Macphisto am Freitag – das bedeutet nicht den Umkehrschluss jeden Freitag Macphisto. In der Hölle gibt es viel zu tun, das ganze Jahr über, Ewigkeit für Ewigkeit. Sünden zählen und Seelen quälen, damit kommt man gerade dieser Tage nicht mehr hinterher, an dem ein bis an die Zähne bewaffnetes Heer an der Grenze eines europäischen Landes steht und eine Virenvariante ihre Runden dreht, die nur deshalb scheinbar milde Krankheiten auslöst, weil eine große Anzahl der Leute schon geimpft ist – man möchte sich vernünftigerweise nicht zu früh auf die Reise zur anderen Seite unten oder oben aufmachen.
De mortius nil nisi bene, daran hält sich auch Macphisto und sagt nicht, wer alles zuletzt herabfuhr. Die Fledermäuse der Hölle hätten sich aber sehr auf Michael Lee Aday gefreut, nur um ihn einen schönen Gruß auszurichten und nicht weiter zu quälen. Das von höchst irdischen Fledermäusen der Welt verabreichte Virus hat ihn womöglich schon genug gequält. Macphisto konnte letzten Freitag nicht anders, als alle Teile von „ Bat Out of Hell “ in voller Lautstärke am Arbeitsplatz laufen zu lassen. Das hat so manche Seele arg wehklagen lassen und andere in himmlisches Entzücken versetzt. Meat Loaf möge in Frieden ruhen, auf dieser oder der anderen Seite.
Worte haben Kraft, Schweigen hat Macht
So musste Macphisto am Freitag aus Gründen mal wieder entfallen, aber der kluge Kolumnist schweigt, wenn es nichts zu sagen oder zu erzählen gibt.
Das ist nicht immer der Fall. Als Nachrichten meist noch auf Papier gedruckt wurden, wunderten sich einige Leute, dass in der Welt immer genau so viel passierte, wie in die Zeitung passt – das Fach Medienkompetenz war in Schulen noch nie sonderlich priorisiert. Macphisto, der Ewigkeiten überblicken kann, sagt aber nicht, es sei schlimmer geworden. Es ist nur anders gekommen.
In diesem Internet ist viel Platz, den man vollschreiben könnte. Muss man aber nicht. Hat man sich aber wie der Bloomberg-Redakteur Mark Gurman, der immer wieder mal wirklich interessante Neuigkeiten zu berichten weiß, es sich auf die Fahnen geschrieben, seine Fans jeden Sonntag mit einem elektronischen Schreiben zu versorgen, muss er dieses auch füllen. Auch dann, wenn er keine interessanten Neuigkeiten zu berichten hat. Oder überhaupt Neuigkeiten.
Gerade im Monat des doppelköpfigen Janus ist die Nachrichtenlage in der Mac-Welt sehr dünn. Also wiederholt Gurman alte Geschichten. Letzten Sonntag erzählte er etwa die Geschichte, das Jahr 2022 werde ein sehr spezielles für Apple – nicht zum ersten Mal. Dabei erwähnte Gurman nicht mal eine neue Produktkategorie aufmachen wie AR/VR, die sich nach seinen Informationen, die er eine Woche zuvor verbreitete, vom Sommer auf den Herbst verspäte. Macphisto hat herzlich gelacht und die Kessel, in denen ehemalige Bahnmanager und Verkehrsminister schmoren, ein wenig aufgeheizt. Diese Herren der Verspätung wissen: Was man gar nicht erst mit Termin ankündigt, kann sich nicht verspäten, weshalb Fahrpläne der DB unverbindliche Empfehlungen mit Gleisvorschlag sind, nicht mehr.
Immer das Gleiche, redundant und erneut wiederholt
Gurman ist sich aber sicher, dass im Jahr 2022 Apple die Umstellung des Mac auf Apple Silicon vollenden werde. Was der Konzern schon im Juni 2020 sagte. Ein neues iPhone SE werde kommen, die iPads bekämen bis Herbst spannende Aktualisierungen und das iPhone 14 werde wieder mehr Änderungen gegenüber dem Vorjahr zeigen als zuletzt das iPhone 13.
Und was machen nach dem Eintreffen des Schreibens „Power On“ in ihren elektronischen Postkästen alle, alle, wirklich alle Publikationen der weltweiten Apple-Familie? Natürlich – sie zitieren aus der neuesten Ausgabe, als habe Gurman am Berg Sinai das elfte Gebot empfangen und nicht Gutes von Gestern wiederholt. Wenn Macphisto alle sagt, dann meint Macphisto auch alle, natürlich haben sich die globalen Macworld-Publikationen auch nicht lumpen lassen.
An diesem Freitag wird vermutlich ein verzweifelter Mark Gurman in seiner Studierstube sitzen und bejammern, dass er Tor heute auch nicht klüger sei als die Woche zuvor. Macphisto schickt ihm aber aus weißem Herzen teuflische Inspiration, den nächsten “Power On” zu füllen.
Es sei denn, ein Himmelsgeschenk einer neuen, aber geprüften und bestätigten Information schleicht sich aus der Feder auf das Papier. Alle Publikationen der Mac-Welt warten schon sehnsüchtig auf das nächste Stöcken, über das sie am Montag und Dienstag springen können.