Die Produkt-Vorstellungen von Apple kann man schon mit Hoffeiern in Versailles vergleichen: mit viel Tamtam, Feuerwerk und reichlich Gesprächsstoff danach. Wenn etwas eingestellt wird, gibt Apple dies eher per Pressemitteilung bekannt, wenn überhaupt. Wir blicken auf fünf vergangenen Jahre der eingestellten Apple-Produkte:
2017
Apple stellt iPod Nano und Shuffle ein
Mit der Vorstellung des iPhones 2007 war eigentlich der Untergang vom iPod unterzeichnet, doch Apple hat weitere fünfzehn Jahre gebraucht, um sein Kult-Produkt zu Grabe zu tragen. Vor fünf Jahren hat der Hersteller die iPods Nano und Shuffle eingestellt, erst vor wenigen Monaten (siehe “2022” ) die komplette Produktlinie.
Apples Kabel-Tastaturen nicht mehr verfügbar
Aus der Höhe von vergangenen fünf Jahren fragt man sich, warum die Tastaturen eigentlich kabelgebunden sein müssen, wenn sie doch per Bluetooth perfekt funktionieren. Doch auch diese Modelle hatten seine Vorteile: Sie mussten nie aufgeladen werden oder dabei Batterien ausgetauscht.
Apple Music Festival eingestellt
iTunes Festival und später Apple Music Festival war Anfang bis Mitte der 2010er eine große Sache: Dabei trat jeder und jede auf, wer damals Rang und Namen gehabt hat. Mit dem Ausbau von Apple Music hat sich jedoch die Strategie verschoben: Apple setzt eher auf Insider-Interviews und einzelne Konzerte oder gar Touren der Musiker.
2018
Airport-Express: Apple stellt Router-Sparte ein
Drahtloses Backup, ausgelagerte Festplatte mit Medien und ein Router in allem – die Einstellung von Apples eigener Router-Sparte beklagt mancher bis heute. Der Hersteller hat offenbar die Mesh-Revolution beim Heim-Internet verschlafen, Amazon & Co. sind in den letzten Jahren mit eigenen Produkten an Apple vorbeigezogen. Wir meinten mal, ein Hybrid aus Apple TV und Airport Express wird den beiden Produktlinien zum Erfolg verhelfen.
Magsafe als Laptop-Anschluss (vorläufig) eingestellt
Drei Jahre nach der Einführung stellte Apple sein Macbook Pro 15 Zoll ein. Das war der letzte mobile Rechner mit dem Magsafe-Anschluss, fortan mussten alle Macbooks mit dem USB-C auskommen. Apple hat jedoch kurze Zeit später das Magsafe wiederbelebt: Zunächst als Magnet-Befestigung fürs iPhone 12 und neuer (ab 2020), ein Jahr später feierte der magnetische Anschluss bei den neuen Macbooks Pro 14 und 16 Zoll sein Comeback .
Apple stellt seine Druckdienstleistungen ein
Als Fotos noch mit einem Extra-Gerät und nicht mit dem iPhone gemacht wurden, führte der Weg entweder direkt zur Druckerei oder auf die eigene Mac-Festplatte. Über iPhoto und später Fotos war es möglich, aus den Bildern Fotobücher, Kalender und Postkarten zu erstellen und dann direkt bei Apple zu drucken. Apples Druckerzeugnisse waren in bester Tradition teuer, aber qualitativ hochwertig. Mit der Verschiebung hin zur Smartphone-Fotografie hat Apple diese Dienstleistungen eingestellt. Unverständlich bleibt jedoch, warum das Unternehmen auch die Layout-Software dafür eingestellt hat, lieferte das Programm doch ansprechende Layouts und war sehr benutzerfreundlich.
2019
iTunes hat sich bis 2019 zu einer richtigen Bloatware entwickelt, Apple hat darin alle möglichen Medien-Funktion gekübelt, die in den letzten Jahrzehnten dazu gekommen sind. Im Herbst 2019 war damit Schluss: iTunes wurde in unterschiedliche Apps aufgeteilt, ab macOS Catalina zog die iPhone-Verwaltung zu Finder um, der Rest der Medien hat eine Extra-App erhalten.
Apple stellt Macbook 12 Zoll ein
Das Macbook 12 Zoll hat Apple 2015 vorgestellt, mit einigen Funktionen war der Rechner seiner Zeit voraus. Das kleinste Macbook kam ohne Lüfter aus, führte den USB-C-Anschluss und die neue flache Schmetterlingstastatur ein, die für Apple zu einer Katastrophe wurde. Das kleine Macbook war unwesentlich größer und schwerer als das erste iPad Pro 12,9 Zoll, bot aber eine echte Tastatur und macOS an.
Der runde Mac Pro wird eingestellt
Im gleichen Jahr hat Apple einen Mac vom anderen Ende seines Spektrums eingestellt: Den runden Mac Pro. Dieser hat sich als eine richtige Sackgasse erwiesen, Apple hat die rasante Entwicklung der Grafikkarten und deren Wichtigkeit bei Games nicht vorgesehen. Die eGPUs waren eine nur unzufriedenstellende Lösung.
2020
Apple stellt iTunes U und iBooks Author ein
Ok, 2020 war Apple mit Apple Silicon beschäftigt, sodass nur wenig Zeit blieb, in den Abstellkammern auszumisten. Zwei Dienste hat der Hersteller dennoch eingestellt: Die Lern-Plattform iTunes U, die zumindest in den USA durch Apple School Manager ersetzt wurde. iBooks Author war eine coole Software, um E-Books zu erstellen, die meisten Funktionen sind jedoch zu Pages gewandert.
2021
Der Homepod war im Gegensatz zum Macbook 12 Zoll nicht seiner Zeit voraus, sondern hinterher. Als Apple mit der Entwicklung begann, waren noch keine vollwertigen Smart-Speaker auf dem Markt. So wurde der Homepod als hochwertiger Lautsprecher mit einer dazugeschraubten Siri entwickelt. Google und Amazon haben den Markt vom anderen Ende erobert: Echo und Nest waren vor allem digitale Assistenten mit mehr oder weniger schlechten Lautsprechern und so musste der Homepod den ungleichen Kampf um die Marktanteile antreten. 2021 wurde klar, dass der Kampf verloren war. Apple hat den Homepod zum mini verkleinert und vor allem im Preis reduziert. Der große Bruder wurde auf ein Abstellgleis gestellt.
Dass der iMac Pro keinen Nachfolger in der Form bekommen wird, war klar. Apple musste eine Lücke bei den Desktop-Macs füllen, für die Menschen, die einen vollwertigen All-in-One wollten, mit der Profi-Leistung. Aktuell fehlt im Apple Portfolio der große iMac mit Apple Silicon, dieser wird jedoch im kommenden Herbst erwartet.
Die Einstellung des 4K-iMac war ein sicheres Zeichen, dass der Nachfolger kommt. Das hat sich dann wenige Wochen danach mit dem iMac 24 Zoll bewahrheitet. Apple hat die Form und Funktion eines iMacs überdacht. Zum ersten Mal seit Langem konnte man einen bunten iMac in Blau oder Rot kaufen.
2022
Apple stellt macOS Server nach 27 Jahren ein
Apple hat recht viele Profi-Funktionen des macOS Servers in das normale macOS implementiert, für den Rest empfiehlt der Hersteller die Dritt-Anbieter von MDM-Lösungen.
So wirklich gab es den iPod schon lange nicht mehr, Apple hat sein Produkt immer tiefer auf der Seite versteckt. Mitte Mai 2022 war es so weit, mit einer Pressemitteilung und einer Art Nachruf hat Apple seinen Musik-Player feierlich zu Grabe getragen. Anders als die vorherigen Produkte hat es der iPod durchaus verdient: Anfang 2000er Jahre wurde er zu einem Verkaufsschlager und Apple wurde aus einem Macintosh-Hersteller ein iPod-Verkäufer. Der iPod verhalf dem Unternehmen beim erfolgreichen Sprung ins nächste Jahrtausend, ganz nebenbei wurde noch die Musik-Branche mit dem iTunes Store und digitalen Verkäufen revolutioniert. Der iPod war außerdem eine Vorstufe zum iPhone, hatte doch der Hersteller genügend Erfahrung damit gesammelt, wie man im kleinen Gehäuse relativ große Datenmengen und genügend Akku dafür unterbringt.