jedoch hat es meist mit Programmdateien zu tun, die macOS und Dritthersteller benötigen, um Anwendungen schneller zu starten und Bedürfnisse des Nutzers zu speichern.
Beliebte Speicherfresser, die sich hinter der „Systemdaten“ Kategorie verstecken können sein:
- E-Mail Anhänge wie PDF-Dateien und Videos, die das Programm Mail lokal gespeichert hat
- Anwendungsdateien von Microsoft oder Adobe
- Cache-Dateien, die Anwendungen und das Betriebssystem benötigen, um Einstellungen lokal zu speichern
- App Container – Anwendungen vom App Store, die Dateien dort hinterlegen
- Schriftarten, die vom Nutzer nachträglich zum System hinzugefügt wurden
All die Stellen können vermeintliche, nicht mehr genutzte Dateien enthalten. Vor allem Mail Anhänge werden wohl nicht lokal benötigt, oder alte Anwendungen, die der Nutzer schon längst nicht mehr nutzt, können noch auf der Festplatte liegen.
Tipp: Mac bereinigen mit CleanMyMac X
Auf der Suche nach den „Systemdaten”
Wenn Sie auf Systemen vor Ventura in der Festplattenübersicht auf die Schaltfläche „Verwalten…“ klickten, öffnete sich ein eigenständiges Tool, das detailliert Auskunft über den aktuell belegten Speicher lieferte, und gruppierte die für Benutzer zugänglichsten Dateien wie Fotos und Programme. Ab Ventura werden diese Informationen einfach unterhalb der Speicher-Grafik aufgelistet.
Es gibt auch weiterhin Aufräum-Optionen, die man per Anklicken des kleinen Kreises mit dem “i” in der Mitte aufruft. Ein Klick auf das Info-Symbol neben den Einträgen„Dokumente“ in der linken Leiste öffnet etwa eine komplexere Ansicht. Diese beherbergt verschiedene Reiter, die uns helfen können, große Dateien zu bereinigen. Standardmäßig zeigt die Ansicht die größten Dateien auf der Festplatte an. Dies ist ein erster Anlaufpunkt, um vielleicht Duplikate oder nicht mehr benötigte Dateien zu löschen.
Ganz untern finden wir unter den aufgelisteten den Eintrag “Systemdaten”. Der Nachteil: Hier gibt es keinen Info-Button, über den man weitere Optionen aufrufen kann. Wir können diese Systemdaten aber indirekt aufräumen, über die Funktion “Dokumente”. Wir gehen also von Hand vor, vollgepackt mit dem Wissen, welche Dateien wir suchen (Caches, Container, Sicherungsdateien etc.).

Macwelt

IDG
Um eine Stufe tiefer zu gehen, müssen wir zuerst gewisse Vorbereitungen treffen. Standardmäßig wird der Ordner „Library“ nicht im Finder angezeigt und taucht daher auch nicht in dieser Speicherplatzbelegungs-Ansicht auf.
Daher öffnen wir zuerst ein beliebiges Finder-Fenster und klicken in der linken Leiste auf unseren Benutzerordner – das Symbol mit dem Haus. Wenn das Finder-Fenster aktiv im Vordergrund ist, öffnet die Tastenkombination command + J die Ansichtsoptionen. Dort gibt es hier eine Schaltfläche „Ordner „Library“ anzeigen“. Wenn diese aktiviert ist, erscheint der Ordner im Finder und in unserer Speicherübersicht.

Macwelt
Mit sichtbaren „Library“-Ordner im Gepäck machen wir uns auf die Suche nach möglichen Speicherfressern und versuchen unsere Systemdaten kleiner zu bekommen. Zurück zu der Speicherübersicht klicken wir beim Eintrag „Dokumente“ ganz links auf den Info-Button, und wählen dann „Dateiübersicht“ im letzten Tab. Die erscheinende Finder-artige Ansicht listet alle Ordner im Benutzerverzeichnis (nun mitsamt „Library“ Ordner), und, anders als die Standardansicht im Finder, listet sie auch die belegte Speichergröße mit auf.

Macwelt
Jeder Benutzerordner ist hier anders, ein guter Tipp ist aber Caches von Safari oder Dateien in „Application Support“ Ordner zu finden und zu löschen. Denken Sie aber daran: Wenn Sie Container oder Caches löschen, kann es sein, dass sich Anwendungen beim nächsten Start noch einmal neu initialisieren müssen und gegebenenfalls erneut nach Passwort oder anderen Benutzerangaben fragen.
In unserem Beispiel habe ich einen Ordner gefunden, der zum Entwickeln von Software alte Artefakte beinhaltet hat. Meine Systemdaten sind nach dem Löschen von knapp 58 GB auf 0 GB geschrumpft und der Eintrag ist komplett verschwunden.
Eine Stufe tiefer – Expertensuche
Die eben gezeigte Speicheransicht in den ist eine willkommene Erweiterung. Jedoch kann es sehr mühselig sein, alle Ordner von Hand zu durchlaufen. Auf den ersten Blick komplizierter ist die Verwendung des in macOS eingebauten Terminals.
Das Terminal bietet Ihnen Zugriff auf Systembefehle, die auch der Finder hinter den Kulissen ausführt. Er bereitet die Ergebnisse jedoch für den Anwender einfach und weniger komplex auf.
Öffnen Sie die Spotlight-Suche und tippen „Terminal“ in das Suchfenster. Mit Enter bestätigen Sie die Auswahl der App und ein neues Programm öffnet sich. Hier geben Sie den folgenden Befehl ein und bestätigen mit Enter:du -k . | awk '$1 > 500000' | sort -nr
Dieses Kommando sucht jetzt im Hintergrund alle Ordner, die größer als 500 MB einnehmen. Diese können Ihnen als Anlaufstelle dienen, um dort genauer nachzusehen, was es damit auf sich hat. Das System wird jetzt mehrmals nach Ihrer Erlaubnis fragen.
Sie können jetzt entweder mitopen ~/Pfad/Zum/Ordner (open ~/Library/Caches zum Beispiel)
Den gewünschten Ordner direkt öffnen, oder viacd ~/Pfad/Zum/Ordner/
im Terminal bleiben und in den Ordner navigieren. Dort können Sie jetzt direkt nach großen Dateien suchen:find -x . -type f -size +5M
Der Befehl listet alle Dateien, die größer als 5 MB groß sind. Sie können anstatt der „5“ auch „100“ oder eine andere Größe Ihrer Wahl angeben.
Mit der Terminal-Vorgehensweise sind Sie flexibler und haben immer volle Kontrolle, wo Sie suchen wollen. Anstatt nur im Nutzerordner können Sie auch Systemordner durchsuchen. Einfach anstatt der Tilde „~“ einen anderen Pfad angeben, zum Beispiel:cd /Library/Caches
Damit navigieren Sie in den Systembibliotheksordner und können dort auch aufräumen. Löschen Sie Dateien aber nur nach einer erneuten Suche im Internet, was es damit auf sich haben könnte. Bestimmte Dateien werden vom System benötigt und können nicht weg rationalisiert werden.
CleanMyMac X im Test: Solides Reinigungstool mit Schwächen bei Malware
Eine Alternative: Hilfsprogramme
Anstatt händisch durch Ordner zu klicken, können Sie die Aufgabe auch anderen Anwendungen ausführen lassen.
Zu diesem Zweck gut geeignet ist CleanMyMac X von Macpaw (im Test), das diese Aufgaben sorgfältig erledigt und hervorragende Möglichkeiten bietet, gigabyteweise Speicher freizugeben und Datenmüll von Ihrem Mac zu löschen.
Eine andere beliebte Anwendung ist „Daisy Disk“, die es kostenpflichtig im App Store gibt. Diese zeigt mit farbenfrohen Graphen, wo sich die größten Speicherfresser verstecken, und kann diese auch direkt löschen. Ein Vorteil: Nicht nur festverbaute Festplatte lassen sich damit durchsuchen, Daisy Disk kann auch angeschlossene Laufwerke analysieren und bereinigen.
Fazit
Was auf den ersten Blick, wie sinnlos verschwendeter Speicherbedarf aussieht, ist auf den zweiten Blick manchmal benötigter Platz für das Betriebssystem, um Caches und andere Bibliotheken zu lagern. Die Kategorie „Systemdaten“ könnte etwas besser von Apple ausgewiesen werden, und vielleicht sogar erlauben, die darunter gruppierten Dateien zu durchleuchten.
Jedoch ist es schnell passiert, dass größere Caches gelöscht werden, sodass Anwendungen wieder von Neuem Benutzereinstellungen anlegen müssen. Auf den ersten Blick hat der Nutzer so Speicherplatz gewonnen, dieser ist jedoch nach ein paar Tagen wieder aufgebraucht.
Gleichwohl kann die Kategorie Anreiz sein, sich seinen Mac genauer unter die Lupe zu nehmen und Müll zu finden, den man sonst übersehen hätte.
Tipp: Mac bereinigen mit CleanMyMac X