Apples Pressevertreter und Verantwortliche, die mit der Presse sprechen, sind so gut geschult, dass die meisten Interviews poliert und glatt, aber recht unspektakulär ausfallen. Anders ist es mit dem aktuellen Gespräch von Rene Ritchie (ehemals “iMore”) mit dem Kevin Lynch, Vice President of Technology, und Deidre Caldbeck, aus dem Product-Marketing-Team für Apple Watch . Ritchie begleitet Apple journalistisch seit mehr als zehn Jahren, auch Lynch und Caldbeck sind von ihren Aufgaben so begeistert, dass beim Gespräch einige interessante Erkenntnisse herauskommen.
Vor allem hält Lynch die Apple Watch für das wichtigste Produkt Apples. Klar, steht das iPhone momentan im Mittelpunkt, aber die smarte Uhr hat deutlich mehr Einfluss auf das Leben und vor allem auf die Gesundheit von Nutzern, sodass Apple das Gerät immer mehr zum personalisierten Begleiter eines Menschen entwickelt. Lynch kam 2013 von Adobe zu Apple. Nach seinen Erinnerungen hatte er in seiner neuen Firma erst gar keine Einführung erhalten, weil sie quasi bereits obsolet war. Die Geschäftsleitung war unmissverständlich: “Du musst eine smarte Watch bauen, du kannst gleich anfangen.” Wenn man sich die Geschichte der Computer anschaut, war spätestens nach dem iPhone ganz logisch, dass Apple als nächsten Schritt eine Uhr herausbringt. Die Rechner wurden mit der Zeit immer kleiner, dafür aber leistungsfähiger. Der nächst kleine Formfaktor nach dem iPhone war eine Uhr, die digitalisiert werden musste, so ist eben die Apple Watch entstanden.
Eines folgt aus dem anderen
Das Team spinnt diese Gedanken dann weiter, so Lynch und Caldbeck. Aus der Sturzerkennung bei der Apple Watch 4 ist dann eine Idee entstanden, wie man diese Stürze verhindert, sodass der Nutzer erst gar keinen Notruf tätigen muss. Apple hat die Bewegungsdaten echter Stürze ausgewertet und ist auf einige Parameter gestoßen, die statistisch signifikant bei der Sturzerkennung waren. Daraus ist ein Gangmodell entstanden, das mit einer hohen Sicherheit vorhersagen kann, ob ein Mensch sturzgefährdet ist oder nicht. Interessanterweise setzen Entwickler dabei auf die Daten vom iPhone, weil das Gerät in den meisten Fällen in Hüfthöhe getragen wird. Die Apple Watch dient eher als eine zusätzliche Datenquelle.
Alles in allem verspricht Kevin Lynch noch mehr Neuerungen aus dem Bereich Gesundheit und Apple Watch. Das Gerät ist demnach noch so neu auf dem Markt, dass weitere Neuerungen fast unvermeidlich sind.