Macwelt wünscht einen guten Morgen! Apples Geschichte ist voller Highlights, den ein oder anderen Tiefpunkt kann man ja geflissentlich ignorieren. Sicher, seit etwa elf Jahren hört man immer wieder mal “Mit Steve Jobs wäre das nicht passiert! Wenn der Cook so weitermacht, ist Apple in zwei Jahren pleite! Dann aber wirklich”. Nun können wir uns nicht so recht an totale Apple-Flops in der letzten Dekade erinnern. Sicher, das iPhone 5C hätte Apple sich auch sparen können – mit dem SE haben sie es ja besser gemacht. Und die gescheiterte Ladematte Airpower – nun ja, zu früh angekündigt, aber so rechtzeitig gestoppt, dass sie keinen Schaden anrichten konnte. Die Apple Watch, an denen viele von Anfang an streng zweifelten, ist mittlerweile die meistverkaufte Uhr der Welt. Flops hatte es indes der sehr erfolgreichen Ära Steve Jobs durchaus gegeben.
Wir erinnern uns etwa an das Desaster mit Mobile Me, jenen Dienst zwischen .Mac und iCloud, der einen holprigen Start hinlegte und erst dann wirklich besser wurde, als Apple seine Fehler aufgearbeitet und berichtigt hatte. Für eine Jahresgebühr von stolzen 99 US-Dollar konnte man mit Mobile Me Daten, Adressbücher, Kalender, E-Mails, Fotos und mehr über Plattformgrenzen hinweg synchron halten, zum Start im Juli 2008 war zum Mac das iPhone hinzugekommen und das iPad sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Mobile Me lief auch unter Windows – nicht wenige, die den Mac zu Hause privat nutzten, hatten in der Arbeit einen PC stehen – vor allem verkaufte Apple aber unzählige iPhones an Windows-Nutzer.
Nur: Die Sache funktionierte nicht so, wie sie sollte. Offenbar hatte Apple das Interesse unterschätzt und die Mobile-Me-Server konnten nicht mit der Menge an Anfragen nach der kostenlosen Demoversion umgehen, laufend stürzte der Service ab, nachdem ihn Apple am 9. Juli 2008 an den Start gebracht hatte. Jeder hundertste Kunde hatte gar keinen Zugriff mehr auf Mails, erst nach gut drei Wochen bekam Apple die Sache allmählich in den Griff.
Am 4. August 2008 schließlich versandte Steve Jobs eine Mail an die Belegschaft, in der er selbstkritisch die Lage analysierte. Mobile Me hatte man überstürzt veröffentlicht, es wäre besser gewesen, erst nach und nach die einzelnen Dienste freizuschalten und erst wenn alles lief, die nächste Funktion zu bringen. Ungünstig sei es auch gewesen, Mobile Me zeitgleich mit dem iPhone 3G und iPhone-OS 2.0 samt App Store zu starten, hier hätte man ebenso entzerren sollen. So habe man eben alles andere als eine Sternstunde erlebt und Apples Standards bei Weitem verfehlt.
Das mag der Grund sein, dass Mobile Me nur drei Jahre lang hielt und von iCloud abgelöst wurde – anderer Name, andere Zahlweise, nun monatlich. Die Basisversion mit mickrigem 5-GB-Speicher ist immer noch kostenlos, damit kommt man aber allenfalls mit einer Zweitidentität zurecht. So spült iCloud, ohne das man an sich nicht mehr auf dem Mac, iPhone und iPad kann, Apple regelmäßig Geld in die Kasse. Und das mit dem Nachreichen von Features bekommt Apple mittlerweile hervorragend hin, wir erinnern nur an die nahtlose Bedienung respektive Universal Control, die ein dreiviertel Jahr nach ihrer Vorstellung auf sich warten ließ.
Lesetipps für den Donnerstag:
Kommt später : Apple nennt bei der Vorstellung neuer Systeme auf der WWDC im Juni nie konkrete Daten, sondern spricht immer nur davon, die neuen Versionen “im Herbst” zu bringen. In den letzten Jahren war das für iOS und iPadOS meist Ende September, wenn neue iPhones in den Handel kamen, das neue macOS kam meist zeitnah danach, konnte aber auch schon einen Monat länger auf sich warten lassen. Das ist offenbar in diesem Herbst auch der Fall, macOS Ventura erscheint deutlich später als iOS 16. Aber auch iPadOS 16 komme nicht zeitgleich mit iOS 16, sondern erst später mit macOS Ventura, will Bloombergs Mark Gurman wissen. Die Gründe dafür seien vielfältig, vor allem wolle Apple das neue Betriebssystem für das iPad erst mit neuen Geräten wie iPad Pro mit M2-Chip und dem iPad 10,5 mit USB-C-Port veröffentlichen. Apple gewinne damit auch mehr Zeit, den Stage Manager zu optimieren, der auf iPad M1/M2 und dem Mac Multitasking neu definiert. In Folge dieser Trennung würden auch Kapazitäten für die Arbeit an iOS 16 frei, wovon das iPhone-System nur profitieren könne. Sollte Gurman Recht haben, sieht es ganz danach aus, als ob Apple im September ein Event rund um iPhone und Apple Watch plane, neue iPads und Macs dann auf einem zweiten Herbst-Event im Oktober kämen.
Alter Preis: Apple will angeblich den Preis für das Einsteigermodell des iPhone 14 nicht erhöhen. Dieser soll bei 799 US-Dollar bleiben, berichtet laut Forbes der Leaker Lanzuk. Dies sei eine Entscheidung von höchster Stelle des Managements, die der Stagnation im Smartphonemarkt entgegenwirken soll. Gründe für eine Preiserhöhung gebe es, so würden einige Komponenten teuer, wie etwa das Frontkameramodul von LG Innotek, das dreimal so viel kosten soll wie der Vorgänger. Der Einstiegspreis für das vermutete iPhone 14 Max (oder Plus) werde demnach die 899 US-Dollar nicht übersteigen, da die Mini-Variante entfallen soll, steigt jedoch der Durchschnittspreis. Teurer würden in jedem Fall iPhone 14 Pro und Pro Max, die sich von den regulären Geräten in diesem Jahr deutlicher unterscheiden sollen, als das in den Jahren zuvor der Fall war. Hier spricht Lanzuk von 1.099 respektive 1.199 US-Dollar, jeweils einen Hunderter mehr. Der für das reguläre Modell gleichbleibende Dollar-Preis muss aber nicht bedeuten, dass der in Euro auch bei seinem aktuellen Wert von 899 Euro bleibt.
Update: Nach einem Private-Beta-Test veröffentlicht Microsoft das Workspace-Tool Teams in einer für M1- und M2-Chips nativen Version. Bisher musste sich Teams auf neueren Macs auf den Übersetzungslayer Rosetta verlassen, den Apple irgendwann aus seinem macOS entfernen wird. Fast zwei Jahre nach den ersten Apple-Silicon-Macs ist das Update überfällig gewesen. “Wir haben von unseren Kunden, die Mac mit Apple Silicon nutzen, gehört, dass sie Teams für ihre Geräte optimiert haben wollen”, erklärt Microsoft Unternehmen in einem Blog-Post. “Microsoft hat sich der Innovation verschrieben und engagiert sich für den Mac, daher freuen wir uns, dies unseren Mac-Nutzern zur Verfügung stellen zu können.”
Geschichte: Von einem unwahrscheinlichen Treffen zweier Legenden in der Frühzeit der Apple-Geschichte berichtet Fast Company. Im Oktober 1980 habe der Filmemacher Taylor Barcroft ein spontanes Treffen von Steve Jobs mit dem Architekten, Philosophen und Visionär Buckminster Fuller arrangiert, um ein Gespräch der zwei Futuristen für eine Dokumentarfilm zu bekommen. Buckminster Fullers Vision war kurz davor von Apple und anderen Firmen in die Realität umgesetzt zu werden: weltweiter Zugang zu Information. Steve Jobs sei ein Fan von Buckminster Fuller gewesen und habe ihn nach einem kurzen Gespräch in der Lobby von Apples Bürogebäude auf einen privaten Rundgang durch das Unternehmen geführt, bei dem keine Kamera mehr zugegen war. So bleibt wenig von den Gesprächsinhalten überliefert, Barcroft erinnert sich lediglich daran, dass Buckminster Fuller nicht glauben konnte, welche Dinge der Apple II zu leisten im Stande war, er hatte den Personal Computer Apples zuvor eher für ein Spielzeug gehalten. Die eigentliche Revolution, den Mac, sollte der 1983 verstorbene Buckminster Fuller nicht mehr erleben.
Kaufrausch: Man wolle die Akquise größerer Firmen nicht ausschließen, erklärte Tim Cook letzte Woche auf Apples Bilanzpressekonferenz sinngemäß, aber bei Übernahmen verfolge man in der Regel andere Ziele. So kursieren wieder mal Gerüchte um potenzielle Übernahmen von Riesen und Scheinriesen wie Netflix und Peloton, die gut in Apples Services-Portfolio passen und die sich Cupertino ohne Weiteres leisten könnte. Jason Snell gibt dazu eine klare Prognose in seiner jüngsten Macworld-Kolumne “More Color” ab: Weder Netflix noch Peloton sind interessant für Apple, das seine Services von Grund auf neu baut und das mit einem geringeren Budget. Apple sei – so zeigt die Geschichte – vor allem an Talent interessiert, das noch nicht in der Firma ist. So war es bei der Übernahme von Beats, an dessen Musikstreeamingdienst Apple das größte Interesse hatte, so war es bei der Übernahme von Intels Modemsparte. Diese Übernahmen funktionieren nicht immer von Anfang an, das ist eine Frage von Unternehmenskulturen, die aufeinanderprallen. Die besten Akquisen Apples erkenne man immer erst im Rückblick über viele Jahre. Und wenn es unbedingt etwas Großes sein muss: Snell sieht da noch am ehesten einen Hersteller von Elektrofahrzeugen, aber auch das sei recht unwahrscheinlich in nächster Zeit.
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