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Am 24. März 2001 brachte Apple endlich sein neues Betriebssystem für den Mac in den Handel. Die Unix-Basis ist zwar immer noch vorhanden - aber nun kaum mehr sichtbar.
Am 24. März 2001 wollten wir unsere Macs buchstäblich abschlecken – alle Hygieneregeln missachtend. Denn genau das war das Leckerli, das fast 15 Monate zuvor Steve Jobs bei der Vorstellung des neuen Mac-Betriebssystems versprochen hatte: Die bunt-transparent-verspielte Oberfläche Aqua sei so, dass man sie am liebsten mit der Zunge berühren wollte: “You wanna lick it”.
Eine Public Beta (kostete 49 US-Dollar!) und ein gutes Jahr später war dann Mac-OS X endlich fertig. Nun ja, in Version 10.0 mit all ihren Macken und Unzulänglichkeiten, die schon ein halbes Jahr später das erste Wartungsupdate erforderte, für das Apple auch noch eine Schutzgebühr von 29 US-Dollar verlangte.
Der Preis des finalen Mac-OS X ließ aufhorchen – und löst heute Staunen aus: 129 US-Dollar. Das war zwar wesentlich übersichtlicher als die dutzenden von unterschiedlichen Preise all der Windows-Varianten, aber dass wir für ein neues Betriebssystem zahlen wollten, das ist schon lange her.
An Neuheiten pries Apple das Unix-Fundament, den auf PDF basierende Grafiklayer Quartz und die spektakulären Spiele, die das neue System auf Grundlage von Open GL erlaube. Sie sehen: Eine solides Fundament ist die stabile Grundlage einer jeden festen Basis. Aber auch weiter an der Aqua-Oberfläche war einiges geboten: Quicktime für Audio- und Videostreaming, Java 2 und die neue Carbon-API für Programme, die auf alle neuen Techniken zugreifen wollten.
Zwei Welten auf einem Rechner
Klassische Mac-Software musste sich der Classic-APIs bedienen. Das klingt nicht nur kompliziert, das war es auch. Die nachfolgenden Wechsel von PPC auf Intel und nun der von Intel auf ARM waren weit einfacher zu bewerkstelligen, mit einer Übersetzungsschicht auf Systemebene. Das klassische Mac-System und Mac-OS X waren aber nicht wie unterschiedliche Sprachen, sondern wie unterschiedliche Kommunikationsformen. Wer den Film ” Arrival ” gesehen und den Begriff “non lineare Lingusitik” gehört hat, bekommt eine ungefähre Vorstellung davon. Das klassische Mac-System und seine dafür entwickelten Programme konnten nur in einer eigenen Umgebung existieren, wie eben jene Tentakelwesen aus fremden Welten im Hollywood-Streifen.
Vor zwanzig Jahren stellte sich Apple mit dem ersten Mac-OS X nach der Beta-Phase einer gewaltigen Herausforderung – und kam an einem wichtigen Punkt einer Reise an, die schon Jahre zuvor begann. Das in eine Sackgasse manövrierte Mac-Betriebssystems musste Cupertino aufgeben und eine moderne und skalierbare Betriebssoftware für allerlei Geräte finden. Dabei sollte aber auch der für Apple berühmte “Ease of use” erhalten bleiben. Die Kundschaft wollte die Rechner schließlich nicht mit Kommandozeilen bedienen müssen.
Skalierbar – selbst auf Uhren
Mac-OS X musste daher nicht nur wegen der klassischen Programme Kompromisse eingehen, den späten Nachfolgern macOS Big Sur, iOS 14, iPadOS 14, tvOS 14 und watchOS 7 ist zwar das Unix-Fundament gemeinsam, aber passen so genau zu den entsprechenden Geräten, dass man ihre Verwandtschaft kaum noch erkennt.
Fast fünf Jahre hatte es gedauert, von der Entscheidung, Steve Jobs mitsamt seiner Firma NeXT und ihrem Betriebssystem NeXTStep (zurück) nach Cupertino zu holen, bis zum Release des ersten Unix-Systems für Apple-Produkte. Das lässt gewisse Rückschlüsse zu, auf die weiten Wege und Umwege, die Apple ging und gehen musste. Die schlimmsten Irrpfade hatte man aber schon verlassen, Begriffe wie ” Copland “, ” Taligent ” oder ” Pink ” markieren dessen Ränder. Kurz vor der letztliche goldenen Entscheidung für NeXT war auch BeOS von Jean-Louis Gassées Firma Be Inc. ein heißer Kandidat. Wer weiß, mit welchen Systemen und Geräten wir uns heute herumplagen müssten, wäre es so gekommen. Ob es Apple dann überhaupt noch gäbe?
Das große X, die Großkatzen und die Namenskrise
So hat diese vor rund 25 Jahren getroffene Entscheidung massive Auswirkung auf die Gegenwart und die Zukunft Apples wie wohl kaum eine andere in der Geschichte des Unternehmens. Und doch schwinden allmählich die Spuren. Das X in Mac-OS X stammt nicht nur aus dem Firmennamen NeXT, sondern mehr noch an Unix, der Basis des Systems, konkret: Free BSD. Es war geradezu praktisch, dass Apple sein klassisches System bis zur Version 9 fortgeführt hat, und wenn die zehn auf neun folgt, man aber eine völlig neue Systemwelt aufspannt, dann kann man die zehn ja gleich doppelt betonen: Mac-OS X sprach sich “Mäc-OS-ten”, nix mit x. Die erste offizielle, heute vor 20 Jahren veröffentlichte Version bekam dann auch noch eine genauere Versionsnummer hinten angehängt: Mac-OS X 10.0. Irgendwie redundant, aber nicht inkonsequent. Der Beiname “Cheetah” – Gepard – war ein inoffizieller, ebenso der Puma für Version 10.1. Erst mit Mac-OS X 10.2 nahm die Nomenklatur auch die Großkatze mit auf: Mac-OS X 10.2 Jaguar.
Die Geschichte von Mac OS X: 2000 bis 2014
In unserer Galerie beleuchten wir die nunmehr 20 Jahre währende Geschichte von OS X, von Version 10.0 (Cheetah) bis hin zu macOS 11 Big Sur, das auf der WWDC 2020 erstmals präsentiert wurde.
Schon etwas mehr als ein halbes Jahr vor Mac-OS X 10.0 brachte Apple eine Public Beta auf den Markt, genauer gesagt am 13. September 2000. Die Public Beta trug – entgegen der Raubkatzenbezeichnungen der Nachfolger – den Code-Namen “Kodiac”.
Offensichtlichstes Erkennungsmerkmal: Die sogenannte Aqua-Oberfläche, die bis OS X 10.4 Tiger Systemstandard bleiben sollte – und noch ohne Apfel-Menü.
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Die Geschichte von Mac OS X: 2000 bis 2014
Mit OS X 10.0, Code-Name Cheetah, erschien am 24. März 2001 die erste finale Version
Cheetah war das erste Major-Release von OS X. Probleme mit der Performance verhinderten zunächst den großen Durchbruch. Aber immerhin: Das Apfel-Menü war jetzt dabei.
Gib mir Tiernamen: Mit OS X 10.2 werden die Code-Namen offiziell. Das am 17. Juli 2002 vorgestellte OS X 10.2 heißt “Jaguar” und kostet erstmals richtig Geld: 129 Euro rief Apple seinerzeit auf.
Die mittlerweile dritte große Version von OS X, Jaguar, führte das bis heute in macOS integrierte Adressbuch sowie die Linux-Druckertreiber “CUPS” ein.
Im Oktober 2003 kommt mit OS X 10.3 Panther die nächste Version auf den Markt. Auffällig sind Verbesserungen der Benutzeroberfläche wie beispielsweise Exposé.
Panther ist das vierte große Release von Mac-OS X und beinhaltet erstmals Apples hauseigenen Browser, Safari. Ebenfalls erstmals in Mac-OS X Panther mit dabei: X11 und die neue Finder-Oberfläche aus digitalem gebürsteten Metall.
Der Tiger ist los: Mit Mac-OS X 10.4 Tiger, das erstmals am 29. April 2005 erhältlich war, führte Apple einige bis heute zu macOS gehörige Features ein und markierte den Übergang von der Power-PC-Architektur zu Intel-CPUs.
Neu in Tiger: Die Spotlight-Suche zur schnelleren Navigation und Suche im Finder, das Dashboard als Widget-Zentrale und Automator, Apples Scripting-Tool.
Mit dem im Oktober 2007 veröffentlichten Mac-OS X 10.5 Leopard hat Apple sich nicht nur mehr Zeit als zuvor gelassen, sondern auch eine Vielzahl bedeutender Neuerungen eingeführt. Die Wichtigste dabei dürfte das in das System integrierte Backup-System Time Machine sein.
Neben dem Time-Machine-Backup bringt Mac-OS X 10.5 Leopard der sechsten Version von Mac-OS X die Stapel in das nun semi-transparente Dock. Eine wichtige Neuerung war auch Boot Camp, Apples native Lösung zur Installation von Windows-Systemen auf Macs. Genauso wie die Spaces, die ebenfalls in Leopard ihre Premiere in Mac-OS X feierten. Unter dem Strich markierte wohl der Sprung von Tiger zu Leopard den bislang größten und sichtbarsten Sprung seit der Einführung von Mac-OS X.
Apples Vorliebe für Raubkatzen geht weiter. Mit der nächsten und insgesamt siebten neuen Version von Mac-OS X, Snow Leopard (erschienen am 28. August 2009), ging Apples Philosophie wieder zurück zur Verbesserung der System-Performance – ohne größere Änderungen am GUI und zum Schnäppchenpreis von rund 30 Euro.
Wie der Name schon sagt, geschahen die meisten Änderungen unter der Haube, die äußere Ähnlichkeit zu Leopard ist deutlich größer als die von Leopard zu Tiger. Größte Neuerung: Quicktime X löst in Mac-OS X 10.6 Quicktime und Quicktime Pro ab. Wofür der Anwender bisher rund 30 Euro zahlen musste, ist jetzt größtenteils in die Multimedia-Software ab Werk integriert. Mit dem Update auf Mac-OS X 10.6.6 führte Apple zudem den Mac App Store ein.
Gut gebrüllt Löwe: OS X 10.7 Lion, das am 20. Juli 2011 erschien, ist die achte Version von OS X und die erste, die (beinahe) ausschließlich digital vertrieben wird. Unter dem Motto “Back to the Mac” bringt Lion erstmals in der Geschichte von Apples Desktop-Betriebssystemen Elemente aus den mobilen iOS-Versionen zurück auf den Desktop.
Die mittlerweile neunte Version von OS X ist Mountain Lion, das am 25. Juli 2012 auf den Markt bzw. in den App Store kam. OS X 10.8 verhält sich zu seinem Vorgänger Lion wie Snow Leopard zu Leopard. Die Veränderungen an der Oberfläche waren also eher marginal.
Im Rahmen der WWDC 2013 hat Apple mit OS X Mavericks eine neue Version des “fortschrittlichsten Computer-Betriebssystems der Welt” vorgestellt. Neben Finder-Tabs, Tags und besserem Multi-Screen-Support hat Apple auch eine Karten-App und die iCloud Keychain eingebaut. Die finale Version sollte im Herbst 2013 erscheinen …
… was es dann auch am 22. Oktober 2013 tat – und das vollkommen kostenlos und mit unzähligen kleineren und größeren Veränderungen.
Die Geschichte von Mac OS X: 2000 bis 2014
Ein späteres Mavericks-Update brachte mit Facetime Audio auch eine neue Funktion.
OS X Yosemite
OS X Yosemite folgte ein Jahr später auf Mavericks. Apple stellte damit zwei eher unscheinbare, dennoch sehr nützliche Funktionen vor: Maildrop – eine Möglichkeit, große Anhänge per Apple Server zu verschicken, hier gibt Apple bis zu 5 GB Speicher frei, diese fällt jedoch nicht dem eigentlichen iCloud-Speicher zu Lasten. Handoff – eine Fortsetzung der Programme vom iPhone, iPad und (später) Apple Watch.
Was nicht so viel Begeisterung hervorrief, war der Nachfolger von iPhoto, einfach Fotos genannt. Apple hat das neue Programm mit deutlich weniger Funktionen gebracht.
El Capitan
Windows-Management wie es sein sollte: Ab OS X El Capitan kann man zwei (unterstützte) Programme im Split View darstellen lassen – perfekt für Tabellenbearbeitung, Recherche, Schreibarbeiten.
El Capitan: neue Funktionen, neue Apps, bessere Performance ? verpackt in einer vertrauten Umgebung.
Verbesserte Notizen, Karten und eine versteckte Sicherheitsvorkehrung (SIP) kamen ebenfalls mit El Capitan mit dazu.
macOS Sierra
Endlich Siri auf dem Mac: Fünf Jahre hat Apple gebraucht, um den digitalen Assistenten auch auf den Mac zu bringen. macOS Sierra macht dies seit 2016 möglich.
iMac Pro
Apple hat bei macOS High Sierra hier und da eigene Programme verbessert und noch mehr iCloud-Funktionalität gebracht. Die meisten Neuerungen fanden unter der Oberfläche statt: Das neue Dateisystem APFS ersetzte das mittlerweile fast 30 Jahre alte HFS+. Neue Video- und Bildformate sind an Anforderungen von mobilen Geräten angepasst und liefern bessere Farbräume sowie mehr Metadaten bei weniger Dateigröße. Das bringen APFS, HEIF und HEVC unter High Sierra
Raus aus den Bergen, durch die Wüste wieder Richtung Meer: macOS 10.14 Mojave brachte unter anderem den dynamischen Desktophintergrund, einen Dunkelmodus und Stapel für mehr Ordnung auf dem Schreibtisch.
Yes, Sir, Big Sur! macOS springt nun auf Version 11 – und ist bereit für Apple Silicon. Das macht sich auch am Design bemerkbar, iPad-Apps laufen nativ auf der neuen Plattform. Doch noch unterstützt macOS Intel-Macs, bis zum nächsten Jubiläum vermutlich.
Der angebliche “König der Tiere”, betrat dann mit Version 10.7 die Bühne. Hier war eine erste wesentliche Änderung in der Nomenklatur zu erkennen: OS X 10.7 Lion hieß das System. Der Grund: Es war das erste, das nur noch auf Intel-Macs lief und auch das Erste, das einige in der Ableitung iOS entwickelte Funktionen “zurück auf den Mac” brachte. Fortan aktualisiert Apple auch das Mac-System jährlich, meist nur mit kleineren Innovationen, angefangen bei OS X 10.8 Mountain Lion, das an sich nur ein ausgereifterer Löwe war. Der Berglöwe, der wahre König?
Zumindest der letzte seiner Art, denn an Großkatzen war dann nur noch der Nebelparder übrig geblieben, der im englischen “Clouded Leopard” heißt und daher zu Missverständnissen Anlass gegeben hätte. Also rief Apple im Jahr 2013 die Namenskrise aus und präsentierte auch gleich deren Ende: Nun heißen die Mac-Betriebssystem nach kalifornischen Sehenswürdigkeiten. Und davon gibt es weit mehr als Großkatzen im Zoo von San Diego. Mavericks, ein Strand bei San Francisco, machte den Anfang.
Die zehn hinter sich gelassen
Mit macOS 10.12 Sierra kam dann drei Jahre später schon mal das X weg, man wollte eine Vereinheitlichung der Namen der Betriebssysteme, die in der Zwischenzeit noch um tvOS und watchOS angewachsen waren, iPadOS sollte erst noch folgen. Und im letzten Herbst war dann die “10” verschwunden, macOS Big Sur trägt nicht die Versionsnummer 10.16, sondern die 11. Mal sehen, wann Microsoft dem Beispiel folgt und auf Windows 10 die Nummer 11 folgen lässt.
Big Sur markiert einen Übergang: Es ist das erste Mac-Betriebssystem für die neue Chip-Architektur, auf die Apple nun den Mac umzieht. In etwa fünf Jahren, also zum Silberjubiläum von Mac-OS X, wird das aktuelle Mac-Betriebssystem vermutlich nicht mehr auf Intel-Macs laufen. Aber das können wir gelassen abwarten und jedes Jahr neu raten, welche Sehenswürdigkeit für das macOS-Update Pate stehen wird. Unser aktueller Tipp für macOS 12: Mount Whitney. Das werden wir dann im Juni erfahren. Bis dahin: Herzlichen Glückwunsch, Mac-OS X! Auf die nächsten 20 und mehr Jahre!