Das Apple-Jahr 2023 wird episch
Die Zeit der Transition zu Apple Silicon steht kurz vor dem Abschluss, den Apple an sich schon für Ende 2022 versprochen hatte. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Lieferkette haben die Pläne etwas verzögert. Doch lieferte Apple Mitte Januar nach, was wir für Oktober 2022 erwartet hatten: Der Mac Mini M2 Pro schickt den letzten Mini mit Intel-Chip in den Ruhestand, dazu gab es Upgrades auf Mac Mini M2 und Macbook Pro M2 Pro/Max in 14 und 16 Zoll. Etwas überraschend holte Apple zudem den Homepod aus der Versenkung zurück, die zweite Generation des großen smarten Lautsprechers bringt einige Neuerungen, die ihn auf den Stand des Homepod Mini bringen und sogar ein bisschen mehr versprechen.
Der wirklich letzte Intel-Mac ist das Ende 2019 herausgebrachte Flaggschiff Mac Pro, das mit Apple Silicon spektakulär werden könnte: Bis zu vier M2-Max-Chips sollen die Maschine antreiben. Oder, wie wir vermuten dürfen: Zwei M2 Ultra, die womöglich zu einem M2 Extreme zusammengeschlossen sind. Da Apples Fertiger TSMC aber nach wie vor keine SoCs auf einem 3-nm-Prozess baut, die den nächsten wesentlichen Performance-Schub bringen, könnte sich der Mac Pro auf die Reihe M3 gedulden müssen. Dann wird er aber nicht vor Herbst kommen. Gleiches könnte für den iMac in 24 Zoll gelten, ein 27-Zöller könnte dann mit M3 Pro die Rückkehr des iMac Pro bedeuten.
Frühjahr 2023: Keynote im März
Nicht jedes Frühjahr veranstaltet Apple eine Keynote, die letzten Jahre hat der Konzern aber kaum eine Gelegenheit dazu ausgelassen. Im Jahr 2020 verhinderte die Pandemie eine Show vor Publikum, Apple hätte ausreichend Produkte gehabt. Ein Jahr später dauerte es noch bis April, im Vorjahr zeigte Apple am 8. März unter anderem den Mac Studio und das iPhone SE 3 in einer virtuellen Keynote mit vorproduzierten Videos.
So interessant wie Apple diese Form der Präsentation auch gestaltete und aus der Not eine Tugend machte, – im Frühjahr 2023 stehen die Chancen sehr gut, dass Apple wieder vor Publikum präsentiert, wie es eingeschränkt schon im Juni und im September 2022 der Fall war. Gegenüber seinen Angestellten lockert Apple die Infektionsschutzmaßnahmen und streicht die Testpflicht – damit wieder mehr von der Belegschaft auch in die Büros kommt. Somit erscheint eine Show im Stil der Zeit vor 2020 im Steve-Jobs-Theater wieder möglich zu sein, mit Pressevertretern aus aller Welt im Publikum – und einer Live-Übertragung im Internet.
Die im Januar veröffentlichten Macs waren gewissermaßen Nachzügler aus dem Vorjahr, im Frühjahr 2023 zeigt Apple frische Produkte. Dabei könnte es schon zu einem Knaller kommen.
Denn seit Jahren im Gespräch und dabei stets “verschoben” ist Apples AR/VR-Lösung. Wir können davon ausgehen, dass Apple ein solches Produkt nicht etwa nur nebenbei präsentiert, sondern ihm eine große und möglichst exklusive Bühne bereitet. Das passiert auch dann, wenn das Headset fertig ist, also in dem Sinne, dass sie nicht mehr als ein halbes Jahr bis zu ihrer Auslieferung benötigen. Die Zeichen verdichten sich immer mehr, dass es nicht allzu lange dauert, wobei etwa der Analyst Ming-Chi Kuo zuletzt davon sprach, Apple hätte noch etliche technische Probleme zu lösen und vor dem Herbst werde man nichts sehen. Bloombergs Mark Gurman hat zuletzt neue Details genannt, das VR-Headset werde mit einem M2-Chip kommen und externe Akkus benötigen. Apple will vor allem mit Inhalten die Kundschaft vom Kauf überzeugen, unter anderem soll auch Disney 3D-Videos liefern, in die man mit dem Headset immersiv eintauchen kann. Das eigentliche Knüller-Produkt, eine leichte AR-Brille, die einst das iPhone ablösen könnte, habe Apple indes vorerst auf Eis gelegt – die Entwicklung kann noch bis Ende der 20er dauern.
Ein VR-Headset Apples ist sicher so erklärungsbedürftig, dass es bei einer Frühjahrskeynote nicht auch noch um andere Produkte gehen müsste. Wir sehen aber einige Lücken im Angebot und könnten uns vorstellen, dass bald eine zweite Generation der Airtags kommen könnte, zwei Jahre nach deren Start. Eine neue Farbe für die iPhones 14 wird Apple dann auch wieder auflegen, ein hübscher Orangeton fehlt im Portfolio. Neue Farben könnten auch die Airpods Max von Apple erhalten, die nun auch schon wieder zwei Jahre alt sind – kleinere technische Fortschritte sollte es dann auch geben, zudem hoffen wir auf einen niedrigeren Preis. Im Januar 2023 sind die Kopfhörer schwer lieferbar, das könnte aber auch an einer durch TikTok ausgelösten starken Nachfrage liegen.
Ein Macbook Air mit 15-Zoll-Bildschirm könnte das jetzige Macbook Pro 13” mit Touchbar aus dem Angebot verdrängen und die Unterschiede zwischen Macbook und Macbook Pro wieder etwas deutlicher hervorheben. Von einer neuen Größe des iPad Pro wird zudem auch schon spekuliert, ein 14-Zoll-Modell würde sich noch zwischen Macbook (Air) und Macbook Pro drängen, aber eine größere Zielgruppe ansprechen. Das könnte aber ein Thema für den Herbst werden.
Ein wunderbarer Termin für eine solch vollgepackte Show wäre Dienstag, 7. März 2023.
WWDC 2023: Bleibt alles anders
Erst zögerlich konnte Apple im Jahr 2022 Publikum zurück auf seine Entwicklerkonferenz WWDC bringen, die iPhone-Keynote war dann wieder beinahe wie früher mit Publikum. Die Chancen stehen gut, im Frühsommer 2023 wieder eine Entwicklerkonferenz so wie früher zu veranstalten, bei der 5.000 Entwickler aus aller Welt auf rund 1.000 Apple-Ingenieure treffen, kann man heute nicht seriös abschätzen. Vielleicht wird es nie wieder so wie vorher, was in diesem Fall gar kein Schaden sein muss: Die Pandemie hat die WWDC für immer verändert – womöglich aber zum Guten.
Denn in der hybriden Form können Entwickler weltweit an allen Seminaren und anderen Veranstaltungen teilnehmen, ohne dass sie vorher in der Ticket-Lotterie gewinnen müssen. Für die Keynote, die eine breite Öffentlichkeit interessiert, wird das anders sein – und Live-Publikum vor Ort höchst willkommen.
Wir tippen auf Montag, den 5. Juni 2023 als Termin für die WWDC-Keynote. Was es da zu sehen gibt, ist aber jetzt schon halbwegs sicher: Erste Blicke auf iOS 17, iPadOS 17, macOS 14, watchOS 10 und verwandten Systemen. Besonders gäbe aber die WWDC die Gelegenheit, intensiv (nochmals) über die Software des Apple-Headsets zu sprechen, die realityOS oder xrOS heißen könnte.
iPhones, Apple Watches, iPads und Macs im Herbst – eine oder zwei Keynotes
Nein, man muss nicht jedes Jahr ein neues iPhone kaufen, in manchen Jahren sind die Unterschiede recht gering. Dennoch legt Apple jedes Jahr im September eine neue Reihe auf, fortlaufend nummeriert. Im Herbst 2023 kommt dann also die 15 an die Reihe. Gerade beim Pro-Modell könnten wieder wesentliche Änderungen anstehen, eine Periskopkamera etwa und womöglich wieder eine neue Form – das Design hatte Apple zuletzt mit der 12er-Reihe im Jahr 2020 grundsätzlich verändert. Das iPhone 15 Pro Max könnte entweder aus dem Portfolio verschwinden und von einem iPhone 15 Ultra ersetzt werden, dieses könnte das Angebot aber einfach nur ergänzen. Ob Apple nach dem augenscheinlichen Flop mit dem iPhone 14 Plus die reguläre Ausgabe wieder in zwei Größen auflegt, könnte fraglich sein, das Design des iPhone 12/13 Mini könnte aber als iPhone SE 4 zurückkehren – wenn Apple sich nicht komplett von dieser Idee verabschiedet.
Passend zum iPhone kommt auch immer eine neue Apple Watch, in diesem Jahr wäre die Series 9 an der Reihe, wenn denn nicht das irre Gerücht um eine Apple Watch X stimmen sollte. Mit der Apple Watch Ultra hat Apple aber schon eine Art von Sondermodell im Angebot, das in diesem Jahr vielleicht kein Update bekommen wird, ebenso wenig wie die Apple Watch SE. Bisher sind keine validen Berichte bekannt, dass die Apple Watch des Jahres 2023 spektakuläre Neuerungen bekommen könnte – der nächste Schritt wäre eine spektroskopische Messung des Blutdrucks oder Blutzuckers, das kann aber auch noch bis Ende der Zwanziger dauern, bis diese Entwicklung marktreif wäre.
Das nächste Gerät, das Apple im Jahresrhythmus aktualisiert, ist das iPad. Die im Herbst 2022 herausgebrachte zehnte Generation brachte wesentliche Neuerungen bei Design und Funktion, die nächste Version wird weniger spektakulär werden. Im Herbst 2023 könnten iPad Air und iPad Mini wieder Updates bekommen, nach 18 respektive 24 Monaten. Das iPad Pro wird erst im Jahr 2024 wesentliche Neuerungen bekommen.
Ob Apple ein oder zwei Events in diesem Herbst abhalten wird, können wir heute noch nicht sagen. Nur das iPhone-Event im September scheint ziemlich sicher zu sein – Dienstag, 12. September 2023 bietet sich als Termin an.
Nicht auszuschließen, dass der neue Mac Pro M3 Extreme oder wie auch immer Apples Flaggschiff heißen wird, im Herbst bei einer eigenen Veranstaltung im Mittelpunkt steht, zusammen mit dem ein oder anderen Update für iMac, Macbook Air/Pro und Mac Studio.