Über die Vorzüge der neuen Generation des Mac wurde, seitdem die ersten Geräte im November 2020 auf den Markt kamen, schon viel geschrieben. Besonders hervorgehoben wurde die Geschwindigkeit der M1-Macs, sogar bei Apps, die noch für Intel-Macs programmiert sind, und eine lange Batterielaufzeit bei Macbooks: Lesen Sie hier unsere Tests zu Macbook Air M1 , Macbook Pro M1 und Mac Mini M1 . In der Tat handelt es sich beim ersten Apple-Silicon-Chip, dem SoC M1, der in den neuen Macs zum Einsatz kommt, um eine kleine Sensation. Diese ist aber weniger bei der Wahl der schon seit Jahrzehnten bekannten, meist in Mobilgeräten verwendeten ARM (Acorn Risc Machine)-Prozessorarchitektur , welche die Grundlage von des M1-Chips darstellt, zu suchen, sondern vor allem darin, was Apple auf diese Basis gestellt hat.
RISC vs. CISC
Im Gegensatz zu den Intel-Chips mit Ihrer CISC (Complex Instruction Set Computer)-Architektur, bei der der Prozessor sehr viele Befehle unterstützt und benötigt, besitzen ARM-Chips eine RISC (Reduced Instruction Set Computer)-Architektur mit weniger und vor allem weniger komplexen Befehlen. RISC-Prozessoren können daher einfacher und sparsamer gestaltet werden. Dadurch sind sie schneller, auch wenn im Gegensatz zu CISC-Prozessoren mehr Befehle für vergleichbare Funktionen benötigt werden. Zudem können ARM-Prozessoren aus unterschiedlichen Kernen bestehen. Während leistungsfähige Kerne für komplexe Aufgaben zuständig sind, übernehmen die schwächeren Kerne einfachere Aufgaben. Dies bringt ebenfalls zahlreiche Vorteile, wie zum Beispiel beim Energieverbrauch.
Apples System on a Chip (SoC)
Zudem sind ARM-Prozessoren flexibler einsetzbar. Das heißt, Apple muss die vorgegebenen Intel-Prozessoren nicht weitestgehend unverändert übernehmen, sondern hat die Erlaubnis, sich eigene Prozessoren zu gestalten und zusammenzustellen. Hierbei setzt Cupertino auf ein „System on a Chip“ (SoC) , wie bei iPhone und iPad. Hierbei erledigt ein einzelner „Chip“ unterschiedliche Aufgaben. Er beinhaltet den Hauptprozessor, ist für die Grafik zuständig, die Schnittstellen, den Speicher, den GPU-Kerne und CPU-Kerne gemeinsam nutzen, sowie die Sicherheitsfunktionen.
Schnelle Macs schon für Einsteiger
Nicht nur aufgrund der ARM-Prozessorarchitektur, sondern vor allem wegen der weiteren Optimierungen durch Apple, stellen selbst das Macbook Air oder der Mac Mini viele der bisherigen Intel-Macs und vor allem die meisten PCs und Laptops unter Windows in den Schatten. Allenfalls in bestimmten Anwendungsbereichen haben weit teure und besser ausgestattete Intel-Macs oder Windows-PCs noch eine Chance gegen den Emporkömmling M1-Mac oder können deren Leistung überflügeln. Und dies ist erst der Anfang. Bis auf das Macbook Pro 13“ sind bislang noch keine Macs für Profi-Anwender erschienen – und selbst das ist eher ein Zweitgerät für Profis. Ein künftiges Macbook Pro 16“, ein neuer iMac oder gar ein Mac Pro mit Apple Silicon werden mit Sicherheit noch weit leistungsfähiger und besser ausgestattet sein als das Macbook Air oder der Mac Mini.

©Apple
Was bringt der schnellste Computer ohne Anwendungen?
Der Erfolg der leistungsfähigsten Hardwareplattform, genauso wie der des modernsten Betriebssystems, hängt aber vor allem von den dafür zur Verfügung stehenden Anwendungen ab. Dies zeigt beispielsweise das traurige Schicksal des von IBM einst entwickelte Betriebssystems OS/2, welches, obgleich seiner Zeit weit voraus und ungleich moderner und leistungsfähiger als das damalige Windows, ein Schatten- und Nischendasein führte.
Auch aus diesem Grund legt Apple bei seinen „Switches“ immer Wert darauf, dass erstens von Anfang an die wichtigsten Anwendungen nativ für die neue Plattform zur Verfügung stehen und zweitens auch die meisten der bisher verwendeten und noch nicht portierten Apps auf der neuen Plattform sich weiterverwenden lassen.
Emulierte, universelle und native Apps stehen für den M1-Mac zur Verfügung
Das Drehbuch für Wechsel auf die neue Prozessorarchitektur musste bezüglich der Anwendungen nicht neu geschrieben werden. Bereits beim Intel-Switch lagen die neuen Apps einerseits in nativer Form, also für die neue, als universelle Apps für beide oder nur für die alte Prozessorarchtitektur vor. Damit die alten Anwendungen – zunächst – weiter genutzt werden konnten, stand Rosetta , die nach dem Stein von Rosette benannte, Emulationsschicht von macOS zur Verfügung. Diese übersetzte die Befehle für den bisherigen Prozessor in die des neuen Prozessors. Dies ging und geht zwar mit Geschwindigkeitseinbußen einher und es laufen nicht alle, vor allem nicht hardwarenah programmierte, Anwendungen auf diese Weise, aber viele sind zumindest weiter nutzbar.
Beim neuerlichen Wechsel von Intel- zu Apple-Prozessoren ist dies ebenfalls der Fall. Auch hier können Sie, diesmal dank „ Rosetta 2 “, die meisten Intel-Apps weiterverwenden sowie natürlich auch die von den Herstellern zur Verfügung gestellten universellen oder nativen Apps einsetzen. An den wichtigsten Anwendungen herrscht daher kein Mangel. Im Gegensatz zu den PowerPC-Anwendungen auf einem Intel-Mac laufen die „alten“ Intel-Apps auf dem M1-Chip deutlich schneller. Bei vielen Apps ist kein Unterschied feststellbar, zumindest im Alltag nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel. Hardwarenah programmierte Anwendungen machen hier aber ebenso Schwierigkeiten wie besonders leistungshungrige Anwendungen.
Intel- oder M1-Mac? So finde ich heraus, ob meine Apps kompatibel sind
Da, wie erwähnt, auch bei emulierten Apps beim Alltagseinsatz nicht ohne Weiteres ein Unterschied festzustellen ist, ist die Frage, wie Sie herausfinden können, für welche Prozessorarchitektur Ihre Anwendungen vorliegen. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.
Wollen Sie wissen, ob eine bestimmte App bereits für den M1-Mac optimiert wurde gehen Sie auf die folgende Weise vor:
- Wählen Sie die App aus – in der Regel befindet sie sich im Ordner „Programme“. Öffnen Sie über die sekundäre (rechte Maustaste) deren Kontextmenü.
- Dort wählen Sie den Befehl „Informationen“ aus und betrachten die Kategorie „Allgemein“.
- Liegt die App nativ vor, dann steht dort „Programm (Apple Silicon)“. Bei einer universellen App „Programm (Universal)“ und bei einer Intel-App „Programm (Intel)“.
- Universelle Anwendungen lassen sich auch als reine Intel-App ausführen. Hierzu markieren Sie die Einstellung „Mit Rosetta öffnen“. Dies kann zum Beispiel dann sinnvoll sein, wenn die App oder Funktionen der App Probleme bereiten.

Um einen Gesamtüberblick darüber zu erhalten, welche Ihrer Apps bereits für den M1-Mac vorliegen, bemühen Sie hingegen den „Systembericht“, der zu den Bordmitteln von macOS gehört.
- Klicken Sie auf das Apple-Symbol links oben in der Menüleiste und wählen Sie den Eintrag „Über meinen Mac“ aus.
- Öffnen Sie den „Systembericht“ und klicken Sie in der linken Spalte auf den Eintrag „Programme“.
- Warten Sie, bis die Liste der auf Ihrem Mac installierten Programme angezeigt wird. In der fünften Spalte wird die „Art“ der Apps angezeigt.
- Alle mit „Apple Chips“ bezeichneten Apps sind nativ, die mit „Intel“ liegen nur für den Intel-Mac vor. „Universal“ sind Apps, die auf dem Intel-Mac und dem M1-Mac laufen und die mit „iOS“ bezeichneten Apps wurden in der Regel für iPad sowie iPhone programmiert, laufen aber nativ auf dem M1-Mac.

Komfortabler zur Überprüfung der von Ihnen installierten Anwendungen sind diverse Apps von Drittanbietern, wie zum Beispiel „ Go64 “, „ Silicon “ oder der „ iMobie M1 App Checker “. Diese Werkzeuge listen alle installierten Apps auf und zeigen Ihnen an, für welche Prozessorarchitektur Sie programmiert und optimiert wurden. Zudem haben Sie hier die Möglichkeit die unterschiedlichen Apps herauszufiltern und sie auf dem Mac zu lokalisieren (Siehe Abbildung).

Wie finde ich heraus, ob eine beliebige App für dem M1-Mac portiert wurde?
Die bisherigen Möglichkeiten unterstützen Sie dabei herauszufinden, ob Ihre bereits installierten Apps für dem M1-Mac portiert wurden. Wo erfahren Sie, ob eine App, welche Sie benötigen, aber noch nicht installiert haben bereits als universelle oder native App verfügbar ist? Hierzu gibt es eine Reihe von Webseiten, auf denen die entsprechenden Apps aufgelistet werden und die vor allem auch regelmäßig aktualisiert werden. Die folgenden Webseiten können Sie konsultieren:

Diese bekannten Apps wurden bereits für den M1-Mac portiert und optimiert
Die folgenden beliebten Programme von Drittanbietern liegen in der jeweils aktuellen Version bereits nativ oder universell für den M1-Mac vor (ohne Gewähr auf Vollständigkeit):
Windows und Linux auf dem M1-Mac
Die Frage, ob Sie Windows und Windows-Anwendungen auf dem M1-Mac nutzen können, können wir gegenwärtig nur mit einem eindeutigen „Jein“ beantworten. Boot Camp und die native Installation von Windows auf dem Mac wird bislang nicht unterstützt. Auch in Zukunft ist das weitgehend ausgeschlossen. Es sei denn Microsoft und Apple einigen sich darauf, Windows 10 in der ARM-Version installieren zu können. Auch die Virtualisierung von Windows und Linux ist nur dann möglich, wenn diese in einer ARM-Version vorliegen. Bei einigen Linux-Distributionen ist dies bereits der Fall.

Auch Windows 10 gibt es für ARM-Prozessoren, allerdings ist dieses nicht separat, sondern, nur zusammen mit Hardware erhältlich. Zudem befinden sich die bekannten Virtualisierungsprogramme, wie Parallels Desktop oder VMware Fusion , erst in der Entwicklung. Eine erste Version des freien Virtualisierungsprogramms UTM ist bereits verfügbar, sowohl beim Entwickler als auch in einer kostenpflichtigen Version im App Store . UTM erlaubt die Virtualisierung von Betriebssystemen auf dem M1- oder dem Intel-Mac. Das bedeutet, dass zur Virtualisierung neben der passenden Version vom UTM auch ein Betriebssystem für dieselbe Prozessorarchitektur zur Verfügung steht. Windows 10 und seine Anwendungen für die x86-Architektur lassen sich auf dem M1-Mac nicht virtualisieren. Hier bleibt nur die Möglichkeit einer „Emulation“, die in der Regel mit erheblichen Geschwindigkeitseinbußen verbunden ist. In diesem Fall funktionieren weder leistungshungrige noch hardwarenahe Anwendungen überhaupt oder zumindest zufriedenstellend.