Ob das nun so eine gute Entscheidung war, auf AT&T als Exklusiv-Provider in den USA zu setzen – und dem iPhone keine UMTS-Unterstützung zu gönnen? Die Frage stellten sich auch die Tester und haben sie durchweg verneint. David Pogue von der New York Times kann Kundenbefragungen zu der Qualität der Handynetze nur bestätigen: Danach liegt AT&T fast immer auf dem letzten Platz, auch die Tester haben mit dem AT&T-Netz zu kämpfen. Sie erlebten Gesprächsabbrüche und beklagen sich allesamt über den lahmen Datendurchsatz im EDGE-Netzwerk. Wenn kein WLAN in der Nähe ist, dann dauert das Laden von Web-Seiten und YouTube-Videos unerfreulich lange. Sobald ein bekanntes oder freies WLAN vom iPhone aber gefunden wird, schaltet es automatisch diesen Kommunikationsweg frei – danach ist das “Erlebnis mobiles Internet” epochemachend, so das Urteil – wenngleich die Unterstützung von Flash fehlt.
Vom Blackberry bitte nicht umsteigen
Nicht in allen Feinheiten hat die Bildschirmtastatur überzeugt, die Blackberry-typische Bedienung mit zwei Daumen ist noch verbesserungswürdig, die Eingabe mit den Fingern funktioniert deutlich besser. Walt Mossberg vom Wall Street Journal hätte deswegen nach drei Tagen das iPhone am liebsten weggeschmissen, zwei Tage später, so räumt er ein, hatte er allerdings keine Probleme mehr. Dafür sorgen auch die intelligenten Korrekturhilfen beim Tippen. Geschäftsleute, die mit dem iPhone ihren Blackberry ersetzen wollen, stehen vor einem weiteren Problem: An den Microsoft Exchange-Servern, die in vielen Unternehmen für die E-Mail-Kommunikation genutzt werden, müssen Administratoren kleiner Einstellungen vornehmen, damit auch das iPhone Push-Emails empfangen kann. Bei USA Today zeigten die Admins dem iPhone-Tester Edward C. Baig die kalte Schulter und äußerten Sicherheitsbedenken.
Mehr Puste als erwartet
Mit der Leistungsfähigkeit des Akkus zeigen sich die vier Tester rundum zufrieden: Die von Apple genannten Werte können sie zwar nicht ganz erreichen, aber einen Tag hält der Stromspender durch. Dabei haben die Journalisten selten das WLAN-Modul abgeschaltet oder das Telefon in den Schlafmodus geschickt, stattdessen viel Musik und Videos genossen und fleißig die Internet-Fähigkeiten des iPhone getestet. Dass der Akku nicht vom Besitzer selbst zu wechseln ist, das merken alle vier Kollegen kritisch an. Über das bisher vorhandene iPod-Zubehör lässt sich auch das iPhone mit Strom auftanken, andere Funktionen von Zusatzgeräten, etwa die Integration in Auto-Audio-Systeme, funktioniert meist nicht. Hier will Apple angeblich mit einem Software-Update für Abhilfe sorgen, neue Zusatzgeräte sollen auch den Hinweis “Made for iPhone” erhalten.
Die Koppelung an iTunes
Positiv fällt jedem der Tester auf, dass die iPhone-Kunden nicht gleich im Laden sich für ein Tarifmodell entscheiden müssen, sondern dies in aller Ruhe von zu Hause aus machen können – via iTunes. dieses Modell findet uneingeschränkt Zustimmung, zumal auch über denselben Weg Apple Software-Updates auf das iPhone aufspielen kann, um weitere Funktionen zu implementieren. Das habe der Hersteller, so die Tester, jedenfalls vor und sehen darin einen großen Vorteil gegenüber den Aktualisierungen bei anderen Handys. Über denselben Weg funktioniert auch das Bestücken mit Media-Dateien und den persönlichen Daten wie Adressen, Telefonnummern, Lesezeichen, E-Mail-einstellungen und Kalendereinträgen – die Kommunikation unter Windows Vista sei auch kein Problem, so das Wall Street Journal. Warum aber (noch) nicht die Möglichkeit besteht, im iTunes Store einzukaufen oder andere Klingeltöne auf das iPhone zu laden, verstehen die Tester nicht. Und was sie ärgert: Die Klinkenbuchse für Kopfhörer nimmt längst nicht jeden Kopfhörer auf.
Das Äußere gefällt
Beeindruckt zeigen sich alle vier Tester von der robusten Verarbeitung des Geräts: Nach 14 Tagen intensivem Gebrauch – Kontakt mit Schlüsseln in der Hosentasche eingeschlossen – zeigten sich keine Kratzer auf dem Glas des Bildschirms und auch nicht auf der Unterseite. Das Display ist selbst bei direktem Sonnenlicht gut ables- und bedienbar – und lässt jeden seiner Mitbewerber in Sachen Design deutlich hinter sich. Das betrifft auch die Benutzeroberfläche im OS X-Style: die optischen Effekte, die CoverFlow-Darstellung und das automatische Umschalten von Hoch- auf Breitformat beim Drehen des Geräts überzeugte alle Tester. Zwar wird das Display schnell schmierig und unansehnlich – aber mit einem Wisch ist alles weg.
Verbesserungswürdig bei den inneren Werten
Das iPhone unterstützt keine MMS: Bilder von der im Test guten 2-Megapixel-Kamera kann man also über diesen Weg nicht an andere Handys schicken. Steven Levy von der Newsweek wünscht sich auch ein Tool zum Hochladen in seinen Flickr-Account, dazu noch einen Instant Messenger – beides bietet das iPhone nicht. Ebenso fällt allen Testern auf, dass der Speicher nicht erweiterbar ist durch Speicherkarten – und auch nicht mit den SIM-Karten anderer Anbieter funktioniert. Nur im AT&T-Netz funkt das iPhone, für Auslandsbesuche muss das International Roaming freigeschaltet werden. Pech also für alle, die glaubten, sich über Umwege in iPhone besorgen zu können und in Deutschland mit der SIM-Karte eines heimischen Betreibers zu bestücken.
Unterm Strich: super
“Es macht richtig Spaß, aber: Es ist nicht perfekt!” Dem Urteil von David Pogue (New York Times) schließt sich auch das Wall Street Journal an: “Abgesehen von den Beschränkungen durch das AT&T-Netzwerk ist das iPhone eine völlig neue Erfahrung – es ist eine Freude, es zu benutzen”, so Walt Mossberg und Katherine Boehert. USA Today-Autor Edward C. Baig lobt das Gerät: “Mit ein paar Ausnahmen ist es dieses glitzernde Wunderkind all das Begehren wert.” Nur bei Newsweek-Kolummnist Steven Levy klingt es vorsichtiger: “Das iPhone hat bereits seine Spuren hinterlassen.” Und statt seine Bedenken allzu breit zu treten, lässt er lieber Steve Jobs zu Wort kommen: “Ich glaube, wir werden die Erwartungen übertrumpfen!” Das sagte ihm der Apple-Chef bei einem Kontrollanruf – am iPhone.