Viel Lob gab es für Apples neueste Chip-Generation, den M2, aber auch viel Kritik, vor allem, was die Wärmeentwicklung angeht, doch genau hier gab es jüngst neue Erkenntnisse, die die Kritik, vor allem beim lüfterlosen Macbook Air relativieren.
Die Farbe Mitternacht
Mit dem Macbook Air M2 hat Apple neue Gehäusefarben eingeführt. Besonders schick ist die Farbe „Mitternacht“, ein tiefes Schwarz mit ganz leichtem Blauschimmer. Apple stellt uns ein Macbook Air in Mitternacht für diesen Test zur Verfügung. Die sonstige Ausstattung beläuft sich auf 16 GB RAM und 1 TB SSD-Speicher. Damit ist auch klar, dass unser Testgerät mit 10 GPU-Kernen kommt. Das Basismodell ist mit einer binned GPU ausgestattet, bei der nur 8 GPU-Kerne arbeiten. Außerdem ist unser Testgerät nicht von dem gedrosselten SSD-Speicher betroffen. Beim Basismodell mit 256 GB SSD verbaut Apple lediglich einen Flash-Chip, was die Übertragungsgeschwindigkeit beim Lesen und Schreiben in etwa halbiert – im Vergleich zu den größeren SSDs, die Apple sonst noch anbietet (512 GB, 1 TB, 2T B). Unser Test mit Disk Speed zeigt dann auch die Maximalwerte von etwa 3 GB/s
Das Macbook Air kostet in dieser Ausstattung im deutschen Apple Store oder bei Mediamarkt 2309 Euro . Eine stolze Summe.

Unsere erste Assoziation bei der Gehäusefarbe „Mitternacht“ war: „Das sieht aus wie das erste Intel-Macbook von 2006“. Stimmt, aber damit sind die Gemeinsamkeiten auch schon erschöpft, denn das Intel-Macbook kam in einem Kunststoffgehäuse und mit wesentlich geringerer Ausstattung. Trotzdem lag die Einstiegskonfiguration lag damals preislich auf dem gleichen Niveau wie das Macbook Air M2 heute (1500 Euro). Da will man doch lieber im Jahre 2022 leben.
Schick ist „Mitternacht” in der Tat, allerdings hat die Farbe auch Nachteile: Fingerabdrücke sind deutlich eher erkennbar als bei den helleren Farben „Space Grau“, „Polarstern“ oder „Silber“. Wir machen den direkten Vergleich mit Space Grau und im Foto wird das deutlich sichtbar.

©André Martin
Neues Display
Was bislang ebenfalls kaum beachtet wurde, ist das neue 13,6-Zoll-Display, das Apple erstmals beim Macbook Air einsetzt. Es ähnelt dem 14-Zoll-Display vom M1-Macbook-Pro, kommt aber mit einer Standard-LED-Hintergrundbeleuchtung und nicht mit Mini-LEDs. Dennoch, im Vergleich zum M1-Macbook-Air sollte das neue Display deutlich bessere Resultate zeigen, und wir messen nach.
Helligkeits- und Kontrastmessungen bescheinigen dem Macbook Air M2 hervorragende Werte. Apple gibt eine maximale Helligkeit von 500 cd/qm an, wir messen 501,1 cd/qm, eine Punktlandung. Mit einem Kontrastverhältnis von etwa 1300:1 liegt das neue Display ebenfalls gut im Rennen. Die Mini-LED-Dispalys der M1-Macbook-Pro-Modell liegen hier aber um eine ganze Magnitude besser (etwa 10.000:1).
Die Homogenität ermitteln wir mit 91 Prozent, ebenfalls ein exzellenter Wert.
Auch der darstellbare Farbraum ist größer und er hängt im direkten Vergleich das Vorgängermodell des Macbook Air (mit M1- oder Intel-Chip) locker ab. Das neue Display kommt durchaus an das der 14- und 16-Zoll-Pro-Modelle heran.

M2-CPU drosselt Speed im Biergarten-Test
Mit dem Macbook Air M1 hat Apple das vom 12-Zoll-Macbook her bekannte lüfterlose Design in die Macbook-Air-Reihe übernommen. Und auch das M2-Modell kommt ohne aktive Kühlung. Das hat zu kontroversen Diskussionen geführt, denn der M2-Chip braucht mehr Strom, als der M1-Chip. Er ist leistungsfähiger, enthält deutlich mehr Transistoren, wird aber im (mehr oder weniger) gleichen 5-Nanometer-Prozess hergestellt. Ist das noch gut? Klar ist: Der M2-Chip drosselt bei hoher Last seine Leistung deutlich früher als der M1-Chip. Das fällt besonders dann auf, wenn schon die Umgebungstemperatur hoch ist. Im deutschen Sommer 2022, der zumindest im Süden der Republik Rekordtemperaturen erreichte, könnte das ein Problem sein.

Wir wiederholen daher den berühmten „Biergartentest“, den wir schon mit dem 12-Zoll-Macbook durchführten . Wir gehen bei hochsommerlichen Temperaturen aufs Ganze. Zunächst nutzen wir das Tool APSI-Bench bei normaler Bürotemperatur von etwa 25 Grad. Das Tool belastet sämtliche CPU-Kerne für etwa 20 Minuten und gibt anschließen einen grafischen Verlauf der CPU-Leistung aus. Man erkennt: Der M2 drosselt seine Leistung ab etwa 5 Minuten Volllast und erreicht nach 20 Minuten noch etwa 72 Prozent der Maximalleistung.
Im Biergarten, bei über 35 Grad im Schatten, sieht das im Test schon anders aus. Hier drosselt der M2 ebenfalls ab etwa 5 Minuten, fällt dann aber auf nur noch 48 Prozent ab. Das ist drastisch! CPU-intensive Aufgaben oder gar High-End-3D-Spiele dürften bei diesen Außentemperaturen keinen Spaß mehr machen.
Bessere Kühlung des M2 durch Wärmeleit-Pads
Nun gibt es im Netz bereits diverse Tipps, wie man die passive Kühlung des Macbook Air verbessern kann. Der YouTube-Kanal „Max Tech“ hat dazu das Macbook Air aufgeschraubt und wärmeleitende Pads auf die Unterseite der Hauptplatine geklebt, die eine Verbindung zur Aluminium-Gehäuseunterseite schaffen und somit mehr Wärme abführen.
Das funktioniert tatsächlich, der so getunte M2 drosselt später und bleibt insgesamt auf höherem Niveau. Allerdings muss man sich fragen, warum Apple diese Maßnahme nicht selbst eingebaut hat? Genau dazu kommt der YouTuber Arthur Winer zu einem erhellenden Schluss: Wenn die Hitze auf die Unterseite des Macbook Air abgeleitet wird, erwärmen sich auch andere Komponenten im Gehäuseinneren, die besser kühl bleiben sollten. So insbesondere der Akku. Laut Winer kann der Akku bei einem so modifizierten Macbook Air schnell Temperaturen von über 50 Grad erreichen, die die aktuellen Lithium-Akkus nicht gut verkraften. Das geht auf die Lebensdauer der Akkus. Unser Tipp: Lassen Sie die Finger von solchen Modifikationen, denn auch die Herstellergarantie erlischt. Wenn es einmal ein anderes Problem mit dem Macbook Air geben sollte, wird Apple die Garantieleistung mit ziemlicher Sicherheit ablehnen.
M2-Wunderkraft: der Stromsparmodus
Es gibt stattdessen eine andere, wenig bekannte Maßnahme, um das Macbook Air kühl zu halten. Und diese ist nicht nur legal, jeder Anwender kann sie sogar selber mit einem Mausklick aktivieren. Die Rede ist vom Stromsparmodus.

Schalten Sie diesen in der Systemeinstellung „Batterie“ ein, nutzt der M2 quasi nur noch die sogenannten E-Cores. (Efficiency). Die leistungsfähigeren P-Cores (Performance) arbeiten zwar weiterhin, werden aber in der Taktfrequenz deutlich reduziert. Im Vergleich zu den E-Cores im M1 hat Apple selbige im M2 deutlich verbessert. Sie liefern mehr Leistung pro Watt.

Wie sich das auswirkt, überprüfen wir mit dem Zehn-Minuten-Dauertest in Cinebench 23 und dem Kommandozeilen-Tool „asitop“, das die Gesamtleistungsaufnahme des M2 ermittelt.
Ohne Stromsparmodus erreicht das Macbook Air nach zehn Minuten im Schnitt 7843 CB-Punkte für den Multicore-Test. Der M2 wird dabei gedrosselt und liegt im Schnitt bei 8,3 Watt, maximal gehen 25 Watt durch den Chip.
Im Stromsparmodus erreicht der M2 im gleichen Test nur noch 4059 CB-Punkte, also etwas mehr als 50 Prozent. Allerdings muss der M2 hier nicht mehr drosseln, die P-Cores sind nahezu abgeschaltet, laufen nur noch auf etwa 1 GHz (statt den möglichen 3,2 GHz), die E-Cores laufen jedoch unter Volldampf mit 2,4 GHz. Die durchschnittliche Gesamtleistungsaufnahme liegt bei diesem Test bei nur noch 3,19 Watt, also deutlich unter 50 Prozent bei mehr als 50 Prozent Rechenleistung. Das ist sensationell! Unser Tipp: Unterwegs und bei hohen Außentemperaturen sollte man den Stromsparmodus auf jeden Fall aktivieren. Es lohnt sich.
Fazit
Das Macbook Air M2 ist ein deutlicher Fortschritt zum M1-Modell. Allein das in allen Belangen bessere Display ist unserer Meinung nach den Mehrpreis wert. Sicher, der M2 ist kein Wunderchip und im lüfterlosen Macbook Air muss er immer wieder kämpfen, doch wer unterwegs nicht die volle Leistung braucht, kann sich gut mit dem Stromsparmodus behelfen.
So richtig spannend wird es aber erst, wenn Apple ein M2-Derivat mit dem kommenden 3-Nanometer-Herstellungsprozess auf den Weg bringt. Das hängt allerdings vom Chip-Hersteller TSMC ab.
Lesetipp: Macbook Air M2 im Macworld-Test