Airtags im Test: Lohnt sich der Kauf?

Apples neue Airtag-Tracker sind in natura noch kleiner, als sie auf den Bildern erscheinen. Etwas größer als eine Zwei-Euro-Münze oder ein Knopf an einem Mantel sind sie im Vergleich zu den quadratischen Tile-Trackern geradezu winzig.

Je nachdem, wofür Sie Airtags verwenden möchten, spielt die Größe jedoch vielleicht keine Rolle. Da Apple dem Airtag nirgendwo ein Loch für den Schlüsselbund spendiert hat, benötigen Sie einen proprietären Anhänger, der den Preis der Investition verdoppeln (oder im Fall des Hermès Luggage Tag verfünffachen) und ihn von einem preiswerten Impulskauf in ein überteuertes Luxus-Accessoire verwandeln könnte. Der Markt wird zweifelsohne in Kürze mit spottbilligen Anhängern und Schlüsselanhängern überschwemmt werden, einen stets erweiterten Überblick finden Sie hier .

Das ist typisch für Apple – man nehme etwas, das es schon eine Weile gibt, mache es schöner und ein bisschen teurer, mische ein paar neue Funktionen hinein und lasse ein paar andere weg. Aber wenn man das frustrierende Problem des Zubehörs und ein paar andere Kleinigkeiten beiseite lässt, ist der Airtag ein schickes Stück Technik und eine fantastische Erweiterung des Dienstes “Wo ist?”, besonders wenn man ein iPhone 11 oder 12 mit einem U1-Ultrabreitband-Chip hat.

Apples typische Bedienungsfreundlichkeit

Das gesamte Airtag-Konzept ist auf Einfachheit aufgebaut. Der Tracker ist sofort einsatzbereit, sobald er aus seinem Pappschachtel-Nest herausgezogen wird, mit einem dem der Airpods ähnlichen Einrichtungsprozess. Ziehen Sie einfach die Lasche heraus, um die Batterie zu aktivieren, warten Sie, bis die Box auf Ihrem iPhone erscheint, und folgen Sie den kurzen Schritten. Das ist bemerkenswert einfach und lässt die In-App-Einrichtung von Tile, die mehrere Schritte und Antippen erfordert, geradezu antiquiert erscheinen.

Apple hat es auch geschafft, konkurrierende Tracker klobig aussehen zu lassen. Während der Smart Tag von Samsung und der Mate von Tile ähnlich groß sind, ist der winzige Airtag deutlich kleiner als beide. Er ist ungefähr so groß wie der Tile Sticker, der auf eine Bluetooth-Reichweite von 50 Metern beschränkt ist (im Gegensatz zu 130 Metern beim größeren Tile) und viele der Airtag-Funktionen wie IP68-Wasserbeständigkeit, eine austauschbare Batterie und Ultrabreitband-Unterstützung nicht hat. Die Menge an Technik, die Apple in ein so kleines Gerät gepackt hat, ist extrem beeindruckend.

Der Airtag ist das erste Apple-Produkt seit Jahren, das eine austauschbare Batterie bietet. Es ist extrem einfach, dies zu tun – drehen Sie einfach die verchromte Seite des Airtag und die Abdeckung springt auf und die Batterie kommt direkt heraus. Vielleicht ist es sogar ein bisschen zu einfach. Der australische Einzelhändler Officeworks hat den Verkauf des Airtag gestoppt , weil die Gefahr besteht, dass Kinder die Batterie verschlucken. Dieses Risiko ist wahrscheinlich ziemlich gering, aber ich sage Folgendes: Es ist viel einfacher, die Batterie aus dem Airtag herauszunehmen als aus einem Smart Tag oder Tile. Das ist natürlich eine Besonderheit, aber es würde mich nicht wundern, wenn Apple das Fach in einer zukünftigen Revision nachbessert.

Der Airtag ist so schlank und elegant, dass es eine Schande ist, dass man ihn in einen Dongle stecken muss, wenn man ihn für seinen wichtigsten Einsatzzweck benutzen will: Schlüssel. Da Apple nicht wie seine Konkurrenten ein Loch für den Schlüsselbund eingebaut hat, ist man gezwungen, ein Zubehörteil dafür zu kaufen, was den ganzen Reiz irgendwie mindert. Selbst der 39 Euro teure Lederschlüsselanhänger von Apple , der ästhetisch und gut verarbeitet ist, wird dem Airtag nicht gerecht.

©Michael Simon/IDG

Das chrom-weiße Farbschema erinnert an den originalen iPod und würde an einem Schlüsselbund ausgezeichnet aussehen. Der Airtag ist wahrscheinlich nicht die Art von Gerät, von der Apple-Benutzer besessen sein werden, aber ich kenne mehr als ein paar Apple-Fans, die einen für ihre Schlüssel als dekorativen Tracker kaufen würden. In einem Schlüsselanhänger – selbst in einem der teuren Lederanhänger von Apple – ist er nicht annähernd so stattlich.

Tracking super einfach gemacht

Sobald der Airtag eingerichtet und an dem Gegenstand angebracht ist, den Sie verfolgen möchten, können Sie das Gerät selbst im Grunde vergessen. Die Batterie sollte mindestens ein Jahr lang halten, es gibt keine Software-Updates und Sie können eigentlich nichts mit dem Gerät machen. Die ganze Nützlichkeit findet in der  App “Wo ist?” statt.

Betrachten Sie den Airtag als eine Art Versicherung, von der Sie nicht denken, dass Sie sie brauchen, bis Sie sie brauchen, und dann sind Sie froh, dass Sie dafür bezahlt haben. Wenn Sie etwas verlieren, an dem ein Airtag angebracht oder damit verbunden ist, können Sie versuchen, es auf der Registerkarte “Objekte” der App “Wo ist?” aufzuspüren, genau wie bei einem iPhone oder iPad. Sie sehen einen Kreis mit einem Symbol des Gegenstands, den Sie bei der Einrichtung ausgewählt haben (Schlüssel, Rucksack usw.), der Ihnen eine ungefähre Angabe über den Verbleib des Gegenstands gibt (zu Hause, im Geschäft, im Büro usw.).

Wenn ein Airtag in der Nähe ist, können Sie auf eine Taste tippen, um einen Ton auf dem Tracker abzuspielen, der Ihnen hilft, ihn zu lokalisieren. Er ist überraschend laut, aber wenn er sich in einem Sitzkissen oder unter einem Stapel von Decken befindet, könnte es schwierig sein, ihn zu hören. Wenn Sie ein iPhone 11 oder iPhone 12 haben, spielt das keine Rolle, denn Sie können den U1-Ultrabreitband-Chip verwenden, um den genauen Standort des AirTag zu bestimmen.

Es ist wie eine Hightech-Variante von “Topfschlagen” – meine Frau hat meine Schlüssel in der Kapuze ihrer Jacke versteckt und ich konnte sie innerhalb von Sekunden mit meinem iPhone 12 finden, indem ich den “Kalt-wärmer-heiß”-Anweisungen meines Telefons gefolgt bin. Das Gerät kommt nicht so gut mit der Vertikale zurecht, wenn Sie also ein zweistöckiges Haus haben, könnte es etwas länger dauern, es zu finden, und Sie müssen dem Airtag recht nah kommen (innerhalb von etwa einem Meter), damit es sich richtig auf ein Signal einstellt.

Wenn etwas tatsächlich unwiederbringlich verloren gegangen ist, sollte das robuste “Wo ist?”-Netzwerk in der Lage sein, es aufzuspüren. Wenn der Modus “Verloren” aktiviert ist, wird der Airtag gesperrt, sodass niemand sonst ihn benutzen kann, und er ermöglicht es iPhone-Benutzern in der Nähe, ein anonymes Signal zu senden, um Ihnen mitzuteilen, wo er ist. Sie werden auch in der Lage sein, eine Nachricht anzuzeigen, die jeder auf seinem iPhone oder Android-Gerät anzeigen kann, indem er den Airtag gegen den NFC-Sensor an der Oberseite seines Handys tippt. Dadurch werden sie auf eine Website weitergeleitet, die Ihre Nachricht, Ihre Telefonnummer und andere Details über den Airtag enthält.

Apple hat mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, den eindeutigen verschlüsselten Bluetooth-Kennungen und der bereits erwähnten Kopplungssperre bei aktiviertem Verloren-Modus eine beeindruckende Ebene des Datenschutzes in die Airtags eingebaut, aber der gepriesene Schutz vor Stalking ist nicht ganz so gut, wie er sein könnte. Wenn Sie ein iPhone-Benutzer mit iOS 14.5 oder höher sind, wird ein unbekannter Airtag eine Nachricht auf Ihrem iPhone anzeigen, die besagt: “Airtag gefunden, der sich mit Ihnen bewegt”, aber andere Telefone werden keine ähnliche Benachrichtigung erhalten, selbst wenn der Airtag in NFC-Reichweite ist. Der Airtag wird einen Ton von sich geben, aber es dauert derzeit drei Tage, bis er diesen Punkt erreicht, was einem theoretischen Stalker viel Zeit gibt, sein Ziel zu verfolgen.

Ein paar kleinere Unzulänglichkeiten

Der AirTag wäre kein Apple-Produkt der ersten Stunde, wenn er nicht a) ein bestehendes Produkt einfacher und besser machen würde, und b) ein paar ausgelassene und übersehene Funktionen hätte. Abgesehen von dem bereits erwähnten Schlüssellochring gibt es viele kleine Dinge, die Airtags viel besser machen würden.

Das größte Problem ist der Airtag selbst. Während er in der Verpackung hübsch aussieht, zerkratzt und zerkratzt er fast sofort, wenn man ihn aus der Schachtel nimmt. Und es spielt keine Rolle, ob er in einem Schlüsselanhänger oder in Ihrer Tasche steckt – sobald er gegen etwas anderes stößt, wird er zerkratzt. Ich habe den Airtag seit etwa einer Woche in dem Lederanhänger von Apple und es sind überall deutliche Kratzer und Schrammen zu sehen. Ich warte auf das unvermeidliche Apple-Support-Dokument “Wie Sie Ihren Airtag reinigen”.

©Michael Simon/IDG

Es ist schade, dass Apple diese Technologie nicht in die neue Siri-Remote des Apple TV eingebaut hat, denn sie wäre perfekt, wenn sie unter die Couch oder zwischen die Kissen fällt. Irgendjemand wird sicherlich ein praktisches Gehäuse bauen, das einen AirTag aufnehmen kann, aber bis dahin müssen Sie kreativ sein.

Aber der Hauptzweck eines Airtag ist es, Dinge zu verfolgen, die nicht außerhalb Ihres Hauses verloren gehen. In dieser Hinsicht könnten sie ein Lebensretter sein und Apples Methode bietet einige Vorteile gegenüber Tile und anderen Konkurrenten. Der größte ist das bereits erwähnte Ultrabreitband. Tile hat noch keinen UWB-Tracker angekündigt, während Samsungs Galaxy SmartTag+ UWB-Unterstützung bietet und am 16. April in den Versand geht.

Sobald sich Ihr Airtag außerhalb der Bluetooth-Reichweite befindet, kann er Ihre Position mithilfe von iPhones in der Nähe triangulieren. Es ist ähnlich wie das Netzwerk von Tile, aber viel robuster. Zum einen gibt es viel mehr iPhones auf der Welt, und zum anderen müssen sie nur im “Wo ist?”-Netzwerk angemeldet sein, um zu helfen, das fast jedes existierende iPhone abdeckt. Ihr verlorenes Objekt wird also nicht lange verloren bleiben.

Sie würden jedoch viel seltener verloren gehen, wenn Apple eine Annäherungs- oder Trennungswarnung zu den Airtags hinzugefügt hätte. Es ist eine überraschende Auslassung angesichts der ortsbezogenen Erinnerungen von Apple und eine Funktion, die den Airtag von seinen Konkurrenten unterscheiden würde. Ich vermute, dass Apple diese Funktion in einem zukünftigen Update hinzufügen wird.

Wahrscheinlich wird in einem zukünftigen Update auch die Unterstützung der Familienfreigabe kommen, sodass zwei Mitglieder des gleichen Haushalts mit dem gleichen Airtag verbunden werden können. Wie bei den Trennungsalarmen handelt es sich um eine Funktion, die Apple in einer einzigartigen Position ist, um sie nahtlos und mühelos bereitzustellen, und es ist seltsam, dass dies zunächst nicht der Fall war. Dinge wie Schlüssel werden oft von Ehepartnern gemeinsam genutzt und ich nehme an, dass viele Leute einen Airtag auch an das Halsband eines Haustieres hängen wollen. Und die Unterstützung der Apple Watch fehlt seltsamerweise auch – hoffentlich wird sie in watchOS 8 kommen.

Was nicht kommen wird, ist jegliche Funktionalität auf dem Airtag selbst, zumindest nicht, bevor ein Modell der zweiten Generation erscheint. Es ist keine Notwendigkeit, aber es wäre schön, wenn man auf die Mitte des AirTag klicken könnte, um etwas zu tun. Bei Samsung kann man zum Beispiel die mittlere Smart-Tag-Taste so programmieren, dass sie eine Smart-Things-Aktion auslöst, wie das Einschalten eines Lichts oder eines Steckers. Diese Art von Peripheriefunktionalität würde Airtags und HomeKit noch viel nützlicher machen.

Sollten Sie einen Airtag kaufen?

Apples Airtag-Tracker füllt eine Lücke in der “Wo ist?”-App mit der Leichtigkeit und Eleganz, die Sie von Apple erwarten. Er erfindet das Rad nicht neu, aber für 35 Euro mit Ultra-Breitband-Tracking, nahtloser Einrichtung und kostenloser Gravur ist der Airtag so nah an einem Impulskauf, wie Sie ihn für ein Apple-Gerät bekommen werden.

Aber wenn Sie einen Airtag für den häufigsten Anwendungsfall kaufen und planen, einen Apple-Schlüsselring für einen Paketpreis von 74 Euro hinzuzufügen, bin ich mir nicht sicher, ob es sich lohnt. Die “Wo ist?”-Integration ist nett und die Ultrabreitband-Unterstützung ist fantastisch, wenn Sie ein iPhone 11 oder später haben, aber es ist ein teures Paket, besonders wenn Sie einen Chipolo One Spot, der auch mit “Wo ist?” integriert ist und ordentlich an einem Schlüsselbund befestigt werden kann, für 28 US-Dollar kaufen können. Es ist ein klassisches Apple-Produkt der ersten Generation: Wenn es Ihnen nichts ausmacht, viel Geld zu bezahlen, werden die guten Teile die frustrierenden Mängel bei Weitem überwiegen.