13. April: Warte, warte noch ein Weilchen
Macwelt wünscht einen guten Morgen! “Ganz Deutschland ist ein Wartesaal”, heißt es in einem Gedicht von Erich Kästner aus dem Jahre 1947. Gemeint war damals natürlich das Warten auf Kriegsheimkehrer, das in Extremfällen zehn Jahre lang dauern sollte. Abwarten ist in einer Pandemie aber keine Option, und die angestrebte und nie erreichbare Perfektion der größte Feind des Guten.
“Warten auf Godot” – nach dem Drama des heute vor 115 geborenen Samuel Beckett, ist das aber auch nicht, was wir hinsichtlich Impfstoff oder verpflichtende Schnelltestung an der Arbeitsstelle erleben, denn Vladimir und Estragon sind ja jeden Morgen frohen Mutes, dass Herr Godot nun endlich erscheinen werde, bis sie am Abend den erneuten Versprechen des kleinen Jungen glauben, dass der Erwartete “morgen” sicher komme. “Morgen gibt es hier Freibier” – steht gerne über einer Bar, deren Wirt den Schalk im Nacken hat.
Das Erwarten neuer Apple-Produkte hat im Frühjahr 2021 aber durchaus etwas von Becketts Drama. Nur, dass uns nicht jeden Abend ein Bote weismachen will, dass es morgen bestimmt geschehe. Es sind eher die bekannten Leaker und Auguren, die von ihren mehr oder minder gut informierten Quellen innerhalb der dicken Klostermauern des Apple Park gehört haben, dass es jetzt nun wirklich soweit sei, mit einer Keynote. Am 16. März. Am 23. März. Am 6. April. Immer und immer wieder müssen die Auguren und Leaker aber ihre Einschätzungen korrigieren, common sense scheint nun zu sein, dass der Herr Godot, pardon, die Frühjahrskeynote gar nicht komme.
Dafür gebe es Gründe, unser Kollege Michael Simon hat diese am Wochenende auf Macworld nochmals erklärt. Auch Apple scheint von der allgemeinen Chip-Knappheit betroffen zu sein, zumindest teilweise. Und ob denn auf der Ever Given da nicht ein paar dutzend oder wenige hundert Container mit in den Fabriken Südchinas zusammengebauten Apple-Produkten wochenlang fest steckten, lässt sich nicht ganz ausschließen. Den Welthandel, das “shipping” neuer Produkte, hat die Blockade des Nadelöhrs gewiss verzögert.
Aber dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass neue iPads Pro unmittelbar bevorstehen. Vielleicht nur diese, dann braucht es auch keine Keynote. Eine Pressemitteilung wie im März 2020 mit einem ausführlichen Präsentationsvideo würde es in dem Fall vollkommen tun.
Also beobachten wir heute den Apple Store. Kann man ab Mittag online nichts mehr (oder wenigstens keine iPads mehr) kaufen, ist was im Busch, zwischen 14 und 145 Uhr wissen wir dann Bescheid. Kann aber auch später werden. Oder um 19 Uhr kommt ein Bote, der sagt, dass der Herr Godot es heute leider nicht schaffe, morgen aber ganz bestimmt.
Lesetipps für den Dienstag
Anklage und Verteidigung: Apples Rechtsabteilung hat derzeit viel zu tun, so schickt der Konzern seinen Chief Compliance Officer (CCO) Kyle Andeer nun nach Washington D.C. zur Anhörung des Subkomitees für Policy, Kartellangelegenheiten und Verbraucherschutz, das mehr von Apple über seinen App Store erfahren will. Andeer soll am 21. April aussagen. Derweil schlägt der Senator Josh Hawley (Republikaner aus Missouri) ein Gesetz vor, das es Firmen mit einer Marktkapitalisierung von über 100 Milliarden US-Dollar verbieten soll, weiterhin kleine Unternehmen aufzukaufen – ganz klar gegen Apple und andere Technologie-Riesen ausgerichet. Tim Cook bekräftigt in einem Interview mit dem Toronto Star das Vorgehen gegen Epic und dessen Ansinnen, außerhalb des App Stores virtuelle Währung für Fortnite anzubieten. Der App Store würde auf diese Art und Weise zu einem “Flohmarkt” verkommen, was für Entwickler und Nutzer gleichermaßen schlecht wäre.
Zuwachs: Während das erste Quartal 2020 für den PC-Markt global eher ein maues war, legten die Hersteller aus bekannten Gründen über das Jahr deutlich zu. Die laut der Marktforscher von Gartner 69,9 Millionen verkauften PCs im ersten Quartal 2021 bedeuten ein Wachstum von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Apple habe 5,6 Millionen Macs verkauft und damit satte 48 Prozent mehr als im ersten Quartal 2020. Apple traf bekanntlich nicht nur auf eine durch die Pandemie bedingte höhere Nachfrage, sondern hatte mit den M1-Macs auch ein frisches Angebot. Der Marktanteil von 8 Prozent bedeutet weiter Platz vier, mit weiterhin großen Abstand zu den Top 3 Lenovo (25,1 Prozent), HP (21,4 Prozent) und Dell (16,5 Prozent). Näher an den Spitzenplätzen ist Apple in den USA mit nunmehr einem Anteil von 15,1 Prozent. Im Heimatland habe Apple annähernd zwei Millionen Macs von Januar bis März verkauft, 54 Prozent mehr als im ersten Quartal 2020. Klar vorne liegen HP (27 Prozent) und Dell (26,6 Prozent), Lenovo mit 15,7 Prozent nur noch knapp vor Apple. IDC bestätigt im wesentlichen die Gartner-Zahlen, weicht nur in Details davon ab. Beide Unternehmen rechnen das iPad nicht als PC, Apple stünde sonst weit besser da. Doch auch der Hersteller selbst trennt Mac von iPad (und beide vom iPhone). Verkaufszahlen nennt Apple seit Jahren nicht mehr, nur noch Umsätze der Sparten. Die Bilanz für das März-Quartal wird Apple gegen Ende April vorlegen.
Mehr Sicherheit: Apple hat in einem Support-Dokument erklärt, dass Produkte, die ab Herbst 2020 mit älteren SoCs und SiPs wie A12, A13, S4 und S5 erschienen sind, auf ihren Chips die Secure Enclave der zweiten Generation verbaut haben. Das betrifft Apple Watch SE, Homepod Mini und das iPad der achten Generation. Weiter mit der älteren Technologie verkauft Apple Produkte wie iPhone 11, iPhone XR oder iPad Mini 5, auf den A14 und S6 sind die neuere Secure Enclaves bereits ab Werk verbaut. Apple führt die Neuerungen wie folgt aus: Geräte, die im Herbst 2020 oder später auf den Markt kamen, sind mit einer Secure-Storage-Komponente der zweiten Generation ausgestattet. Die sichere Speicherkomponente der 2. Generation fügt Zähler-Lockboxen hinzu. Jede Zähler-Lockbox speichert ein 128-Bit-Salt, einen 128-Bit-Passcode-Prüfer, einen 8-Bit-Zähler und einen 8-Bit-Maximalversuchswert. Der Zugriff auf die Zähler-Lockboxen erfolgt über ein verschlüsseltes und authentifiziertes Protokoll.
Mehr Licht: Die Forschung am Quantencomputer tritt in eine neue Phase ein, die Quantenüberlegenheit ist bewiesen. Das Ziel einer skalierbaren Plattform für Quantencomputer, mit fehlerkorrigierten Qubits hoher Zahl und einem entsprechenden Quantenvolumen ist aber noch um die zwanzig Jahre entfernt. Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und an der Chimie ParisTech – CNRS berichten in der Fachpublikation Nature nun von einem wesentlichen Fortschritt bei lichtadressierbaren Quanteneinheiten, die zu einer längeren Kohärenz der überlagerten Quantenzustände führt. Dabei verwendet das Experiment Europium(III)-Moleküle, dessen Quantenzustände an der Licht-Kernspin-Grenzfläche detektiert werden: Angeregte Zustände von Liganden (koordinativ gebundene Moleküle) auf den Kernspin der seltenen Erde Europium überträgt – und unter Lichtemission in den Grundzustand zurückfällt. Das Experiment beweise die Möglichkeit eines Ionen von seltenen Erden enthaltenden Qubit-Komplexes.
Weniger Optionen : Apple und das Gaming – das ist eine lange Geschichte, die nicht immer gute Wendungen beriet hielt. Dabei hatte Apple einst sogar eine Konsole namens Pippin angeboten, diese aber nicht sonderlich lang. Seither ist viel passiert, vor allem iOS. Nicht nur einmal hat Apple Produkte wie den iPod Touch als perfekte mobile Konsole gepriesen und das Apple TV als Variante für das Wohnzimmer, das es mit Xbox, Playstation und Konsorten aufnehmen sollte. Aber, ach … Dan Moren beleuchtet Apples Gaming-Strategie in seiner jüngsten Macworld-Kolumne “Stay Foolish” auch zweischneidig. Apples jüngster Schritt, populäre Spiele wie “Threes” oder “Monument Valley” nun auch im Abo anzubieten – und nicht mehr ausschließlich auf Originale zu setzen, so wie Apple Arcade bisher konzipiert war – sei das Eingeständnis, dass es bei Gaming-Plattformen vor allem auf die Spiele ankommt und deren Qualität. Apple verliere aber womöglich den Fokus, wenn es nun wieder versuche, sich ernsthaft als Alternative für PC- und Konsolen-Gamer anzubieten. Der Markt für mobile Spiele sei insgesamt wesentlich größer und damit lukrativer.
Weitere Nachrichten:
Mobilcom-Debitel bietet ab sofort auch 5G-Tarife
Apples neue iPhone 12-Modelle unterstützen als erste iPhone-Modelle das schnelle 5G-Netz. Kurz nach Einführung konnte man diese Tarife allerdings nur über die drei Netzbetreiber Telekom, O2 und Vodafone direkt buchen. Mittlerweile bieten aber auch immer mehr Anbieter den neuen Standard ebenfalls an. Neben 1&1 hat jetzt auch Mobilcom-Debitel erstmals 5G-Tarife im Angebot. Bei den 5G-Tarifen handelt es sich um 5G RED-Tarife von Vodafone, weitere sollen folgen. Die Preise beginnen (ohne Smartphone) bei 39,99 Euro pro Monat für den Tarif XS mit 4 GB ungedrosseltem Datenvolumen und reichen bis zum Tarif Unlimited RED XL für 89,99 Euro im Monat.
Verfügbar sind die Tarife über die Webseite von Mobilcom Debitel und in den jeweiligen mobilcom-debitel Shops. Dazu gehören auch alle Gravis-Filialen.
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FBI: Mann wollte “70 Prozent des Internets” zerstören
Im US-Bundesstaat Texas meldet das FBI die Verhaftung eines 28 Jahre alten Mannes, der mit einem Bombenanschlag laut eigenen Angaben “70 Prozent des Internets” zerstören wollte. Das berichtet die Sicherheits-Seite Bleepingcomputer mit Verweis auf die Anklageschrift. Der Mann sei am vergangenen Donnerstag verhaftet worden, nachdem er versucht hatte, von einem FBI-Undercover-Agenten C4-Sprengstoff zu kaufen. Mit dem Sprengstoff wollte er ein Amazon-Datenzentrum angreifen.
Das FBI fand die ersten Hinweise auf die Pläne des Mannes bereits im Januar, als er Untergrund-Forum mit dem Nutzernamen “Dionysus” nach Unterstützern untersuchte. Den C4-Sprengstoff versuchte er auch über die Signal-App zu besorgen. So erklärte er einem seiner Kontakte in einer der verschlüsselten Signal-Nachricht: “Oh ja – wenn ich Krebs oder so etwas hätte, würde ich einfach mit einer Bombe in ihre Server fahren.” Bei der Gelegenheit erklärte der Mann auch, er hoffe mit seiner Tat “24 bis 70 Prozent des Internets” zerstören zu können. Er präsentierte auch eine Liste mit Adressen von Amazon-Datenzentren, die attackiert werden könnten. Zu seinen Zielen gehörte es auch, mit der Aktion der US-Regierung und Diensten wie der CIA und FBI Schaden zuzufügen.
Der Kontaktpartner informierte das FBI und die Behörde setzte einen Undercover-Agenten an den Fall, der sich als Verkäufer des C4-Sprengstoffs ausgab. Am 8. April traf sich der FBI-Mitarbeiter dann mit dem Mann. Nachdem ihm ein Blindgänger überreichte wurde, schlug das FBI zu und verhaftete den Mann. Bei einer Verurteilung drohen ihm nun 20 Jahre Haft in einem US-Bundesgefängnis.
Ein Amazon-Sprecher kommentierte die Verhaftung mit den Worten:
Wir möchten dem FBI für ihre Arbeit bei dieser Untersuchung danken. Wir nehmen die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kundendaten unglaublich ernst und überprüfen ständig verschiedene Quellen auf mögliche Bedrohungen. Wir werden diese Wachsamkeit gegenüber unseren Mitarbeitern und Kunden auch weiterhin beibehalten.
Greenfield: Riesige Minecraft-Stadt mit zehn Jahren Bauzeit
Von 2011 bis heute haben fleißige Minecraft-Fans an der Stadt Greenfield gebaut. Beim Bau der Karte haben sich die Macher von Los Angeles inspirieren lassen. Obwohl die Karte in den mittlerweile zehn Jahren Bauzeit bereits riesige Ausmaße angenommen hat, ist sie laut ihren Schöpfern erst zu 20 Prozent fertiggestellt. Das Projekt wurde 2011 von THEJESTR gestartet und in den vergangenen Jahren um immer neue Areale und Bauwerke erweitert. Die virtuelle Stadt wurde im Maßstab 1:1 gebaut – ein Block entspricht also einem Meter. Laut den Schöpfern kommt auf diese Weise ein realistisches Großstadt-Erlebnis auf, wenn die Spieler durch die Straßenzüge gehen.
Die Gebäude in Greenfield gleichen den Bauwerken, die Spieler auch in einer echten Großstadt an der Westküste der USA finden würden. Es gibt ein Downtown-Gebiet mit zahlreichen Wolkenkratzern – komplett begehbar mit Innenausstattung, reiche Vororte, Armenviertel, ein Industriegebiet und ein dichtes Netzwerk aus Straßen und Highways. Wer keinen Leistungsstarken Rechner besitzt, um sich Greenfield ruckelfrei direkt in Minecraft anzuschauen, der kann die die Stadt auch per Dynmap direkt auf der Website des Fanprojekts erkunden.