20. Januar: Verstörende Werbung – Poesie verstört nie
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Heute vor einem Jahr muss die Idee der Parlamentspoetin geboren worden sein, für die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt bisher mehr Spott kassiert hat als ernsthafte Bewerbungen. Bei der Inaugurationsfeier von Joe Biden vor nur wenig Publikum beeindruckte – mehr noch als die Interpretation von “Star Spangled Banner” durch Lady Gaga und dem die Dunkelheit rockende “Boss” Brue Springsteen – die junge Dichterin Amanda Goram mit ihrem Poem “The Hill We Climb”. An sich eine schöne Idee – auch wenn das Parlament in Berlin weit dringlicheren Personalbedarf hat, trotz seiner Rekordgröße. Das ist vielleicht der Unterschied zwischen den USA und Deutschland: Die einen sagen “Let’s try it!”, die anderen “Das haben wir schon immer so gemacht, wo kommen wir denn da hin?”
So immer haben die USA ihren neuen oder wiedergewählten Präsidenten nicht am 20. Januar, Franklin D. Roosevelt war im Jahr 1933 der letzte, der erst am 4. März ins Amt eingeführt wurde, vier Monate nach seiner Wahl. Die USA sind zwar immer noch riesig und erstrecken sich über vier Zeitzonen (mit Alaska und Hawaii sogar sechs), sind in modernen Zeiten aber so weit zusammengewachsen, dass die Wahlmänner, Abgeordneten, Senatoren und die siegreichen Kandidaten nicht mehr Wochen und Monate brauchen, um in die Hauptstadt zu gelangen. Vielleicht erleben wir es noch, dass der neu gewählte Präsident oder die wiedergewählte Präsidentin schon vier Wochen nach der Wahl wieder ins Amt eingeführt wird. Vorerst bleibt es beim 20. Januar.
Am 20. Januar 1985 hatte zuletzt ein Präsident eine ungewöhnliche Inaugartion erleben müssen, war in dem Fall seine zweite: Vor den Stufen des Capitols war es nicht nur Ronald Reagan viel zu kalt. Washington D.C. kann im Winter ungemütlich sein. Besser war das Wetter an jenem Tag im kalifornischen Stanford, wo Miami Dolphins und die San Francisco 49ers um die Superbowl XIX stritten – mit dem besseren Ende für die 49ers.
Die Partie war recht einseitig, 38:16 ging sie aus, die Dolphins machten nach der Halbzeitshow (“Tops in Blue” – kennt heute kein Mensch mehr) keinen einzigen Punkt. Das Highlight glänzte daher in einer der Werbepausen: Apples dystopischer TV-Spot, den ein Regisseur namens Scott verantwortete.
Aber wir befinden uns hier im Jahr 1985 und nicht im Jahr 1984, es war also nicht der “1984”-Spot von Ridley Scott, der den Macintosh ankündigte, ohne ihn zu zeigen. Sondern einer mit dem Titel ” Lemmings “, den Tony Scott, Bruder des “Bladerunner”-Regisseurs, für Apple und deren Werbeagentur ChiatDay inszenierte.
Büromenschen, alle im gleichen Anzug, marschieren mit verbundenen Augen im Gänsemarsch auf eine Klippe zu, von der sie stürzen wie Lemminge in Disneys “Weiße Wildnis”. Aber so wie der Massensuizid der Lemminge erfunden ist und mit dem wahren Verhalten der Nager überhaupt nichts zu hat, so hatte auch Apple mit einer verschobenen Realität zu kämpfen. Die Sendezeit für den Superbowl war längst gekauft, eine Wiederholung des Überraschungserfolges vom Vorjahr fest eingeplant. Doch hatte Apple im Jahr 1984 ein Produkt zu zeigen, das es zwei Tage nach der Ausstrahlung auch tatsächlich enthüllte, und 1985 gab es: Kein Produkt.
Der Macintosh wurde zwar spektakulär willkommen geheißen, doch verkaufte er sich anfangs recht schlecht. Apple hatte für das Weihnachtsgeschäft sogar viel zu viele von den Maschinen produziert. Doch erwartete die Welt schon gleich den nächsten Knüller, das war vor 37 Jahren also nicht viel anders als heute. Die Lösung – fast wie heute: Services.
Na gut, damals nur so eine Art von Services. Denn der Tony-Scott-Spot sollte mehr ein Konzept als ein konkretes Produkt bewerben: Das Macintosh Office. Dafür fehlten Apple aber noch einige wesentliche Komponenten: Der Drucker Laser Writer war zwar marktreif und hatte sein Debüt auch tatsächlich drei Tage später, das die Büroumgebung verknüpfende Netzwerk ließ aber auf sich warten, ebenso die Server mit heute lächerlichen, damals aber gigantischen 20 MB oder 40 MB Speicher.
Mehr noch verärgerte der Spot aber die Zuseher schon bei der Ausstrahlung. Das sind doch nicht wir, die da tumb den Abgrund entgegen taumeln, was erlaube Apple! Ist heute ja auch so: Kritik am eigenen Verhalten wird als unerhörte Bevormundung empfunden, selbst wenn sie im Gewand der Satire oder im Fall Lemmings der satirisch-dystopischen Werbung daher kommt. Was für einen Unterschied doch ein Jahr macht! Aber es ist ja auch leichter, sich mit einer hammerwerfenden Blondine zu identifizieren als mit einer gleichgeschalteten Bürohorde.
Lesetipps für den Donnerstag:
In Zahlung: Kauft man im Apple Store ein neues iPhone, kann man sein altes Telefon in Zahlung geben, das darf auch ein Android-Smartphone sein. Von Zeit zu Zeit passt Apple die Beträge an, die es für alte Ware als Rabatt anrechnet. In dieser Woche ist aber ein starker Preisverfall für Android-Smartphones festzustellen, das Samsung Galaxy Note 20 Ultra erzielt nur noch maximal 405 US-Dollar statt wie bisher 545 US-Dollar. Gründe für die steile Anpassung nennt Apple nicht, der gesunkene Wert hängt sicher nicht nur mit dem gestiegenen Alter der Produkte zusammen.
Strenger: Eine andere Änderung im Apple Store betrifft den Einkauf im Education Store in den USA. Dort waren die Kontrollen, ob die Kund:innen tatsächlich studierten, zur Schule gingen, lehrten oder dem Personal von Bildungseinrichtungen angehörten, bisher eher lax. Nun muss man sich auch via Unidays verifizieren, wie das bereits im Rest der Welt der Fall ist. Der Kauf ist zudem begrenbzt, pro Kategorie darf man nur einmal im Jahr zum reduzierten Preis Mac, iPad oder iPhone erwerben. Immerhin fallen Macs unter verschiedene Kategorien.
Anteil : Die Marktforscher von MIDiA haben Zahlen zum weltweiten Musikstreamingmarkt veröffentlicht, die ein wenig der Zeit hinterherhinken. Zum Ende des zweiten Quartals 2021 hätte es 523,9 Millionen Abonnements von Musikdiensten gegeben, 26,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. An der Spitze stehe weiterhin Spotify mit einem Anteil von 31 Prozent, Apple folgt auf Platz zwei mit 15 Prozent, was also 78,6 Millionen bezahlte Abos für Apple Music bedeuten würde. Der Tabellendritte Amazon (13 Prozent) habe ein stärkeres Wachstum als Spitzenreiter Spotify gezeigt, das größte Plus habe aber Youtube Music mit 50 Prozent gezeigt, der Marktanteil des Dienstes beträgt nun 8 Prozent, hinter Tencent Music (13 Prozent) reiht sich Youtube auf Platz fünf ein.
Gesetz : Die Kritik an Apples (und auch Googles) Geschäftsmodell, für die Bereitstellung des App Stores Entwicklern bis zu 30 Prozent vom Umsatz als Gebühr zu berechnen, nimmt immer mehr zu. Denn bisher untersagen es die Nutzungsbedingungen Apples den Entwicklern, alternative Zahlmethoden zu nutzen. Apple hat gewissermaßen ein Monopol, da es für iPhone und iPad keine praktischen Alternativen gibt, um Software zu installieren. Das Urteil im Prozess Apple vs. Epic besagt zwar, dass Apple seine Bedingungen insofern ändern muss, dass App-Entwickler nun wenigstens auf alternative Zahlmethoden hinweisen dürfen, beide Parteien sind aber in Berufung gegangen, der Rechtsstreit zieht sich hin. In Südkorea indes ist Apple per Gesetz gezwungen, genau so zu handeln. Der US-Bundesstaat Illinois hat nun ein ähnliches Gesetz in Vorbereitung, der “Freedom to Describe Directly Act” verbietet Plattformen wie denen von Apple und Google, Entwickler aus Illinois die Nutzung der internen Bezahlung vorzuschreiben. Zu den Unterstützern des Gesetzesvorhabens gehört unter anderem der Hersteller Basecamp, der mit seiner E-Mail-App “Hey” vor einigen Jahren mit Apple in Konflikt geraten war. Für die Nutzung von “Hey” ist ein Abonnement Voraussetzung, das sich aus der im App Store angebotenen Software aber gar nicht abschließen ließ.
Retter im Ohr: Wahre Geschichten über lebensrettende Apple Watches hat Apple zuletzt in einen Werbespot gepackt, womöglich wird die nächste Werbung für Airpods nicht nur auf der Straße tanzende junge Leute zeigen, sondern auch den Zugewinn an Sicherheit betonen, den man mit Knopf im Ohr bekommt. So erzählt eine Floristin aus New Jersey dem Magazin “People”, wie ihr Airpods dabei halfen, einen schweren Unfall zu überstehen. Beim Binden eines großen Hufeisenkranzes war sie von der Leiter gefallen und hatte sich schwer am Kopf verletzt, dabei massiven Blutverlust erlitten. Doch hatte sie bei der Arbeit Musik über Airpods gehört, was nun die Rettung war, den die Ohrhörer reagierten auf den Sprachbefehl, den Notruf zu wählen.
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Release-Termin für Star Trek: Strange New Worlds
Paramount hat in dieser Woche den Starttermin für die neue „Star Trek“-Serie „Strange New Worlds“ bekannt gegeben . Das Prequel zu „Star Trek: The Original Series“ ist demnach ab 5. Mai 2022 beim Streaming-Dienst Paramount Plus zu sehen. Die Geschichte folgt der Crew an Bord der USS Enterprise um Captain Christopher Pike (Anson Mount). Neue Folgen werden in wöchentlichen Abständen veröffentlicht.
Aktuell befinden sich fünf „Star Trek“-Serien in der Produktion. „Strange New Worlds“ ist die erste unter ihnen, die nach dem Ende von „Star Trek: Enterprise“ 2005 wieder an Bord des ikonischen Raumschiffs spielt. Noch vor dem offiziellen Start der ersten Staffel, wurde eine zweite Staffel bereits bestätigt. Die Crew aus „Strange New Worlds“ war teilweise schon in den Rollen von Gaststars in „Star Trek: Discovery“ zu sehen. Rebecca Romijn spielt die erste Offizierin „Number One“ und Ethan Peck den jungen Spock.
„Star Trek: Discovery“ bekommt im Februar neue Streaming-Episoden aus Staffel 4 und wird um eine fünfte Staffel verlängert. „Star Trek: Picard“ startet dann am 3. März in die mittlerweile zweite Staffel. Die beiden Animationsserien „Star Trek: Lower Decks“ und „Star Trek: Prodigy“ werden im Sommer ebenfalls mit neuen Episoden versorgt.
Glücksspiel: Amazon bietet aktuelle Grafikkarten in Wundertüte an
Wer derzeit eine leistungsfähige Grafikkarte erstehen möchte, benötigt viel Geduld oder muss deutlich überzogene Preise zahlen. So gerät der Kauf einer Grafikkarte quasi zum Glücksspiel. Diesen Umstand haben sich mehrere Händler in Japan zunutze gemacht. Sie bieten Wundertüten an , in denen sich je nach Glück eine aktuelle Geforce RTX 3090 oder Radeon RX 6900 XT verbergen kann, doch auch eine betagte Geforce GT 710 oder Radeon R7 360 könnte sich in der Lootbox verstecken.
Nach Ansicht der Händler soll so die Möglichkeit geschaffen werden, eine der begehrten Grafikkarten zu ergattern und den Kauf bei Amazon zu einem zusätzlichen Überraschungsmoment zu machen. Um den Erfolg dennoch transparent zu gestalten, finden sich wie bei den Lottozahlen genaue Angaben zur Wahrscheinlichkeit eines Gewinns: Die Chance, dass sich im Paket eine aktuelle Grafikkarte aus der Geforce 30- oder der RX6000-Reihe findet, liegen den Händlern zufolge bei mageren zwei Prozent. Immerhin mit einer vierprozentigen Wahrscheinlichkeit findet sich im Paket eine Geforce der 20er Reihe oder eine Radeon der RX5000er Reihe. In acht Prozent der Pakete schlummert darüber hinaus eine Geforce der 10er Reihe oder eine Radeon der RX500er Reihe. Mit 16 Prozent deutlich höher ist die Chance auf eine Geforce der 9er Serie sowie eine Radeon der RX300er Reihe. In 70 Prozent der Pakete findet sich hingegen nur eine betagte Grafikkarte eines anderen Herstellers.
Die Grafikkarten-Wundertüten werden zu einem Preis von 14.000 Yen angeboten, was ungefähr 110 Euro entspricht. Eine Rückgabe sei ausgeschlossen. Das Interesse ist dennoch groß, nach kurzer Zeit waren alle Glückspakete ausverkauft.