Eine echte Sommerpause ist das nicht: In Cupertino haben bei Apple viele Leute im Juli und August viel Stress. Denn wenn ab September neue Produkte in den Handel kommen und die finalen Versionen der neuen Betriebssysteme erscheinen, legen Hardware- und Software-Entwickler in diesen Tagen letzte Hand an – und das Marketing arbeitet auch bereits auf Hochtouren.
In der scheinbaren Ruhe vor dem Sturm gibt es lediglich keine neuen Geräte bis September. Wie in jedem Jahr wird Apple mit seiner Rabatt-Aktion „Back to School“ versuchen, die Verkäufe seiner aktuellen Ware zu stützen, vor allem beide Größen des Macbook Air M2 dürften sich großer Beliebtheit erfreuen und frisches Geld in die Kassen spülen. Zum Amazon-Prime-Day hoffen wir auf weitere gute Angebote.
Diese könnten sich aber auf Auslaufmodelle beschränken, der Jahreszeit entsprechend ist der einst breite Umsatzstrom bei einigen Produkten zu einem Rinnsal verkümmert. Wir erklären, welche Apple-Produkte sich jetzt nicht mehr zu kaufen lohnen, welche aktuellen Alternativen es gibt und wann mit neuen Optionen zu rechnen ist.
iPhone: Kaum noch attraktiv im Hochsommer
Berichte besagen, dass die Massenproduktion des iPhone 15 und iPhone 15 Pro im August beginnt, das passt in den jährlichen Rhythmus. Wir sind uns nicht sicher, aber voraussichtlich am 6. September wird Apple die neue Generation zeigen, am Freitag, dem 8. September könnte schon die Vorbestellung beginnen und ab dem 15. September hat die Kundschaft die neuen Geräte in den Händen. Sprich: Es ist nicht sonderlich klug, jetzt noch ein iPhone 14 oder 14 Pro zu kaufen. Es mag Ausnahmesituationen geben, wenn etwa das iPhone irreparabel kaputtging oder gestohlen wurde – dann besteht jetzt der Bedarf.
Das iPhone 15 wird gegenüber dem Modell von 2022 vermutlich nur wenig Neues bringen, beim iPhone 15 Pro könnte sich das anders gestalten, vor allem beim Max-Modell. In diesem Jahr ist zudem wieder mit einer Preisreduktion bei den im Handel bleibenden Modellen iPhone 14 und 14 Plus zu rechnen, auch das iPhone 13 wird Apple weiter verkaufen, zu einem günstigeren Preis. Wenn es also ein 14er oder 13er sein soll, lohnt das Warten auf September.
Aus dem Angebot fallen wird das iPhone 12, das ist aber bald drei Jahre alt und ohnehin nicht die beste Empfehlung – das Mini ist bei Apple schon aus dem Angebot gefallen, es gibt dieses Modell nur noch refurbished bei Apple.
Ein aktuelles Modell wäre doch noch einen Blick wert: das iPhone 14 Pro. Dieses wird im Herbst vom Nachfolger verdrängt, den Apple mit Sicherheit wieder in einer neuen Sonderfarbe auflegt; nach Dunkellila ist offenbar Weinrot dran. Wer aber unbedingt ein iPhone 14 Pro in Deep Purple haben möchte, bitte. Drittanbieter sollten dieses nach der Premiere des iPhone 15 Pro aber noch ein paar Wochen auf Halde haben.
Apple Watch: Drei Modelle zur Auswahl – ab September
Wenig sinnvoll ist dieser Tage der Kauf einer Apple Watch, mit Ausnahme eines Modells. Die Apple Watch SE hatte Apple im vergangenen Jahr in einer zweiten Generation aufgelegt, im Portfolio ersetzt sie seither den Dauerbrenner Apple Watch Series als günstiges Einstiegsmodell.
Es ist zwar nicht auszuschließen, dass Apple die moderaten Preise ab 299 Euro noch ein wenig senkt, womöglich findet sich aber in Aktionen wie Amazons Prime Day ein besseres Angebot. Veralten wird die SE in diesem Jahr nicht, vor 2024 wird es keine weitere günstige Special Edition geben.
Die aktuelle Apple Watch Series 8 ist derzeit weniger zu empfehlen, denn sie bekommt im September einen Nachfolger. Spektakuläre Neuerungen sind zwar nicht zu erwarten, doch wird die Series 9 ein Jahr später als die Series 8 die Unterstützung von watchOS verlieren. Also lieber ein paar Wochen Wartezeit investieren.
Die Series 8 ist indes eine hervorragende Smartwatch, Dritthändler werden später im Herbst ausgewählte Varianten zu reduzierten Preisen anbieten, Amazon hatte die letzten Jahre immer um den Black Friday herum attraktive Angebote des Vorjahresmodells. Kurz: Der Neukauf lohnt jetzt nicht mehr.
Noch ein wenig unsicher sind wir bezüglich der Apple Watch Ultra. Laut des Bloomberg-Redakteurs Mark Gurman soll es schon in diesem Herbst eine zweite Generation der Outdoor-Smartwatch geben. Was die an Neuerungen bringen könnte, verrät Gurman nicht, wir könnten uns aber vorstellen, dass Apple dem 49-mm-Modell noch eine zweite Größe zur Seite stellt – die kann gerne auch etwas kleiner sein. Lieber mal abwarten, als jetzt kaufen, selbst wenn es immer wieder attraktive Preise deutlich unter Apples Empfehlung von 999 Euro gibt.
iPad Pro: Nur, wenn es sein muss
Das Jahr 2023 könnte vollkommen ohne ein neues iPad verstreichen, allenfalls das zuletzt jährlich aktualisierte Basismodell könnte eine Auffrischung bekommen. So gesehen könnte man dem Bedürfnis, jetzt ein neues iPad zu kaufen, durchaus nachgehen – vor Oktober erwarten wir keine Neuheiten.
Dennoch sollte man gerade in Sachen iPad Pro noch einmal über die Investition nachdenken. Das letzte Update aus dem Oktober 2022 brachte mit dem M2 nur unwesentliche Verbesserungen, der M3 sollte auch dem iPad Pro einen gewaltigen Leistungsschub verpassen. Allein: Apple hat noch keinen M3 veröffentlicht. Der könnte gegen Ende des Jahres in einen iMac Einzug halten und dann erst im Jahr 2024 im iPad Pro.
Das iPad Pro sollte dann aber nicht nur einen neuen Chip bekommen, sondern erstmals seit 2018 wieder ein neues Design. Der Bildschirm könnte auf OLED statt Mini-LED setzen, die Rückseite könnte induktives Laden ermöglichen. Wenn das zu ersetzende Gerät also nicht gerade von vor 2021 ist, wäre zu diesem Zeitpunkt das Upgrade auf das aktuelle iPad Pro wenig empfehlenswert.
iPad Air und iPad Mini stehen in diesem Jahr auch nicht zur Überarbeitung an, aber im Frühjahr 2024 könnte da wieder etwas passieren. Das Air würde dann auf den M2 wechseln und das Mini womöglich auf den M1 – marginale Änderungen, vom Kauf der aktuellen Modelle würden wir daher nicht abraten.
Am wahrscheinlichsten ist noch ein Upgrade des Einsteiger-iPads, das Apple erst letzten Herbst auf ein neues Design und USB-C umgestellt hat. Dennoch würden wir den Kauf eines iPad der zehnten Generation eher noch ein paar Wochen verschieben: Apple dürfte gegen Ende Juli im Rahmen seiner Aktion „Back to School“ wieder Airpods oder Einkaufsgutscheine beilegen, Dritthändler könnten dazu gute Rabatte geben.
iMac: Da kommt was Großes auf uns zu
Freunde des Mac hatten im Jahr 2023 nicht viel zu klagen: Im Januar stelle Apple die Macbooks Pro in 14 und 16 Zoll auf M2 Pro und Max um, dazu gab es einen Mac Mini M2 und sogar einen mit M2 Pro. Im Juni kam schließlich das Macbook Air M2 in 15 Zoll, dazu die zweite Generation des Mac Studio mit M2 Max und Ultra. Und endlich gibt es auch den Mac Pro mit Apple Silicon, M2 Ultra.
So bleibt der M1 nur noch im Macbook Air aus dem Jahre 2020 – die Preise fallen immer weiter, wer nicht unbedingt die neue Form mit dem M2 braucht, findet noch das ganze Jahr über gute Angebote. Gleiches dürfte für ein anderes Auslaufmodell gelten, das Macbook Pro M2 13“, das letzte Gerät mit Touchbar. Wer Gefallen an der kontextsensitiven Leiste gefunden hat: Zuschlagen, solange Apple das noch baut. Ansonsten eben Finger weg.
Kommen wir zum letzten M1, der noch keinen bauartgleichen Nachfolger bekommen hat: dem iMac 24 Zoll aus dem Frühjahr 2021. Zweieinhalb Jahre wären das dann im Oktober, wenn vermutlich die nächsten Updates für Macs anstehen könnten. Die Straßenpreise fallen schon jetzt, aber von einem iMac M1 in 24 Zoll würden wir dennoch abraten.
Der Grund: Der nächste iMac könnte schon der erste mit M3-Chip sein, der einen deutlichen Sprung bei der Performance erwarten lässt. Apple wird die bunten Farben zwar vermutlich weiter behalten und allenfalls variieren, das gilt aber nur für die 24-Zoll-Größe. Denn aller Voraussicht nach wird ein iMac M3 oder gar M3 Pro auch in 27 Zoll oder gar 30 Zoll kommen. Apple würde hier eine Lücke auf dem Desktop schließen und iMac-Fans, die mehr Leistung benötigen, ein gutes Angebot unterbreiten.