30. April: Ois is Blues …
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Wann kam der Rock’n’Roll in die Stadt? Nicht erst mit Chuck Berry, Bo Diddley oder später Elvis Presley, nein, schon ein paar Jahre früher, als an sich noch der Swing die Hauptrichtung des Jazz war und der die populärste Musik. Für die Stadt München gilt das Datum 30. April 1945: An jenem Tag erreichte die US-Armee endlich die Stadt, welche zwölf Jahre lang eine Verbrecherbande als “Hauptstadt der Bewegung” für sich reklamiert hatte. München war aber schon immer bunt gewesen und erleichtert, als die GIs von Nordwesten kommend und dabei tags zuvor das Konzentrationslager Dachau auflösend, in die Stadt marschierten und ihr eine neue Farbe hinzufügten.
Oder sie ihr wiedergaben, denn Jazz und Blues waren in den roaring Twenties auch in München bekannt, aber von den Nazis eben als entartete Musik verboten. Die Genese aus dem Blues widerspricht ja der Ideologie der Rassisten, denn Jazz ist in seinen Ursprüngen eine Musik, die von der Durchmischung unterschiedlichster Stile kommt. Den triolischen Rhythmus und die Skala mit den Blue Notes zwischen Quarte und Quinte respektive zwischen den großen und kleinen Terzen wie Septimen brachten Sklaven aus Afrika nach Amerika. Die Europäer nahmen die Neue Welt ihre Instrumente und musikalischen Formalismus mit, der jenes typische Zwölftaktschema des Blues bereicherte.
Nach dem Krieg wurden Blues, Jazz auf der einen Seite und Rock ’n’ Roll in Form des Kunstliedes auf der anderen nur für eine kurze Zeit nicht als schwarze respektive weiße Musik verstanden, sondern einfach als Musik. Die Rolling Stones, noch vor Kriegsende geborene bleiche Engländer, sahen sich immer schon als Bluesband – ihre letzte wirklich neue Veröffentlichung “Blue and Lonesome” erzählt von den Wurzeln von Mick, Keith und Charly. Natürlich ist es in “Zurück in die Zukunft” erheiternd, wie Marty McFly den fiktiven Cousin von Chuck Berry zum Telefon greifen lässt, um ihn “Johnny B. Goode” hören zu lassen. Aber den Rock’n’Roll hat eben Chuck Berry erfunden zusammen mit Bo Diddley – nicht ganz zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der heutige 30ste April ist nicht nur der Tag, an dem der Rock’n’Roll in unsere Stadt kam, sondern auch der Welttag des Jazz, laut UNESCO eine Musik, die Grenzen niederreißt und einem besseren Verständnis der Menschen untereinander führt. Jazz ist ein Sprachrohr der Freiheit und des Friedens. Blues, Rock ’n’ Roll und Soul muss man hier ausdrücklich mit einschließen. Wer daran zweifelt, dem sei auf Disney+ der soeben mit einem Oscar ausgezeichnete Animationsfilm “Soul” empfohlen: Musik ist es, die uns zusammenhält. Die vor keiner Grenze Halt macht. Und mit einem R-Wert jenseits von Gut und Böse alle ansteckt.
Das kann sogar in letzter Konsequenz zu Atemnot führen. Wenn man es mit dem Tanzen mal wieder übertrieben hat. Heute Nacht mögen auf dem Blocksberg nur imaginäre Wesen tanzen, aber vielleicht drehen wir heute nach Feierabend alle Lautsprecher und Homepods auf Anschlag und tanzen mit Tränen der Freude und des Kummers gleichermaßen in einen Mai, der endlich ein wenig mehr Licht verspricht.
Lesetipps für den Freitag
Alles neu macht der Mai: Neuer Monat, neuer Spaß. Apple bringt im Mai etliche angekündigte Produkte in den Handel, etwa die iMac M1 und das iPad Pro. Für die meisten Besteller wird es auch Mai, bis sie ihre Airtags in den Händen halten, mit neuer Hardware ist nicht zu rechnen, weitere Ankündigungen könnte es im Juni geben. Vor der WWDC wird Apple vermutlich aber noch iOS und iPadOS 14.6 fertig stellen und den versprochenen Podcast-Service anlaufen lassen. Auf Apple TV+ gibt es die zweiten Staffeln von “Mythic Quest” und “Trying”. Apple Arcade hat auch noch ein paar Pfeile im Köcher – mehr Details bei den Kollegen von Macworld.
Erstaunen: Apples Quartalszahlen sehen so aus, als hätten übermüdete Buchhalter hier und da eine Ziffer zu viel in die Bilanz geschrieben, auf der Tastatur ihres Macs abgerutscht, meint Jason Snell. Aber natürlich ist das Zahlenwerk korrekt und umso erstaunlicher: Das zweite Quartal in diesem Geschäftsjahr ist auf dem Niveau eines Weihnachtsgeschäfts und insgesamt das drittbeste der Apple-Geschichte. Woher kommt der Reichtum? Viel hat mit der Pandemie zu tun und der gesteigerten Nachfrage nach Geräten für das Homeoffice und den Fernunterrricht, vor allem Mac und iPad profitieren davon. Aber auch das iPhone ist zurück auf seinem Rekordniveau, als ob die Generation 12 doch diesen ominösen Superzyklus begonnen hätte.
Aufpreis: Heute Nachmittag um 14 Uhr beginnt die Vorbestellung des iMac M1, von dem man bisher nur die Preise der drei Grundmodelle kennt. Gemeinsamer Speicher von 8 GB und 256 respektive 512 GB SSD ist vielen Kunden zu wenig, beim Speicher sind 16 GB noch eine Option und natürlich besser ausgestattete SSDs. Noch lässt sich auf den Bestellseiten nicht einsehen, welche Aufpreise Apple verlangen wird, 9to5Mac hat jedoch den Hinweis erhalten, dass sie im üblichen Rahmen sind und damit recht sportlich. Die Option für 16 GB Arbeitsspeicher koste 200 US-Dollar mehr, 200, 400 und 600 US-Dollar zahlt man für eine größere SSD. Der Betrag in Euro dürfte ungefähr der gleiche sein, definitiv weiß man das ab 14 Uhr.
Drei Wochen: “Mitte Mai” hatte Apple versprochen, würde man iPad Pro und iMac M1 ausliefern, ein genaueres Lieferdatum wird man wohl auch erst nach Bestellung erhalten. Aber mehrere unabhängige Quellen wie der UK-Retailer John Lewis würden den 21. Mai als das Datum der Auslieferung nennen. Apple selbst leakt in Metadaten eines Posts in seinem Newsroom, der auf den Bestellbeginn hinweist, den 21. Mai. Das ist nicht mehr wirklich “Mitte Mai” und ziemlich genau einen Monat nach Ankündigung – aber diesen Kummer ist man von Apple mittlerweile gewohnt.
Korrektur: Benötigt man auch ein neues Magic Keyboard, wenn man vom iPad Pro 12,9” 2020 auf das Modell von 2021 umsteigt, das ein wenig dicker ist? Apple hatte bisher nichts dazu gesagt, sein entsprechendes Supportdokument gestern aber korrigiert und präzisiert. Darin heißt es nun, das iPad Pro 12,9” von 2021 sei funktional mit der Tastaturhülle des Vorjahres kompatibel, nur würde es im geschlossenen Zustand nicht “präzise passen”. Der Dickenunterschied beträgt etwa 0,5 Millimeter.
Gut eingekauft: Apple rechnet zwar damit, im laufenden Quartal wegen des globalen Mangels an Chips drei bis vier Milliarden US-Dollar an Umsätzen einzubüßen, das ist aber im Vergleich zu den Problemen anderer Industrien verschmerzbar. Wie Reuters berichtet, hat Ford angekündigt, seine Produktion um 50 Prozent reduzieren zu müssen, anderen Autobauern geht es nicht besser, was einen negativen Einfluss auf die sich gerade erholende Wirtschaft haben dürfte. Warum das so ist, hat Tim Cook in der Telefonkonferenz am Mittwochabend erklärt: Vor allem ältere Chips seien vom Mangel betroffen. Und während die Automobilindustrie vor allem auf solche setzt, sind Hersteller von Smartphones, Laptops und Tablets in der Entwicklung wesentlich weiter. Hinzu kommt, dass Apple seine Lieferkette langfristig plant und jede Menge Puffer an vielen Stellen hat, aus denen man nun schöpfen kann. Die “Just-in-time”-Philosophie der Automobilindustrie, die ihre Lagerhaltung auf die Autobahn verlegt hat, führt nun den zu Problemen, dass kurzfristig eben nicht mehr Chips verfügbar sind. Wenn dann auch noch eine Waferfarbrik in Japan abbrennt, kommt eines zum anderen.
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Sicherheitsforscher halten Luca-App für gefährlich
Die Luca-App wurde anfangs als Heilsbringer bei der Kontaktverfolgung zur Eindämmung der Corona-Pandemie gehandelt. Mittlerweile hegen allerdings zahlreiche IT-Sicherheitsforscher Zweifel daran, dass die App die Daten der Nutzer auch geheim halten kann. In einer gemeinsamen Stellungnahme haben über 70 führende deutsche IT-Sicherheitsforscherinnen und -forscher vor den Gefahren gewarnt, die mit der Nutzung der Luca-App verbunden sind. Bei der Erstellung der App seien „grundlegende Entwicklungsprinzipien eklatant verletzt“ worden. Die deutsche Politik und Verwaltung solle sich lieber auf dezentrale Lösungen wie die Corona-Warn-App verlassen.
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Professoren des CISPA Helmholtz Center for Information Security, der TU Darmstadt oder des Forschungsinstituts Code der Universität der Bundeswehr. Den Experten zufolge sei eine digitale Nachverfolgung von Kontaktpersonen von Corona-Infizierten grundsätzlich empfehlenswert. Dazu müssten jedoch genau wie bei der Corona-Warn-App vier Grundprinzipien eingehalten werden: Zweckbindung, Transparenz, Freiwilligkeit und Risikoabwägung. Das harte Fazit der Experten: Die Luca-App würde keine dieser Prinzipien erfüllen.
In vielen Bundesländern kommt die App bereits zum Einsatz und ist teilweise schon Voraussetzung für das Betreten bestimmter Orte. Zuvor wurde sie für mehr als 20 Millionen Euro von den Bundesländern gekauft. Das Problem: Zur Kontaktnachverfolgung werden in großem Umfang Bewegungs- und Kontaktdaten gesammelt. Diese werden zentral gespeichert und bergen somit ein massives Missbrauchspotenzial. Einem Start-up sei es schlicht nicht zuzutrauen, diese Daten sicher zu verwalten. Dies würde schon großen Unternehmen nur schwer gelingen. Dazu kommt, dass schon die unverschlüsselten Meta-Daten der App Rückschlüsse auf Bewegungen und Aktivitäten zulassen würden. Auch der Nutzen der App sei zweifelhaft, da letztlich nur Papierlisten digitalisiert würden, die Auswertung aber weiter den Gesundheitsämtern zugeschoben würde. Da es sich bei den Betreibern zudem um ein Privatunternehmen handelt, könnten künftig auch weitere kommerzielle Interessen eine Rolle spielen. Letztlich wurden auch Schwachstellen in der Luca-App kritisiert, über die Bewegungsprofile abgefangen werden konnten. Der Chaos Computer Club fordert daher eine Bundesnotbremse für die Luca-App .
Planspiel zur Abwehr eines Asteroiden gestartet
Noch vor 100 Jahren hätte die Menschheit die Bedrohung eines Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde im Vorfeld wohl gar nicht bemerkt. Heute stehen hierzu zahlreiche Mittel bereit, die Flugbahnen recht genau berechnen lassen. Doch was würde man heute tun, wenn ein Asteroid auf die Erde zusteuert? Dies wird gerade in einem Planspiel simuliert, in dem Experten darüber beraten, was in einem solchen Fall zu tun wäre. In der Echtzeit-Übung wurde der Asteroid zum ersten Mal am 19. April 2020 entdeckt, aus den Berechnungen ging hervor, dass er am 20. Oktober 2021 auf der Erde einschlagen könnte. Mit weiteren Berechnungen sollen die Experten nun die Flugbahn und Einschlagstelle weiter eingrenzen, um damit eine Abwehrmission zu starten.
Dabei kommt den Experten zugute, dass sie die Flugbahn von 95 Prozent aller erdnahen und über einen Kilometer großen Asteroiden schon kennen. Mit Abnahme der Größte steigt allerdings auch die Zahl der nicht erkannten Himmelskörper. Sie tauchen zudem unvermittelter auf, wie der erst kürzlich entdeckte 100-Meter-Asteroid belegt, der aber an der Erde vorbei flog . Die Abwehrmöglichkeiten sind derzeit ebenfalls noch stark begrenzt. Bislang gibt es schlicht keine einsatzfähige Technologie, um die Flugbahn eines Asteroiden zu verändern oder ihn zu zerstören. Für 2022 soll erstmals eines solches Manöver im Weltraum stattfinden. Dazu soll eine kleine Sonde der NASA-ESA-Kooperation DART in den Mond des Asteroiden Didymos einschlagen und diesen dadurch leicht ablenken.
Dennoch ist der aktuelle Testlauf der NASA und ESA wichtig: Hier werden theoretische Maßnahmen ergriffen, um die Kollision doch noch zu verhindern. Mit täglich aktualisierten Daten wird dieses Szenario so realistisch wie möglich durchgespielt. Dabei werden auch Regierungen, Raumfahrtagenturen oder der Katastrophenschutz mit eingespannt. Im realen Fall eines drohenden Einschlags hätten die Akteure damit einen ungefähren Ablauf, der sogar schon erprobt wurde. Wer diesem Treiben gern beiwohnen möchte, kann dies auf der entsprechenden Seite der NASA tun.