Der Januar 2023 ist in Mitteleuropa ungewohnt warm, aber wird es in der dritten Kalenderwoche Sturm geben? Und wenn ja, wo ist die Gefahr am Größten, welche Windgeschwindigkeiten und Niederschlagsmengen muss man erwarten? Wetterprognosen sind zu jeder Jahreszeit wichtig, viele schön gestaltete Apps konkurrieren um das Benutzerinteresse.
Apples Wetter-App ist auf dem iPhone meist die erste Anlaufstelle gewesen, doch hatte sie lange ihre Schwächen. Das fing bei der langweiligen Gestaltung an, führte aber vor allem bei den Vorhersagen zu Problemen. Daten bezog Apple lange von “The Weather Channel”, die sehr ungenaue Daten zur Berechnung des Wetters vor Ort nutzten – der Blick aus dem Fenster hat bessere Ergebnisse geliefert.
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Mit der Übernahme des Dienstes “Dark Sky” samt der zugehörigen App hat sich das glücklicherweise geändert. Die App ist mittlerweile aus dem App Store verschwunden und hat auch ihre Datenausgabe Ende 2022 auf bestehenden Installationen eingestellt. Doch sind die von eigenen Wetterstationen gelieferten Daten und ihre Auswertung nun Bestandteil von Apples Wetter-App, die weltweit zur Verfügung steht – seit iPadOS 16.1 im letzten Spätsommer auch auf dem iPad.
Lohnt es sich also noch, andere Apps zu installieren oder sogar dafür zu bezahlen? Wir beleuchten einige der aktuellen Wett(er)-Bewerber und präsentieren alle Hochs und Tiefs.
Wetter (Apple)

Macwelt
Die App, die jeder iPhone-Besitzer bereits mitgeliefert bekommt und wir daher als kostenlos bezeichnen, hat Apple in den letzten Jahren sowohl optisch als auch funktionell nach und nach verbessert. Entscheidend ist hier die Datenlage: Apple selbst stellt sie laut der Informationen in der App zur Verfügung, also über die Infrastruktur, die das Unternehmen mit Dark Sky im Jahr 2020 übernommen hat. Systeme vor iOS 15.2 könnten jedoch noch Daten des ehemaligen Anbieters “The Weather Channel” beziehen, die auf einem ungenaueren Modell mit weit weniger Datenpunkten echter Wetterstationen beruhen. Seit iOS 16 greift das System auf die Daten vom Deutschen Wetterdienst an. Es ist jedoch nicht bekannt, wie Apple die Daten genau verwendet, eine offizielle Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst gibt es nicht.

Apple Wetter gibt es jetzt auch auf dem iPad – und sogar auf dem Mac.
Macwelt
Grundsätzlich gefällt an Apples eigener Wetter-App, dass sie sich nahtlos in das iOS-Design integriert. Alles wirkt sehr aufgeräumt und intuitiv, die Daten und Prognosen zu Temperatur, Luftdruck, Windverhältnissen, UV-Einstrahlungen und mehr sind sehr gut verständlich und hübsch aufbereitet. Hat man mehrere Städte für die Wetterabfrage hinterlegt, lässt sich bequem per horizontalem Wisch zwischen den Standorten wechseln. Animierte Hintergründe repräsentieren die aktuelle Wetterlage und geben dem Benutzer einen Eindruck des derzeitigen Geschehens, eine 12-Stunden-Vorhersage für den Niederschlag ist hübsch animiert. Wie gut das Datenmaterial von Apple inzwischen ist, lässt sich nur schwer abschätzen, stutzig macht uns die selbstbewusst vorgetragene Zehntagesprognose, wie man sie aus anderen Apps bereits kennt. Seriöse Prognosen lassen sich aber allenfalls für zwei oder drei Tage treffen, danach wird die Unsicherheit immer größer – und sollte daher stets angegeben werden. In der Vergangenheit war es so, dass Datenquellen ortsansässiger Dienste wie Meteomedia, Meteogroup oder Kachelmannwetter zuverlässiger waren und zu besseren Prognosen führten. Wir geben Apples Wetter-App aber erstmal eine neue Chance, da man sie nun auch auf dem größeren iPad-Bildschirm nutzen kann – und dank Catalyst auch auf dem Mac. Seit iOS 16 greift die App auch die Daten vom Deutschen Wetterdienst ab, die Genauigkeit der Prognosen können wir noch nicht bewerten.
Widgets: Wahlweise 2×2, 4×2 oder 4×4 mit einstellbarem Ort für allgemeine Wettervorhersage
Widgets für den Sperrbildschirm: 2×1 (Wetterlage) oder einzelne Daten wie Temperatur und UV in 1×1
Preis: kostenlos
Note: 1,5
Pro: Tolles Design, übersichtlich, kostenlos, einfache Bedienung
Contra: Übersichtlicher Funktionsumfang, Datenquelle zuletzt mit Schwächen
Fazit: Sehr gute und schön designte App, die für iPhone-Besitzer vorinstalliert ist!
WeatherPro

Eine schöne und bewährte Alternative für Smartphone und Tablet ist die App „WeatherPro“. Bereits in der kostenlosen Basisversion wird der Nutzer werbefrei und umfassend informiert. Auch hier lässt sich per horizontalem Swipe zwischen den als Favoriten gespeicherten Standorten wechseln. Detaillierte Informationen sind verfügbar, sobald ein Tag aus der Wochenansicht ausgewählt wird. Die App basiert auf dem Datenbestand der Meteogroup und überzeugte in der Vergangenheit speziell hierzulande mit recht zuverlässigen Prognosen. Eine Kennzeichnung in der Wetterübersicht informiert über bevorstehende Gefahrenlagen. Dazu zählen beispielsweise Stürme, Gewitter oder auch Starkregen. Der erweiterte Funktionsumfang lässt sich via In-App-Kauf aktivieren. Für 1,99 Euro pro Quartal oder 8,99 Euro pro Jahr stehen dann auch eine 14-Tage-Vorhersage und animierte Radar- und Satellitenbilder bereit. Darüber hinaus informiert die Premium-Variante in der Rubrik „Badewetter“ darüber, wo auf der Welt die Wassertemperaturen das Schwimmen im Meer erträglich machen.
Widgets : Nur 4×2 mit stündlicher Vorhersage oder 3-tägiger Vorhersage (jeweils einstellbarer Ort)
Preis : kostenlos (Standard) oder 1,99 Euro pro Quartal (Abo, Premium)
Note : 1,5
Pro : Ansprechendes Design, aufgeräumte Präsentation, guter Funktionsumfang, zuverlässige Datenquelle, kostenlose Variante ohne störende Werbung, Unwetterwarnungen
Contra : Kompletter Funktionsumfang nur in der Premium-Version
Fazit : WeatherPro ist eine sehr gute App – wahlweise kostenlos oder zum fairen Preis. Aufgrund der aktuell eher schlechten Datenlage kann auf die 14-Tage Vorhersage verzichtet werden.
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Wetter.com

Für alle, die es etwas multimedialer mögen, empfiehlt sich die wetter.com-App. Bereits die kostenlose Variante begeistert mit vielen tollen Funktionen. Optimisten freuen sich über eine Prognose, die bis zu 16 Tage in die Zukunft reicht – sollten aber wissen, dass diese Angaben ab dem vierten Tag höchst ungenau werden. Übersichtliche Darstellungen sämtlicher Wetterdaten, ein Regenradar und eine spezielle Rubrik für Wetterwarnungen stehen kostenlos bereit. Das eigentliche Highlight der App sind jedoch die integrierten Videos, in denen Wetterberichte und Unwetterlagen präsentiert werden. Abgerundet wird das Angebot von einer Topthemen-Sektion. Auch hier stehen meteorologische Neuigkeiten im Vordergrund, werden aber durch Rubriken wie Gesundheit, Panorama, Freizeit und Reisen ergänzt. Wer beim nächsten Sommerurlaub die zurückgebliebenen Arbeitskollegen neidisch machen möchte, nutzt das „Wetter Postkarte“-Feature. Ein selbst gemachtes Foto wird dabei mit aktuellen Informationen zu Standort und Wetter überlagert. Der Zugriff auf weltweite „Live Wetter Kameras“ weckt das Fernweh und befeuert die Winterdepression. Eine Premium-Variante lässt sich im Abo für faire 4,99 Euro pro Jahr aktivieren. Damit umgeht man seltene Werbeeinblendungen und darf die verwendeten Wettersymbole individualisieren.
Widgets : 2×2, 2×4 oder 4×4 jeweils entweder als Wettervorhersage oder als Regen- und Schneeprognose. Der Ort ist frei konfigurierbar, die Regen und Schneeprognose ist nicht für alle Standorte verfügbar.
Preis : kostenlos (Standard mit Werbung) oder 4,99 Euro pro Jahr (Abo, Premium)
Note : 1,5
Pro : Toller Funktionsumfang auch in der Standard-Version, Multimedia-Inhalte, Topthemen, witziges Postkarten-Feature, umfangreiches Widget-Angebot
Contra : Optisch etwas hinter der Konkurrenz, nicht ganz so übersichtlich
Fazit : Für alle, die nicht auf den klassischen Wetterbericht verzichten wollen und möglichst langfristige Prognosen wünschen. Eine gelungene App mit äußerst fairem Preismodell!
Wetter+

Wetter+ überzeugt mit einer ansprechenden Visualisierung der aktuellen Wetterbedingungen. Dafür wird im Hintergrund ein Video dargestellt, das zur jeweiligen Lage passt und dafür Wolken, Sonnenschein, Regen und vieles mehr veranschaulicht. Eine kostenlose Nutzung geht mit gelegentlicher Werbung und wenigen Videovarianten einher. Wem das nicht gefällt, kann zu einem fairen Preis „Premium-Mitglied werden“. Der Funktionsumfang ist weniger umfangreich als bei der Konkurrenz. Die Wettervorhersage reicht beispielsweise lediglich vier Tage in die Zukunft und auf Satellitenbilder oder spezielle Informationen wie den Luftdruck verzichtet die App komplett. Dafür ist die Darstellung der Wetterdaten sehr übersichtlich und lenkt nicht von den schönen Videos ab.
Widgets : Leider keine
Preis : kostenlos (mit Werbung) / 1,49 Euro (monatlich), 5,99 Euro (halbjährlich) oder 8,99 Euro (jährlich)
Note : 2,5
Pro : Schönes Design mit ansprechender Wetter-Visualisierung, übersichtlich, preislich fair
Contra : Geringer Funktionsumfang, nur kurzfristige Wettervorhersage, keine Widgets
Fazit : Die Visualisierung des Wetters steht klar im Vordergrund. Auf umfassende Wetterdaten, langfristige Prognosen und iOS-Widgets muss leider verzichtet werden.
Wetter Live

Etwas ungemütlicher empfinden wir die „Wetter Live“-App. Die im Konkurrenzumfeld höchste Abo-Gebühr wird spürbar forciert. Beim ersten Start der App war es geradezu schwierig, den Weg zur Nutzung der kostenfreien Version zu finden. Der Testzeitraum von drei Tagen mit anschließender regulärer Zahlung wird dem Benutzer sehr penetrant suggeriert. Nachdem die Sympathiepunkte also leichtfertig verspielt wurden, stellt sich die Frage nach dem Funktionsumfang, der leider weniger originell ausfällt als das Preismodell. Grundsätzlich bietet die App die gleichen Informationen, die wir auch schon von anderen Apps gewohnt sind. Außergewöhnlich ist die Möglichkeit, das aktuelle Wetter anhand kurzer Angaben zu melden und somit zur Genauigkeit beizutragen. Als praktisch haben wir es empfunden, die Inhalte für die Ansicht nach eigenen Bedürfnissen zusammenzustellen und vor allem auch die Reihenfolge zu wählen. Somit lässt sich die Übersicht individuell konfigurieren und abstimmen. Abgerundet wird das Angebot durch einen Hurrikan-Tracker, der allerdings vollumfänglich nur in der recht kostenintensiven Pro-Version zur Verfügung steht.
Widgets : Nur 4×2-Widget, das jeweils auf die Vorhersage zum aktuellen Aufenthaltsort beschränkt ist. Es lässt sich kein Wunschort auswählen.
Preis : kostenlos (eingeschränkt, mit Werbung) oder 19,49 Euro jährlich bzw. 4,49 Euro wöchentlich im Abo (Pro-Version)
Note : 3,0
Pro : Wetterübersicht individuell konfigurierbar, schönes Design, Möglichkeit, das aktuelle Wetter für zusätzliche Genauigkeit „zu melden“, Unwetterwarnungen als Benachrichtigung
Contra : Fragwürdiges Preismodell, mangelhafter Widget-Funktionsumfang
Fazit : Mit 19,49 Euro jährlich oder alternativ 4,49 Euro wöchentlich hakt es bereits an der Verhältnismäßigkeit der Bezahloptionen. Der Funktionsumfang kann dafür nur bedingt entschädigen.
WarnWetter

©Deutscher Wetterdienst
Direkt vom Deutschen Wetterdienst wird die WarnWetter-App angeboten. Die kostenlose Version ist leider recht beschnitten, aber das ist einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 2017 geschuldet. WetterOnline hat damals gegen den Dienst geklagt, da dieser die Wetterdaten kostenlos in seiner App dargeboten hat, dies sei wettbewerbswidrig. Wer aber einmalig in die Vollversion von WetterWarn 1,99 Euro investiert, wird diese kleine Investition nie bereuen. Die App kommt selbstverständlich ohne Werbung aus. Das Beste daran sind aber die eigenen Daten, die der Deutsche Wetterdienst zur Verfügung stellt. Denn die meisten Apps kaufen die Messdaten bei den externen Anbietern ein und extrapolieren durch mehr oder minder schlaue Algorithmen eigene Vorhersagen.
Uns hat WetterWarn-App mehrere Wanderungen gerettet, wobei andere Apps in den Bergen stur den Regen vorhergesagt haben. Für solche Planungen eignet sich die Kartenansicht in der App am besten, worauf Wolken, Regen, zu dieser Jahreszeit auch Schnee dynamisch dargestellt werden. Solche Vorschau lässt sich mindestens eine Woche im Voraus einblenden, am genauesten ist sie sicherlich ein Tag davor.
Widget : 4 × 2 und 2 × 2 Widgets mit unterschiedlichen Optionen: Mit Lang- und Kurzzeitprognosen, der Ort lässt sich auch wählen.
Preis: kostenlos mit eingeschränkter Funktionalität, 1,99 Euro Einmalkauf für die Vollversion
Note: 1,5
Pro: Zuverlässige Vorhersage anhand der Daten vom Deutschen Wetterdienst, interaktive Karten für genauere Planung am konkreten Ort.
Contra: Etwas umständliche Konfiguration des Startbildschirmes mit Favoriten. Ab Werk zu viele Informationen dargestellt.
Fazit: Die WarnWetter ist uneingeschränkt jedem empfohlen, die zwei Euro für die Vollversion sind eine kluge Investition. Die App ist zudem recht datensparsam, wir haben durch den neuen Datenschutzbericht von iOS 15.2 nur einen Google-Pixel gefunden. Der Rest der Verbindungen geht zu eigenen Servern.
Pflotsch

Für den besten Wetterdienst mit den zuverlässigsten Prognosen benötigt man keine App: Kachelmannwetter.com. Die Datenbasis ist weit größer als die der Konkurrenten, die Aufbereitung übersichtlich und dennoch detailliert. Vor allem will Kachelmannwetter.com nicht suggerieren, schon heute das Wetter in zehn Tagen genau zu kennen. Auf dem iPhone ist der Abruf der Wetterdaten über den Browser nicht immer optimal, auf dem iPad sieht die Website schon deutlich besser aus.
Für die wesentlichen Details der Wettervorhersage steht die “Pflotsch”-Reihe im App Store. Pflotsch SuperHD etwa lässt für jeden Ort die drei besten Vorhersagemodelle auswählen, Pflotsch ECMWF konzentriert sich auf das beste dieser drei, das European Centre for Medium-Range Weather Forecasts. Die App ist gleichzeitig der Master der Pflotsch-Reihe: Will man alle Daten nutzen, kostet Pflotsch 45 Euro im Jahresabo.
Eine Empfehlung wert ist für den vermutlich wichtigsten Fall der Ableger Pflotsch Storm, die Unwetterwarnung kostet 7 Euro im Jahr. Wie wir in unseren Praxistests schon öfter feststellen konnten, ist sie ihr Geld wert, da sie sehr präzise den Ort und die Zeit des nächsten Niederschlags prognostiziert. Das klappt natürlich nicht mit einer Woche oder auch nur einem Tag Vorlauf, aber eine oder zwei Stunden vor dem ersten Tropfen hat man Klarheit gewonnen. pm