Nur noch wenige Wochen und Apple wird seine jährliche Welt-Entwickler-Konferenz, die WWDC, abhalten. Pandemie-bedingt zum ersten Mal ausschließlich digital. Und auch wenn dieses Jahr vieles anders sein wird, ist doch klar, dass es eine neue Version von iOS geben wird. Einige Monate später, im September oder Oktober, wird dieses Update dann auf unseren iPhones landen und damit auch ein neuer Schwung Emoji. Mit dabei sind dieses Jahr zum Beispiel ein Bieber, ein Mammut und ein Ninja.
2021 wird es dann aber leider keine Neuerungen in dieser Hinsicht geben. Das hat das Unicode-Konsortium schon im April bekanntgegeben . Die CoVID-19-Pandemie schlägt auch hier zu. Alle Beteiligten haben schlicht zu viel anderes zu tun, um sich auch noch um neue Emojis zu kümmern. 2022 soll es dann normal weitergehen.
Aber wer legt denn eigentlich fest, welches Emoji auf meinem Smartphone auftaucht und wie es aussieht? Wo kommen die eigentlich her? Und kann ich mein eigenes bekommen?
Emojis auf dem iPhone, iPad und Mac: So geht’s
Von Japan über Google und Apple in die Welt
Als Ende der 90er Jahre die ersten Emojis auf Handys japanischer Hersteller landeten, konnte niemand absehen, dass sich daraus die erste Sprache des digitalen Zeitalters entwickeln würde. In dieser digitalen Welt übernehmen sie oftmals die wichtige Funktion, Emotionen zu transportieren, die bei bloßem Text verloren gehen würden. Sie sind also mehr als eine bloße Spielerei.
Ganz zu Beginn, als das World Wide Web gerade geboren war, nutze man einfach Emoticons aus schon zur Verfügung stehenden Satzzeichen. :), 😀 oder ¯_(ツ)_/¯ kennt wohl jeder.
1999 entwarf dann der japanische Künstler Shigetaka Kurita das erste Set an Emojis für i-mode , eine frühe mobile Internetplattform. Das Set umfasste 176 Emoji, hatte aber nur wenig Ähnlichkeit mit unseren heutigen auf Hochglanz polierten Emojis. Aufgrund technischer Limits waren die kleinen Zeichen auf 12 mal 12 Pixel beschränkt und umfassten auch jeweils nur eine Farbe. Mittlerweile sind sie Teil der permanenten Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art. Wenig überraschend kommt auch das Wort Emoji ursprünglich aus dem Japanischen. Es setzt sich aus den japanischen Zeichen für „Bild“ und „Schriftzeichen“ zusammen, ist also eine ziemlich eindeutige Beschreibung von dem, was es ist.
Emojis individuell am iPhone und Mac gestalten
Über Japan hinaus nahmen Emoji dann im Jahr 2007 richtig Fahrt auf. In diesem Jahr schlug ein Team bei Google dem Unicode-Konsortium vor, Emoji anzuerkennen und in den Datensatz aufzunehmen. Zwei Jahre später kamen dann noch einige Entwickler von Apple hinzu und gemeinsam reichte man einen ersten Vorschlag mit 625 Emoji ein. Ein Jahr später wurde dieser Vorschlag angenommen, sodass dem Siegeszug der kleinen Zeichen nichts mehr im Weg stand.
Interessant ist auch, dass das erste Set von Emoji bei Apple von nur zwei Personen entworfen wurde: dem Interface-Designer Raymond Sepulveda und seiner damaligen Praktikantin Angela Guzman .
Technisch gesehen sind Emoji übrigens auch nur Ziffern. Jeder getippte Buchstabe ist im Hintergrund ein Zahlencode, der vom Betriebssystem in ein kleines Bild umkodiert wird. Bevor das Unicode-Konsortium einen einheitlichen Standard festgelegt hatte, existierten diverse verschiedene Kodiersysteme, was zur Folge hatte, dass Text nicht auf allen Systemen gleichermaßen dekodiert und somit dargestellt werden konnte. Dank Unicode ist das zum Glück Geschichte. Emoji machen in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Das lachende Gesicht mit den drei Herzen ? hat zum Beispiel den Code U+1F970.
Das Unicode-Konsortium ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Mountain View (Kalifornien). Es setzt sich dabei aus sogenannten Voll-, institutionellen, unterstützenden und assoziierten Mitgliedern zusammen. Die ersten drei Gruppen dürfen abstimmen, assoziierte Mitglieder nur mit beraten. In der ersten Gruppe befinden sich vor allem große Firmen wie Apple, Facebook oder Google, die neue Emoji am Ende auch implementieren müssen. Die Vorgaben des Unicode-Konsortiums sind nämlich nur Leitlinien. Die letztliche Umsetzung erfolgt durch die Hersteller, die auch entscheiden können, ein bestimmtes Emoji überhaupt nicht aufzunehmen. Das erklärt auch, wieso ein Emoji auf einem iPhone so anders aussieht, als auf einem Android-Phone oder im Facebook-Messenger. Zu den unterstützenden Mitgliedern gehört auch Emojipedia . Das ist eine Emoji-Wikipedia mit allen Versionen auf allen Betriebssystemen. Außerdem findet man dort auch Hintergründe und Erklärungen.
Emoji verändern, wie wir kommunizieren
Emoji sind mittlerweile nicht mehr wegzudenken und haben unsere Art zu kommunizieren verändert. Dabei geht es längst nicht mehr nur um ein paar lustige Bildchen, denn nimmt man dieses veränderte Kommunikationsverhalten ernst, so erscheint die Angelegenheit plötzlich in einem anderen Licht. Wenn Emoji nämlich die Sprache für die digitale Welt sind, muss es auch Worte für alle geben. Ob es Emoji in alt, jung, männlich, weiblich oder genderneutral gibt, ist dann nicht mehr nur eine Spielerei. Es ermöglicht großen Teilen der Weltbevölkerung eine Repräsentation im Digitalen.
Das erkannten auch die Emoji-Macher und führten 2015 ein neues Set ein, das mehrere Hautfarben und gleichgeschlechtliche Paare beinhaltete. Mittlerweile gibt es immer mehr Berufsdarstellungen in männlicher, weiblicher sowie genderneutraler Darstellung oder auch eine Person im Rollstuhl ??. Auch im nächsten Update werden wieder einige neue inklusive Darstellungen hinzukommen, unter anderem ein Vater, der seinem Kind die Flasche gibt.
Wie ernsthaft mittlerweile mit Emoji umgegangen wird, zeigt sich aber nicht nur das Thema Inklusivität, sondern auch die „Pistolen-Kontroverse“. Das Pistolen-Emoji ? sah nämlich zu Beginn wie eine echte Pistole aus. Aktivistinnen und Aktivisten riefen den Hashtag #DisarmTheiPhone, “Entwaffnet das iPhone”, ins Leben. Apple änderte seine Darstellung 2016 dann tatsächlich in eine Wasserpistole. Das aber wiederum konnte zu echten Missverständnissen führen, weil Google noch zwei Jahre länger mit einer Veränderung wartete. Es konnte also passieren, dass man auf dem iPhone eine lustig gemeinte Wasserpistole schickte und auf einem Android-Smartphone eine echte ankam.
Ein anderes sehr interessantes Beispiel ist das Mücken-Emoji ?. Das wurde 2018 eingeführt, nachdem es ein Jahr zuvor von Forscherinnen und Forschern der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health sowie der Bill und Melinda Gates Stiftung vorgeschlagen wurde. Der Hintergrund ist gleichermaßen genial wie einfach: Die Forscher wollten die Kommunikation über Krankheiten wie Malaria oder das Zika-Virus erleichtern und benötigten dafür ein Emoji, das auch diejenigen verstehen, die nicht lesen und schreiben können.
Kann ich mein eigenes Emoji bekommen?
Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Wie bekomme ich nun mein eigenes Emoji? Zuerst die gute Nachricht. Prinzipiell kann jeder eigene Vorschläge für Emoji einreichen. Das geht ganz einfach unter diesem Link . Die Sache hat aber einen Haken. Man muss ein ziemlich detailliertes Exposé einreichen. Dafür gibt es auf der Seite des Unicode-Konsortiums ein eigenes Formular. In dieses kommen zum einen recht basale Angaben wie der vorgeschlagene Name für das neue Emoji oder das Einreichungsdatum. Darüber hinaus muss man aber natürlich darlegen, wieso ein geplantes Emoji gute Aussichten hat, auch entsprechend genutzt zu werden und wie es sich von anderen, schon bestehenden Emoji abhebt. Gleichzeitig muss man aber auch nachweisen, dass es nicht zu spezifisch ist und natürlich gehört auch ein erster Entwurf zum Bewerbungsprozess. Zum Glück gibt das Unicode-Konsortium für alle Anforderungen ausführliche Erklärungen und Beispiele. Man muss es nur eben machen. Mal eben in der Mittagspause ist das also ganz sicher nicht zu bewältigen.
Wenn der Vorschlag eingegangen ist, befasst sich ein eigenes Komitee innerhalb des Unicode-Konsortiums ein Mal im Quartal mit allen Fragen rund um Emojis. Dieses sogenannte Unicode Technical Committee ist nach eigener Aussage verantwortlich für „die Entwicklung und Pflege des Unicode Standards, einschließlich der Unicode Zeichen Datenbank“. Wird ein Vorschlag in einem solchen Meeting angenommen, kann es an die technische Umsetzung gehen, die dann bei den Herstellern liegt.
Aber wer eine gute Idee hat, sich die Mühe macht und einen langen Atem beweist, kann berechtigte Hoffnungen haben, eines Tages das eigene Emoji auf dem eigenen Smartphone zu finden und das ist doch eigentlich eine schöne Vorstellung.