In der kleinen Gemeinde der Apple-Fans war 2020 ein neuer Star aufgegangen. Der vorher fast unbekannte Jon Prosser hatte immense Aufmerksamkeit erregt, als er am 15. März iPad Pro und Macbook Air exakt voraussagte . Auch bei der folgenden Ankündigung, Apple werde ein iPhone SE 2 vorstellen, traf er voll ins Schwarze. Heute ist es deutlich ruhiger geworden, in der IT-Presse liest man nur noch vereinzelt den Namen Prosser.
Ist der Youtuber und Podcaster etwa nicht mehr aktiv? Das ist zwar völlig falsch, man könnte aber durchaus von einer Art Abstieg des Jon Prosser in die zweite Liga schreiben. Sowohl der Youtube -Kanal, der Twitter-Auftritt und auch der Podcast von Prosser sind noch immer sehr lebendig. Auf Youtube erscheint ungefähr wöchentlich ein neuer Beitrag und die Abonnentenzahl sind für ein Sparten-Thema wie Apple recht anständig.
Zuletzt widmete er sich ausführlich der Google Watch, wohl ein kommender Konkurrent der Apple Watch. Der wichtigste Grund für diesen Eindruck ist, dass Medien wie Macworld, 9to5Mac, bekannte Blogger und andere Techmedien ihn in den letzten Monaten nur noch selten bei Gerüchten zitieren. Und das sagt eigentlich mehr über IT-Medien als über Prosser da. Er ist noch da, er wird aber nur auffallend selten zitiert. Bleibt man meist in seiner Apple-News oder IT-Blase erscheint Prosser deshalb verschwunden zu sein. Das ist aber kein Mobbing, Medien reagieren hier sehr rational und unpersönlich. Bei Leaker-Themen wie iPhone 14 oder iCar ist ein Medium auf Neuheit und hohe Qualität angewiesen.
Auffällige Fehler
Noch 2020 galt Prosser als der „ Leaker, der noch nicht daneben lag “. Vor allem im letzten Jahr hatte er aber einfach eine viel zu schlechte Treffer-Quote. Das bestätigt sich, wenn man die Seite „Apple Track“ befragt , welche die aktuell erfolgreichsten Apple-„Leaker“ auflistet – und auch ihre Irrtümer. Das sogenannte Source Leaderboard prüft die Genauigkeit der Gerüchte-Verbreiter sogar in Prozent. Hier liegt Prosser mit einer Treffer-Quote von 73,9 Prozent aktuell gerade noch auf dem zehnten Platz, hinter Ming Chi-Kuo. Vor der Vorstellung des iPhone 13 behauptete er etwa, das iPhone bekäme den Namen “iPhone 12S” , lag dagegen mit der Ankündigung einer verkleinerten Notch richtig. Auch bei der Apple Watch irrte er sich komplett. Er hatte ein eckiges Design angekündigt und versuchte sich danach herauszureden. Während der Produktion sei etwas katastrophal schiefgelaufen, deshalb hätte Apple das Design in letzter Sekunde geändert. Warum Apple das Design in der letzten Sekunde nicht ändern kann, haben wir hier erklärt . Das ist auch schon anderen Gerüchte-Profis passiert, so vertraut etwa kaum noch jemand auf Ben Geskin …
Versiegende Quellen
Offensichtlich hat Prosser Kontakte zu Apple-Mitarbeitern, Grundlage für jeden Leak. Hier sind aber wohl mittlerweile einige (oder der) exklusive Kontakte verstummt. Das Spiel ist härter geworden und deutlich gefährlicher: Apple fährt, genervt von Vorabberichten, einen deutlich härteren Kurs gegen Leaker. Zahlreiche Blogs wurden von Apples Anwälten kontaktiert, eine Erfahrung, die weniger strafrechtlich als durch Anwaltskosten schnell zum Problem werden kann. Auch intern hat Apple laut Berichten mehr Druck auf seine Mitarbeiter ausgeübt und offenbar riskiert ein Mitarbeiter mittlerweile mit jedem Durchstechen seinen Job.
Was für Prosser spricht: Nach eigenen Angaben ist für ihn der Schutz seiner Quellen seine oberste Priorität. Dagegen haben andere Leaker wie der deutlich erfolgreichere Bloomberg-Journalist Mark Gurman hier laut Berichten deutlich weniger Bedenken. Das kann sich aber schnell ändern, Medien sind nämlich sehr flexibel: Würde Prosser morgen eine einzigartige Quelle mit glaubwürdigen Informationen veröffentlichen, etwa über eine neue Funktion der Apple Glasses, er würde sofort von hunderten Medien zitiert werden – auch von uns.