22. April: Kein Planet B
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Warum Tim Cook zu Beginn der Show “Spring Loaded” am Dienstag erst einmal eine Weile über Apples Maßnahmen zum Umweltschutz sprach, etwa den jüngst aufgelegten Restore Fund? Greenwashing? Nein, gewiss nicht. In Cupertino hat man die Zeichen der Zeit längst erkannt, man folgt nicht irgendeinem Trend, den Hipster in Apfelplantagen oder Marketingspezialisten in Lofts in Brooklyn ersonnen haben, sondern schlicht der Vernunft. Wenn man daraus dann auch noch wirtschaftliche Vorteile zieht umso besser. Wobei: Ökologie und Ökonomie sind nichts, was sich ausschließt, sondern etwas, das sich dringend ergänzen muss.
So gehen in volkswirtschafltiche Berechnungen immer noch wenig natürliche Ressourcen ein. Durch Abholzung und Verbrennen des Regenwalds geht viel mehr verloren, als man je durch den Verkauf von auf den gerodeten Flächen erzeugten Soja wieder verdienen könnte. Damit dieses Bewusstsein aber bei denen entsteht, die an Zahlen nur glauben, wenn sie auf ihren Kontoauszügen stehen, muss man sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.
Apple ist ja keine Non-Profit-Organisation wie Greenpeace oder der WWF, auch in Cupertino schätzt man große schwarze Zahlen mehr als vieles andere. Aber Apple ist eben in Bereichen angelangt, in denen es allein durch seine Nachfrage Dinge nachhaltig verändern kann. Wenn der Bedarf nach Aluminium für im Jahr ungefähr 200 Millionen iPhones, 50 Millionen iPads und 20 Millionen Macs besteht und sich in diesen Größenordnungen das Recycling als günstiger erweist als Schürfen und Verhüttung “frischen” Metalls – natürlich setzt Apple dann auf Recycling. Seltene Erden, die gar nicht mal so selten sind wie der Name sagt, die aber zu großen Anteilen aus chinesischen Minen stammen, werden auf Dauer auch immer schwerer zu beschaffen und damit teuer sein – also auch hier Apples Bemühen, aus alten iPhones Rohstoffe zu gewinnen, als sie in Schubladen ewig herumliegen lassen. Genau in jenen Kruscht kommen nun keine weiteren Earpods oder 5-Watt-Adapter hinzu, das Müllproblem ist reduziert. Gleichzeitig natürlich auch Apples Marge erhöht, wovon auch der Kunde profitiert. Denn Apple könnte auch ohne zu Zögern den Aufpreis weitergeben, verkaufen würde man deshalb weniger. Aber die Resteschubladen der ersten Welt weiter mit überflüssiger Elektronik verstopfen.
Umweltschutz ist auch in Sachen Energie ein lohnendes Geschäft: Öl und Gas unterliegen enormen Preisschwankungen, der Strom, den Apple selbst in der Nähe seiner Rechenzentren erntet, ist leichter zu kalkulieren, die Energieversorgung ist nachhaltiger. Und auch wenn es angeblich nie regnet in Südkalifornien, scheint nun doch nicht immer die Sonne in Cupertino, was bekanntlich eher dem Norden des Golden State zuzuordnen ist. Also investiert Apple in Speicheranlagen für regenerative Energie.
Bis zu Jahr 2030 will Apple komplett CO 2 -neutral sein, über die gesamte Lieferkette. Etwa ein Viertel des Ausstoßes wird man auch bis dahin nicht vermeiden können, aber immerhin gibt es eine Technik, mit der man viel von dem freigesetzten Kohlenstoffdioxid wieder einfangen kann. Eine Technik, die gerade in Amerika seit Johnny Appleseed bekannt sein sollte: Bäume pflanzen. Genau darum dreht sich der Restore Fund, den Apple mit Goldman Sachs aufgelegt hat: Mit Umweltschutz Geld verdienen. Bäume nicht zu Kohlenstoffdioxid verbrennen, sondern reichlich Kohle, Asche und Bimbes aus wachsendem Holz machen. Das erfolgreiche Geschäftsmodell sollte sich ein bisschen weiter rumsprechen, nicht nur am Earth Day, der in diesem Jahr unter dem Motto “Restore our Earth” steht.
Lesetipps für den Donnerstag
Aktionen: Den Earth Day 2021 feiert Apple mit diversen Inhalten in seinen Stores und kooperiert dabei auch mit der Umweltaktivistin Dolores Huerta und ihrer Stiftung, die sich um das Thema Umweltgerechtigkeit kümmert. Auch einen speziellen Fitness-Badge auf der Apple Watch gibt es für diejenigen, die heute ein Training von mindestens 30 Minuten absolvieren.
Monitor: Beim neuen iMac M1 fragt man mehr denn je, wo denn der Computer steckt. Aber das Begehren, den schicken 4,5-K-Monitor als Bildschirm für einen anderen Rechner zu nutzen, und sei es nur das beruflich genutzte Macbook Air M1, ist angesichts der Spezifikationen verständlich. Apple hatte das dem iMac auch bis zu den Modellen von 2014 gestattet, im Target Display Modus als externer Bildschirm zu dienen, seither nicht mehr. Der iMac M1 könnte ja zur Hoffnung Anlass geben, dass Apple die Sache überdenkt und sei es, Sidecar in die andere Richtung zu nutzen und so das Macbook oder das iPad auf den großen Schirm zu spiegeln. Leider gibt es in den technischen Spezifikationen keinerlei Hinweise auf eine derartige Neuerung. 9to5Mac hat aber einen Workaround entdeckt, der mit einer Software funktioniert, die gewissermaßen Pate für Sidecar stand: Luna Display. Der Mac-zu-Mac-Modus des Programms sollte auch auf dem iMac M1 funktionieren. Wäre für Apple vielleicht eine Anregung, das in macOS 12 und iPadOS 15 zu übernehmen.
Nebenaspekte: Viel passiert am Dienstag, wir berichteten umfänglich, nach bestem Wissen und Gewissen. Und doch können dabei Details verloren gehen, beim Schreiben oder beim Lesen. Für diese Fälle hat Michael Simon zehn interessante Aspekte von Apples Neuerungen herausgegriffen und stellt die vermeintlichen Nebensächlichkeiten ins Rampenlicht. Etwa den deutlich erhöhten Preis des iPad Pro 12,9 ” und den irren für die Airtags-Anhänger von Hermès, die fehlenden Features der günstigsten iMacs, Center Stage für alle Video-Anwendungen oder die neuen Farben für Apple-Watch-Armbänder.
Verlängert: Auch so eine Nachricht, die wir in einem Nebensatz behandelten: Apple Care+ gibt es nun auch für das Apple TV. Weit interessanter dürfte aber das Angebot sein, das Apple seinen Kunden in den USA unterbreitet. Denn die Garantieverlängerung für den Mac lässt sich nun über den Zeitraum von drei Jahren hinaus ausdehnen. Dies muss man spätestens 30 Tage vor Ablauf der gebuchten Frist veranlassen, jeweils jährliche besteht die Möglichkeit für eine weitere Verlängerung.
Gestohlen: Quanta Computer, einer der Auftragsfertiger für Apple und andere Hersteller, wurde kürzlich Opfer einer Ransomware-Attacke der Hacker-Gruppe REvil. Nachdem sich Quanta der Erpressung nicht beugen wollte, machten die Cyberkriminellen ihre Drohung wahr und veröffentlichten gestohlene Baupläne für künftige Macbooks. Wie Macrumors berichtet, seien darauf deutlich neue, respektive wiederkehrende Anschlüsse zu erkennen. Es werde etwa neben den Thuinderbolt-Ports einen HDMI-Anschluss geben und einen SD-Karten-Slot. Ebenso lasse sich aus den gestohlenen und geleakten Plänen schließen, dass die im Jahr 2016 eingeführte Touchbar nun wieder verschwinde.
Verbessert: Die macOS-Version von Microsoft Teams erlaubt es nun endlich, das Audio des Systems zu teilen, wenn man den Bildschirm freigibt. Die Wahl besteht bei der Freigabe jeweils, ob man den Ton mitschickt oder nicht, unter Windows besteht diese Möglichkeit schon länger. Wie der Hersteller bestätigt, soll ein künftiges Update die Benachrichtigungen von Teams nicht mehr proprietär ausgeben, sondern in die Benachrichtigungszentrale von macOS integrieren, auch für Windows soll eine äquivalente Funktion kommen.
Aussage gegen Aussagen : Vor dem Antikartellausschuss des US-Senats haben diverse Zeugen gegen Apple ausgesagt. Spotify-Rechtsvorstand Horacio Gutierrez wiederholte etwa die Anschuldigungen, Apple würde den Rivalen im App Store ausbremsen, um seinen eigenen Dienst Apple Music zu bevorzugen. Der Vertreter der Match Group Jared Sine trug anekdotisch vor, wie Apple sich an den Sicherheitseinstellungen von Tinder störte. Und Kirsten Daru von Tile echauffierte sich über Apples Systemfunktion “Wo ist?”, die der Konzern für Dritte freigegeben hat aber eben vor allem für seine eigenen Airtags nutzen wird. All dies seien Beweise für ein wettberwebswidriges Verhalten Apples. Cupertinos CCO (Chief Compliance Officer) Kyle Andeer verteidigte indes den App Store erneut als revolutionären Softwarevertrieb, der die Distributionskosten gesenkt habe.
Weiter Nachrichten:
USA sorgen sich vor China-Satellit mit Greifarm
Im Rahmen einer Anhörung vor dem US-Senat haben Vertreter des US-Militärs um zusätzliche finanzielle Mittel gebeten, um auf ein neues Bedrohungsszenario reagieren zu können. Das US-Verteidigungsministerium sehe sich mit einem Ausbau des Waffenarsenals im Weltraum durch Länder wie China oder Russland konfrontiert. Der US-Space-Command-General James Dickinson sieht Chinas Vorstöße zum Bau von Ortungs- und Kommunikationssystemen für seine Weltraumkräfte als besorgniserregend an. Dazu kommen unterschiedliche Anti-Satellitenwaffen. Auch Russland würde am Ausbau der Waffensysteme für den Weltraumeinsatz arbeiten. Besonderes Interesse gelte dabei einem von China entwickelten System, mit dem Satelliten anderer Länder zerstört werden können. Dazu gehört auch der Satellite Shijian-17, der mit einem Greifarm ausgestattet ist. Damit könnten Satelliten anderer Länder aus der Umlaufbahn gedrängt oder direkt zerstört werden. Am Boden errichte China zudem Lasersysteme, die einem ähnlichen Zweck dienen könnten.
China hingegen beteuert, dass es sich bei Shijian-17 nur um einen experimentellen Kommunikations- und Übertragungssatelliten handle. Anstatt andere Satelliten zu zerstören, soll das Projekt mit elektrischem Antrieb Weltraummüll orten und einsammeln. Im Falle von Russland rechnet das US Space Command mit einer mobilen Bodenrakete, die Satelliten in niedriger Umlaufbahn zerstören könnte. Die Raketen ließen sich nach Ansicht der USA und Großbritannien sogar in Satelliten integrieren und so im Weltraum nutzen. Die Bedrohung lauere aber nicht nur im Weltraum: Vor wenigen Monaten kam eine Kongress-Analyse zu der Einschätzung, dass sich China und Russland künftig auf virtuelle Angriffe konzentrieren würden, um etwa durch Malware-Attacken die Systeme anderer Länder zu stören.
Corona-Warn-App 2.0 startet mit QR-Check-in-Funktion
Die Corona-Warn-App 2.0 mit QR-Code Check-In-System wird ab sofort an alle Android- und iOS-Nutzer verteilt. Die neue Version sollte in Kürze hier im Google Play Store für Android erhältlich sein. Im Apple App Store ist die Corona-Warn-App 2.0.3 bereits hier erhältlich. Damit halten die Entwickler des Projektteams der Deutschen Telekom und SAP ihr Versprechen ein, die neue Version nach Ostern ausliefern zu wollen.
Mit der Version 2.0 erhält die Corona-Warn-App ein großes Funktionsupdate und mit der Integration des QR-Code-Check-In-Systems auch ein wichtiges Mittel zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. In der Corona-Warn-App wird dieses Feature als “Event-Registrierung” bezeichnet. Diese Funktion, die die Luca-App ähnlich anbietet, soll die Effizienz bei der Nachverfolgung von Infektionsketten steigern und einen Beitrag dazu leisten, dass Veranstaltungen wieder stattfinden können, Gastronomie und mehr Geschäfte wieder öffnen dürfen.
Veranstalter und Einzelhändler können über die Corona-Warn-App einen QR-Code erstellen, in dem alle wichtigen Daten kodiert sind. Wie etwa Ort, Datum und gegebenenfalls auch Art der Veranstaltung sowie deren Beginn und Ende. Die Besucher können diesen QR-Code über die Corona-Warn-App im Reiter “Check-In” einscannen und sich damit für die Veranstaltung oder für den Ladenbesuch einchecken. Diese Check-In-Daten werden dabei zwei Wochen ausschließlich lokal auf dem Gerät im Kontakt-Tagebuch gespeichert und anschließend automatisch gelöscht.