Update 12.5.: Fun Fact von VW
Volkswagen hat am 11. Mai 2021 mitgeteilt, dass im Sommer Tests mit autonomen VW Bussen am Münchner Flughafen beginnen sollen. Ab 2025 sollen dann speziell angepasste Exemplare des neuen VW ID. Buzz für den Fahrdienstleister Moia in Hamburg autonom fahren. Bei der Vorstellung dieser Pläne zeigte Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) eine Roadmap seiner Prototypen. Darauf war ein “iCar” aus dem Jahr 2007 zu sehen . Wobei das iCar wenig spektakulär wie ein damaliger VW Passat aussieht.

©Volkswagen Nutzfahrzeuge VWN
Im Jahr 2007 gab es in Kalifornien in der Tat Gespräche zwischen Apple-Chef Steve Jobs und dem damaligen VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn. Doch daraus wurde nichts, das Projekt, sofern es denn je ein ernsthaftes Projekt war, verlief im Sande. Das “iCar 2007” von der Folie der VW-Präsentation soll allerdings nichts mit diesen Gesprächen zwischen Apple und VW zu tun haben, sondern unabhängig davon entstanden sein. Volkswagen Nutzerfahrzeuge bestätigte auf unsere Nachfrage, dass das „iCar“ von VW aus einer Zeit stammt, als Begriffe mit „i“ für andere Warengruppen (Geschmacksmuster) noch nicht von Apple belegt/geschützt waren. Das Auto war aber nicht Teil einer Kooperation, sondern ein teilautonomer Prototyp von Volkswagen.
Update Ende
Seit Ende 2020 kocht die Gerüchteküche zum fast schon tot geglaubten “Project Titan” alias “Apple Auto” alias “iCar” geradezu über. Zwar ist derzeit nicht sicher, dass Apple überhaupt etwas für den Automobilsektor entwickelt. Denn Apple hat nach wie vor nichts zum Thema “Apple Auto” verlautbaren lassen. Allerdings haben sich die entsprechenden Gerüchte in den letzten Wochen derart verdichtet, dass man nach der Logik „wo Rauch ist, da ist auch Feuer“ durchaus mit einem konkreten Apple-Produkt für den Bereich Automotive rechnen darf. Wie immer das fertige Produkt dann auch aussehen mag. Wir fassen hier alles zusammen, was derzeit über das Apple Auto alias iCar in den Medien und in den sozialen Netzwerken kolportiert wird. Dabei verwenden wir die Begriffe “Apple Auto” und “iCar” als Notlösung, denn von Apple selbst gibt es keine Bezeichnung für das, was die Kalifornier vielleicht bald vorstellen wollen.
Fazit: Warum soll Apple überhaupt ein Auto bauen?
Seit Ende 2020 wird plötzlich wieder über das “Apple Auto” geredet. Namen von etablierten Automobilherstellern und Termine für die Vorstellung werden genannt, die für Apple das Auto bauen sollen. Doch wirklich sicher wissen wir bisher… nichts. Ganz im Gegenteil geht die Gerüchteküche überhaupt nicht auf die wesentlichen Fragen ein:
- Was hätte Apple überhaupt davon, wenn es ein eigenes Auto verkaufen würde? Denn die Margen der Automobilhersteller sind deutlich niedriger als die von Apple. Selbst die profitabelsten Automobilproduzenten wie Toyota oder BMW erwirtschaften mit nicht einmal zehn Prozent eine deutlich geringere Gewinnmarge als Apple. Apple schafft locker 35, mitunter sogar 40 Prozent Gewinnmarge. Ob die schiere Größe des Automobilmarktes ein Argument sei,sei einmal dahin gestellt.
- Welches Alleinstellungsmerkmal soll ein Apple Auto seinen Käufern bieten können? Einfach nur ein Me-To-Elektro-Auto mit Apfellogo überzeugt niemanden.
- Über welches Werkstattnetz würde Apple Service/Wartung und Reparaturen abwickeln? Käufer eines Apple Autos (das sicherlich nicht gerade besonders günstig verkauft werden wird) werden sicherlich ein besonderes Ambiente erwarten.
- Wie löst Apple das notorische Ladeproblem bei E-Autos? Baut Apple ein eigenes Ladestationennetz ählich wie Tesla mit dessen Superchargern auf? Oder müssen die Käufer eines Apple Autos mit anderen E-Auto-Besitzern um Lademöglichkeiten an den üblichen Ladestationen konkurrieren?
Sie sehen also: Die wichtigsten Fragen werden bisher überhaupt nicht diskutiert. Trotzdem stellen wir hier alles zusammen, was wir über das Apple Auto (nicht) wissen. Wie zum Beispiel Erscheinungstermin, Kooperationspartner/Auftragsfertiger und den konkreten Umfang des fertigen Produkts .
Inhaltsverzeichnis
Was ist das Apple Auto überhaupt?
Alleinstellungsmerkmal des Apple Autos
Wann kommt das Apple Auto?
Warum baut Apple das Auto nicht selbst?
Auftragsfertigung bei Hyundai, Kia…?
Hyundais E-GMP-Plattform
Apple und BMW: Verhandlungen scheiterten vor Jahren
Volkswagen fürchtet das Apple Auto nicht
Hyundai: So könnten die Südkoreaner von der Zusammenarbeit mit Apple profitieren
Apple Auto mit Hyundai-Technik oder ein Hyundai mit Apple-Technik?
Apple soll auch mit Japanern reden
Fertigungsstandort für Apple Auto
Apple Auto: Elektro-Antrieb und selbstfahrend?
Apple Auto ohne Fahrer zunächst nicht für Endkunden
Apple wirbt Auto-Experten von der Konkurrenz ab
Ein langer Rückblick auf Projekt Titan und Apple Auto bis 2019
Was ist das Apple Auto überhaupt?
Apple hat sich zu seinem Auto-Projekt („Project Titan“) noch nicht offiziell geäußert.
Derzeit ist also weder klar, ob
- Apple tatsächlich ein eigenes Auto baut oder vermutlich korrekter: Bei einem Auftragsfertiger bauen lässt.
- Oder ob es sich bei diesem Projekt um die Entwicklung einer Infotainment-Systemlösung oder um eine Lösung für das autonome Fahren handelt, die Apple dann Automobilherstellern als fertiges Produkt anbieten könnte. So etwas ähnliches macht Google mit Android Automotive (nicht zu verwechseln mit Android Auto)und das scheint lange Zeit tatsächlich das Ziel von “Project Titan” gewesen zu sein.
Denn “Project Titan” war 2015 zunächst gestartet, um wohl tatsächlich ein Auto zu bauen. Das Vorhaben hatte sich dann aber nach und nach dazu entwickelt, dass Apple eher ein System für autonomes Fahren bauen wollte, das es dann an andere Automobilhersteller lizenzieren könnte. Doch jetzt schlägt das Pendel anscheinend wieder zurück und Apple soll laut diversen Medienberichten von Ende 2020 und Anfang 2021 doch wieder ein komplett eigenes Auto vorstellen wollen. Mit elektrischem Antrieb und (weitgehend) autonom fahrend.
Alleinstellungsmerkmal des Apple Autos
Wenn Apple in der Vergangenheit ein neues Produkt vorgestellt hat, dann eröffneten die Kalifornier damit oft einen völlig neuen Markt. iPhone und iPad sind die besten Beispiele dafür. Doch beim Apple Auto wird das schwierig. Was soll das Apple Auto bieten, was nicht auch andere Autos bieten?
- Besonders große Reichweite dank “Super-Akku”: Die Reichweiten der Elektro-Autos wachsen kontinuierlich und vor allem Tesla hat erst jüngst eine deutliche Verbesserung bei den Akkus in Aussicht gestellt.Dass Apple hier die Konkurrenz deklassieren kann, erscheint trotz der versprochenen Verbesserungen (siehe unten) zweifelhaft.
- Autonomes Fahren? Hieran forschen alle etablierten Hersteller seit Jahren. Apple dürfte hier keinen Vorsprung besitzen. Robotertaxis und autonom fahrende Testfahrzeuge sind seit Jahren von allen großen Automobil-Herstellern sowie von Waymo (Google) etc. auf den Straßen unterwegs. Wir sind bereits im Januar 2015 in einem streckenweise autonom fahrenden BMW mitgefahren und im Mai 2015 in einem Audi, der streckenweise autonom durch den Verkehr von Shanghai fuhr.
- Besonders gute Vernetzung und Infotainment? Auch hier hängt die Messlatte hoch, BMW ConnecedDrive und Konsorten haben hier längst viel zu bieten. Einen Überblick dazu, wie leistungsfähig moderne Infotainmentsysteme bereits sind, finden Sie hier.
Wann kommt das Apple Auto?
Für ein Projekt, von dem nicht einmal sicher ist, ob es tatsächlich existiert, ist es verwegen, bereits von einem Verkaufsstart zu sprechen. Doch die Gerüchteküche kocht immer neue Termine für den Start des Apple Autos hoch. Ende Dezember 2020 war sogar von 2021 die Rede, was allerdings also extrem unwahrscheinlich einzuschätzen ist.
Macrumors und Reuters votieren für 2024, doch mittlerweile dürfte eher 2025 bis 2027 als realistischer Zeitrahmen gelten, den der Analyst Ming-Chi Kuo favorisiert. Selbst ein Start erst ab 2028 erscheint plausibel, wenn man unterstellt, dass Apple hohe Qualitätsstandards an sein Apple Auto anlegt. Denn Apple muss natürlich die ständige Weiterentwicklung bei Selbstfahrtechnik und beim E-Antrieb samt Akkus berücksichtigen.
2024 könnte aber durchaus ein wichtiges Jahr für das Apple Auto werden. Da in diesem Jahr der Prototyp aus einer Kooperation mit LG und Magna erscheinen könnte. Denn laut Gerüchten, die im April 2021 aufkamen, sollen Magna und LG das Apple-Auto bauen. Die Stückzahl soll anfangs eher klein sein. Mehr dazu lesen Sie hier: Magna und LG sollen Apple Car bauen, Prototyp 2024.
Warum baut Apple das Auto nicht selbst?
Apple besitzt weder die nötigen Fabriken noch die Kontakte zu den erforderlichen Automobil-Zulieferern, um ein Auto ohne Mithilfe eines etablierten Automobilherstellers produzieren zu können. Vor allem aber fehlt Apple die Erfahrung mit der Automobilproduktion.
Tesla, der Shootingstar am Automobilsektor, erlebt immer wieder aufs Neue schmerzhaft, wie schwierig es ist, qualitativ einwandfreie Fahrzeuge herzustellen. Nun kann Tesla bis zu einem gewissen Grad darauf vertrauen, dass die eingefleischten Elon-Musk- und Tesla-Fans bis zu einem gewissen Maß über Lackmängel, unregelmäßige Spaltmaße, schlampig befestigte Sitze oder sonstige provisorische Lösungen und sogar über davon fliegende Dächer in ihren Fahrzeugen hinwegsehen. Doch Apple-Kunden sind von iPhone, iPad, iMac, Macbook und Apple Watch hochwertige Qualität und entsprechende Qualitätsanmutung gewohnt. Diese Erwartungen muss Apple bei seinem iCar zwingend erfüllen, wenn sich die Kalifornier nicht zum Gespött machen wollen. Deshalb ist es zwangsläufig, dass sich Apple einen Kooperationspartner mit jahrzehntelanger Erfahrung auf diesem Gebiet sucht.
Ein Auto nicht selbst zu produzieren, sondern es bei einem Auftragsfertiger herstellen zu lassen, ist in der Brache durchaus üblich. So lässt Daimler seinen Kult-Geländewagen Mercedes G bei Magna Steyr in Graz fertigen. VW wiederum hat lange Zeit seine Cabrios bei Karmann in Osnabrück fertigen lassen. Auch innerhalb des VW-Konzerns lässt so manche Marke ihre Fahrzeuge bei einer anderen Schwestermarke von deren Fließbändern laufen.
Apple würde also keinen ungewöhnlichen Schritt gehen, wenn es tatsächlich ein eigenes Auto vorstellt, dieses aber nicht in eigenen Fabriken produzieren lässt. Die iPhones und iPads lässt Apple ja auch bei externen Unternehmen herstellen. Eine eigene komplette Auto-Fabrik hochzuziehen, würde Apple nicht nur ein Vermögen kosten (das könnte sich Apple sicherlich noch leisten), sondern auch viel Erfahrung und Können auf diesem Gebiet voraussetzen. Das fehlt Apple jedoch wie gesagt.
Aktueller Favorit als Auftragsfertiger: LG und Magna
Am 15. April 2021 schoben sich LG und Magna als Apples Kooperationspartner beim Bau des Apple Autos in den Fokus der Gerüchteküche. Beide Unternehmen gründen ein Joint Venture “LG Magna e-Powertrain“, das den Bau der ersten Protoytpen und der ersten Charge übernehmen soll. “Mehr dazu lesen Sie in dieser Meldung: Magna und LG sollen Apple Car bauen, Prototyp 2024.
Auftragsfertigung bei Hyundai, Kia…?
Als mögliche Auftragsfertiger wurden seit Ende 2020 vor allem die südkoreanischen Konzerne Hyundai und Kia genannt. Der chinesische Analyst Ming-Chi Kuo , dem gute Kontakte zu Zulieferern von Apple nachgesagt werden, brachte diese Automobilhersteller ins Gespräch. Allerdings berichtete Bloomberg bald, dass Hyundai mitgeteilt habe, dass es derzeit nicht mehr mit Apple verhandeln würde .

©JHVEPhoto / shutterstock.com
Apple würde sich demnach bei seiner eigenen Entwicklung für das Apple Auto auf „selbstfahrende Hard- und Software, Halbleiter, Batterie-bezogene Technologien, Formfaktor- und Innenraum-Designs, innovative Benutzererfahrung und die Integration mit dem bestehenden Apple-Ökosystem konzentrieren“. Für das eigentliche Auto aber, also für Antrieb, Fahrwerk, Rahmen, Karosserie, Lenkung, Bremsen, Komfortfunktionen etc. würde sich Apple auf das Können der etablierten Automobilhersteller verlassen.
Da das Apple Auto in jedem Fall ein Elektroauto sein wird, spielt die zugrunde liegende E-Antriebsbasis eine entscheidende Rolle. Alle großen Automobilhersteller entwickeln ihre eigenen E-Antriebskonzepte, bei Volkswagen ist das beispielsweise der Modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB), der nicht nur die Fahrzeuge mit dem VW-Logo, sondern auch viele E-Autos der Schwestermarken antreiben wird. Im Falle des Apple Autos sollte wiederum die E-GMP-Batterie-Elektrofahrzeug-Plattform von Hyundai die Basis bilden, so die lange Zeit kursierenden Gerüchte.
Hyundais E-GMP-Plattform
Auf der von Hyundai vorgestellten Electric-Global Modular Platform (E-GMP) sollen nicht nur Hyundais E-Autos fahren, sondern auch kommende E-Autos von General Motors und PSA (das mittlerweile zusammen mit Fiat Chrysler zu Stellantis fusioniert ist und wozu auch Opel und Vauxhall gehören). Die E-GMP-Plattform soll erstmals 2021 im Hyundai Ioniq 5 verbaut sein.

©Hyundai
Die Plattform soll sich für unterschiedliche Fahrzeugarten wie Limousine, SUV oder Crossover eignen und in der Top-Variante Beschleunigungen von bis zu 3,5 Sekunden beim Sprint von 0 auf 100 km/h ermöglichen. Bis zu 250 km/h werden als Spitzengeschwindigkeit genannt und bei 500 km soll die theoretische Reichweite liegen. Die Akkus sind wie gehabt im Fahrzeugboden untergebracht und sollen bis zu 80 Prozent in 18 Minuten geladen sein, behauptet Hyundai, wenn man mit 250 kW lädt.
Standardmäßig ist der Antrieb im Heck, wie beispielsweise auch beim VW ID.3 und bei den Teslas ohne Allrad. Optional sei aber auch Allrad möglich. Mit 800 Volt soll maximal geladen werden – gerade diese Schnellademöglichkeit macht Hyundais E-Plattform für Apple spannend. Praktisch alle Premiumhersteller versuchen möglichst viel Strom in möglichst kurzer Zeit in die Akkus Ihrer E-Autos zu pumpen, beispielsweise forschen BMW und Porsche daran – der Taycan unterstützt bereits das Laden mit 800 Volt – und auch Tesla steigert fortlaufend die Ladeleistung seiner Supercharger.
Nicht nur wegen der bereits vorhandenen E-GMP-Batterie-Elektrofahrzeug-Plattform erscheint Hyundai durchaus als möglicher Kandidat für die Zusammenarbeit mit Apple bei einem iCar. Sondern Hyundai hat Gespräche mit Apple über die Entwicklung eines selbstfahrenden Autos Anfang Januar 2021 sogar schon bestätigt. Hyundais Aussage lautete unter anderem folgendermaßen : “We understand that Apple is in discussion with a variety of global automakers, including Hyundai Motor. As the discussion is at its early stage, nothing has been decided.”
Das gefiel Apple offensichtlich überhaupt nicht, die Kalifornier sind bekannt dafür, dass sie über neue Produkte im Vorfeld nichts sagen. Die Südkoreaner ruderten prompt zurück und schwächten ihre Äußerung zunächst dann dahingehend ab, dass sie mit unterschiedlichen Unternehmen in Gesprächen über Kooperationen seien. Später besserte Hyundai noch einmal nach und verlautbarte , dass es von potenziellen Partnern für die Entwicklung autonomer elektrischer Autos kontaktiert worden wäre. Hyundai erwähnte in seiner korrigierten Stellungnahme Apple mit keinem Wort mehr. Apple kommentierte diese Kommunikationspanne nicht. Ob die am 8.2.2021 mitgeteilte Beendigung der Gespräche mit dieser Kommunikationspanne in Verbindung steht, bleibt offen.
Apple und BMW: Verhandlungen scheiterten vor Jahren
Ähnlich wie vermutlich beim iPhone ist es durchaus denkbar, dass Apple nicht nur auf einen einzigen Kooperationspartner setzt, sondern sich mit mehreren Auftragsfertigern zusammentut, wie auch CNBC spekuliert. In der Vergangenheit führte Apple bereits Gespräche mit BMW, um dessen BMW i3 als Basis für ein Apple Auto zu bekommen.

©BMW / Apple / PC-WELT
Damals flog sogar Tim Cook nach München. Die damaligen Verhandlungen waren aber gescheitert, weil sich BMW nicht zu einem reinen Auftragsfertiger degradierten lassen wollte, wie die Gerüchteküche laut Reuters mutmaßt .
Als wir 2015 bei BMW wegen der Zusammenarbeit mit Apple beim iCar nachfragten, antwortete uns BMW-Pressesprecherin Silke Brigl folgendermaßen: „BMW spricht regelmäßig mit Unternehmen aus der Telekommunikations- und IT-Branche“ und „dazu zählt auch Apple – es geht dabei um Fragen der Fahrzeugvernetzung (BMW ConnectedDrive)”. Apple kommentierte die Gerüchte überhaupt nicht.
Volkswagen fürchtet das Apple Auto nicht
Volkswagen dürfte für Apple als Kooperationspartner eher ungeeignet sein. Da die Wolfsburger mit großem finanziellen und personellen Einsatz eigene Software für ihre Fahrzeuge markenübergreifend entwickeln. Erst kürzlich teilte VW mit, dass es dafür seine Zusammenarbeit mit Microsoft intensiviere: VW nutzt Microsoft-Plattform für automatisiertes Fahren .
Volkswagen-Chef Herbert Diess sieht in Apples (vermutlicher) Initiative keine Gefahr für Volkswagen und andere traditionelle Autobauer, wie Reuters berichtet .
Fun Fact: VW baute das iCar bereits 2007

©VW
VW fertigte bereits 2007 ein “iCar”. Dabei handelte es sich um einen Prototypen, mit dem neue Fahrerassistenzsysteme erprobt wurden und der in der langen Reihe von Testfahrzeugen steht, die letztendlich zum autonom fahrenden ID.Buzz führen soll.
Hyundai: So hätten die Südkoreaner von der Zusammenarbeit mit Apple profitieren können
Warum sollten erfolgreiche Konzerne wie Hyundai überhaupt darin interessiert sein, das Apple Auto zu bauen? Für Hyundai wäre die Zusammenarbeit mit Apple vermutlich ein Prestigegewinn.
Die Südkoreaner haben derzeit das Image Autos zu bauen, die zwar mittlerweile solide und auch optisch sowie ausstattungsmäßig akzeptabel sind, zum Premiumsegment zählen aber weder Hyundai noch Kia. Mit der Hilfe von Apple könnte Hyundai aber auf dem noch jungen Segment der E-Autos voll durchstarten. Hyundai hat dafür ja wie erwähnt bereits einen eigenen Antriebsbaukasten entwickelt und mit dem Ioniq verkaufen die Koreaner bereits ein E-Auto, das man im deutschen Straßenverkehr durchaus ab und zu sehen kann. Doch mit Apple im Rücken könnte Hyundai einen riesigen Schub bei der Entwicklung seiner Techniken für autonomes Fahren und E-Antrieb bekommen. Der Rückstand, den Hyundai und Kia bei Verbrennungsmotoren gegenüber Audi. BMW, Daimler und Porsche haben, spielt bei E-Autos keine Rolle. Hier wäre Hyundai mit Apples Hilfe von Anfang an vorn mit dabei.
Apple Auto mit Hyundai-Technik oder ein Hyundai mit Apple-Technik?
Laut CNBC räume Hyundai Apple die volle Kontrolle über die Apple-Car-Software und Apples Hardware in seinen Fahrzeugen ein. Das kommende Auto soll also durch und durch als Apple-Produkt gebrandet sein und keinesfalls ein Hyundai/Kia mit Apple-Komponenten an Bord werden.
Doch diese Apple-Dominanz scheint bei Hyundai einigen Verantwortlichen Sorgen zu bereiten, wie Reuters berichtet . Deren Bedenken scheinen die gleichen zu sein, die Jahre zuvor bereits BMW-Manager davon abhielten mit Apple beim iCar zusammen zu arbeiten: Die Hyundai-Manager fürchten demnach, dass ihr Unternehmen zu einem reinen Auftragsfertiger degradiert werden könnte. Hyundai sei keine Firma, die für andere Autos baue. Eine Zusammenarbeit mit Apple würde zudem keineswegs garantieren, dass dabei immer großartige Produkte heraus kämen. Die Sorge, von Apple auf den Status eines reinen Auftragsfertigers herabgedrückt zu werden, könnte Hyundai zum Abbruch der Verhandlungen bewogen haben, spekuliert das Manager Magazin.
Wie zäh die Verhandlungen verlaufen, erkennt man daran, dass die Gespräche zwischen den beiden Unternehmen bereits 2018 begonnen haben sollen, wie Reuters berichtet . Damals leitete noch der deutsche Ingenieur Alexander Hitzinger das Projekt Titan – der Codename für die Entwicklung des Apple Autos. Hitzinger hatte zuvor für Toyota, Cosworth und Porsche gearbeitet, bevor er 2016 zu Apple für das Project Titan wechselte. Doch 2019 zog Hitzinger dann zu Volkswagen und schließlich zur VW-Tochter Artemis weiter.
Hyundai hat traditionell eine große Fertigungstiefe und stellt Motoren, Getriebe und sogar seinen Stahl selbst her. Dass ein derart riesiger Konzern – laut Reuters der zweitgrößte von Südkorea – sich einfach mal Apple unterordnen soll, scheint nicht jedem Hyundai-Manager einzuleuchten. Zudem könnte das die Versuche konterkarieren mit „Genesis“ eine eigene Premiumautomarke aufzubauen.
Apple soll auch mit Japanern reden; Nissan sagte bereits ab
Lange Zeit waren also Hyundai/Kia laut Gerüchteküche die Favoriten, wenn es um einen Kooperationspartner geht. Doch wie bereits oben angedeutet, dürfte Apple seine Fühler in viele Richtungen ausstrecken. Deshalb werden auch japanische Hersteller als Kooperationspartner für das Apple Auto ins Gespräch gebracht. Das ist wenig überraschend: Neben der deutschen und der US-Automobil-Industrie ist nun einmal Japan ein weiterer großer Player auf diesem Sektor. Wobei die japanischen Unternehmen – von mindestens sechs Firmen ist die Rede – in den entsprechenden Berichten als „Zulieferer“ bezeichnet werden. Ähnlich wie bei BMW und Hyundai soll es aber auch bei den Japanern Vorbehalte geben: Man möchte nicht zu einem Zulieferer von Apple degradiert werden.
Der japanische Automobilhersteller Nissan hat erklärt, dass er nicht mit Apple über die Produktion des Apple Autos sprechen würde. Zuvor hatte es einen Bericht gegeben, dass Apple den Kontakt zu Nissan gesucht habe.
P.S.: US-Automobilhersteller werden derzeit nicht als Kooperationspartner genannt. GM spielt nur insofern eine winzige Rolle, als dass GM die E-Plattform von Hyundai mitnutzen könnte.
Fertigungsstandort für Apple Auto
Der Automobilhersteller Kia Motors ist ein Tochterunternehmen von Hyundai. Kia unterhält in den USA eine Fabrik. Sie befindet sich in der Stadt West Point im Bundesstaat Georgia. Auf Google Maps finden Sie die Stadt hier. Kia lässt dort diese Modelle vom Band laufen: Telluride SUV, Sorento SUV und die Optima Mittelklasse-Limousine.
Diese Kia-Fabrik im US-Bundesstaat Georgia wird von US-Medien als möglicher Produktionsstandort für das Apple Auto gehandelt. Wenn Apple sein erstes eigenes Auto in den USA fertigen lassen könnte, wäre das für die Kalifornier ein wichtiger moralischer Pluspunkt und zumindest für den US-Absatz sicherlich von Vorteil. Denn damit würde Apple den Stolz der US-Amerikaner befriedigen – die US-Auto-Industrie war lange Zeit ein Vorzeigeobjekt der US-Wirtschaft und ist immer noch sehr wichtig für die Vereinigten Staaten. Auch wenn die klassischen US-Automobilhersteller in den letzten Jahren und Jahrzehnten Federn lassen mussten und ihre Fahrzeuge gegenüber der Konkurrenz aus Japan und Deutschland oft als veraltet gelten.
Laut der koreanischen Website “DongAIlbo” will Apple 3,6 Milliarden US-Dollar in Kia und seine Fabrik investieren. Apple könnte am 17. Februar 2021 darüber einen Vertrag mit Kia schließen, aber auch über eine Bekanntgabe des Deals im März 2021 wird spekuliert. Macrumors spekuliert außerdem darüber, dass zunächst 100.000 Fahrzeuge pro Jahr vom Band laufen sollen. Die Produktion könne aber auch auf bis zu 400.000 Fahrzeuge pro Jahr hochgefahren werden. Alle diese Meldungen entstanden aber, bevor Hyundai am 8.2.2021 das Ende der Gespräche mit Apple mitgeteilt hat.
Gesetzt den Fall, dass das Apple Auto tatsächlich von einer Fabrik in den USA im Band laufen sollte und falls sich seine Absatzzahlen positiv entwickeln: Wird Apple sein Auto dann an weiteren Standorten fertigen lassen? Tesla ging genau diesen Weg und baute oder baut weitere Fabriken in den wichtigsten Absatzmärkten für seine Autos. In China und derzeit auch in Deutschland.
Apple Auto: Elektro-Antrieb und selbstfahrend?
Der E-Antrieb kann als gesetzt gelten für das Apple Auto. Rein theoretisch könnte man noch einen Wasserstoffantrieb (längerfristig) in Erwägung ziehen. Doch bis dafür ein ausreichend dichtes Netz an Tankstellen verfügbar ist, vergehen mindestens noch einige Jahre. Also wird Apple mit Sicherheit zunächst auf ein klassisches E-Auto setzen, das seine Energie aus Akkus bezieht.
Das iCar könnte zwar einen Allradantrieb haben, wie wir ihn bei Tesla oder bei der Studie VW BUDD-e. finden. Das muss aber nicht sein, ein Antrieb an nur einer Achse reicht vollkommen für sportliches Vorankommen, der BMW i3 ist dafür das beste Beispiel. Ein Allradantrieb ist aufwändiger, benötigt mehr Platz und macht das Auto schwerer. Das alles könnte gegen Allrad im iCar sprechen.
Wie aber sieht es mit dem schwierigen Thema autonomes Fahren aus? Bei dem von Hyundai eingeräumten und dann wieder dementierten Gesprächen mit Apple wurde laut US-Medienberichten explizit die Entwicklung eines selbstfahrenden Autos erwähnt . Auch Reuters geht in seiner Berichterstattung von einem elektrischen selbstfahrenden Auto aus. Das würde die Messlatte für das Apple Auto aber noch einmal ein gehöriges Stück höher legen, denn die Straßenzulassung eines komplett autonom fahrenden Autos ist derzeit noch Zukunftsmusik. Auch Apple kocht nur mit Wasser und dürfte selbst unter größter Anstrengung in wenigen Jahren kein vollständig autonomes Auto für den Straßenverkehr vorstellen können.
Hyundai forscht immerhin wie andere Automobilhersteller auch auf dem Gebiet des autonomen Fahrens. Hierzu kooperiert Hyundai mit Aptiv und entwickelt mit Aptiv zusammen Robotertaxis. Apple wiederum soll mit TSCM bei der Fertigung eines „Selbstfahrchips“ kooperieren. Apple entwickelt laut Reuters zudem eine neue Akku-Technik für Autos, die sowohl die Herstellungskosten senken als auch die Reichweite von E-Autos vergrößern soll. Apple sicherte sich außerdem erst kürzlich ein Patent, das beschreibt, wie die Sensoren die Handgesten einer Person, die den Verkehr regelt, erkennen und verarbeiten können. Das Patent zur ” Traffic direction gesture recognition” beschreibt zunächst die Probleme bestehender Systeme, die zwar erkennen würden, wenn eine Person den Verkehr regelt, aber dann einfach nur die Kontrolle an den menschlichen Fahrer zurückgeben und sich ansonsten aus der Situation heraushalten würden. In Apples Technologie sollen die Sensoren und die dahinter liegende Datenverarbeitung auf die Gesten direkt reagieren und das Fahrzeug etwa stoppen, wieder anfahren oder ausweichen lassen. Diese Reaktionen könnte das System auch gleich an andere Geräte oder Fahrzeuge weiter geben.
Apple Auto ohne Fahrer zunächst nicht für Endkunden
Einen völlig neuen Dreh, der aber durchaus plausibel erscheint, bringt CNBC in die Angelegenheit. Demnach soll das Apple Auto selbstständig fahren können und keinen Fahrer benötigen. Doch dieses Auto sei keineswegs dafür gedacht, autonom beliebig lange Strecken auf den unterschiedlichsten Straßen zurückzulegen. Das ist, wie oben gesagt, vorerst noch Zukunftsmusik. Stattdessen soll das Apple Auto laut CNBC nur für die „letzte Meile“ konzipiert sein. CNBC spekuliert, dass die erste Generation des Apple Auto eher für Lieferdienste (die zum Beispiel Lebensmittel nach Hause liefern) und für Firmen mit Robotertaxis gedacht sein könnte. An solchen Robotertaxis forschen bereits einige Unternehmen, zum Beispiel Waymo, das zur Google-Mutter Alphabet gehört.
In der Vergangenheit gab es mit solchen Roboterautos aber Probleme. So stoppte beispielsweise die Polizei einmal das “Google”-Auto, weil es mit seiner langsamen Fahrweise den Verkehr behindert hat. Erheblich tragischer war dagegen ein anderes “Problem”, bei dem ein Roboter-Auto von Uber eine Frau tot fuhr.
Apple wirbt Auto-Experten von der Konkurrenz ab
Insgesamt dürften bei Apple einige Hundert Experten am Apple Auto/iCar/Project Titan arbeiten. Über 1000 Mitarbeiter soll das Auto-Team von Apple zwischenzeitlich sogar umfasst haben. Auf Wikipedia findet man eine Liste von prominenten Personen, die angeblich bei Titan mitarbeiten beziehungsweise mitgearbeitet haben. Seit Jahren machen Meldungen die Runde, wonach Experten von etablierten Automobilherstellern zu Apple gegangen seien, um dessen Projekt Apple Auto voranzutreiben. Kürzlich berichtete das Branchenmagazin “Kfz Vogel”, dass Apple Manfred Harrer von Porsche abgeworben habe. Der Ingenieur Manfred Harrer war bei Porsche zuletzt für das SUV Cayenne verantwortlich.
Weil es sich bei dem iCar sicherlich um ein Elektro-Auto handeln dürfte, passte die Meldung von 2015 gut dazu, dass Apple Akku-Experten von einem anderen US-Unternehmen abgeworben habe. 2019 heuerte Apple außerdem Steve MacManus, Ex-Tesla Engineering Vice President, an. Er kümmert sich laut Bloomberg um Interieur, Stoffe und Testverfahren für Autos. Bloomberg hat hier eine Liste der Manager zusammengestellt, die bereits zum Apple-Auto-Team gestoßen sind. Besonders von Tesla warb Apple viele Experten ab, was Elon Musk vor Jahren zu beißendem Spott veranlasste. Da es sich bei den Abgeworbenen laut Musk um die Leute handeln würde, die Tesla gefeuert habe (also die „Nicht-Performer“), verspottete Musk Apple als “Friedhof von Tesla”. Immerhin erfuhren wir durch diese Äußerung Musks damals aber, dass Apple Auto-Experten tatsächlich suchte. Zumal Musk selbst das „iCar“ als den nächsten logischen Schritt für Apple ansah und in einem BBC-Interview das Apple-Auto als „offenes Geheimnis“ bezeichnete.
Außerdem hatte Apple bereits 2014 mit Johann Jungwirth eine Führungskraft von einem Forschungs- und Entwicklungszentrum von Mercedes Benz im Silicon Valley abgeworben. Bei Mercedes kümmerte sich Jungwirth um die Entwicklung von Roboterautos und Telematikdiensten. Jungwirth ist allerdings im November 2015 zu Volkswagen weiter gezogen. Mittlerweile ist Jungwirth bei Mobileye.
Galerie: Alle Auto-Tests auf einem Blick
Ein langer Rückblick auf Projekt Titan und Apple Auto bis 2019
Im Jahr 2013 verhandelte Apple wohl mit Elon Musk über eine Übernahme von Tesla. Zumindest behauptete das Craig Irwin, der Analyst von Roth Capital Parners, gegenüber CNBC. Damals habe Apple angeboten Tesla-Aktien zum Preis von 230 US-Dollar pro Aktie zu übernehmen. Irwin weist jedoch darauf hin, dass unbekannt sei, wie weit fortgeschritten diese Gespräche waren und ob die Pläne jemals in Papierform existierten. Indirekt hat übrigens Elon Musk solche Gespräche bestätigt : Noch Anfang 2014 gab er gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg bekannt, dass man sich tatsächlich mit Apple getroffen habe. Themen und Inhalte bei diesen Treffen wollte der Tesla-CEO jedoch nicht verraten.
Anfang 2015 machte dann die Meldung die Runde, dass Apple bis 2019 die Produktion eines eigenen Autos starten wolle. Das Auto-Projekt sollte angeblich unter dem Tarnnamen “Project Titan” laufen, wie das Wall Street Journal damals berichtete. Zwischenzeitlich bekam das Gerücht um ein Apple-Auto neue Nahrung, weil sich Apple diverse Domains mit Auto-Bezug gesichert hat: apple.car, apple.cars und apple.auto. Apple-Chef Tim Cook soll die Entwicklung des Apple-Autos bereits 2014 abgesegnet haben. Ebenfalls im Jahr 2014 besuchte Cook die BMW-Fabrik in Leipzig, in der das Elektro-Auto i3 vom Band läuft.
Die FAZ berichtete 2016 in ihrer Online-Ausgabe, dass Apple mitten in Berlin ein „geheimes“ (O-Ton FAZ) Entwicklungslabor betreibe. Und dafür Auto-Experten von namentlich nicht genannten deutschen Automobil-Konzernen angeworben habe. Die FAZ wollte das „aus informierten Kreisen erfahren“ haben. Die Anwerbung deutscher Automobil-Experten passte zu der bekannten Tatsache, dass Apple schon seit längerer Zeit Automobil-Experten aus den USA und Europa für sein Projekt Titan anwarb. Demnach sollten 2016 zirka 15 bis 20 Männer und Frauen in dem Berliner Labor arbeiten: Ingenieure, Software- und Hardware-Experten und Vertriebsfachleute. Laut FAZ soll es sich dabei um „Hochkaräter aus der deutschen Automobilbranche“ gehandelt haben. Die überwiegend jungen Leute sollten das Auto der Zukunft entwickeln. Durch die Auswahl vor allem jüngerer Experten wollte Apple vermutlich vermeiden, dass klassische Vorstellungen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren und konventionellen Raum- und Fahrkonzepten die Entwicklung des iCars behindern.
Und wie kam Apple an die Experten? Laut FAZ sollen diese Fachleute in ihren bisherigen Automobilkonzernen nicht weitergekommen sein beziehungsweise sie wurden von ihren alten Chefs gebremst.
Die jungen Tüftler sollen nicht nur an technischen Fragen sowie Zulassungsfragen (hier dürfte es vor allem um die rechtliche Bewertung autonomer Fahrzeuge gehen) knobeln, sondern auch darüber nachdenken, mit wem Apple in Deutschland kooperieren könnte. Außerdem soll in Berlin eine Konkurrenzanalyse für die Bereiche Elektro-Auto und autonome Autos durchgeführt werden.
Seit 2015 hat “Project Titan” also viele “Hochs” und “Tiefs” erlebt. Auf den nächsten Seiten können Sie die über viele Jahre gehende Entwicklung der Gerüchtelage zum Project Titan bis 2019 detailliert nachverfolgen und ein 2019 von uns geführtes Interview mit einem Automobil-Experten zum Thema Apple Auto lesen.
Update 22.05.2019: Apple wollte angeblich Tesla kaufen
Während Apple bekanntermaßen nur noch kleinere Firmen kauft, die eher durch Technologie, Know-How oder Patente für Cupertino interessant sind, rufen Experten immer wieder dazu auf, einen Marktführer zu kaufen. Ganz oben auf der Liste stehen Netflix, um den neuen Streaming-Service zu stärken, und Tesla – wegen der immer wieder aufflammenden Gerüchte zum Auto-Projekt Titan. Apple wird wahrscheinlich keine der beiden Firmen erwerben, doch ein Analyst bestätigt nun in einem Interview, dass Tim Cook mit Elon Mask wohl über eine Übernahme verhandelte.
Craig Irwin, der Analyst von Roth Capital Parners, behauptet gegenüber CNBC , er habe mehrere Bestätigungen für solche Gespräche zwischen den beiden CEOs. Wohl noch 2013 habe Apple Tesla angeboten Aktien zum Preis von 230 US-Dollar pro Aktie zu übernehmen. Irwin weist jedoch darauf hin, dass es unbekannt sei, wie weit fortgeschritten diese Gespräche waren und ob die Pläne jemals in Papierform existierten.
Indirekt hat übrigens Elon Musk solche Gespräche bestätigt : Noch Anfang 2014 gab er gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg bekannt, dass man sich tatsächlich mit Apple getroffen habe. Themen und Inhalte bei diesen Treffen wollte der Tesla-CEO jedoch nicht verraten.
Update 23.4.2019: Apple sucht Lieferanten von Lidar-Technologie
Apple verhandelt laut Medienberichten mit potenziellen Lieferanten von Lidar-Technik. Möglicherweise will Apple nicht nur Software, sondern auch Hardware und somit ein Komplettpaket für autonome Autos liefern.
Update 10.8.: Tesla-Manager geht zurück zu Apple
Der Tesla-Manager Doug Field geht von Tesla wieder zurück zu Apple, wie Daring Fireball berichtet. Bereits im Mai 2018 hatte Field Tesla verlassen. Bei Apple arbeitet Field laut Daring Fireball für das von Bob Mansfield geleitete Project Titan. Wobei Apple bisher gegenüber Daring Fireball lediglich die Rückkehr von Field bestätigt hat, nicht jedoch dessen Mitarbeit an Project Titan. US-Medien wie Daring Fireball oder Techcrunch interpretieren die Rückkehr von Field, der bei Tesla fünf Jahre lang Erfahrung mit Autos gesammelt hat, als Indiz dafür, dass Apple vielleicht doch ein Auto und nicht nur eine Software für Autos entwickeln könnte.
Doug Field hatte viele Jahre bei Apple gearbeitet. Zuletzt als Vice President Mac Hardware Engineering. Dort hatte er eng mit Mansfield beim Mac und beim iPhone zusammengearbeitet. Vor Apple war Field bei Segway gewesen. 2013 wechselte Field dann zu Tesla, wo er zuletzt als Senior Vice President Engineering tätig und vor allem für das Model 3 – Teslas großen Hoffungsträger – zuständig war, bis Elon Musk diese Verantwortung angesichts der massiven Verzögerungen beim Hochfahren der Model-3-Produktion an sich gezogen hatte.
Update 11.07.: Projekt Titan durch Gerichtsverfahren offiziell bestätigt
Ein ehemaliger Apple-Mitarbeiter soll Firmengeheimnisse gestohlen haben, um einen Job bei Xiaopeng Motors zu bekommen. Das FBI hat Anklage gegen den ehemaligen Apple-Mitarbeiter Xiaolang Zhang erhoben . Zhang soll Firmengeheimnisse aus Apples Projekt für die Entwicklung eines autonomen Autos gestohlen haben, um einen Job beim chinesischen Startup Xiaopeng Motors zu bekommen. Der Beschuldigte, der von Dezember 2015 bis Mai 2018 für Apple gearbeitet hatte, wurde am vergangenen Wochenende festgenommen, als er die USA verlassen wollte. Für den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen drohen ihm nun zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 250.000 US-Dollar.
Wie aus der Klageschrift hervorgeht, hatte Zhang bei Apple im Rahmen des Automomen-Fahrzeug-Projekts Leiterplatten entworfen und getestet. Als er Ende April aus dem Vaterschaftsurlaub zurückgekehrte, hatte er bei seinem Vorgesetzten die Kündigung eingereicht, um sich eigenen Aussagen zufolge um seine kranke Mutter in China zu kümmern. Im Gespräch gab Zhang außerdem zu, dass er dort für das E-Auto-Startup Xiaopeng Motors arbeiten wolle.
Im Gespräch sei ein Apple-Mitarbeiter der Product Security Division eingeschaltet worden. Zhang sollte im Zuge der Kündigung seinen Arbeitshardware in Form eines Laptops und zwei Smartphones abgeben. Im Anschluss wurden die Geräte auf verdächtige Netzwerk-Aktivitäten untersucht – die Apple-Mitarbeiter wurden fündig. Zhang hatte kurz vor seiner Kündigung unzählige Dokumente und Dateien, auch aus vertraulichen Datenbanken auf die der Mitarbeiter Zugang hatte, heruntergeladen.
Als Apple Zhang mit dem Fund konfrontierte, räumte er ein, Daten, Leiterplatten und einen Linux-Server aus dem Auto-Labor gestohlen zu haben. Auf dem Laptop seiner Frau fanden die Apple-Mitarbeiten weitere 40 GB teilweise sensibler Daten. Apple gab den Fund an das FBI weiter, das eine Hausdurchsuchung anordnete. Zhang wurde schließlich am 7. Juli am San Jose International Airport verhaftet, als er gerade nach Beijing fliegen wollte.
Update 27.6.: Bekannter Youtuber entwickelt VR für Apples Auto-Technik
Mark Rober, der für seine populärwissenschaftlichen Youtube-Videos bekannt ist, arbeitet laut einem Bericht von Variety schon länger für Apple. Und zwar für eine diskret arbeitende Apple Special Projects Group, die sich mit VR-Technologien beschäftigt. Der Fokus soll dabei auf VR-Technologien für On-Board-Entertainment in selbstfahrenden Autos liegen.
Rober hat sich bis heute nicht als Apple-Mitarbeiter geoutet. Deshalb musste Variety einige Puzzle-Teile zusammensetzen. Mark Rober arbeitet laut seinem Linkedin-Profil seit Juni 2015 als Product Design Engineer für ein namentlich nicht genanntes Unternehmen. Auf Reddit schrieb er zudem, dass er für eine große Firma in der (San Franciso) Bay Area an Produkten arbeite, die noch nicht veröffentlicht wurden. Auch Apple hat sein Hauptquarter an der Bay Area.
Apple wiederum hatte zuletzt mehrere Patente eingereicht, die VR- und AR-Darstellungen in selbstfahrenden Autos betreffen. In diesen Patentanträgen wird Rober als Erfinder genannt. Diese Systeme sollen die Insassen vor allem vor Übelkeit in den sich selbst bewegenden Fahrzeugen schützen, indem sie die Bewegungen mit optischen Bezugspunkten unterstützen, damit das Gleichgewichtsorgan nicht verwirrt wird.
Weder ein Apple-Sprecher noch Rober wollten den Bericht kommentieren.
Update 16.02.2018:
In der Frühphase der Gerüchte um Apples Project Titan respektive iCar war ein beliebtes Gerücht, dass Apple einen Partner aus der Autoindustrie suche. Neben BMW, dessen Leipziger Werk Tim Cook auch mal besuchte, war auch immer wieder der Volkswagen-Konzern als potentieller Hersteller des Apple-Autos im Gespräch. Das ist längst vom Tisch, so wie es aussieht, entwickelt Apple vor allem die Elektronik für selbstfahrende Elektroautos, lässt vom Fahrzeugbau selbst aber die Finger. Und doch könnten künftige E-Autos aus Wolfsburg ein wenig so aussehen, als ob sie aus Cupertino kämen – und den Weg über Dessau und Weimar dabei genommen hätten. Denn ein Interview der Nachrichtenagentur Reuters mit dem VW-Design-Chef Klaus Bischoff lässt aufhorchen. Künftige Elektrofahrzeuge des Konzerns und der Marke VW sollten sich in ihrer Gestaltung an der “Einfachheit und Moderne” von Apple und Bauhaus orientieren. VW definiere gerade die “Volkswagen-Werte für das elektrische Zeitalter” – was nach Dieselgate geradezu überfällig schient. Einen ersten Blick auf kommende E-Auto-Generationen wolle man auf dem Autosalon in Genf Anfang März geben. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass VW in Zukunft auch die Entwicklungen des Project Titan nutzen wird – doch ein Apple-VW-iCar wird dann daraus noch lange nicht.
Update 22.11.2017:
Ein Hauptproblem bei selbstfahrenden Autos ist die Erkennung von Objekten, einen eigenständigen Ansatz hat jetzt Apple veröffentlicht. Wie eine von Reuters aufgespürte Studie namens „ VoxelNet: End-to-End Learning for Point Cloud Based 3D Object Detection “ zeigt, soll dabei ein so genanntes VoxelNet bei der Erkennung dreidimensionaler Objekte (etwa Fußgänger und Radfahrer) helfen. Dabei handelt es sich um ein selbstlerndendes Komplettsystem für die Erkennung von 3D-Objekten, das auf so genannten 3D Voxels basiert. Im Unterschied zu konkurrierenden Systemen, die auf eine Kombination aus Kamerasensoren und so genannten LiDAR-Systensoren (ähnlich Radar) setzen, sollen hier die Daten von LiDAR-Sensoren genügen. Nach Angaben der Autoren Yin Zhou und Oncel Tuzel ist das bei Benchmark KITTI allen anderen auf LiDAR basierenden Systeme überlegen. Interessant ist das System laut Studie für autonome Navigation aber auch für Haushaltsroboter und Apples viel beworbenem Bereich Augmented/Virtual Reality.
Update, 19.10.2017: Erlkönig
Apple baut kein eigenes Auto, arbeitet aber an der Technik, die Fahrzeuge autonom fahren lassen will. Einen derartigen Prototypen will MacCallister Higgins, Mitbegründer des ebenfalls an autonomen Fahrzeugtechniken arbeitenden Unternehmens Voyage, nun in Kalifornien entdeckt haben. Apple hat seit geraumer Zeit die Genehmigung erhalten, seine Technologie auf öffentlichen Straßen zu testen und setzt dafür auf eine Fahrzeugflotte von Lexus-SUVs. Ein solches Auto, das angeblich von Apple auf die Reise geschickt wurde, hat Higgins nun gefilmt und zieht seine Schlüsse daraus. Denn die Technik ist offensichtlich in einem Aufsatz für das Fahrzeugdach untergebracht, weitere Bauteile im Inneren seien nicht notwendig. Würde Apple auf ein derartiges System setzen, könnte es den Aufsatz auf beliebige Autos montieren lassen. Ob die Aufnahmen tatsächlich einen Apple-Erlkönig zeigen, lässt sich aus dem auf Twitter veröffentlichten zehnsekündigen Clip jedoch nicht erschließen.
Update 31.8.2017: Dann halt wo anders
In seinem Projekt Titan hat Apple vor gut einem Jahr offensichtlich die Zielrichtung geändert. Seither ist kein eigenes Auto mehr die Vision, sondern die Entwicklung von Technologien für autonomes Fahren, die andere Hersteller bei Apple lizenzieren würden. Wie Bloomberg nun berichtet , haben 17 Automobilbauingenieure nun Apple verlassen und beim Startup Zoox angeheuert, das selbstfahrende Autos entwickeln will. Diese 17 Spezialisten hatte Apple aus Detroit geholt, sie würden sich vor allem mit Bremssystemen und Federungen auskennen – Expertise, die Apple anscheinend nicht mehr benötigt. Weder Apple noch Zoox wollten den Bericht kommentieren. Das in Menlo Park ansässige Zoox macht keinen Hehl daraus, eine eigene autonom fahrende Fahrzeugflotte zu entwickeln, zuletzt hatte das Unternehmen einige prominente Mitstreiter geheuert, etwa den Ferrari-Veteranen Corrado Lanzone als Produktionschef. In den letzten beiden Jahren soll das Unternehmen bereits Spezialisten für die Lieferkette bei Apple abgeworben haben. Bloomberg schätzt den Wert von Zoox auf eine Milliarde US-Dollar.
Update 28.8.2017: Fotos zeigen umfangreichere Sensorenausstattung
In US-Medien sind Fotos und ein Video aufgetaucht, die ein Erprobungsfahrzeug von Apple mit einer neuen, deutlich umfangreicheren Sensorausstattung als bisher bekannt auf dem Dach zeigen soll. Der Wagen besitzt deutlich mehr Komponenten (Lidarsysteme und Kameras), als die bisher auf den Fahrzeugdächern entdeckten Lidarsysteme (siehe Fotos weiter unten).
Am Sensorträger hat sich allerdings nichts geändert: Das Lidarsystem sowie die anderen Sensoren befindet sich auf einem SUV von Lexus, das mit Hybridantrieb fährt. Wie immer fehlt jede offizielle Bestätigung von Apple, dass es sich bei dem abgebildeten Fahrzeug tatsächlich um ein Testfahrzeug von Apple handelt. Allerdings sprechen der Standort, an dem das Foto aufgenommen wurde und das Fahrzeugmodell für die Vermutung, dass es sich tatsächlich um ein Testfahrzeug von Apple handelt. Das Foto soll nämlich vor Apples Unternehmensgebäude in Sunnyvale entstanden sein.
Update 25.08.2017: Apple im Rückstand
Das Thema autonome Fahrzugtechnik hat Google schon vor Jahren aufgegriffen und unter dem Dach der Alphabet-Holding als Waymo längst in ein eigenständiges Unternehmen überführt, so dass bei Apples Project Titan wirklich Aufholbedarf besteht. Konkret sei der Konkurrent aus Mountain View aber schon vor drei Jahren an dem Punkt gewesen, an dem Apple heute stehe, behauptet gegenüber Business Insider eine nicht namentlich genannte Quelle. Diese Person sei beiden Projekten vertraut und sehe nun Apple in einer Aufholjagd begriffen. Nach einer Umorientierung vor einem guten Jahr mit zahlreichen Entlassungen heuere Apple aber wieder neues Personal an. Ein eigenes Auto sei längst nicht mehr das Ziel, stattdessen habe Apple Transportdienstleister wie Uber im Visier.
Um mit der Fahrzeugindustrie aber ins Geschäft zu kommen, wäre ein derartiger Rückstand recht kontraproduktiv. Die Konzerne haben die Zeichen der Zeit erkannt und arbeiten längst nicht nur autonomen Systemen, sondern auch an Alternativen zum Verbrennungsmotor – wenngleich es bisher recht wenige Produkte auf die öffentlichen Straßen geschafft haben. Was Apples eigentliches Ziel im Project Titan ist, bleibt weiter ein wenig nebulös. Ein Fahrzeug mit einem angebissenen Apfel auf der Haube wird es aber eher nicht sein.
Update 23.8.2017: Das Rad neu erfunden
Die New York Times hat Quellen aus Apples nicht mehr ganz so geheimen Project Titan anzapfen können und Interessantes nicht nur über die Fortschritte bei der Entwicklung von Techniken für autonome Fahrzeuge erfahren, sondern auch über die Vergangenheit des Projekts. In Kürze wolle Apple die entwickelten Techniken auf öffentlichen Straßen ausprobieren und dazu eine Flotte von autonom fahrenden Autos einsetzen, die als Shuttle zwischen den vielen Niederlassungen Apples im Silicon Valley dienen. Unter dem Akronym PAIL (Palo Alto to Infinite Loop) sollen Mitarbeiter von Ort zu Ort kutschiert werden. Nun habe Apple auch eine klare Vision, wo man mit seiner Entwicklung hin wolle, es gehe um Software für autonome Fahrzeuge und nicht um ein komplettes eigenes Auto. Das war die ursprüngliche Stoßrichtung und viele der geheuerten Experten für alle Teilbereiche des Fahrzeugbaus sind seit einem guten Jahr nicht mehr in Cupertino beschäftigt. Bevor Bob Mansfield die Leitung des Projekts übernahm, habe es Unklarheiten in der Führung und bezüglich der Ziele gegeben. Apple habe teilweise sogar versucht, das Rad buchstäblich neu zu erfinden, denn eines der Teilprojekte seien sphärische Räder gewesen, die dem Apple Car leichter seitliche Bewegungen ermöglichen sollten.
Update 2.8.2017: Apple entwickelt autonome Systeme nicht nur für Autos
Tim Cook hat in einem Gespräch mit Investoren bekräftigt, dass Apple an autonomen Systemen arbeite. Doch Apple beschränke seine Forschungen beim Thema „Autonome Systeme“ keineswegs auf Autos, so Cook. „Autonome Systeme können auf viele unterschiedliche Weisen genutzt werden“, erklärte der Apple-CEO. „Autos seien nur eine Möglichkeit“. Welche anderen Einsatzfelder das seien, verriet Cook aber nicht. Denkbar sind zum Beispiel Drohnen, Schiffe, sowie alle Arten von Robotern, beispielsweise in Logistikzentren und generell in der Warenwirtschaft.
Update 27. Juni 2017: Hertz liefert die Autos
Laut eines Bloomberg-Berichts kooperiert Apple bei der Entwicklung seiner Systeme für autonomes Fahren mit der Autovermietung Hertz. Für den Test auf öffentlichen Straßen, den Apple im Frühjahr bereits genehmigt bekommen hat, least Apple eine Flotte von SUVs des Herstellers Lexus bei Hertz. Eine ähnliche Kooperation ist die Alphabet-Tochter Waymo mit Avis eingegangen. Schon seit etwa einem halben Jahr würden ein halbes Dutzend entsprechend ausgerüsteter Autos in der Gegend von San Francisco verkehren. Weder Apple noch Hertz haben die Nachricht bisher bestätigt, der Aktienkurs der Autovermietung, der in den letzten Monaten stark unter Druck geraten war, legte aber über Nacht um 18 Prozent zu.
Update 21. Juni 2017: Ex-Apple-Manager verlässt Tesla nach wenigen Monaten
Chris Lattner, der erst im Januar 2017 von Apple zu Tesla gewechselt war, hat Tesla schon wieder verlassen. Tesla und er hätten offensichtlich nicht zusammengepasst, wie Lattner sinngemäß twitterte. Lattner hatte bei Tesla den Posten des Vice President of Autopilot Software inne. In seiner jahrelangen Tätigkeit bei Apple hatte Lattner wesentlich die Programmiersprache Swift entwickelt.
Update 14. Juni 2017: Tim Cook bestätigt Auto-Projekt
Apple spricht zwar nicht über künftige Produkte oder über Fortschritte bei Projekten. Doch Tim Cook ließ in einem Interview mit Bloomberg TV nach der WWDC mehr oder minder deutliche Hinweise auf die Inhalte des ominösen Project Titan (siehe unten) fallen. Bei Apple sehe man die Autonomie von Systemen gewissermaßen als “die Mutter aller KI-Projekte” an. Diese Technologie sei “unglaublich aufregend” für Apple und “sehr wichtig” und man wolle sehen, “wo sie uns hinführt”.
Details nennt Cook freilich nicht, doch passen viele Puzzleteile zueinander: Apple baut kein eigenes iCar, sondern entwickelt – wie von uns schon länger vermutet – die Technologien, die künftige Elektroautos autonom fahren lassen werden. Diesmal wird Cupertino gewissermaßen das Betriebssystem liefern, die Hardware werden tradierte und neue Automobilhersteller bereitstellen. Apple tritt damit in Konkurrenz zu Alphabet (Google), das mit seinem Tochterunternehmen Waymo eine ähnliche Strategie verfolgt.
Update 23.5.2017: Video zeigt autonomes Apple-Auto
Apple erprobt seine Selbstfahr-Technologien in Fahrzeugen, die in der San Francisco Bay auf öffentlichen Straßen unterwegs sind. Als Basis verwendet Apple drei SUVs vom Typ Lexus RX450h SUVs – Apple setzt also ähnlich wie schon Google auf Modelle von Toyotas Premium-Tochter als Testplattform. Diese Lexus-PKWs erweitert Apple mit Hardware und Software zu selbstfahrenden Versuchsfahrzeugen.
Macrumors, eine US-Webseite, die schwerpunktmäßig über Apple-Themen berichtet, hat jetzt ein Video veröffentlicht, das eines dieser Apple-Versuchsfahrzeuge zeigen soll.
Auf dem Video sieht man, welche zusätzlichen Sensoren Apple am Lexus angebracht hat. Unübersehbar ist der große Velodyne-Lidar auf dem Dach, der die 360-Grad-Umgebung des PKWs erfasst. Außerdem haben die Apple-Ingenieure zusätzliche Kameras und Radargeräte an verschiedenen Stellen des Fahrzeugs angebracht. In den Apple-Versuchsfahrzeugen sitzen Mitarbeiter, die speziell für die Erprobung von autonomen Fahrzeugen geschult sind.
Apples Ziel könnte darin bestehen ein Lieferant von Selbstfahrtechnologien für etablierte Automobil-Hersteller zu werden. Außerdem könnte aus den Versuchsfahrten eine weiter entwickelte und umfangreichere Version von Carplay entstehen.
Apple hatte am 14. April 2017 von der zuständigen Aufsichtsbehörde des US-Bundesstaats Kalifornien, dem Department of Motor Vehicles, die Erlaubnis bekommen , selbstfahrende Autos auf öffentlichen Straßen zu testen. Diese Erlaubnis hatten zum Beispiel auch Google und Uber für ihre entsprechenden Projekte einholen müssen. Apple darf nun mit Elektronik für autonomes Fahren ausgerüstete drei Lexus-Fahrzeuge des Baujahres 2015 ausprobieren, zudem sind sechs Fahrer benannt, die während der Tests hinter dem Steuer sitzen, die Elektronik überwachen und gegebenenfalls eingreifen müssen.
Update 12.05.2017: Apple baut kein Auto, sondern etwas größeres, titelt Business Insider . Also: Einen Lastwagen, ein Flugzeug, ein Schiff? Nein, im Ernst haben sich die drei Analysten Steven Milunovich (UBS), Neil Cybart (Above Avalon) und Horace Dediu (Asymco) überlegt, was am Project Titan wirklich dran sein könnte. Apple habe dafür zunächst rund 1000 Ingenieure eingestellt, ein gutes Jahr später aber wieder mehrere hundert Stellen abgebaut, ist das Projekt also über die Versuchsphase nicht hinausgekommen? Womöglich hat Apple das Projekt Titan nur umgewidmet oder es war von Anfang an nicht ein eigenes Apple Car das Ziel, sondern eine Plattform für das Transportwesen. Apple wolle dafür Kerntechnologien für Sensoren, autonomes Fahren und Navigation entwickeln. Das Marktvolumen für das Transportwesen ist zwischen 5 und 15 Billionen US-Dollar groß, weit größer als die Märkte für IT und dem Gesundheitswesen. Ein eigenes Auto ergebe schon allein deswegen weniger Sinn, weil mit dem Zuwachs autonomer Fahrzeuge die Leute weniger eigene Autos besitzen werden. Sondern ihre Fahrt über eine Plattform, wie sie Apple womöglich planen könnte, einfach bestellen. Für Apple sei nur ein derart großer Markt wirklich interessant, um weiter wachsen zu können. Die Apple Watch ist dafür das beste Beispiel: Die smarte Armbanduhr hat zwar den Wearables-Sektor komplett neu definiert und wesentliche Marktanteile erobert, in der Bilanz des Riesenkonzerns fällt sie aber kaum auf – weswegen sie manche hartnäckig und inkorrekt als Flop bezeichnen.
Für das autonome Fahrzeug – wer das auch immer bauen wird – hat Apple aber bereits Techniken im Angebot oder zumindest in Vorbereitung. Denn im selbstfahrenden Auto, dass man zum Beispiel mit seinem iPhone oder noch daheim mit iPad oder Macbook bestellt hat, benötigt man Unterhaltung, Navigation, eventuell den Zugang zu seinen Arbeitsunterlagen und vor allem Kommunikation. Apple ist auf all diesen Feldern aktiv. Gerüchteweise soll Apple derzeit an einem Siri-Lautsprecher mit Bildschirm arbeiten. Dieser wäre für Küche oder Wohnzimmer sicher keine allzu schlechte Idee, ist aber bereits erhältlich, man nennt diese Lösung etwa “iPad”. In ein Fahrzeug eingebaut, wäre das aber eine ganz andere Kategorie: Kaum eingestiegen, sagt man seiner virtuellen Chauffeurin, dass man nun gerne Pink Floyd hören möchte, während man bitte an die Adresse kutschiert wird, die im Terminkalender hinterlegt ist und die Präsentation für den Kunden möchte man bitte auch noch mal auf dem Bildschirm unterhalb der Windschutzscheibe sehen. Zukunftsmusik, gewiss, aber eine schon vage hörbare.
Update 19.04.2017: On the road again: Der Analyst Gene Munster träumt wieder – nicht von einem Apple-Fernseher, den er 2011ff so sehr herbei redete, dass man ihm schon fast glaubte, sonder dieses mal vom Apple Car. In einer am Montag veröffentlichten Analyse der Meldung, dass Apple die Genehmigung erhalten hatte, autonome Fahrzeuge in Kalifornien testen zu dürfen, räumt Munster jedoch die hohen Hürden ein, vor denen Apple stehe. In einer idealen Welt würde der Konzern Hardware und Software kontrollieren, so wie das bei bisherigen Apple-Produkten der Fall ist. Doch werde sich Cupertino bei der Konstruktion eines Fahrzeugs nicht ohne Partner auf die Straße wagen können, die Herstellung sei zu komplex. So werde es letztendlich so kommen müssen wie beim Apple-TV: Der Hersteller dockt seine Technologie an ein bestehendes Produkt an. Zumindest werde Apple auch im Automobilgeschäft einen Partner wie die iPhone-Manufaktur Foxconn benötigen, der Autos nach den Vorstellungen aus Kalifornien zusammenbaut. Gegenüber Tesla und Google habe Apple teils große Rückstände aufzuholen, ein typischer Entwicklungszyklus der Branche verlaufe über fünf bis sieben Jahre. Bis also ein Apple Car oder ein iCar powered by Apple in Serie auf der Straße rollt, kann Munster noch viel träumen.
Ursprünglicher Artikel:
Müssen Audi, BMW, Lexus, Mercedes-Benz und Tesla vor dem Apple Car alias Apple Auto alias iCar zittern? Baut Apple überhaupt ein eigenes Auto oder entwickelt es stattdessen Technologien für selbstfahrende Autos? Letzteres scheint seit September 2016 wahrscheinlicher zu werden – siehe unten unter Punkt 11 ab “ Kurskorrektur und Entlassungen”! Denn Apple hat mit Bob Mansfield im Juli 2016 vermutlich nicht nur einen neuen Projektleiter ernannt, sondern baut das iCar-Team laut US-Medienberichten um. Einige Dutzend Mitarbeiter mussten demnach gehen.
Was ist an den Gerüchten dran? Wie kann sich das iCar von bisherigen Autos unterscheiden, was sind seine Alleinstellungsmerkmale? Wann kommt das iCar oder Apple Car und wie viel wird es kosten? Wir versuchen diese und viele weiteren Fragen zu klären.
1. Der Name: Apple Auto, Apple Car, iCar oder was?
Es gibt definitiv keine belastbaren Hinweise auf den Namen des Apple-Autos. Das sollte niemanden überraschen, Apple hat in der Vergangenheit die Namen eines neuen Produktes beziehungsweise einer neuen Gerätegeneration oft bis zu dessen Vorstellung geheim gehalten.
Tesla-Chef Musk spricht zwar davon, dass Apple ein Auto bauen wird, nennt aber auch keine Bezeichnung dafür. Deshalb werden wir in diesem Artikel die Bezeichnungen „iCar“ – angelehnt an iPhone, iPad, iMac und iPod – und Apple Car – wie Apple TV oder Apple Watch – sowie Apple Auto gleichwertig verwenden. Das finale Produkt, sofern Apple tatsächlich ein Auto bauen sollte, könnte aber auch ganz anders heißen.
2. Project Titan: Der Codename des Auto-Projektes
Anfang 2015 machte die Meldung die Runde, dass Apple bis 2019 die Produktion eines eigenen Autos starten wolle. Das Auto-Projekt soll angeblich unter dem Tarnnamen “Project Titan” laufen, wie das Wall Street Journal berichtete. Zwischenzeitlich bekam das Gerücht um ein Apple-Auto neue Nahrung, weil sich Apple diverse Domains mit Auto-Bezug gesichert hat: apple.car, apple.cars und apple.auto. Apple-Chef Tim Cook soll die Entwicklung des Apple-Autos bereits 2014 abgesegnet haben. Ebenfalls im Jahr 2014 besuchte Cook die BMW-Fabrik, in der das Elektro-Auto i3 vom Band läuft (siehe unten Punkt 17).
Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, hat vor einiger Zeit das Silicon Valley besucht und dabei seinen eigenen Worten zufolge festgestellt, dass Apple und Google größere Fortschritte bei ihren Auto-Projekten gemacht hätten, als er zunächst gedacht hätte. An dem Project Titan ist also tatsächlich etwas dran.
Apple schweigt zwar konsequent über seine Pläne mit (selbstfahrenden) Automobilen. Tim Cook hat in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Fortune jedoch einige Andeutungen fallen lassen , dass Apple ernsthaft in diese Richtung entwickle.
Apple vergrößert sich – Industrielle Revolution statt Zuckerwasser
Die Spekulationen über das Apple Car erhalten durch einen Bericht des Silicon Valley Business Journal neue Nahrung . Demnach habe Apple bereits im November 2015 ein Gelände in Sunnyvale gemietet, das in unmittelbarer Nähe von Gebäuden stehe, in denen der Konzern bereits einen Großteil seines iCar-Teams untergebracht habe. Der vorherige Nutzer des gut einen Hektar umfassenden Areals in der 960 Kifer Road ist in der Apple-Geschichte kein Unbekannter: Pepsi Cola hatte dort eine Abfüllanlage betrieben. In den frühen Achtziger Jahren konnte das damals junge Unternehmen Apple mit John Sculley einen erfahrenen Manager von Pepsi als neuen CEO abwerben. Steve Jobs soll seinerzeit John Sculley mit dem Argument überzeugt haben, ob er den Rest seines Lebens Zuckerwasser verkaufen oder doch nicht lieber eine industrielle Revolution vorantreiben wolle.
Galerie: Alle Auto-Tests auf einem Blick
3. Das muss das Apple-Auto können
Eines ist sicher: Ein Apple Car darf nicht einfach nur iPhone, Apple-Uhr, iPad, Laptop und Mac-Rechner miteinander kommunizieren und Daten austauschen lassen. Gute Schnittstellen für die Integration von Mobilgeräten in moderne Autos gibt es schon heute etliche, wie unsere Tests beweisen. Sowohl Systeme der Automobilhersteller wie Audi Connect , BMW ConnectedDrive , VW Discover Pro mit Car-Net oder Mazda MZD , um nur einige Beispiel zu nennen. Als auch Schnittstellen der Mobile-OS-Hersteller wie Apple Carplay, dessen Google-Gegenstück Android Auto und natürlich Mirrorlink, das von einem Konsortium von Branchengrößen aus der Automobil- und Telekommunikationsbranche unterstützt wird. Ein Apple Auto muss mehr als diese bereits bekannten Funktionen bieten. Neben dem Thema größtmögliche Vernetzung spielen aber auch die Themen Elektro-Antrieb und autonomes Fahren eine wichtige Rolle. Aber der Reihe nach…
4. Motor
Ein sportlicher E-Antrieb dürfte als sicher gelten. Alles andere als ein rein elektrisch betriebenes Fahrzeug wäre für einen Neueinsteiger im Autosegment auch wenig sinnvoll. In diesem Fall sind dann aber Reichweite und Ladezeiten spannende Eckpunkte, an denen sich Apple messen lassen muss.
5. Antriebskonzept
Das iCar könnte zwar einen Allradantrieb haben, wie wir ihn bei Tesla oder bei der Studie VW BUDD-e. finden. Das muss aber nicht sein, ein Antrieb an nur einer Achse reicht vollkommen für sportliches Vorankommen, der BMW i3 ist dafür das beste Beispiel. Ein Allradantrieb ist aufwändiger, benötigt mehr Platz und macht das Auto schwerer. Das alles könnte gegen Allrad im iCar sprechen.
6. Autonomes Fahren
Mit Sicherheit wird das Apple Car eine Fülle von Assistenzsystemen anbieten und über die dafür nötigen Sensoren verfügen. Diese sind schließlich nicht nur in Premiumfahrzeugen von Audi, BMW und Mercedes-Benz längst erhältlich, sondern stehen zum Beispiel in beeindruckend guter Qualität auch schon in Volkswagenmodellen zur Verfügung.
Lese-Tipp : So verändern Elektro-Autos und autonomes Fahren unser Leben
Doch wie weit das Apple-Auto bereits in Richtung autonomes Fahren geht wird, war lange Zeit unklar. Tesla hat zwar mit seinem Auto-Piloten hier bereits vorgelegt, musste dann aber regulierende Updates hinterher schieben, weil die Teslafahrer dieses Feature nicht unbedingt im Sinne der Verkehrssicherheit genutzt haben: So gibt es Videos, die während der Fahrt schlafende Tesla-Fahrer zeigen. Die Kritik an Teslas Auto-Piloten schwoll aber besonders stark an, als es zu dem ersten tödlichen Unfall mit einem Tesla kam, der von dem Auto-Piloten gesteuert wurde.
Und Googles selbst fahrendes Auto entspricht in Sachen Fahrleistungen und Größe auch nicht unbedingt einem Premiumfahrzeug. Apple wird sich hier – vielleicht in Zusammenarbeit mit kompetenten Zulieferern wie Delphi, Bosch und Continental/Elektrobit – kaum weiter vorwagen können als Audi, BMW und Daimler. Mit der Anwerbung von Jamie Carlson von Tesla hat Apple aber bereits einen Experten für autonomes Fahren an Bord geholt.
Seit Juli 2016 und den damit verbundenen Personalveränderungen scheint aber festzustehen, dass das autonome Fahren im Mittelpunkt von Projekt Titan zu stehen scheint. Laut New York Times erprobt Apple bereits autonome Fahrzeuge, allerdings nur auf abgesperrten Arealen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
7. Karosserie-Form und Innenausstattung
Karosserieform und Fahrzeuggröße sind unbekannt, auch wenn manche Medien über einen Mini-Van spekulieren. Diese Vermutung basiert aber ausschließlich auf den Gedankenspielen von Auto-Redakteuren und -Zeichnern, es gibt keinerlei belastbare Hinweise für diese Karossiereform.
Unterstellt man aber, dass Apple sich tatsächlich etwas am BMW i3 orientiert und in erster Linie ein Auto für Bewohner von großstädtischen Ballungsräumen bauen möchte, dann würde sich die Bau-Form eines Mini-Van anbieten. Demnach könnte das Apple-Auto bis zu 4,50 Meter lang sein und dürfte eine kastenartige Form aufweisen. Dank platzsparendem E-Motor beziehungsweise mehrere E-Motoren (für Allrad an Vorder- und Hinterachse) oder vielleicht sogar Nabenantrieb dürfte viel Platz im Apple Auto-Innenraum zur Verfügung stehen.
Volkswagen ist diesen Weg mit seiner Studie BUDD-e ja auch gegangen. Denn ein Mini-Van bietet mehr Platz als ein konventionelles Auto oder gar ein Sportwagen wie die Modelle S und 3 von Tesla. Nur in einem Van kann man den Lounge-Charakter mit der futuristischen, geräumigen Innenausstattung mit drehbaren Sitzen à la VW BUDD-e und Mercedes-Benz F-015 umsetzen.
Maximale Vernetzung und ein modernes volldigitales Cockpit mit großen Touchscreens darf man im iCar erwarten. Solche Riesenbildschirme gibt es ja bereits in der aktuellen S-Klasse und im Tesla. Eine Sprach- und Gestensteuerung ist ebenfalls wahrscheinlich. Zumal selbst der Volumenhersteller Volkswagen die Gestensteuerung noch 2016 im e-Golf Touch einführt und BMW sie unter der etwas merkwürdig klingenden Bezeichnung Gestiksteuerung bereits im BMW 7er anbietet.
Die Batterien für den Elektro-Motor befinden sich sicherlich über dem Bodenblech verteilt, was dem iCar eine hervorragende und sichere Straßenlage geben würde, wie man es auch von Tesla oder dem BMW i3 kennt.
Motor Trend zeigt eigene Entwürfe für das Apple Auto
Das US-Auto-Magazin Motor Trend ist bekannt dafür, dass es immer mal wieder Entwürfe für noch nicht erschienene Autos zeigt. So auch für das Apple Auto alias iCar. Motor Trend beauftragte Designer und Ingenieure des ArtCenter College of Design damit das Apple Auto zu zeichnen. Das recht aggressiv als „exklusiv“ präsentierte Ergebnis dürfte aber niemanden überraschen, ähnelt es doch in vielen Punkten den bereits bekannten Spekulationen. Ähnliche Skizzen/Entwürfe, die das iCar als eine Art Mini-Van zeigen, hat die Auto Bild bereits im Oktober 2015 gezeigt.
Exakt so einen Mini-Van zeigt auch die Studie von Motor Trend, die als „premium mono-volume“ bezeichnet wird um den etwas weniger wertig klingenden Begriff „Mini-Van“ zu vermeiden. Auch die damaligen Auto-Bild-Entwürfe zeigten solche „One-Box-Vans“. Die Autobild hatte seinerzeit drei Zeichner beauftragt, ihre Entwürfe vorzulegen und diese dann von dem renommierten Produktdesigner Hartmut Esslinger bewerten lassen, der auch schon für Apple gearbeitet hat. Die Vorgehensweise von Motor Trend und Auto Bild sind also ähnlich.
Ein Youtube-Video stellt den Entwurf vor:
Während das Äußere des Motor-Trend-Entwurfs wenig spektakulär ist, sind einige Details des Innenraumkonzepts durchaus interessant: Armaturenbrett und Windschutzscheibe werden zu Anzeigeinstrumenten von Augmented Reality, Apple hatte erst im vergangenen Jahr entsprechende Expertise eingekauft. iPhone und Apple Watch werden in dem Konzept zu wichtigen Bedienelementen, sie gewähren nicht nur den Zugang zum Fahrzeug, sondern speichern auch individuelle Einstellungen, etwa der Sitze oder der Klimaanlage. Wobei es solche Ansätze aber auch schon bei einigen Premium-Automobil-Hersteller gibt. Land Rover beispielsweise hat eine Studie vorgestellt, bei der der Fahrer durch die Motorhaube schauen kann.
Die Entwürfe von Motor Trend sind sicherlich anregend, neue Informationen bieten sie jedoch nicht. Vor allem sind sie genauso wie die älteren Entwürfe der Auto Bild frei erfunden und basieren nicht auf Angaben von Apple.
8. Apple Auto als Kleinwagen für Carsharing ab 2019/2020
Die FAZ wiederum orakelte , dass das iCar als Kleinwagen für den Carsharing-Einsatz kommen dürfte. 2019 oder 2020 könnte es soweit sein. Das iCar alias Apple Auto würde man demnach also nicht kaufen oder vom Hersteller leasen, sondern von einem Carsharing-Unternehmen mieten und minutengenau abrechnen. Viele deutsche Hersteller wie BMW oder Daimler besitzen bereits eigene Carsharing-Unternehmen (DriveNow und Car2Go), setzen also auch auf diesen zusätzlichen Verwendungszweck für ihre Fahrzeuge.
Mit der Definition als „Kleinwagen“ weicht die FAZ aber etwas von den bisherigen Vermutungen ab. Diese sehen das Apple Auto wie gesagt eher als Mini-Van, also etwas größer gestaltet. Allerdings ist das auch eine Definitionsfrage, in jedem Fall dürfte es sich beim Apple Auto um ein kompaktes Fahrzeug mit vergleichsweise viel Innenraumplatz handeln.
Carsharing-Kleinwagen soll kein selbstfahrendes Auto sein
Besonders spannend: Das Apple Auto für das Carsharing soll nach dem obigen Bericht der FAZ weder teilautomatisiert noch vollautomatisiert sein. Diese Selbstfahr-Fähigkeit soll erst später dazu kommen.
Zumindest der Verzicht auf die Teilautomatisierung überrascht aber, denn das können bereits moderne Autos und nicht nur solche aus dem Premiumsegment. Tesla bietet bereits einen Auto-Piloten an, ACC, aktiver Spurhalteassistent oder Notbremsassistent findet man bereits in vielen Autos selbst von Volumenherstellern. Und Daimler geht mit der neuen Mercedes E-Klasse ebenfalls einen weiteren großen Schritt in Richtung selbst fahrendes Auto. VW experimentiert bereits mit vollautomatisch einparkenden Autos und Audi bringt 2017 den Stau-Piloten im A8 auf den Markt. Insofern klingt der Hinweis auf die fehlende Teilautomatisierung etwas merkwürdig.
9. Preis
Die geplante Marktpositionierung beziehungsweise das Preisniveau kennen wir nicht. Wobei hier das Premiumsegment zu vermuten ist, das Apple-Auto dürfte sich also als Konkurrent zu Audi, BMW, Mercedes-Benz, Lexus und Tesla verstehen und dementsprechend teuer sein.
Analysten machen derweil das, was sie am besten können: Sie spekulieren. Die Marktbeobachter von Jefferies & Co. kommen etwa zu dem Ergebnis, dass ein iCar 55.000 Dollar (knapp über 50.000 Euro) kosten könnte, wie US-Medien berichten. Das wäre günstiger als ein Tesla S oder X, aber teurer als ein Tesla Model 3 oder ein BMW i3 in der Grundausstattung. Zudem soll Apple 200.000 Stück davon im ersten Jahr verkaufen können.
Tesla hängt die Messlatte höher für Apple
Mit der Vorstellung des Model 3 für 35.000 US-Dollar setzt Tesla Apple aber unter Druck. Anders als die bisherigen Modelle Roadster, Model S und Model X zielt Tesla damit auf den Massenmarkt. Wenn Tesla sein neues Mittelklasse-Elektro-Auto wirklich Ende 2017 zu diesem Kampfpreis auf den Markt bringt, wird sich Apple mit seinem iCar am Tesla Model 3 messen lassen müssen.
10. Apple baut 1000-Mann-Team für Project Titan auf
Über 1000 Mitarbeiter soll das Auto-Team von Apple zwischenzeitlich umfasst haben. Auf Wikipedia findet man eine Liste von prominenten Personen, die angeblich bei Titan mitarbeiten. Apple-Chef Tim Cook betonte jedoch in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Fortune, dass es für Apple generell wichtig sei, sich immer wieder auszuprobieren. Und hunderte Leute an einem Projekt forschen zu lassen, würde noch nicht bedeuten, dafür “haufenweise” Geld auszugeben. Erst wenn man in Produktion gehe, wäre man einem Produkt auch verpflichtet. Mit anderen Worten: Cook bestätigte die Arbeit an einem iCar nicht, er dementierte das Projekt damals aber auch nicht.
Apple wirbt Akku-Experten ab
Weil es sich bei dem iCar vermutlich um ein Elektro-Auto handeln dürfte, passte die Meldung gut dazu, dass Apple Akku-Experten von einem anderen US-Unternehmen abgeworben habe. Das Abwerben der Akku-Experten drang an die Öffentlichkeit, weil der Batterieherstellers A123, von dem Apple die Akku-Experten abgeworben haben soll, Apple deswegen verklagte: Apple habe mindestens fünf wichtige Mitarbeiter aus der A123-Technik-Abteilung abgeworben, weil der US-Konzern eine eigene „große Batterieabteilung“ aufbauen wolle, die dann in Konkurrenz zu A123 Systems treten soll. Laut A123 würde das der Konkurrenzausschlussklausel widersprechen, die alle Mitarbeiter des Batterieherstellers unterschrieben hätten. Bereits seit Juni 2014 betreibe Apple laut A123 aggressive Taktiken zum Abwerben von Mitarbeitern. Die Beschäftigten hätten A123 Systems laut Unternehmensangaben unter „verdächtigen Umständen“ verlassen. Apple soll außerdem auch versucht haben, Mitarbeiter von Samsung Electronics, Panasonic, LG Electronics und Toshiba abzuwerben.
Diese abgeworbenen Experten würden das Team erweitern, das Apple aus eigenen Leuten zusammengestellt hat. So soll Apple einige erfahrene Manager der iPhone-Sparte für das Auto-Projekt abkommandiert haben. Auch einige Top-Designer von Apple sollen in dem neuen Team arbeiten.
Mercedes-Benz-Experte geht zu Apple…und weiter zu VW
Außerdem hatte Apple bereits 2014 mit Johann Jungwirth eine Führungskraft von einem Forschungs- und Entwicklungszentrum von Mercedes Benz im Silicon Valley abgeworben. Bei Mercedes kümmerte sich Jungwirth um die Entwicklung von Roboterautos und Telematikdiensten. Jungwirth ist allerdings im November 2015 zu Volkswagen weiter gezogen. Bei VW soll Jungwirth die Digitalisierungsstrategie vorantreiben.
Experten von Chrysler und Ford
Mit Doug Betts hat Apple außerdem einen ehemaligen Chrysler-Manager engagiert. Betts hatte zuvor schon für Toyota und Nissan gearbeitet. Von Nvidia wiederum konnte Apple aber Jonathan Cohen abwerben. Cohen ist Experte für Maschinenlernen, was gut zu einem autonom fahrenden Auto passt.
Apple wirbt zudem immer wieder Experten von Ford ab. So wechselte im Mai 2016 mit Todd Gray ein Ford-Mitarbeiter zu Apple, der zuvor bei Ford für die Entwicklung der Maschinen verantwortlich war, die die Aluminium-Karosserie für den Pickup F-150 produzieren. Bereits im September 2015 wechselte die Ford-Mitarbeiterin Aindrea Campbell zu Apple, die bei Ford mit dem Karosseriebau befasst war und zuletzt ein Team leitete, das sich mit dem Leichtmetalleinsatz bei Fahrzeugen beschäftigt.
Experte für Satellitennavigation
Wie Bloomberg zudem erfahren hat , heuerte Apple bereits im Oktober 2015 den Experten für Satellitennavigation Sinisa Durekovic an, der bereits für BMW und Mercedes-Benz Lösungen für Autonavigationssysteme entwickelt hat. Welchen Posten der Softwareingenieur bei Apple genau bekleidet und was seine Aufgaben sind, ist zwar nicht bekannt, doch wird sich Durekovic mit seiner Expertise wohl kaum um die Weiterentwicklung von iTunes kümmern. Laut Linkedin ist Durekovic im Bereich “Digital Maps Systems” bei Apple tätig. Durekovic gibt an, dass seine Expertise bei den Navi-Systemen, digitalen Karten und Fahrkontroll-Systemen liegt. Zu diesem Themenbereich passt auch die Einstellung von Dan Dodge. Dodge war Mitentwickler von QNX und CEO von QNX (siehe unten Punkt 13).
Apples Pressesprecherin wollte gegenüber Bloomberg den Bericht nicht kommentieren, doch selbst bei einer Bestätigung Apples wäre Durekovics Einstellung kein endgültiger Beweis für ein in Cupertino entstehendes (selbstfahrendes) Automobil, seine Fähigkeiten könnten auch bei der Weiterentwicklung von CarPlay eine wesentliche Rolle spielen. Apple setzt sich aber in jedem Fall intensiv mit Verkehrstechnik und Dienstleistungen auseinander, im Mai 2016 war ein Milliarden-Investment in den chinesischen Uber-Konkurrenten Didi Chuxing bekannt geworden.
11. Leitung von Project Titan: Erst Zadesky…
Das gesamte Auto-Team unterstand zunächst wohl Steve Zadesky, der bis 1999 für Ford gearbeitet hat und im März 1999 zu Apple wechselte. Dort hat er an den Produkten iPod und iPhone gearbeitet. Steve Zadesky gab die Leitung von Project Titan aber mittlerweile ab. Das Wall Street Journal berichtet, dass Zadesky aus persönlichen Gründen Apple verlässt. Zadesky müsse also nicht wegen fehlender Performance gehen. iPod-Erfinder Tony Fadell sieht in Zadeskys Abgang einen schweren Verlust für Apple.
Wie Bloomberg betont, ändere das Ausscheiden von Zadesky nichts an der Fortführung des Auto-Projekts. Allerdings scheint es laut dem Wall Street Journal durchaus Probleme zu geben; so sollen einige Mitglieder von Project Titan Zweifel daran geäußert haben, dass man die Deadlines von Apple einhalten könne. Angeblich soll Apple für sein Auto-Team sogar einen Einstellungsstopp verhängt haben, wie Applesinsider berichtet. Das Project Titan befände sich an einem Scheideweg, heißt es weiter.
Jony Ive, Design-Chef bei Apple, habe die bisherige Arbeit des “Titan-Teams” analysiert. Er sei unzufrieden mit dem Vorankommen des Projekts. Unklar ist, ob das Ausscheiden von Steve Zadesky eine Folge dieser “Unzufriedenheit” ist.
…und dann Bob Mansfield
Laut eines Berichts des Wall Street Journals hat Apple seinen beinahe legendären Hardwareingenieur Bob Mansfield in die Verantwortung für das ominöse Project Titan genommen. Mansfield war 1999 zu Apple gekommen und hatte bei zahlreichen Hardwareprojekten die Leitung innegehabt. Zuletzt war es etwas ruhiger um Mansfiled geworden, er hatte im Hintergrund aber die Verantwortung für spezielle Projekte übernommen, zuletzt für die Apple Watch. Mansfields Ernennung, die Apple offiziell genau so wenig bestätigt hat wie überhaupt die Existenz des Projects Titan, würde zeigen, dass es der Mac-Hersteller mit der Entwicklung ernst meint.
Bob Mansfield – Der Frührentner bei Apple
Mansfields Abteilung soll aus drei Aufgabenbereichen bestehen: Dem Software-Team unter John Wright, der für Sensoren zuständigen Abteilung von Benjamin Lyon und den Hardware-Ingenieuren von D.J. Novotney. Laut Bloomberg arbeiten Hunderte von Ingenieuren am Project Titan.
Apple wirbt Rennsport-Experten von Porsche ab
Das Manager Magazin berichtet, dass der bekannte Sportwagen-Hersteller Porsche Ende 2016 einen führenden Entwickler an Apple verloren hat: Alexander “Alex” Hitzinger. Hitzingers LinkedIn-Profil nennt als aktuellen Arbeitgeber „A Technology Company“ in der „San Francisco Bay und Umgebung“. Das Manager Magazin will erfahren haben, dass damit Apple gemeint ist.
Zuvor hatte der in Passau geborene Maschinenbau-Ingenieur bei Porsche, Red Bull und Cosworth sowie bei Toyota Motorsport gearbeitet. Also durch und durch eine Rennsport-Karriere. Bei Porsche arbeitete der Niederbayer als Technischer Direktor für die Langstrecken-Weltmeisterschaft in Le Mans. Der Porsche 919 Hybrid fuhr dort 2015 und 2016 den Sieg ein.
Mit der Hybrid-Technologie aus dem Porsche 919 Hybrid bringt Hitzinger wertvolle Erfahrung mit zu Apple. Diese hat allerdings weniger mit dem Thema autonomes Fahren, als vielmehr mit den Themen Motorleistung, Hybrid und Elektro-Antrieb zu tun.
Kurskorrektur und Entlassungen
Seit September 2016 verdichten sich die Anzeichen, dass Apples ehrgeiziges Projekt nicht so recht vom Fleck kommt. Während IT-Größen wie Google, Tesla und Uber sowie etablierte Automobil-Hersteller wie Audi, BMW und Daimler ganz offen selbstfahrende Autos erproben, hüllt sich Apple über seine genauen Ziele in Schweigen. Und korrigiert laut einem Bericht der New York Times Teile seines Auto-Projektes. Demnach soll Apple Dutzende von Mitarbeitern, die mit dem Apple Auto beschäftigt waren, entlassen haben. Die New York Times will das von drei Personen erfahren haben.
Schon im Sommer waren Gerüchte kursiert, Apple stelle sein Projektteam, das an einem selbstfahrenden Auto arbeite, neu auf und konzentriere sich fortan weniger auf die Fahrzeugtechnik, dafür auf die Elektronik. Bob Mansfield sei dazu beauftragt, das Project Titan auf eine neue Straße zu bringen. Den Apple-Mitarbeitern wiederum soll gesagt worden sein, dass die Entlassungen Teil eines Neustarts des iCar-Projektes seien. Gemeint ist damit offensichtlich die von dem im Juli zum Projektleiter ernannten Bob Mansfield geplante Neuausrichtung: Statt ein ganzes Auto bauen zu wollen, scheint sich Apple nun auf die Entwicklung von Software für autonom fahrende Autos zu konzentrieren.
Später wiederholt Bloomberg die entsprechenden Meldungen und berichtet, dass Apple von den rund 1.000 im Project Titan versammelten Mitarbeiter “hunderte” entlassen oder mit anderen Aufgaben im Konzern betreut habe. Das Ziel sei kein eigenes Apple Car, sondern die für selbstfahrende Autos benötigte Software, gewissermaßen also eine Technologieplattform, die Apple an Fahrzeugbauer lizenzieren könnte. Cupertino wolle sich aber eine Hintertür offen halten und zu einem späteren Zeitpunkt womöglich wieder an einem eigenen Fahrzeug arbeiten. Die Entscheidung darüber, ob man bei der Software bleibe, selbst ein Automobil entwickle oder das Projekt ganz einstelle, solle Ende 2017 fallen. Apple habe vor allem erkannt, dass der Einfluss auf die Zulieferer im Fahrzeugbau geringer wäre, in Sachen Qualität wolle man aber keine Abstriche machen. Einen entsprechenden Strategiewechsel habe Bob Mansfield bereits im Sommer den beteiligten Mitarbeitern verkündet, dutzende Ingenieure hätten seither allein aus Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Projekts bei Apple gekündigt.
Laut New York Times soll auch Apple bereits mit autonomen Autos experimentieren. Allerdings nur auf abgesperrten Arealen.
Beim Elektroauto-Pionier Tesla bedient sich Apple ebenfalls bei seiner Suche nach geeignetem Personal. Womit wir beim nächsten Punkt sind: Apple und Tesla.
12. Apple und Tesla
Wie Tesla-Gründer Elon Musk verraten hat, wirbt Apple schon seit einiger Zeit Mitarbeiter von Tesla ab. Weil es sich bei den Abgeworbenen laut Musk um die Leute handeln würde, die Tesla gefeuert habe (also die „Nicht-Performer“), verspottete Musk Apple als Friedhof von Tesla. Immerhin wissen wir durch diese Äußerung Musks aber, dass Apple Auto-Experten sucht. Zumal Musk selbst das „iCar“ als den nächsten logischen Schritt für Apple ansieht. Und in einem BBC-Interview das Apple-Auto als „offenes Geheimnis“ bezeichnete.
Tesla verliert Top-Experten an Apple
Doch wenn man die Namen der von Apple abgeworbenen Tesla-Manager liest, dann zweifelt man daran, dass es sich dabei um Leute handelt, die Tesla nicht mehr brauchen konnte. Jamie Carlson ist ein konkretes Beispiel für einen Ex-Tesla-Mitarbeiter, der bei Apple gelandet ist. Carlson war Senior Engineer bei Tesla und dort als “Autopilot Firmware Manager” mit einer Funktion beschäftigt, die in Richtung autonomes Fahren geht.
Apple hat außerdem den Tesla-Spitzenmanager Chris Porrit abgeworben, der sich in Cupertino nun um “spezielle Projekte” kümmern soll. Porrit bringt wertvolle Erfahrungen ein, als Vize-Präsident für Fahrzeug-Entwicklung bei Tesla hatte er direkten Draht zum Chef Elon Musk und hatte sich mit diesem drei, viermal die Woche ausgetauscht, berichtet Business Insider. Schon vor seiner Zeit bei Tesla, wo er mit den Fahrzeugen Model S und Model X beschäftigt war, arbeitete Porrit in der Automobilindustrie und entwickelte bei Aston Martin den One-77.
Einen weiteren führenden Tesla-Entwickler, nämlich Robert Rose, schnappte sich dagegen Google. Robert Rose führte bei Tesla den Autopiloten zur Marktreife.
Tesla wirbt zwei Spitzen-Leute von Apple ab
Elon Musk mag zwar Apple als Tesla-Friedhof verspotten, doch das hält ihn nicht davon ab, gleich mehrere Top-Entwickler von Apple abzuwerben.
So wechselte im Januar 2017 Chris Lattner von Apple zu Tesla . Chris Lattner ist Programmiersprachen-Experte und hat als Senior Director, Developer Tools Department, wesentlich die Entwicklung von Apples neuer Programmiersprache Swift sowie von der Entwicklungsumgebung Xcode vorangetrieben. Lattner nahm bei Tesla die Rolle des VP Autopilot Software ein. Er ersetzte dort Jinnah Hosein als Verantwortlichen für die Entwicklung des Autopiloten von Tesla. Doch bereits im Juni 2017 endete Lattners Engagement bei Tesla wieder. Nur rund sechs Monate hielt es Lattner In Musks Unternehmen aus.
Außerdem schnappt sich Tesla Matt Casebolt von Apple. Casebolt ist jetzt Senior Director Engineering, Closures & Mechanisms bei Tesla. Casebolt war zuvor Director, Product Design bei Apple und hat in dieser Eigenschaft das Design des Mac Pro und des MacBook Pro mit Touchbar verantwortet. Sein Name wird in Zusammenhang mit über 50-Apple-Patenten genannt.
Soll Apple einfach Tesla kaufen?
Wenn Apple schon ein eigenes Elektro-Auto bauen will – was liegt da näher, als einfach Tesla zu kaufen? Und damit richtig viel E-Auto- und Batterie-Know-How, Teslas Produktionsstätten und Akku-Fabriken und das Image als E-Auto-Pionier mit einem Schlag ins Unternehmen zu holen? Das dachten sich auch einige Apple-Aktionäre, wie auch das Wirtschaftsmagazin Fortune.
Kurze Zeit nachdem die Öffentlichkeit von dem Project Titan im Februar 2015 erfuhr, wurde nämlich bekannt, dass einige Apple-Aktionäre Apple-Chef Tim Cook gedrängt haben sollen, Tesla zu kaufen. Erste Hinweise auf Gespräche zwischen Tesla und Apple hatte es bereits im Februar 2015 gegeben. Doch Cook sträubte sich und um dieses von einigen Apple-Aktionären geforderte Vorhaben wurde es wieder ruhig.
Eine Zusammenarbeit von Apple und Tesla ist aber auch weiterhin denkbar, auch wenn Musks Spott über Apple als Friedhof von Tesla nicht unbedingt für das beste Klima zwischen den beiden Unternehmen gesorgt haben dürfte.
13. Das spricht gegen ein Apple-Auto
Baut Apple überhaupt ein Auto? Apple und Auto, das klingt freilich spektakulär. „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ möchte man ausrufen, doch hat angeblich schon Steve Jobs über den Bau eines Autos nachgedacht . Wenn selbst Google, ein Unternehmen, das einst mit einer Suchmaschine für das Internet begann, mit einem eigenen Auto experimentiert: Warum sollte dann nicht auch Apple ein Auto bauen? Zeigt doch die Geschichte von Apple, dass es mit einer starken Vision, stetiger Lernbereitschaft und strategischen Zukäufen zur richtigen Zeit durchaus in der Lage ist, seine Kompetenzen stark zu erweitern.
Die Gerüchte um das Apple Car nehmen immer mehr an Fahrt auf, die bisher bekannten Puzzleteile könnten sich aber zu einem ganz anderen Bild zusammenfügen. Das Project Titan könnte sich schlicht und ergreifend nur um ein Infotainmentsystem drehen, das Apple komplett oder Komponenten dafür an Automobilhersteller lizenzieren will.
Mit Carplay ist Apple ohnehin schon den ersten Schritt in diese Richtung gegangen. Glaubt man der für Carplay veröffentlichten Liste der unterstützten Autos, so drängt Apple massiv und bei den meisten Herstellern in die Fahrzeuge (ausgenommen Toyota). Gelingt es Apple aber zu einem führenden Hersteller von Infotainmentlösungen für Automobile zu werden, würde Apple sich damit ein neues und wichtiges Geschäftsfeld erobern und zusätzlich die Verkaufszahlen des iPhones stützen. Dafür bräuchte Apple aber kein eigenes Auto mit dem damit verbundenen Riesenaufwand wie Entwicklung, das Bestehen von Crashtests, und der Aufbau eines Vertriebs- und Werkstattnetzes. Das käme der Gewinnmarge unmittelbar zu Gute und würde die Aktionäre erfreuen.
In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, wie viel Geld Apple allein mit dem App Store verdient. Gelingt es Apple also, sein Infotainmentsystem beziehungsweise seine Schnittstelle Carplay in möglichst vielen Fahrzeugen unterzubringen und von dort aus auch den Zugang zum App Store zu ermöglichen, dann kann Apple auf eine rollende Gelddruckmaschine zugreifen. Mit speziell auf den Einsatz im Auto optimierten Apps, beispielsweise für die OBD-Schnittstelle, die Verbrauchkontrolle, die Wartung oder das Entertainment im Auto.
Und dabei sind die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die die riesigen Datenmengen aus den teil-, hoch- und vollautonom fahrenden PKWs bieten, noch gar nicht berücksichtigt. Apple könnte in den Markt mit Telematikdiensten einsteigen und nicht nur intelligente Verkehrsinformationen liefern ( mit TomTom arbeitet Apple bereits bei der Apple-Karten-App zusammen ), sondern auch Car-to-X- und Car-to-Car-Dienste anbieten. Dass das iPhone dabei den Zündschlüssel ersetzt, dürfte sich von selbst verstehen.
Neben der Entwicklung von Infotainmentlösungen ist es auch denkbar, dass Apple Kompetenzen bei der Auto-Batterien-Herstellung aufbauen möchte. Denn Strom wird langfristig Benzin und Diesel als wichtigste Treibstoffquellen im Auto ablösen. Viel Know-How bei der Akku-Herstellung befindet sich aber im Fernen Osten, zum Beispiel bei LG und Samsung. Wenn Apple sich also zum Akku-Hersteller für Automobile mausert, dann würde das dem Gewinn und dem Aktienkurs von Apple gut tun.
In Zusammenhang mit der Frage, was Apple genau in Sachen Auto plant, ist auch die Erhöhung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (englisch: R&D) interessant. Denn Apple hat 2015 seinen Etat für Forschung und Entwicklung um 1,5 Milliarden US-Dollar erhöht. Allerdings muss diese Steigerung der Forschungsausgaben nicht zwangsläufig ein Indiz dafür sein, dass Apple an einem großen neuen Produkt arbeitet. Weil Apple seine Forschungsausgaben immer schon an den Umsatz gekoppelt hat: Steigt der Umsatz, steigen auch die Forschungsausgaben. In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis aus Umsatz zu R&D-Kosten allenfalls saisonal geändert.
Apple legt Fokus angeblich auf Selbstfahr-Technologien und autonomes Fahren
Die Vermutung, dass Apple nicht unbedingt ein eigenes Auto entwickeln will, sondern sich eher als Zulieferer modernster Technologien für die Automobil-Industrie sieht, bekam Ende Juli 2016 neue Nahrung. Apple hat nämlich einen ausgewiesenen Software-Experten angeheuert. Dabei handelt es sich um Dan Dodge. Dodge war Mitentwickler von QNX und CEO von QNX Software Systems und in dieser Position für die gesamte Automotive Software Division von Blackberry (das 2010 QNX von Harman kaufte) verantwortlich. Ende 2015 verließ Dodge Blackberry.
QNX ist ein Mikrokernel-Echtzeit-Betriebssystem auf Unix-Basis. Es ist für den Einsatz in Embedded Systemen gedacht und kommt in den Fahrzeugen verschiedenener Automobil-Hersteller wie beispielsweise Ford zum Einsatz.
Laut dem Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg soll Dodge bereits Anfang 2016 zu Apple gestoßen sein. Er soll sich bei dem nun von Bob Mansfield geführten „iCar“-Team vor allem um die Software für ein selbstfahrendes Auto kümmern. Damit soll bei Project Titan die Entwicklung von Technologien für autonom fahrende Autos stärker betont werden. Das LinkedIn-Profil von Dodge nennt QNX bis Dezember 2015 als letzten Arbeitsgeber. Für die Zeit danach gibt es bei LinkedIn keine Angaben.
Unter Mansfield, der direkt an Apple-Chef Tim Cook berichtet, stünde nun die Entwicklung der Technologie für ein selbstfahrendes Auto im Mittelpunkt, führt Bloomberg weiter aus. Das würde aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass Apple die Entwicklung eines eigenen Autos beendet habe. Doch Apple hält sich mit dieser Neu-Fokussierung mehr Optionen offen. So könnte Apple mit einem etablierten Automobil-Hersteller zusammenarbeiten oder einen Auto-Produzenten auch übernehmen, anstatt ein eigenes Auto zu bauen.
Ehemalige Blackberry-Mitarbeiter helfen Apple dabei, ein Betriebssystem für selbstfahrende Autos zu entwickeln, berichtet Bloomberg . Das Kuriose daran: Während Apple in der Vergangenheit jede Menge Mitarbeiter für das Project Titan nach Cupertino geholt und einen Großteil davon mittlerweile wieder weggeschickt hat, unterhält Apple in Kanada ein weiteres Forschungs- und Entwicklungszentrum. für das es Büro-Räume angemietet hat. Dieses ist am Rande von Ottawa im Vorort Kanata gelegen, in fußläufiger Entfernung von der Zentrale der Blackberry-Tochter QNX, die einer der führenden Hersteller von Automotivesoftware ist und von der Apple etwa zwei dutzend Mitarbeiter übernommen habe. Ein Team entwickle bei Apple ein Basis-Betriebssystem, so wie es iOS für iPhone und iPad ist, ein anderes die Anwendungen, die in Zukunft selbst fahrende Autos durch den Verkehr lotsen. Der ehemalige QNX-Mitarbetier Dan Dodge koordiniere die Arbeit der Ingenieure in Cupertino und Ottawa, heißt es weiter.
Dass Apple sich tatsächlich vom Bau eines eigenen Autos abwenden und stattdessen auf die Entwicklung von Software für selbstfahrende Autos konzentrieren köönte, zeigt ein Brief, den das Unternehmen an die Behörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) geschrieben hat. Darin beschreibt der Director of Product Integrity Steve Kenner, dass Apple “begeistert” Machine Learning einsetze, um automatisierte Transportsysteme zu entwickeln und intensiv in diese Richtung forsche. Die Software für die Vernetzung von Kraftfahrzeugen solle “rigiden Sicherheitsprinzipien” folgen, die aber nicht verhindern dürften, dass Unternehmen mit ihrer Technologie Fortschritte machten. Wichtig sei zudem auch, dass die Entwickler für die Verbesserung der Technik ihre Daten austauschten, ohne dabei aber die Privatsphäre der Nutzer zu gefährden. Apple wirbt in dem Schreiben auch dafür, dass etablierte Hersteller und Neueinsteiger von den Behörden gleichermaßen behandelt würden, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, der zu Innovationen führe.
Das Apple-Auto war auch Thema in der Analystenrunde im Anschluss an die Bekanntgabe von Apples Quartalsbilanz Q4 15/16 . Auf die Frage von Gene Munster (Piper Jaffray), wie stark Apples Interesse am Auto ist, antwortete Tim Cook nur ausweichend. Apple sehe sich immer wieder Technologien an, die interessant genug sind, um die bekannte Nutzererfahrung Apples darauf auszuweiten und das Automobil als solches sei ein interessanter Bereich. Doch könne er keine Gerüchte kommentieren und habe auch nichts Neues anzukündigen.
Im April 2017 äußerte Citroën-CEO Linda Jackson die Vermutung, dass Apple kein eigenes Auto entwickeln werde.
14. Das spricht für ein Apple-Auto: Umbrüche in der Automobilindustrie
Es gibt aber auch gute Gründe, weshalb sich Apple vielleicht doch auf das neue Feld der Automobil-Herstellung wagen könnte. Denn in der Automobil-Branche stehen zwei große Umbrüche bevor, die das Automobil grundlegend ändern werden: Der Umstieg von Verbrennungsmotoren zu Elektromotoren und die Einführung des autonomen, selbst fahrenden Autos. Beide Bereiche sind selbst für die etablierten Automobil-Hersteller noch weitgehend Neuland. Bei E-Autos gibt es noch überhaupt keinen Hersteller, der schon mehrere Millionen Exemplare davon auf die Straße gebracht und damit in große Erfahrung gesammelt hat. Allenfalls mit Hybridantrieben hat ein einziger Hersteller schon in größerem Umfang Erfahrung gesammelt: Toyota mit dessen Premium-Tochter Lexus.
Bei der Forschung zum autonomen Fahren sind vor allem die deutschen Premium-Hersteller sowie Google führend. Google schickt seit langer Zeit selbstfahrende Autos über die Straßen, seit 2015 ist auch das Google-Koala-Auto unterwegs. Das entpuppt sich derzeit aber noch als Sicherheitsrisiko und Verkehrshindernis. Doch in erheblich größerem Maße können Audi, BMW und Mercedes-Benz mit ihren bereits jetzt erhältlichen Assistenzsystemen wie Notbremsassistent, ACC, Spurhalteassistent und Spurwechselassistent sowie Umfeldbeobachtungssystemen Erfahrungen sammeln. Audi, Mercedes-Benz und BMW erproben auch bereits selbstfahrende Autos.
Trotzdem gibt es noch kein serienreifes selbst fahrendes Auto – auch wenn Tesla einen Auto-Piloten per Software-Update ausgeliefert hat und Audi demnächst im A8 einen Stau-Piloten einführt. Apple hätte also sowohl beim Thema E-Auto als auch beim autonomen Auto die Chance, von Anfang an mit dabei zu sein.
Dafür, dass Apple tatsächlich ein eigenes Auto plant, könnte auch das Auto-Testgelände GoMentum Station sprechen, das Apple gepachtet haben soll. Dort soll es auch Test-Bereiche für selbst-fahrende Autos (Autonomous Vehicle) und vernetzte Autos (Connected Vehicle) geben.
15. Wann kommt das Apple Auto?
In den Gerüchten war zunächst von dem Jahr 2019 die Rede, beispielsweise will das Wall Street Journal erfahren haben. Wieder andere Medien sprachen von 2020. Mittlerweile wird sogar vermutet, dass das Apple Car nicht vor 2021 serienreif werden dürfte, wie die Technik-Nachrichtenseite “The Information” berichtet. Das Erscheinen eines Produkts – ob es sich dabei um ein Auto oder nur um eine Komponente wie eine Selbstfahr-Technologie handelt, bleibt offen – habe sich demnach bis mindestens 2020/2021 verschoben. Für die Verzögerungen sollen verschiedene Gründe verantwortlich sein, wie wiederum Bloomberg von Insidern erfahren haben will: Personelle Abgänge, technische Verzögerungen und Unklarheiten über das eigentliche Ziel von Project Titan.
Wirklich relevant sind diese Spekulationen um eine konkrete Jahreszahl aber nicht: In jedem Fall dürften noch einige Jahre vergehen, bis das Apple-Auto auf den Straßen rollt.
16. Zulieferer
Apple muss sich zwangsläufig Kooperationspartner und Zulieferbetriebe für sein Auto suchen, wenn es denn ein eigenes Auto bauen will. Denn das riesige und über viele unterschiedliche Themenfelder gehende Fachwissen, das man für den Bau eines Autos benötigt, kann kein Unternehmen allein aufbauen.
Hier kommen Unternehmen wie zum Beispiel Delphi (USA), Bosch oder Continental (beide Deutschland) in Frage. Zumal zu Continental auch die Auto-Softwareschmiede Elektrobit gehört (Deutschland). Eventuell könnte sich auch ZF Friedrichshafen als Zulieferer für Apple anbieten. Auch viele Zulieferbetriebe aus Fernost scheinen auf das iCar ihre Hoffnungen zu setzen.
Apple und Google fragen bei ElringKlinger an
Es war zwar nur eine Randnotiz in den Wirtschaftsnachrichten, doch sie dürfte so manchen Kenner der Automobil-Szene elektrisiert haben: Apple und Google sollen bei ElringKlinger, einem Automobil-Zulieferbetrieb aus Baden-Württemberg, angefragt haben.
ElringKlinger ist wichtiger Automobil-Zulieferer
Die ElringKlinger AG entwickelt und fertigt für zahlreiche Automobilhersteller Zylinderkopfdichtungen und Spezialdichtungen sowie Kunststoff-Leichtbauteile und Abschirmteile für Motor, Getriebe, Abgassystem und Unterboden. Bei den Zylinderkopfdichtungen reklamiert ElringKlinger die weltweite Marktführerschaft für sich. Wenn also bei Ihrem Auto mal der – teure – Austausch der Zylinderkopfdichtung fällig ist, dann sollten Sie an ElringKlinger denken…
Batterien-Fertigung für Elektro-Autos
Zylinderkopfdichtungen sind nun ein geradezu klassischer Bestandteil konventioneller Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Doch für ElringKlinger, das zuletzt mit rückläufigen Gewinnmargen zu kämpfen hatte, ist es besonders wichtig, sich für die Zukunft des Automobils erfolgversprechend aufzustellen, denn der Umstieg von Autos mit Verbrennungsmotor zum Elektro-Auto wird die Zulieferbranche vor ganz besondere Herausforderungen stellen.
Elektro-Autos brauchen neben gewichtsparendem Leichtbau vor allem eines: leistungsfähige Akkus. Ausgerechnet in der Automobil-Hochburg Deutschland fehlt derzeit aber eine Zellenproduktion für Auto-Akkus. Lediglich die Endmontage von Akkus kann derzeit in Deutschland gestemmt werden, die für diese Akkus erforderlichen Batteriezellen kommen aber aus Fernost, von Unternehmen wie LG, Panasonic oder Toshiba. In der deutschen Politik und in Industriekreisen gibt es deshalb seit einiger Zeit eine Diskussion darum, wie man die Zellfertigung rentabel wieder in Deutschland aufnehmen könnte.
ElringKlinger engagiert sich bereits in der Batterienfertigung für Automobile als Komponentenlieferant und liefert unter anderem Teile an BMW. Diesen Bereich will ElringKlinger ausbauen und künftig komplette Batterien produzieren. In drei bis fünf Jahren könnte es so weit sein. Dafür sucht das Unternehmen nun einen Zellen-Lieferanten – natürlich wieder in Asien.
Leichtbauteile für Türverkleidungen und Armaturenträger
Doch zurück zu Apple und Google. Die ARD schreibt über ElringKlinger: „Dass viel Musik in diesem Geschäft sei, zeigten Anfragen von Google und Apple. ElringKlinger sei mit den großen Spielern aus dem Silicon Valley, die mit ihren Autobau-Plänen die traditionelle Autoindustrie aufmischen, im Gespräch.“
Apple soll allerdings nicht wegen Akkus, sondern wegen Leichtbauteilen für Türverkleidungen und Armaturenträger bei ElringKlinger angefragt haben. Kunststoffteile für Autos fertigt das südwestdeutsche Unternehmen bereits. Konkret handelt es sich dabei um Cockpitquerträger und Frontendträger aus Polymer-Metall-Hybriden, Motor- und Getriebeträger aus glasfaserverstärkten Thermoplasten sowie Strukturbauteile aus Organoblechen.
ElringKlinger wird die Anfragen von Apple und Google sicherlich sorgfältig prüfen, denn vor kurzem ist ein anderer deutscher Automobil-Zulieferer, nämlich der oberbayerische Hörbiger Automotive Comfort System, kläglich damit gescheitert, sich als Türenlieferant für Teslas Model X zu profilieren. Es bleibt also abzuwarten, was an diesem von ElringKlinger selbst gestreuten Gerücht wirklich dran ist. Bisher hat ElringKlinger damit zwei Sachen erreicht: Man spricht über den Zulieferer. Und dessen Aktienkurs zog an.
17. Mögliche Produzenten
Beim Thema Kooperationspartner ist eine andere Frage als nur die nach Zulieferbetrieben spannend. Nämlich: Ob Apple das Auto überhaupt selbst baut – wie Tesla – oder es nicht bei einem etablierten Automobil-Hersteller produzieren lässt. Bei einem Automobil-Produzenten, der bereits über die nötige Infrastruktur wie Montage-Hallen, Industrieroboter und Logistikzentren mit Anbindung an Eisenbahn und Straßen verfügt. Und dessen Vertriebskette mit Autohäusern vor Ort Apple gleich mit nutzen kann – sofern Apple das iCar nicht nur online sowie in seinen Apple Stores (dort vielleicht mit Hilfe von VR-Brillen und Showrooms, in denen das iCar als virtuelle Realität gezeigt wird) verkaufen möchte, was bei einem Auto aber unwahrscheinlich ist. Weil nun einmal keine noch so gute VR-Simulation die Sitzprobe, den Haptik- und Ergonomie-Check sowie eine Testfahrt ersetzen kann.
Galerie: Alle Auto-Tests im Überblick
In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, dass Apple ja auch seine ganze bisherige Hardware nicht selbst produziert, sondern diese in China zum Beispiel bei Foxconn fertigen lässt. Apple ist also schon bei Mac, iPhone und iPad kein Hardware-Produzent, wieso sollte es Apple dann bei einem viel aufwändiger zu produzierenden Gerät wie einem Auto werden?
Da es sich bei allen Apple-Produkten um hochpreisige Premiumprodukte handelt, ist es nahe liegend, an einen etablierten Premium-Automobil-Hersteller als Auftragsfertiger des iCars zu denken. Hier fallen automatisch die Namen Audi, BMW, Mercedes-Benz und vielleicht auch Lexus (Infiniti, die Luxus-Marke von Nissan, dürfte dagegen zu wenig bekannt sein). Ebenfalls im Premiumsegment sind Land Rover und Jaguar angesiedelt, die einem indischen Investor gehören. Auch Volvo, das in chinesischen Händen ist, positioniert sich preislich höher als die Volumenhersteller wie VW, Ford oder General Motors/Opel sowie Toyota.
Apple sprach mit McLaren
Im September 2016 berichtete die Financial Times , dass Apple mit McLaren Gespräche führen würde über die Übernahme der McLaren Technology Group. Alternativ würde Apple laut diesem Bereich eventuell auch nur über eine Beteligung an McLaren nachdenken. Ein Unternehmenssprecher von McLaren dementierte zunächst einmal, dass es Gespräche über ein Investment von Apple bei McLaren gegeben habe.
Während Cupertino in üblicher Weise dazu geschwiegen hat, bestätigt McLaren dann gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters aber schließlich doch, dass es lockere Gespräche gegeben habe. Während man aber von anderen Firmen konkrete Angebote erhalten habe, habe Apple kein solches abgegeben. Apple habe vorbeigeschaut und man habe geredet, verrät McLaren-Chef Mike Flewitt. Dabei ging es darum, was Apple mache und das, was McLaren mache. Ein konkretes Angebot sei aus den Gesprächen nicht erwachsen, Apple wollte sich einfach nur umschauen. Über die Details der Unterhaltungen schweigt jedoch auch Flewitt – McLaren hat bisher jedwedes Übernahmeangebot abgelehnt.
18. Baut BMW das iCar zusammen mit Apple?
Ein deutscher Premium-Automobil-Hersteller wurde 2015 immer wieder mit Apple in Verbindung gebracht: BMW. Der Bayerische Automobil-Produzent bevorzugte bei seinem eigenen Infotainmentsystem ConnectedDrive von Anfang an das iPhone. Dann kam erstmal nichts. Den Android-Support schob BMW erst ab Sommer 2013 hinterher. Bis heute ist die Android-Unterstützung aber nicht so umfassend wie beim iPhone, wie man beispielsweise auch beim Mini sieht, der deutlich weniger Android-Apps als iPhone-Apps unterstützt.
Was aber ist an den Gerüchten über eine Zusammenarbeit zwischen BMW und Apple dran? Apple-Chef Tim Cook hat schon 2014 das BMW-Werk in Leipzig besucht. Dort fertigt BMW den BMW i3, sein erstes Elektro-Serienauto. Der i3 unterscheidet sich bei Karosserie-Optik und Innenausstattung deutlich von herkömmlichen Fahrzeugen. Und er ist eben grundsätzlich ein Elektro-Auto, auch wenn es mit dem BMW i3 REX eine Version mit zusätzlichem Verbrennungsmotor gibt. Zudem ist der i3 dank eingebauter SIM-Karte und ConnectedDrive samt dazu passender Smartphone-App nach derzeitigem Stand der Technik voll vernetzt. Der i3 würde also grundsätzlich gut zu Apples Premiumanspruch passen – auch aufgrund seines hohen Preises, der eine Anschaffung des i3 unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten derzeit sinnlos macht. Auch die Experten von Forbes sehen das Premium-Image von BMW und den technologischen Anspruch des i3 als Argument für eine Zusammenarbeit. Zeitlich könnte ein iCar auf der Basis des BMW i3 gut zum übernächsten Facelift des i3 passen. Denn dieses dürfte für 2019 anstehen.
Das Manager Magazin wollte dann erfahren haben, dass die Karbon-Karosserie des i3 die Basis für das Apple Auto bilden könnte. BMW fertigt die i3-Karosserie sehr aufwendig und teuer aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, das Fahrwerk besteht aus Aluminium.
Der „Auto Motor und Sport“ zufolge imponiere Apple, „dass BMW beim Bau eines Elektroautos mit dem i3 einen ganz neuen Weg gegangen ist.” Apple fand das kompromisslose Vorgehen von BMW, das sich doch deutlich von der zögerlichen Vorgehensweise von Audi, VW oder Mercedes-Benz unterscheidet und eher dem Weg von Tesla entspricht, „mutig“. Das soll ein BMW-Manager gegenüber der AMS gesagt haben.
Als wir 2015 bei BMW wegen der Zusammenarbeit mit Apple beim iCar nachfragten, antwortete uns BMW-Pressesprecherin Silke Brigl folgendermaßen: „BMW spricht regelmäßig mit Unternehmen aus der Telekommunikations- und IT-Branche“ und „dazu zählt auch Apple – es geht dabei um Fragen der Fahrzeugvernetzung (BMW ConnectedDrive)”. Reuters will erfahren haben, dass die Gespräche in Sande verlaufen seien, weil BMW sich nicht mit der Rolle zufrieden geben wolle, nur ein Zulieferer von Apple zu sein.
Apple kommentierte die Gerüchte überhaupt nicht.
Für eine Zusammenarbeit von Apple und BMW sprechen aber auch einige Vorteile. BMW könnte von einem riesigen Image-Schub profitieren und neue – jüngere – Zielgruppen erschließen. Gerade jüngere Menschen, vor allem in Großstädten, wenden sich immer mehr vom Auto als Statussymbol ab und verzichten ganz auf ein eigenes Fahrzeug. Hier müssen die Automobil-Hersteller gegensteuern und ein Image-trächtiges iCar von BMW wäre dafür perfekt. Das Apple-BMW-i3-iCar könnte man dann vielleicht im Apple-Store kaufen und in den BMW-Werkstätten warten und reparieren lassen. Apple müsste dann – im Unterschied zu Tesla – keine eigene Infrastruktur für Vertrieb, Wartung und Reparatur aufbauen.
19. Auto-Experten forschen für Apple in Berlin
Die FAZ berichtet in ihrer Online-Ausgabe, dass Apple mitten in Berlin ein „geheimes“ (O-Ton FAZ) Entwicklungslabor betreibe. Und dafür Auto-Experten von namentlich nicht genannten deutschen Automobil-Konzernen angeworben habe. Die FAZ will das „aus informierten Kreisen erfahren“ haben. Außerdem soll Apple bereits konkrete Pläne dazu haben, „wann und wie das iCar auf dem deutschen Markt eingeführt wird.“
Die Anwerbung deutscher Automobil-Experten passt zu der bekannten Tatsache, dass Apple schon seit längerer Zeit Automobil-Experten aus den USA und Europa für sein Projekt Titan anwirbt. Demnach sollen zirka 15 bis 20 Männer und Frauen in dem Berliner Labor arbeiten: Ingenieure, Software- und Hardware-Experten und Vertriebsfachleute. Laut FAZ soll es sich dabei um „Hochkaräter aus der deutschen Automobilbranche“ handeln. Die überwiegend jungen Leute sollen das Auto der Zukunft entwickeln. Durch die Auswahl vor allem jüngerer Experten will Apple vermutlich vermeiden, dass klassische Vorstellungen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren und konventionellen Raum- und Fahrkonzepten die Entwicklung des iCars behindern.
Und wie kam Apple an die Experten? Laut FAZ sollen diese Fachleute in ihren bisherigen Automobilkonzernen nicht weitergekommen sein beziehungsweise sie wurden von ihren alten Chefs gebremst.
Die jungen Tüftler sollen nicht nur an technischen Fragen sowie Zulassungsfragen (hier dürfte es vor allem um die rechtliche Bewertung autonomer Fahrzeuge gehen) knobeln, sondern auch darüber nachdenken, mit wem Apple in Deutschland kooperieren könnte. Außerdem soll in Berlin eine Konkurrenzanalyse für die Bereiche Elektro-Auto und autonome Autos durchgeführt werden.
20. Magna als Produzent
Die FAZ nennt in ihrer Online-Ausgabe Magna als potenziellen Auftragsfertiger des Apple Autos. Das österreichisch-kanadische Unternehmen Magna ist nicht nur ein wichtiger und etablierter Zulieferer für die deutsche Automobil-Industrie, sondern fertigt(e) über sein Tochterunternehmen Magna Steyr in Österreich bereits jetzt komplette Autos wie den Mercedes G oder den BMW X3 und dem Mini Countryman und den Porsche Panamera. Magna Steyr ist ein renommierter Allradexperte, der durch den Wegfall der Mini-Produktion Ressourcen frei hat und dringend neue Aufträge benötigt.
Gespräche mit BMW und Daimler scheitern
Die kursierenden Gerüchte, dass Apple in Berlin ein Labor mit Experten aufbaut, die von deutschen Automobilkonzernen abgeworben wurden, und dass Apple das Apple Auto alias iCar beim Allrad-Experten und Auftragsfertiger Magna Steyr in Österreich produzieren lassen könnte, bekamen durch einen Bericht des Handelsblatts zusätzlichen Auftrieb. Das Handelsblatt schrieb, dass Apple bereits 2015 mit BMW über die Fertigung des iCars verhandelt habe. Als diese Gespräche zu keinem Ergebnis gekommen seien, soll Apple mit Daimler Verhandlungen aufgenommen haben. Auch diese Gespräche sollen aber ohne Einigung zu Ende gegangen sein. Deshalb würde Apple nun mit Magna über den Bau des Apple Autos sprechen.
Doch nicht nur die Verhandlungen also solche wären eine Neuigkeit. Aus der Meldung gehen nämlich auch Details zur Ausstattung des iCars hervor. So soll das iCar, über dessen Fertigung Apple mit BMW und Daimer sprach, „ein hoch vernetztes Elektroauto mit der Fähigkeit zum teilautonomen Fahren“ werden, wie Spiegel Online schreibt. Laut dem Bericht sollen die Gespräche zwischen Apple und den beiden deutschen Premiumherstellern an der Frage nach der Datenhoheit gescheitert sein. Apple wollte das iCar ganz fest mit der iCloud verbinden, BMW und Daimler hätten dagegen den Datenschutz betonen. Beide Automobil-Hersteller fürchteten sicherlich auch um ihre Eigenständigkeit.
Sylvia Heydt, Wirtschafts- und Finanzkommunikation von BMW, antwortete auf unsere Nachfrage zu dem Handelsblattbericht: „Gespräche mit Apple über eine mögliche Zusammenarbeit sind derzeit vielfach Stoff von Spekulationen. Wir kommentieren solche Spekulationen grundsätzlich nicht. Die BMW Group nimmt jeden Wettbewerber ernst und begrüßt es, wenn andere Anbieter auf dem Markt für Elektromobilität vertreten sind, da dies die Entwicklung der E-Mobilität generell voranbringt. Wir sehen die BMW Group durch ihre Innovationsstärke gut für die Zukunft aufgestellt.“
Hendrik Sackmann, Senior Manager Corporate Communications der Daimler AG, sagte uns gegenüber: “Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir uns zu Markt- und Medienspekulationen grundsätzlich nicht äußern.“
Nach dem Scheitern der Gespräche mit BMW und Daimer suchte Apple offensichtlich einen neuen Weg. Und der führt zu dem Stützpunkt in Berlin und zu Magna nach Österreich.
21. Das sagen Audi, Daimler, Nissan und zum iCar
Volkswagen und Daimler sowie auch Nissan sahen sich angesichts der iCar-Gerüchte zu einer Stellungnahme genötigt, deren Tenor lautet: Wir haben keine Angst vor dem Apple-Auto. Der über die VW-Abgas-Affäre gestürzte damalige VW-Chef Martin Winterkorn begrüßte sogar das Engagement von Apple und auch Google in Sachen Auto. Da Winterkorn hoffte, dass dadurch Autos auch bei jüngeren Menschen wieder mehr Akzeptanz finden würden.
Wenn davon die Rede ist, dass Apple mit deutschen Automobil-Herstellern über den Bau des iCars verhandelt, dann fällt zunächst einmal der Name BMW – siehe oben. Und dann kommt die Sprache auf Daimler/Mercedes-Benz. Von der dritten großen deutschen Premiummarke Audi ist dagegen nie die Rede. Ob hier der VW-Dieselskandal eine Rolle spielt?
Wir fragten also bei Audi zum Thema Apple Auto alias iCar nach. Michael Crusius, Pressesprecher Kommunikation Technologie / Innovationen von Audi, antwortete etwas wortkarg: „Da muss ich mich leider den Aussagen unserer Kollegen bei Daimler und BMW anschließen. Wir kommentieren keine Spekulationen über mögliche Kooperationen.“
Lesen Sie auf der nächsten Seite weiter. Wir befragten einen Automobil-Experten zum Apple Auto.
Peter Salzberger, Delivery Manager bei SQS Software Quality Systems AG , ist Automotive-Experte und berät Automobil-Hersteller in Qualitätsfragen u.a. für Infotainmentsysteme. In den letzten 16 Jahren führte Salzberger Projekte bei mehreren deutschen Automobilherstellern durch. Er befasst sich mit Entwicklungsprozessen in der Automobilindustrie und sammelte in den vergangenen Jahren umfangreiche Erfahrung in der Konzeption, Integration und Absicherung von IT-Technologien im Fahrzeug.

©Peter Salzberger
Wir hatten mit Peter Salzberger im Jahr 2014 einen spannenden Chat zum Thema “Das Auto der Zukunft” durchgeführt. 2015 befragten wir Salzberger nach seiner Einschätzung zum Apple-Auto.
Redaktion: Was sollte das Apple Car können?
Salzberger: Für Apple dient das iCar vermutlich in erster Linie als weitere Vertriebsplattform für Software und Apps. Damit verdient Apple bereits jetzt richtig viel Geld. Außerdem dürfte das iCar eine hervorragende Datenquelle für Apple sein. Daten wiederum sind ebenfalls bares Geld, sei es für gezielte Werbeeinblendungen, für Kooperationen mit Autoversicherern oder für andere neue Geschäftsmodelle.
Das Apple Auto sollte daher alle Anwendungen unterstützten, die im iOS-Umfeld angeboten werden. Das Auto selbst liefert Apple zusätzliche Kundeninformationen wie Bewegungs- und Aufenthaltsprofile, aber auch weitere Nutzerinformationen aus dem Bereich Infotainment und Kommunikation. Die Backend-Systeme greifen diese Informationen auf und verarbeiten sie in Big-Data-Systemen beziehungsweise erzeugen neue Information über Business Intelligence. So könnte Apple zusätzliche Produkte anbieten, bis hin zu digitalen Service-, Versicherungs- oder Dienstleistungsprodukten, die “over the air” (OTA) auf das Fahrzeug gespielt werden. OTA kommt heute bereits für Software-Updates zum Einsatz.
Anmerkung der Redaktion: VW plant künftig Updates für die Software seiner Infotainmentsysteme ebenfalls kabellos auszuspielen.
Welche Karosserieform und Größe könnte am ehesten passen?
Salzberger: Apple wird die Designsprache des Apple-Autos an seine aktuellen Produkte anlehnen: klare Formen und Konturen, hochwertige Materialien, nutzerfreundliche Dimensionen. Auf das Auto bezogen könnte das eine kleine (smarte) bis mittlere Größe für den Einsatz in Ballungszentren bedeuten. Also ein iCar, mit dem man auch in kleinen Parklücken noch Platz findet und flotte Ampelstarts hinlegen kann. Und wieselflink im dichten Stadtverkehr unerwegs ist. Das Apple-Auto dürfte ein eher innovatives und modernes Design besitzen, z.B. ähnlich BMW i3, Lotus Ethos, Nissan Sway.
Wie könnte es sich von der bereits existierenden Konkurrenz (Tesla, Audi, BMW, MB, Lexus) oder der in einigen Jahren erscheinenden Konkurrenz abheben?
Salzberger: Wir erwarten im iCar Vollvernetzung, große Displays auf der iTafel, gegebenenfalls AuLED- oder OLED-Technologien, perfektionierte Touch-, Gesten- und Spracheingabe (Siri Advanced). Um Innovation zu zeigen, aber auch Kosten zu sparen, dürfte Apple mehr Funktionen per Software statt über Hardkeys bedienbar machen. So wie es Tesla derzeit vormacht: nur noch zwei Schalter für Warnblinker und Handschuhfach. Dazu Perfektionierung von Apple Karten mit Augmented Reality Funktionen.
Dazu könnte man sich die Auswertung von kartenbasierten Höhenprofilen für den energiereduzierten Segelbetrieb vorstellen. Oder fahrerbezogene Werbepopups im großflächigem Headup-Display in der Windschutzscheibe (z.B. je nach konfiguriertem Benutzerwunsch) für Preisangebote von Fastfoodketten, Bekleidung, usw. Aber auch erweiterte Social-Media-Funktionen wie WhoAmI, WhereIAm, und Motivations-Hinweise zur Fahreffizienz (Efficiency Contest), sowie CarSharing Live (wer fährt gerade in meiner Nähe und wohin und nimmt mich mit?). Außerdem Informationen dazu, wo sich die meisten verfügbaren Ladestationen auf meiner Strecke befinden.
Dazu noch erweiterte Echtzeitverkehrsinformationen: Wenn fünf Apple-Auto-Nutzer auf der A3 stehen, ist dort offensichtlich ein Stau. Das wird dann direkt an andere Apple-Autos weitergeleitet, damit diese den Stau umfahren können.
(Anmerkung der Redaktion: Derzeit melden iPhones solche Stauinformationen an die Server von TomTom, die diese dann im Rahmen ihrer Echtzeitverkehrsinformationen an ihre Kunden weitergeben. Das beinhaltet aber eine gewisse zeitliche Verzögerung und geht eben nicht direkt von Auto zu Auto, sondern über zentrale Server.)
Welches Antriebskonzept ist zu erwarten: Elektro (mit Allrad) oder Hybrid oder Wasserstoff?
Mittel- und langfristig dürfte ein Elektro-Antrieb aufgrund der aktuellen Technologien und der politischen Vorgaben das Mittel der Wahl sein. Aufgrund Kosteneinsparung ist eher nicht mit Allradantrieb zu rechnen (der zu höherem Gewicht, mehr Verbrauch und Verschleiß führt). Bei der Fahrleistung ist die Reichweite wichtiger als die PS-/kW-Zahl, die Geschwindigkeiten dürften bei maximal 140 km/h abgeregelt werden. Ein niedriger cw-Wert, der durch glatte Oberflächen, dem Weglassen von Kanten, Fugen, sowie der Verwendung von schmalen Reifen mit großem Durchschnitt erreicht wird, ist beim Apple Auto sicherlich besonders wünschenswert.
Wasserstoff ist aufgrund der kaum gegebenen Verfügbarkeit, dem zumindest theoretischen Gefahrenpotential, dem hohen Tankgewicht sowie auch wegen der hohen Kosten für Materialien noch in zu weiter Ferne.
Sollte das Apple Car zwangsläufig ein autonom fahrendes Fahrzeug sein?
Im Gegensatz zu den üblichen Nutzereinschränkungen im iOS-Umfeld und der unterschiedlichen Gesetzgebung im EU-Raum, in den USA und Asien muss Apple ein vollfunktionstüchtiges autonom-fahrendes Fahrzeug anbieten, welches auf manuelle Steuerung umschaltbar ist. Der Spaß am (Selbst-)Fahren sollte beibehalten werden, was Apple wahrscheinlich so sehen wird – und der Gesetzgeber weiterhin fordern wird.
Mit „den üblichen Nutzereinschränkungen im iOS-Umfeld“ meint Salzberger die Bevorzugung von AAC. Andere Formate wie MP3 müssen immer wieder zusätzlich und umständlich eingestellt werden, zum Beispiel bei der Konvertierung von Audi-CDs. Oder dass die Music App keine NAS oder andere Filesysteme zulässt, nur iTunes und lokale Musikdateien. Oder dass iOS kaum individualisierbar ist beziehungsweise das nur nach einem Jailbreak möglich ist.
Wer käme als Kooperationspartner in Betracht und wo wird das Apple-Auto gebaut?
Ein OEM mit langjährigem Fahrzeug-Know-How und hohen Qualitätsstandards (Modelle mit 5-Euro-NCAP-Sternen) dürfte sich als Produzent des iCars anbieten. Wenn man die amerikanische Politik derzeit betrachtet, wird auch Apple primär nach amerikanischen OEMs Ausschau halten, um Know-How und Reputation im Land zu lassen. Berücksichtigt man die Antriebstechnologien, so könnte Tesla ein Kandidat sein. Hierbei könnte die Akku-Technologie eine Rolle spielen. Tesla-Chef Elons Musk plant sowieso ein Gigawerk 2 und 3 neben dem bereits bestehenden Werk 1. Die notwendigen Grundstücke hat er bereits gekauft.
Aber auch einer der großen amerikanischen Konzerne wie Chevrolet, GM oder Ford könnte sich für Apple anbieten. Die Produktion von Zuliefer-Komponenten könnte in China, Indien stattfinden, der Zusammenbau dann in den USA.
(Anmerkung der Redaktion: Tesla will in drei Jahren in China Fahrzeuge fertigen lassen.)
Auf welchen Preis-Level wird sich das Apple Car bewegen?
Als Apple-Produkt dürfte das iCar in der höheren Preiskategorie ab 45.000 bis 70.000 Euro angesiedelt sein, je nach Konfiguration und Ausstattung. Dafür könnte es staatliche Förderungen, Stromgutscheine beziehungsweise die Möglichkeit zum kostenlosen Stromaufladen (ähnlich wie bei Tesla) und Leasingangebote geben, um Apples Preisniveau nicht zu destabilisieren.
Sinnvoll wäre ein Start mit zwei Modellen: ein Zweisitzer und ein Vier- bis Fünfsitzer. Jedes der beiden Modelle in zwei bis drei Derivaten: Eine Preisstaffelung gibt es dann durch Sonderausstattungen, ähnlich wie beim Infotainmentbereich von Audi und BMW. Auch hier kann man vermuten, dass Apple um Kosten einzusparen den Aftersales für Funktionen auf reiner Software-Basis umsetzt. Diese muss nur noch codiert, freigeschaltet oder hochgeladen werden. Und schon stehen dem iCar-Besitzer neue Funktionen zur Verfügung.
(Anmerkung der Redaktion: Teilweise geht das bereits heute so in vielen Fahrzeugen. So ist zum Beispiel in vielen Modellen ein Außenthermometer verbaut, dessen Temperaturwerte werden jedoch dem Fahrer nicht angezeigt, wenn er dieses Paket/Feature beim Kauf nicht mit erworben hat. Nachträglich kann man die Temperaturanzeige im Cockpit aber oft freischalten lassen.)