7. Dezember: Aus dem Nichts
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Die Rhetorik in den USA ist weiter martialisch, und die Gefahr, dass die wichtigste Demokratie der Weit zu einem autoritären Regime wird, ist nicht gebannt. Wie Sprache offenbar das Denken bestimmt: Das Wort “Krieg” nimmt man jenseits des Atlantiks offenbar so gerne und so leichtfertig in Mund, als handele es sich bei Waffengängen um Spaziergänge für eine gerechte Sache. Nun mag das Eintreten der USA insbesondere in den Zweiten Weltkrieg einer gerechten Sache gedient haben, ein Spaziergang war das dennoch nicht. Der überraschende Überfall der Japaner auf den US-Außenposten Pearl Harbor heute vor 80 Jahren konnte nur den Kriegseintritt der USA zur Folge haben, die sich bis dahin weitgehend aus den Geschehnissen in Europa und in Ostasien herausgehalten hatten, als ginge es sie nichts an.
Der Aufstieg der USA zur Weltmacht hatte vor dem Zweiten Weltkrieg bereits begonnen, wurde durch dessen Ausgang noch mehr beschleunigt. Seither erklären die USA mal einen Krieg wie den in Vietnam gar nicht oder gleich den globalen “War on Terror”, durch George Bush Junior, nach den Angriffen des 11. September. Asymmetrische Kriegsführung fällt mit einen “militärisch-industriellen Komplex” (Zitat Dwight D. Eisenhower, POTUS 34) nun besonders schwer.
So wie der “War on Drugs” oder der auch als Prohibition bekannte Krieg gegen den Alkoholismus nicht mit Gewalt zu gewinnen ist, sondern eher Gegenreaktion auslöst. Ohne das Alkoholverbot, das erst am 5. Dezember 1933 endete, wäre die Mafia in den USA kaum so groß geworden.
Nun herrscht seit fast zwei Jahren Krieg gegen ein Virus, das sich nur mit wissenschaftlich basierten Maßnahmen in den Griff bekommen lässt, mit mancher Restriktion auch, gewiss nicht mit Waffengewalt oder martialischer Rhetorik. Von den diversen Wirtschaftskriegen oder “Übernahmeschlachten” ganz zu schweigen. Noch mehr als in der Weltpolitik ist in der Ökonomie der Gegner von heute der Partner von morgen oder eben umgekehrt.
So mag es zur US-amerikanischen Rhetorik gepasst haben, dass Bill Gates just an einem Jahrestag des kriegerischen Überfalls auf Pearl Harbor den Krieg erklärte. Genauer gesagt, den Browser-Krieg, weswegen seine verbale Attacke, auf die die angekündigten Maßnahmen folgten, als “Pearl-Harbor-Rede” vom 7. Dezember 1995 Jahren in die IT-Geschichte einging.
Worum ging es? Damals galt: Wer den Browser hat, der hat den Nutzer. Entweder als Kunden für diverse Services oder als mehr oder minder gläserne Bürger oder gar Untertanen. Heute ist der Browser-Gedanke aber ein wenig weiter zu spannen, es geht eher um Plattformen. Nicht Betriebssysteme, eher übergreifende Plattformen, auf denen sich Menschen austauschen, einander näher kommen oder Geschäfte betreiben. So haben schon heute manche Programme mehr Macht über das Nutzerverhalten als die Betriebssysteme, auf denen sie laufen. Man denke nur an WeChat in China, das auf den Smartphone, Tablets und Computern aller Hersteller läuft, die in der zweitgrößten Volkswirtschaft ihre Produkte anbieten wollen.
Der Browser als solcher mag zwar ein wenig in den Hintergrund getreten sein, es ist aber immer noch entscheidend, mit der Kontrolle über ihn auch die Kontrolle über den Kunden zu verfügen. Als Gates am 7. Dezember 1995 den Browserkrieg gegen Netscape ausrief, war ihm vorrangig das wichtig: Der Kunde solle doch bei Microsoft-Produkten bleiben und nicht fremd gehen – am Ende noch zu anderen Plattformen, wie der des einst großen Konkurrenten aus Kalifornien, der mit dem Obst, wie hieß er gleich noch? Ende 1995 ein naheliegender Gedanke.
Apple war für Microsoft Ende 1995 keine Bedrohung mehr, der Rechtsstreit um Windows als Plagiat des Mac-Systems praktisch gewonnen. Gefahr drohte von anderer Seite: Die kleine Firma Netscape hatte mit ihrem Navigator das damals noch junge Internet erst so richtig durchstöberbar gemacht und damit auch gute Geschäfte – anfangs kostete der Netscape Navigator sogar Geld. Mit der in der Pearl-Harbor-Rede angekündigten Maßnahme, den Internet Explorer kostenlos zu verteilen, war das Schicksal von Netscape aber besiegelt. Wenig später fand die Firma Unterschlupf bei AOL, das damals sogar Time Warner schluckte und heute obsolet ist.
Microsoft gibt es noch heute, es hat den Browserkrieg gewissermaßen gewonnen. Der Internet Explorer ist zwar längst nicht mehr das, was er mal war, nämlich ein Quasi-Monopolist, sondern selbst von Microsoft in die Obsoleszenz geschickt und durch Edge ersetzt. Der Wettstreit um Kunden, Bürger und Untertanen geht weiter, aber von Krieg wollen wir eigentlich nicht mehr sprechen.
Lesetipps für den Dienstag
Problem: Mehrere Nutzer der neuen Macbook Pro berichten über Probleme mit dem SD-Karten-Slot, den Apple nach Jahren der Abwesenheit wieder in seinen Mobilrechner zurückbrachte. Karten würden erst zögerlich erkannt, manche gar nicht und nur mit einem Fehler wieder ausgeworfen. Ein Muster sei schwer erkennbar, ob es bestimmte Hersteller oder Kapazitäten öfter treffe. Apple sei sich des Problems bewusst, berichten Betroffene und habe ein Softwareupdate versprochen. Doch berichten Anwender, die sich ihr Macbook Pro austauschen ließen, dass es danach keine Probleme mehr gab, es könnte also auch an der Hardware liegen.
Update: Die gestern veröffentlichte iOS-App des Apple Configurator ist in der Lage, neue Mac-Anwender zum Apple Business Manager oder dem Apple School Manager per iPhone hinzuzufügen. Dies gehe auch mit Macs, die nicht direkt bei Apple gekauft werden, heißt es in den Veröffentlichungsnotizen. Beschränkt ist die Funktion aber auf Apple-Silicon-Macs oder solche mit einem T2-Chip, Systemvoraussetzung ist macOS 12.0.1 Monterey.
Verraten und verkauft: Das Unternehmen Tile, das mit seinen gleichnamigen Trackern ein Vorbild für Apples Airtags abgab, gehört seit Kurzem Life360. Wie das Magazin The Markup berichtet handelt der neue Besitzer alles andere als vorbildlich und gibt damit Apple weitere Argumentationshilfe für seine eigenen Produkte. Denn Life360, das sich als “Plattform für die Sicherheit der Familie” sehe, verkaufe Ortsdaten von Kindern und Erwachsenen an nahezu jeden, so der Vorwurf. Das verraten zwei ehemalige Mitarbeiter von Life360, die ihrem ehemaligen Arbeitgeber unterstellen, den Datenschutz alles andere als ernst zu nehmen. Der CEO von Life360, Chris Hulls, erklärt gegenüber The Markup, er habe keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt des Berichtes zu bestätigen oder zu dementieren: “”Wir sehen Daten als einen wichtigen Teil unseres Geschäftsmodells, der es uns ermöglicht, die Kerndienste von Life360 für die Mehrheit unserer Nutzer kostenlos zu halten, einschließlich Funktionen, die die Fahrsicherheit verbessert und zahlreiche Leben gerettet haben”. Life360 habe seine Daten an bekannte Datenbroker verkauft, die primär die Masse an Informationen und die Genauigkeit der Lokalisierung schätzten, heißt es in dem Bericht.
Marktlücke: Apples Gerätemanagementlösung Apple Business Essentials, das gerade in der Beta-Phase ist und im Jahr 2022 fertig werden soll, will nicht mit den professionellen Lösungen etwa von Jamf konkurrieren, erklärt Apples Product-Marketing-Manager Jeremy Butcher im Podcast “Mac Power Users” von Relay.FM. Im Visier habe man für sein Abo Firmen mit weniger als 500 Mitarbeitern, nach unten habe man keine Grenze gesetzt, auch sehr kleine Unternehmen spreche man mit der neuen Lösung an.
Umgestellt: Microsoft kündigt an, seinen Datensynchronisationsdienst OneDrive in Kürze nativ auf die ARM-Plattform zu bringen. Eine Public Preview für M1-Macs und Rechner mit Windows für ARM werde über das Insiderprogramm in den nächsten Tagen ausgerollt. Die finale Version soll in der ersten Jahreshälfte 2022 kommen, Microsoft könnte damit schneller sein als Dropbox, das sich erst im Oktober nach langwieriger Diskussion entschloss, die neue Plattform zu unterstützen und nicht mehr auf Rosetta 2 auf dem Mac zu setzen.
Weitere Nachrichten:
Geräuscherkennung: Alexa überwacht Haushalt
In dieser Woche hat Amazon zwei neue Geräuscherkennungsroutinen für Alexa in Deutschland freigeschaltet . Der digitale Assistent kann damit auf bestimmte Geräusche im Haus oder in der Wohnung lauschen – beispielsweise einen laufenden Wasserhahn oder eine Waschmaschine, die mit einem Piepton meldet, dass die aktuelle Waschladung fertig ist. Neben Waschmaschinen registriert Alexa über das Mikrofon in einem smarten Lautsprecher auch die Signaltöne von Spülmaschinen, Wäschetrocknern oder ähnlichen Haushaltsgeräten.
Nimmt der smarte Lautsprecher über sein Mikrofon einen entsprechenden Piepton wahr, kann er seinen Besitzer auf Wunsch per Smartphone-Benachrichtigung oder per Sprachausgabe über einen zweiten Lautsprecher darüber informieren, dass die Waschmaschine oder der Geschirrspüler fertig sind. Als Anwendungsgebiet nennt Amazon außerdem das Badezimmer. Hier könnte Alexa per Geräuschwahrnehmung erkennen, wenn jemand vergessen hat, den Wasserhahn zuzudrehen. Auch in diesem Fall könnte Alexa den Smart-Home-Besitzer per Smartphone-Benachrichtigung oder Sprachausgabe über diesen Umstand informieren.
Die beiden neuen Geräuscherkennungsroutinen für einen laufenden Wasserhahn und Pieptöne von Haushaltsgeräten ergänzen die bereits vorhandenen Routinen für weinende Babys, Hundegebell, Husten und Schnarchen. In den USA erkennt Alexa per Routine auch zerbrechendes Glas, was Alexa-Nutzer vor möglichen Einbrüchen warnen soll. In Deutschland ist diese Routine jedoch noch nicht verfügbar. Alle Geräuscherkennungsroutinen, die bereits hierzulande zur Verfügung stehen, tragen den Hinweis „öffentliche Vorschauversion“. Amazon behält sich damit mögliche Fehler vor.
Handy-Vertrag: Jetzt aus Altverträgen rauskommen
Einmal nicht aufgepasst und die Kündigung Ihres Mobilfunkvertrags ein paar Tage zu spät eingereicht – und schon läuft der Vertrag ein ganzes Jahr weiter. Solchen Stolpersteinen beim Wechsel des Handy-Vertrags schiebt das neue Gesetzfür faire Verbraucherverträge einen Riegel vor: Seit dem 1. Dezember gelten verbraucherfreundliche Regelungen für kürzere Laufzeiten und flexibleren Kündigungen. Checken Sie Ihren laufenden Handyvertrag: Die Chancen stehen gut, dass Sie durch die Gesetzesnovelle schon heute wechseln können. Passend dazu hat O2 eine neue Wechselaktion am Start: Beim Umstieg ins O2-Netz profitieren Sie von 100 Euro Bonus. Die Aktion läuft noch bis zum 7. Januar.
Abschaffung der 12-monatigen Vertragsverlängerungen ist seit 1. Dezember automatisch in Kraft. Das neue Gesetz gibt Ihnen bei einer automatischen Verlängerung ein monatliches Kündigungsrecht. Haben Sie die Kündigung Ihres Vertrags verpasst oder noch nicht gekündigt, brauchen Sie kein Jahr zu warten: Sie kommen bereits einen Monat nach Zugang Ihrer Kündigung aus dem Vertrag heraus. Nutzen Sie die Zeit, um sich bei O2 den zu Ihnen passenden Tarif mit oder ohne Smartphone auszusuchen. Den Wechselbonus in Höhe von 100 Euro nehmen Sie zum 07.01.2022 mit.
O2 hat die eigenen Tarife bereits angepasst und geht beim Umgang mit den Vertragslaufzeiten über die neuen gesetzlichen Regelungen hinaus. Für ein faires und flexibles Vertragskundenangebot hat der Provider bei allen O2 Free- und O2Free Unlimited-Mobilfunktarifen den Aufpreis für die Variante ohne Laufzeit abgeschafft. Die reguläre Kündigungsfrist zum Ablauf der Mindestlaufzeit reduziert sich auf einen Monat. Sie können also bequem im Monatsrhythmus kündigen.
Ebay: Zahlreiche Nutzer versehentlich gesperrt
Am vergangenen Wochenende hat Ebay aus Versehen eine nicht näher bekannte Zahl an Nutzern gesperrt. Ebay hat den Vorfall inzwischen offiziell eingeräumt und erklärt, dass die betroffenen Nutzer eine Benachrichtigung erhalten hätten, um das Problem zu klären.
Seit 3. Dezember häuften sich in den sozialen Medien Berichte von Ebay-Nutzern, deren Account gesperrt wurde. Sie zeigten sich von dieser Sperre irritiert, da sie eigenen Angaben zufolge nicht wissentlich gegen die Ebay-Richtlinien verstoßen hätten. Auf Reddit wurde beispielsweise ein ganzer Thread dem Problem gewidmet.
Ein Nutzer berichtete etwa, dass er seit 1999 Mitglied bei Ebay sei und 100 Prozent positive Bewertungen habe. Am Wochenende sei er ohne Aussicht auf Widerspruch plötzlich von dem Online-Portal suspendiert worden. Ein Online-Chat mit einem Service-Mitarbeiter habe ihn nicht weitergebracht. Dieser habe ihn abgewimmelt und sei nicht auf seine Diskussionsversuche eingegangen. Anderen Nutzern habe Ebay Gebote storniert und sie in der Erklärung als „Gefährdung für die Ebay-Community“ eingestuft. Der Kundendienst wollte in keinem dieser Fälle weiterhelfen.
„Am 3. Dezember wurde eine kleine Anzahl von Ebay-Konten versehentlich gesperrt“ , räumte die eBay-Sprecherin Trina Somera schließlich heute in einer Stellungnahme gegenüber The Verge ein. „Das Problem wurde behoben und alle Nutzer, die Maßnahmen ergreifen müssen, wurden benachrichtigt. Wir bedauern jede Beunruhigung, die dies verursacht haben könnte.“
Den Mutmaßungen zufolge wurde die Sperrung durch einen Fehler im Ebay-Algorithmus ausgelöst. Wie viele Nutzer davon betroffen waren, ist bislang noch nicht bekannt.