2. Juni: Alter schützt vor Groove nicht
Macwelt wünscht einen Guten Morgen! Ja, wo bleibt es denn, das neue Album der Rolling Stones? Im Herbst 2020 erschien immerhin ein Remaster von “Goats Head Soup”, mit einem nicht neuen, aber davor unveröffentlichten Song: “Scarlett”. Jimmy Page war gerade im Studio nebenan gewesen, als die Stones im Jahr 1973 das Original aufnahmen und spielte mit Keith Richards und Mick Taylor den Track mal so nebenbei ein. Aber laut Schlagzeuger Charlie Watts, der heute 80 Jahre alt wird, haben die Stones schon seit Jahren ein weiteres Album fertig, ein Spätwerk gewissermaßen. Keith Richards und Mick Jagger müssten es an sich nur noch fertig stellen, er habe seinen Teil getan. Aber vielleicht hat Watts die Öffentlichkeit auch nur an der Nase herumgeführt. Die Zeit wäre gerade auch nicht die beste für ein neues und vielleicht letztes Studio-Album der älteren Herrschaften: Denn das muss man unbedingt auch live vorführen. Ist gerade ein bisschen schwierig. Die Zeit drängt aber: Selbst Watts, Jagger, Richards und der seit etwa 45 Jahren “neue” Gitarrist Ron Wood werden nicht jünger. Die Stones möchte man wirklich nicht mit dem Rollator über die Bühne rollen sehen.
Fragen wir uns lieber, wo sie denn mal wieder bleibt, die Bahn? Fahrpläne scheinen hierzulande eher unverbindliche Serviervorschläge mit Gleisempfehlung zu sein, selbst das noch relativ pünktliche Verkehrsmittel ICE lässt Kunden immer wieder seufzen: Umgekehrte Wagenreihung, verpasste Anschlüsse oder Stromausfall im Bistro. Vom WLAN in den Zügen wollen wir gar nicht erst sprechen. Davon abgesehen ist der ICE aber ein bequemes und schnelles Mittel, um quer durch Deutschland zu reisen. Seit nun exakt 30 Jahren ist der ICE angesichts der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen und der überhaupt nicht zentralen Lage der Flughäfen man gar nicht mal nur halb so schnell wie das Flugzeug unterwegs, sondern in manchen Fällen sogar ein paar Minuten eher am Ziel, selbst bei Strecken der Größenordnung München-Berlin. Der ICE hält nach Eröffnung der Neubaustrecke zwar nicht mehr in Jena-Paradies und auch nicht mehr am recht zentralen Bahnhof Zoo, von dem aus der Apple Store auf dem Kudamm in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen ist. Aber seit der Flieger auch nicht mehr in Tegel landet, sondern in Brandenburg, hat der ICE auf dieser Strecke wieder die Nase vorn.
Und fragen Sie sich nicht, wo denn morgen das Macwelt-Morgenmagazin bleibt, es ist mal wieder einer der Feiertage, die es nur in Bayern und anderen katholischen Gegenden gibt: Fronleichnam. Im Wesentlichen sollte der Tag dazu dienen, Ostern bei besserem Wetter mit einer Prozession nachzufeiern, im Freien und auf Abstand sollte das in diesem Jahr sogar ganz gut gelingen, die Gewitter gehen erst in der Nacht zum Freitag nieder, in den katholischen Gegenden. Uns würde es ja eher nach Rom ziehen, mit dem Zug, wenn auch leider nicht mit dem ICE, der uns nur bis Salzburg brächte. Der italienische Nationalfeiertag ist immer am 2. Juni, heute jährt sich der Anlass des Tages zum 75sten Mal: In einer Volksabstimmung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und der faschistischen Diktatur entschied sich Italien dafür, es fortan ohne Monarchen, sondern als Republik zu versuchen. Die schützt auch nicht immer vor den Abgründen, aber dass Vittorio Emanuele III. die Schwarzhemden nicht stoppte, sondern ihnen im Gegenteil zur Macht verhalf, hatte der Wähler im Jahr 1946 nicht vergessen, vor allem im Norden des Landes nicht.
Lesetipps für den Mittwoch
Einer geht noch: Die Tests des iMac M1 sind noch lange nicht durch, jetzt hat auch unser Kollege Roman Loyola einen der neuen Rechner auf den Prüfstand bekommen und sich intensiver als die meisten anderen Tester dem gewidmet. Was den Look und das Gefühl für den Rechner betrifft, mag man zwar nicht Neues dazu lernen, doch die ausgiebigen Leistungstests lassen tief blicken. Für Nutzer eines 21,5-Zoll-iMacs wäre der Umstieg auf alle Fälle schon jetzt eine hervorragende Idee – und wer einen Nachfolger für das 27-Zoll-Modell sucht, das Apple erst letzten Sommer auf die aktuelle Core-Generation umgestellt hat, wird nicht mehr besonders lange warten müssen, meint Loyola. Der neue iMac sorgt aber für jede Menge Aufregung und steht als eine neue Apple-Ikone bereit.
Extrapoliert: Der iMac M1 mit 24-Zoll-Bildschirm ist zwar stark, aber für den professionellen Einsatz braucht es etwas noch stärkeres. Dan Moren spekuliert, wie ein solches “Pro”-Modell aussehen könnte, und zwar anhand dessen, was dem iMac M1 fehlt – wie Arbeitsspeicher, Kerne und Anschlüsse – und dessen, was Apple in anderen Produkten schon bietet, nämlich das XDR-Display des iPad Pro 12,9”. Man wird sehen, was Apple wirklich für einen größeren iMac in petto hat.
Vorbereitet: Twitter hat gestern das Hashflag für Apples Entwicklerkonferenz WWDC frei geschaltet. Hashflags sind Icons, die bei den von Nutzern gesetzten Hastags erscheinen, in diesem Fall #WWDC21. Apple hat sich für ein Icon aus den Tapbacks von iMessage entschieden, das Symbol des hochgereckten Daumens. Zuletzt hatte Apple im Vorfeld seiner Frühjahrskeynote “Spring Loaded” bei Twitter ein Hashflag bestellt.
Fabrik : Apples Partner TSMC hat in Phoenix, Arizona, mit dem Bau einer Fabrik begonnen, die ab dem Jahr Wafer für den 5-nm-Prozess herstellen soll. TSMC investiert etwa zwei Milliarden US-Dollar in den Bau, finanziert hat das Unternehmen das Projekt teilweise mit Anleihen. Angeblich plant der Chip-Fertiger noch weitere Anlagen in Arizona.
Zuwachs: Dass der Mac im ersten Quartal 2021 weltweit deutlich zugelegt hat, lässt sich selbst aus Apples Bilanz lesen, in der keine Stückzahlen, sondern nur Umsätze ausgewiesen sind. Die Analysten von Canalys legen nun Zahlen für Westeuropa vor, die aber in der Tat nochmals aufhorchen lassen. Denn hier hat Apple im Vergleich zum Vorjahr 127 Prozent mehr Macs verkauft. Die 1,552 Millionen Stück bescheren Apple einen Marktanteil von 10 Prozent und Platz vier hinter dem neuen Spitzenreiter HP (25%), Lenovo (24%) und Dell (14%), hinter Apple steht noch Acer mit 9 Prozent Marktanteil in den Top 5. Insgesamt ist der Markt in Westeuropa um 48 Prozent gewachsen.
Der Name der Marke: macOS 12 wird in der nächsten Woche das Licht der Öffentlichkeit erblicken, dann weiß man auch, welchen Spitznamen das Mac-Betriebssystem erhält. 9t05Mac hat sich angesehen, welche passenden Marken Apple für die Namen von Computersoftware noch hält und welche das Unternehmen aufgegeben hat. Unter den im Jahr 2013 beantragten Wortmarken verbleiben an sich nur noch zwei Kandidaten: Mammoth und Monterey, die Apple erst kürzlich verlängert hat. Mammoth bezieht sich auf das Skigebiet um die Mamoth Lakes in der Sierra Nevada, da Apple aber erst vor drei Jahren mit seiner Nomenklatur aus den Bergen an die Küste gewandert ist – durch die Wüste Mojave zur Catalina Island und nun an den Big Sur – wäre womöglich die südkalifornische Küstenstadt Monterey, Teil des Big Sur, des “großen Südens”, der wahrscheinlichere Kandidat. Aber bei den Namen ist Apple immer für eine Überraschung gut.
Weitere Nachrichten:
Letztes LG-Smartphone läuft vom Band
Nachdem es bereits im Januar Gerüchte um den möglichen Ausstieg von LG aus dem Smartphone-Geschäft gab, machte es der Konzern im April offiziell. In einer Pressemitteilung bestätigte LG vor zwei Monaten, dass der Konzern seinen Geschäftsbereich Mobile Business schließen wolle. Laut einem Bericht von Asiae.co.kr lief heute das letzte LG-Smartphone vom Band, kurz bevor der Geschäftsbereich weltweit bis zum 31. Juli 2021 geschlossen werden soll. Ab diesem Stichtag soll es noch letzte Kontingente von LG-Smartphones im Handel geben. Auch Software-Updates werden laut LG drei Jahre lang noch für bereits verkaufte LG-Handys ausgeliefert.
Im April hatte LG erklärt, dass der Ausstieg aus dem hart umkämpften Smartphone-Sektor dem Unternehmen die Möglichkeit gebe, seine Ressourcen auf andere Wachstumsbereiche zu konzentrieren. Dazu zählen LG zufolge Komponenten für Elektrofahrzeuge, vernetzte Geräte, Smart Home, Robotik, künstliche Intelligenz und Business-to-Business-Lösungen. Die LG-Fabrik in Vietnam, die in den vergangenen Jahren den Großteil der LG-Smartphones produziert hatte, wird laut LG auf die Produktion von Haushaltsgeräten umgerüstet.
Samsung: Kommende Smartphones mit Raytracing
Auf aktuellen Spielkonsolen und Grafikkarten steht mit Raytracing eine interessante Funktion zur Verfügung. Raytracing sorgt dafür, dass bestimmte Lichtquellen physikalisch korrekt berechnet werden können. Spiegelungen in Pfützen zeigen so die tatsächlich im Hintergrund ablaufende Welt an. Auf Smartphones stand Raytracing bislang für Spieleentwickler noch nicht zur Verfügung. Dies soll sich mit künftigen Exynos-Chips von Samsung ändern. Grundlage hierfür ist eine seit 2019 laufende Partnerschaft mit dem Chiphersteller AMD. Die mit den Radeon-Grafikkarten und den Next-Gen-Konsolen gesammelten Erfahrungen sollen in eine Grafikeinheit einfließen, die aktuelle Funktionen wie Raytracing oder Variable Rate Shading auf auch Smartphones Einzug halten lässt.
Details hierzu nannte AMD-Chefin Lisa Su auf der Computex 2021. Demnach setzt die Grafikeinheit der kommenden Exynos-Chips für Smartphones auf die RDNA2-Architektur von AMD. Konkrete Informationen zu den neuen Chips mit 5G-Technik will Samsung im weiteren Verlauf des Jahres 2021 bekannt geben. Es ist davon auszugehen, dass die für die erste Hälfte des Jahres 2022 erwarteten Galaxy-S-Smartphones bereits auf die AMD-Grafikeinheit setzen werden. Zudem wird noch in diesem Jahr mit ersten Notebooks gerechnet, die von einem Exynos 2200 samt AMD-Grafikeinheit angetrieben werden. Bislang liefen die Exynos-Chips in Sachen Grafik-Performance der Konkurrenz etwas hinterher. Dies könnte sich mit der Partnerschaft mit AMD ändern. Noch liegen allerdings nicht genügend Informationen zur tatsächlichen Leistung der Chips vor. Auch die Konkurrenz dürfte an Raytracing für Smartphones arbeiten. Mit ersten Spielen, die die Technik nutzen, ist wohl aber nicht vor Mitte 2022 zu rechnen.
Nintendo gewinnt Rechtsstreit gegen ROM-Website
Im Jahr 2019 reichte der japanische Spiele- und Konsolen-Hersteller Nintendo Klage gegen die Website RomUniverse ein. In dieser Woche wurde der Fall nun mit einem Urteil zugunsten Nintendos abgeschlossen . Laut Nintendo handelte es sich bei RomUniverse um eine klassische Software-Piraterie-Seite, über die Nutzer tausende Nintendo-Spiele illegal herunterladen konnten. Die Website verkaufte sogar kostenpflichtige Premium-Accounts, mit denen Nutzer die Begrenzung der maximalen Downloads aufheben konnten.
Der Seitenbetreiber Matthew Storman verteidigte sich vor Gericht mit dem Argument, dass er selbst nie raubkopierte Spiele bei RomUniverse hochgeladen habe. Er bestritt außerdem, über die Website Nintendo-Software zur Verfügung gestellt zu haben. Die US-Bezirksrichterin Consuelo Marshall konnte Storman mit diesen Argumenten nicht überzeugen. Das Gericht räumte die Markenrechtsverletzung ein und urteilte zugunsten von Nintendo. Storman muss nun 2,1 Millionen US-Dollar Schadensersatz wegen Urheberrechts- und Markenrechtsverletzungen an Nintendo zahlen. Damit kommt der Beklagte noch glimpflich davon. Nintendo hatte ursprünglich 15 Millionen US-Dollar gefordert.