27. Januar: Das Dutzend voll
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Früher war nicht alles besser, aber vieles anders. In der Macwelt waren die Weihnachtsferien eher kurz, die meisten saßen schon am ersten Werktag des neuen Jahres wieder im Büro, einige arbeiteten gar selbst zwischen den Feiertagen. Der Grund war das erste Highlight des Apple-Jahres, die Macword Expo in San Francisco, die meist am Dienstag der ersten vollen Januar-Woche begonnen hatte. Einige Kollegen der Branche bestiegen noch verkatert von der Silvesterparty den Flieger nach San Francisco – oder verbrachten gleich den Jahreswechsel auf eigene Kosten an der Westküste. Die Daheimgebliebenen tippten die telefonisch übermittelten Korrespondentenberichte ab oder stellten sie mit der Zeit in dieses neue Internet. Jedenfalls war Anfang Januar immer große Aufregung in den Redaktionsstuben – in der unsrigen besonders, denn es war unsere gemeinsame Mutter, die sowohl die Macwelt herausgibt als auch die Macworld Expo veranstaltete: die International Data Group, kurz IDG.
Für das Tochterunternehmen IDG World Expo war Apples Entscheidung von 2009, fortan nicht mehr den Headliner auf der Januar-Veranstaltung zu geben, eine schlechte Nachricht. Von der Sommerausgabe hatte sich Apple schon ein paar Jahre vorher verabschiedet, als diese von New York zurück nach Boston zog, in die Nähe der IDG-Zentrale. Apples Rückzug (We don’t believe in tradeshows) machte der Macworld Expo letztlich den Garaus, zunächst an der Ostküste, dann auch im Westen, wo sie es als Macworld | iWorld im Februar 2010 noch einmal versucht hatte. Denn das war auch einer der vielleicht nur vorgeschobenen Gründe Apples, die Messe gelesen sein zu lassen: Der Termin Anfang Januar sei schon arg früh, man könne seine Produktion kaum darauf abstimmen. Hat 2007 beim iPhone auch nicht gestört, dauerte noch fast ein halbes Jahr bis zum Verkaufsstart. Der Grund ist viel banaler: Aus Apples Sicht hat die Macworld Expo ihre Schuldigkeit getan, die Macworld Expo kann gehen.
Die seit 2002 errichteten eigenen Stores ziehen mehr Besucher an als die größte Mac-Messe, zumindest die Flaggschiffe in normalen Zeiten. Und seit dem iPhone ist derart viel Aufmerksamkeit auf Apple gerichtet, dass der Hersteller seine eigenen Events abhalten kann und keine Messeveranstalter mehr benötigt, die ihm Bühne bieten und Publikum zuführen.
Beinahe wie zum Hohn zeigte Apple im ersten Jahr nach der Macworld Expo ein neues Produkt auf einer eigenen Show schon im Januar, genauer gesagt am 27. Januar 2010 das iPad – was hätte das für eine Macworld Expo werden können! In jenem ersten Jahr ohne eigene Januarmesse war der Reisestress für die Macweltler zwar nicht gegeben, Arbeit hatten wir aber genug. Denn schon um Weihnachten herum verdichteten sich die Gerüchte, dass Apple bald einen Tabletcomputer zeigen werde, der ein wenig wie ein großes iPhone ohne Telefon sein könnte, zur annähernden Gewissheit.
Noch kursierten eher generische Namen wie iTablet oder iSlate im Netz, als dann der damalige Microsoft-CEO Steve Ballmer auf der CES in Las Vegas (hat Apple nie interessiert und uns von der Macwelt daher auch nicht so stark) Anfang Januar reichlich plan- und lieblos einen Tabletcomputer namens “iSlate” (slate für Schiefertafel) vorstellte, kam allmählich ein neuer Namensvorschlag auf, der dann auch tatsächlich der von Apple gewählte war: iPad.
Die Show war eine der letzten mit Steve Jobs, der die letzte Macworld Expo wegen seiner Lebertransplantation noch verpasst hatte. Der einst quirlige Apple-CEO verbrachte die meiste Zeit der Präsentation in einem Polstersessel, was aber nicht weiter ins Auge fiel, denn genau das war das erste iPad vor allem: ein Gerät zum Konsum von Fotos, Büchern, Videos, Musik, Spielen und Websites. Hier mal eine Mail schreiben, da mal eine Notiz tippen und zwischendrin einen auf dem Mac geschriebenen Text ergänzen oder korrigieren. Das erste iPad war in der Tat ein sehr großes iPhone, mit dem man nicht telefonieren konnte.
Ist es auch heute noch, aber viel mehr als das. Obwohl: Das mit dem Telefonieren hat sich dank Facetime oder Whatsapp auch erledigt, für ein Mobiltelefon wäre das iPad ein wenig unpraktisch. Aber wie beim iPhone ist die Palette gewaltig gewachsen, vom iPad Mini, das man sogar noch als etwas großen Fotoapparat durchgehen lassen kann, bis zum iPad Pro 12,9”, das in vielen Fällen den Laptop im Büro ersetzt, ist fast alles dabei.
Wir von der Macwelt haben das von Anfang an begleitet und werden das weiter tun – aber trotz der kurzen Weihnachtsferien vermissen wir die Macworld Expo schon arg.
Lesetipps für den Donnerstag
Äpfel und Birnen: Tatsächlich – Intels neueste Chip-Generation Alder Lake ist in ihrer finalen Fassung für Laptops in Benchmarks schneller als Apples M1 Max. Haben die Kollegen von PC World herausgefunden, obwohl sie es gar nicht gemessen haben. Denn deren Benchmarks verglichen die neueste Core-Generation mit den Vorgängern und Konkurrenten, die M1 waren nicht im Testfeld. Was auch am Versuchsaufbau lag, nicht alle Benchmarks gibt es auch für macOS. Die Überschneidungen etwa mit Cinebench und Geekbench zeigen dann aber doch Geschwindigkeitsvorteile des Core-Chips gegenüber Apple Silicon. Was aber zu beachten ist: Die verwendete Notebook-Konfiguration kostete um die 4000 US-Dollar, es handelte sich also um absolutes High-End. Und die Performance der Chips hat auch einen Preis: Die Leistungsaufnahme war bedeutend, ein hypothetisches Macbook Pro Alder Lake wäre in der Form nicht möglich. Es gibt aber ernsthafte Indizien, dass Apple in diesem Jahr noch eine Variante des Mac Pro mit Intel Chip herausbringen würde, bei dem ist die Leistungsaufnahme der CPU weniger kritisch.
Final: Apple hat wie erwartet in dieser Woche die finalen Fassungen von iOS 15.3, iPadOS 15.3, macOS 12.2 und weitere Updates seiner Systeme veröffentlicht – gestern Abend war es so weit. Wesentliche Neuerungen kamen in dieser Aktualisierungsrunde nicht hinzu, Apple hat jedoch etliche Fehler behoben und Lücken geschlossen. iCloud+ Private Relay ist immer noch im Beta-Stadium, weiterhin fehlen in iOS die digitalen Personalausweise, die ebenso wie Universal Control für iPhone, iPad und Mac irgendwann im Jahr 2022 kommen sollen – noch heute dürfen Entwickler die ersten Betas der nächsten Systeme erwarten. In macOS 12.2 Monterey ist die Musik-App neu hinsichtlich ihrer technischen Basis, die nun auf App Kit beruht. Die wichtigste Änderung in watchOS 8.4 ist indes ein Bugfix, einige Uhren hatten Problem mit dem Apple eigenen Ladegerät.
Angriff: Müßig zu sagen, dass Apple allen Anwender:innen die Updates empfiehlt. Wie wichtig regelmäßige Aktualisierungen sind, zeigt nun der Secury-Spezialist Eset auf, der über eine längst geschlossene Lücke in Webkit berichtet, die seit macOS 10.15.2 Catalina bestand. Die Malware DazzleSpay richtete sich vor allem an eine bestimmte Gruppe, wie ihre Herkunft zeigt. Denn verteilt wurde sie von einer gefälschten Website, die vermeintlich für die Demokratiebewegung in Hongkong wirbt. Laut Eset lässt das Design der Spyware, die auf infizierten Macs Terminal-Befehle ausführen und Root-Rechte erwerben konnte, den Schluss zu, dass sie von staatlichen Stellen stammt. Der Angriff hat als Watering-Hole-Attacke begonnen, sich also am bildlichen Wasserloch auf die gestürzt, die dort ihren Durst stillten, verbreitete sich aber weiter.
Einfacher kassieren: Apple Pay hat vor drei Jahren auch in Deutschland das digitale Bezahlen wesentlich erleichtert, laut Bloomberg soll bald auch das Kassieren einfacher werden. Mussten Einzelunternehmer oder kleinere Läden für das Auslesen und Akzeptieren der für die Zahlung relevanten Daten von Apple Watch oder iPhone bisher eigene Terminals anschaffen, soll dies bald mit dem iPhone möglich sein. Apple setze dabei den NFC-Chip ein, der in allen iPhones ab iPhone 5S verbaut ist. Unklar sei, ob dies eine neue Funktion von Apple Pay werde, wie etwa Apple Pay Cash, mit dem man sich per Nachrichten-App gegenseitig kleinere Beträge überweist, oder ob Apple einen neuen Service aufbaut. Bald könnte man mehr erfahren, womöglich schon in den ersten Betas von iOS 15.4 könnten sich Spuren im Code finden.
Aufklärung: Mit einem Hammer kann man nicht nur Häuser bauen und mit einem Airtag nicht nur verlorene Gegenstände wieder aufspüren, sondern den Tracker zum Stalking missbrauchen. Ein Hammer ohne Kopf wäre nur ein nutzloses, aber weitgehend ungefährliches Stück Holz, ein Airtag ohne Trackingfunktionen ein nutzloses, nicht mal sonderlich schickes Anhängsel für den Schlüsselbund, um im Bild zu bleiben. Apple könnte zwar auch weniger radikale Maßnahmen ergreifen, um die von Airtags ausgehende Stalkinggefahr zu bannen, etwa eine vernünftige App für Android anbieten. Aber zunächst setzt Apple auf Aufklärung, wie unter anderem USA Today berichtet. In einem Personal Safety User Guide auf seiner Website erklärt Apple, wie man sich gegen den Missbrauch der Tracker schützen kann, mit den Bordmitteln des iPhone wie der “Wo ist?”-App und eben der bisher nur sehr rudimentären Android-App zum Aufspüren fremder Tracker.
Weitere Nachrichten:
Preiserhöhungen lassen illegale Streaming-Angebote boomen – aber Vorsicht!
Die Meldung zur Preiserhöhung bei DAZN am 25. Januar hat für einen regelrechten Sturm der Entrüstung gesorgt. Viele Abonnenten haben Ihr Unverständnis bei Twitter und Facebook teils drastisch kommentiert. Am Abend hat DAZN dann die Bestandskunden per Mail informiert: „Ab dem 1. Februar 2022 passen wir unsere Preisstruktur nur für neue und wiederkehrende DAZN-Mitglieder an. Die gute Nachricht für dich: Deine laufende Jahresmitgliedschaft ist von dieser Preisanpassung nicht betroffen.“ Doch spätestens ab dem 1. August werden die Preise auch für laufende Abos angepasst.
Tipp: Wer noch bis Ende Januar ein neues Abo bei DAZN abschließt oder ein stillgelegtes Abo reaktiviert, kommt zumindest noch bis Ende Juli in den Genuss der günstigeren Preise und spart bis zu 125 Euro. Und noch ein Tipp: Sky-Kunden können DAZN für aktuell 12,50 Euro monatlich für ihr Abo dazubuchen. Wie lange diese Preise gültig sind, war nicht zu erfahren.
Sky hat die einzelnen Programmpakete ebenfalls neu ausgepreist: Zwischen 2 und 2,50 Euro müssen Abonnenten monatlich mehr bezahlen. Das Paket mit Sport und Fußball Bundesliga kostet dann regulär 32,50 statt 30 Euro. XXL-Unterhaltung mit Netflix, Cinema, Fußball Bundesliga und Sport steigt auf 48 Euro im Monat.
Die Preiserhöhung bei Netflix scheint ebenfalls gesetzt zu sein. Der zuletzt an der Börse abgewatschte Streaming-Gigant hat bereits in den USA das Standard-Abo für zwei gleichzeitige Streams von 13,99 auf 15,49 US-Dollar erhöht. Die derzeit einzigen Konstanten sind Amazon Prime Video, Apple TV und Disney Plus. Hier sind – zumindest Stand heute – noch keine Preiserhöhungen geplant und bekannt.
Was sind die kostenlosen Alternativen
Auf der Suche nach kostenloser Unterhaltung sind die Bedientheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender eine gute Anlaufstelle. Mit den entsprechenden Apps für PC, Notebook, Tablet, Smartphone, Spielekonsolen, Smart-TV und Mediaplayer wie Apple TV und Fire TV lassen sich Filme, Serien und Dokus zu jeder Zeit abrufen und ansehen. Mit der Software MediathekView lassen sich die Inhalte unter Windows, MacOS und Linux sogar laden und lokal archivieren.
Echte (aktuelle) Kino-Blockbuster und exklusive Serien sowie Live-Sport-Events wie Fußball Bundesliga und Champions League gibt es nur gegen Bezahlung oder illegal. Eine Google-Suche nach den passenden Suchbegriffen findet eine Vielzahl von Streaming-Plattformen: Hier gibt es quasi alles für Jung und Alt, was auch Netflix, DAZN, Sky & Co. im Fundus haben.
Doch Vorsicht: Auch wenn Sie mit wenigen Mausklicks auf Sendung sind, sollten Sie den Verlockungen der kostenlosen Streams widerstehen. Anhand Ihrer IP-Adresse sind Sie rückverfolgbar. Dazu müssten aber die Ermittlungsbehörden in den Besitz der Zugriffsprotokolle der Server gelangen. Grundsätzlich gilt: Trotz der schwierigen Rückverfolgung können Nutzer illegaler gesendeter Streams jederzeit ins Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft sowie von Abmahnanwälten wegen Urheberrechtsverletzungen gelangen. Um das zu verhindern, setzen viele Streaming-Konsumenten auf einen VPN-Dienst, der die wahre Identität verschleiert.
Vorsicht vor illegalen Streaming-Angeboten
Vor dem illegalen Streaming warnen viele Anwälte, darunter auch Christian Solmecke, Partner bei der Kölner Kanzlei WILDE BEUGER SOLMECKE . Der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) hat mit seinem Urteil vom 26. April 2017 die Regeln definiert: „Im Kern gehen die Richter davon aus, dass sich Nutzer immer dann illegal verhalten, wenn sie beim Streaming von der Rechtswidrigkeit des verbreiteten Streams Kenntnis hatten oder diese hätten haben müssen. Davon dürfte allerdings immer auszugehen sein, wenn aktuelle Kinofilme, die nicht legal abrufbar sind, im Internet im Wege des Streamings verfügbar gemacht werden. Zudem sind neben weiteren zahlreichen Film- und Serien-Streaming-Portalen auch die Konsumenten von illegalen Bundesliga-Streams betroffen.“
Das bestätigt auch das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e. V. in Kehl: „Die Nutzung kostenloser Streaming-Dienste war für Nutzer lange Zeit eine Grauzone. Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ist das Streamen von Serien, Filmen oder Live-Übertragungen von Sportevents auf illegalen Streaming-Portalen strafbar. Schadensersatzansprüche und Anwaltskosten können schnell mehrere Hundert Euro kosten. Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte legale Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime, Disney+ & Co. nutzen.“
Andere Bezahlmodelle sind nötig
Und genau das empfehlen wir auch. Wünschenswert wären allerdings auch andere Bezahlmodelle als Alternative zum Monatsabo, wie sie beispielsweise in den USA seit Jahren etabliert sind. Ganz ohne kostenpflichtiges Abo bezahlt man nur die Inhalte, die man tatsächlich anschaut. So wie es etwa Sky Ticket ermöglicht.
Die Streaming-Anbieter erreichen mit ihren Preiserhöhungen allerdings exakt das Gegenteil. Immer mehr Kunden wollen und können sich die teuren Abos nicht mehr leisten und setzen auf illegale Angebote. Zwangsläufig müssen die Infrastruktur-, Lizenz- und Betriebskosten dann auf weniger Kunden umgelegt werden – die nächste Preiserhöhung ist so unvermeidlich.
Libra: Meta legt Pläne für Kryptowährung auf Eis
Nur rund zwei Jahre nach der Ankündigung scheint die von Meta gesponserte Kryptowährung Libra nun kurz vor dem Aus zu stehen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in dieser Woche berichtet, prüft die Diem Association den Verkauf ihrer Vermögenswerte. Die Diem Association wurde zur Verwaltung der digitalen Tokens gegründet.
Grund für den möglichen Verkauf der Vermögenswerte sei Widerstand durch die Regulierungsbehörden, berichtet Bloomberg. Im vergangenen Jahr war Diem eine Partnerschaft mit der Bank Silvergate zur Einführung des Tokens eingegangen. Die US-Notenbank übte daraufhin Druck auf Silvergate aus, wodurch die Einführung der Kryptowährung laut Gerüchten auf Eis gelegt wurde.
Ein Kauf der Vermögenswerte der Diem Association könnte darauf hindeuten, dass die Kryptowährung eingestellt wird. Libra sollte ursprünglich ein digitaler Token sein, dessen Wert durch Währungen aus der ganzen Welt stabilisiert wird. Bei den Regulierungsbehörden regte sich jedoch Widerstand gegen diese Idee. So wurde Libra vereinfacht und sollte als Diem-Token nur noch an den US-Dollar gekoppelt werden.
Hinweise, dass Meta sich vom Diem-Token trennen könnte, gab es in den letzten Monaten einige. So wurde die ursprünglich für die Kryptowährung geplante Wallet mit einer anderen Stablecoin von Paxos gestartet . David Marcus, der Libra und die Kryptowallet leitete hat zudem inzwischen das Unternehmen verlassen . Eine offizielle Stellungnahme seitens Meta gibt es bislang noch nicht.