Mit einem Benchmark wie Geekbench lässt sich eigentlich eindeutig beweisen, dass ein M1-Mac ein sehr schneller Rechner ist. Benchmarks erzählen aber leider oft nur die halbe Wahrheit, im Alltag war mancher Käufer dann doch schnell von der Leistung seines neuen Computers enttäuscht. Bei den neuen M1-Macs hörte man aber bisher überraschend wenig Beschwerden über Leistungseinbrüche, auch im Alltag begeistern die neuen Rechner durch sofort abrufbare hohe Performance und immer reaktive Programme. Nach Meinung des Entwicklers Howard Oakley ist dafür vor allem eine wenig bekannte Systemfunktion verantwortlich: QOS bzw. Quality of Service.
Der Hintergrund ist, dass die neuen Macs erstmals sogenannte asymmetrische Rechenkerne besitzen – vier Hochleistung- (Icestorm) und vier Effizienz-Kerne (Firestorm). Anscheinend sorgen diese beiden Arten von Kernen dafür, dass Hintergrundprozesse kaum noch den Rechner ausbremsen können und für Anwendungsprogramme immer genügend Leistung zur Verfügung steht. Das hat im Alltag mehr Auswirkungen auf die Reaktivität als absehbar: Auch beim schnellsten Mac hat man als Nutzer immer wieder kleine Arbeitspausen erlebt – Verzögerungen beim Öffnen einer App und andere lästige Performance-Einbrüche. Oft handelte es sich dabei um einen Systemprozess wie iCloud oder ein Indizierung von iPhoto oder Spotlight, der alle anderen Apps ausbremste. Nutzt ein Programmierer QOS, kann er für seine App bei einem M1-Mac zwischen vier festen (oder einer automatischen) Level wählen – für eine Bildbearbeitungssoftware etwa den höchsten wie „userInteractive“ oder für ein Online-Backup einen niedrigen wie „background“. Je nach Level werden diese Aufgaben dann auf die acht Kerne des M1 verteilt: Ein Backup mit Time Machine läuft dann ausschließlich auf den vier Effizienz-Kernen, die Bildbearbeitung oder Tabellenkalkulation kann dagegen komplett auf die vier Performance-Kernen zugreifen. So gut wie alle Systemfunktionen scheinen ausschließlich über die Effizienz-Kerne zu laufen.
Über die App “Aktivitätsanzeige” kann man dies sehr gut verfolgen, wenn man unter dem Menüpunkt “Fenster > Verlauf der CPU-Auslastung” die Anzeige der CPU-Last aufruft. In acht Kästchen sieht man hier die Auslastung der acht Kerne, aufgeteilt nach Leistungs- und Effizienz-Kernen.
Das Konzept gibt es eigentlich auch bei Intel-Macs, sogar nachträglich kann man einer App eine höhere oder niedrigere Priorität zuweisen – allerdings kommt es hier doch immer wieder vor, dass ein Systemprozess plötzlich das Arbeitsprogramm ausbremst.
Wie Oakley an einem Testprogramm auf eine Intel- und M1-Mac nachprüfte, gibt es bei beiden Systemen einen Hauptunterschied: Ein Prozess mit niedriger Priorität erhält auf dem Intel-Mac meist die komplette verfügbare CPU-Leistung zugeteilt, wenn keine anderen Prozesse die CPU fordern – und wird mit maximaler Geschwindigkeit absolviert. Bei einem Mac mit M1-CPU läuft ein Prozess mit niedriger QOS aber ausschließlich auf den Effizienz-Kernen. Der Hintergrundprozess läuft zwar deutlich langsamer ab als auf dem Intel-Mac. Der Anwender bekommt aber meist gar nicht mit, wenn eine Spotlight-Indizierung oder das Time Machine Backup viel länger als bei einem Intel-Mac dauert. Stattdessen hat er für seine Arbeitsprogramme immer vier Performance-Kerne zur Verfügung und eine optimale Nutzererfahrung.
Unsere Meinung:
Bei allem Lob: Apples neue ARM-Rechner sind keineswegs perfekt. Vor allem bei Peripheriegeräten und Themen wie Thunderbolt und Bluetooth besteht noch Verbesserungsbedarf. Überraschend gut schneidet aber immer wieder die neue CPU-Architektur ab. Offensichtlich hat hier Apple gute Arbeit geleistet und es wird spannend, was Apple für die kommenden Pro-Modelle in Petto hat.