Das Unternehmen Tile, das mit seinen gleichnamigen Trackern ein Vorbild für Apples Airtags abgab, wird wohl ab dem ersten Quartal 2022 Life360 gehören . Wie das Magazin “The Markup” berichtet, handelt der künftige Besitzer hinsichtlich Datenschutz alles andere als vorbildlich und gibt damit Apple weitere Argumentationshilfe für seine eigenen Produkte. Denn Life360, das sich als “Plattform für die Sicherheit der Familie” sehe, verkaufe Ortsdaten von Kindern und Erwachsenen an nahezu jeden, so der Vorwurf. Das verraten zwei ehemalige Mitarbeiter von Life360, die ihrem ehemaligen Arbeitgeber unterstellen, den Datenschutz alles andere als ernst zu nehmen.
Daten als Geschäftsmodell
Der CEO von Life360, Chris Hulls, erklärt gegenüber “The Markup”, er habe keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt des Berichtes zu bestätigen oder zu dementieren, bestätigt aber, dass Life360 der größte Anbieter auf dem Datenmarkt ist: “Wir sehen Daten als einen wichtigen Teil unseres Geschäftsmodells, der es uns ermöglicht, die Kerndienste von Life360 für die Mehrheit unserer Nutzer kostenlos zu halten, einschließlich Funktionen, die die Fahrsicherheit verbessert und zahlreiche Leben gerettet haben”.
Life360 habe seine Daten an bekannte Datenbroker verkauft, die primär die Masse an Informationen und die Genauigkeit der Lokalisierung schätzten, heißt es in dem Bericht. Auf dem freien Markt angekommen werden die Ortungsdaten der Nutzer weiterverkauft, unter anderem sind die Anwendungsfälle der großen US-Publikationen wie “The New York Times” bekannt, aber auch die Behörden kaufen die Daten auf dem Markt ein, so zum Beispiel das Innenministerium in den USA. Problematisch ist dies, weil die Behörde so die gesetzlichen Hürden umgeht, die sich bei der Datenbeschaffung auf einem dafür vorgesehenem Wege stellen, zum Beispiel ein Gerichtsbeschluss.
Laut “The Markup” habe Life360 unter Datenbrokern besondere Partner wie X-Mode oder SafeGraph, an die die Daten zwar anonymisiert, aber nicht bereinigt und fast in Echtzeit verkauft werden. Bei SafeGraph tritt zudem der Vorstand für Vertrieb und Unternehmensentwicklung bei Life360 Itamar Novick als Investor auf. Im Unterschied zu den kleineren Ortungs-Apps, die die Schnittstellen der Datenbroker direkt in die App einbauen, setzt Life360 auf eigene SDK und sammelt zunächst die Daten auf den eigenen Servern, erst ab dort werden sie an die Partner verkauft. So ist es für App-Store-Betreiber wie Google oder Apple oder externe Entwickler schwierig nachzuweisen, dass die App die Daten noch anderswo verwendet.