9. Juli: Wo der Punk abgeht
Macwelt wünscht einen Guten Morgen! Der Donnermonat Juli macht seinem Namen alle Ehre, vor allem hier im Süden. Kann im August an sich nur besser werden, dann sind auch hierzulande Ferien, in denen fleißige Hände alle Schulen mit sinnvollen Entlüftungsanlagen ausstatten und andere eifrige Helfer zumindest die 12- bis 16-jährigen Kinder und Jugendlichen durchimpfen, damit im September der Schulbesuch keine Gesundheitsgefahr mehr bedeutet. Träumen darf man ja noch. Träumen wir lieber von der anstehenden Sommerfrische, die wir uns selbst ausreichend sicher gestalten können, zumal als voll Immunisierte.
Oh, wir haben solche Sehnsucht. Verlieren fast den Verstand. Wir wollen an die Nordsee. Zurück nach Westerland. Dort ist’s zwar etwas teurer, dafür ist man unter sich … Aber sie kennen den Text. Und waren womöglich heute vor 33 Jahren dabei, als sich die “Die Ärzte” mit einem Konzert in Westerland auf Sylt für immer von ihren Fans verabschiedeten. Glücklicher Weise hielt diese Ewigkeit nur fünf Jahre an, mit Rodrigo Gonzalez begann der Neustart der “besten Band der Welt” (Selbstauskunft). Bis letztes Jahr schien das Ende dann doch nah, doch Bela, Farin und Rod meldeten sich mit “Hell” eindrucksvoll zurück.
“Die Ärzte” bezeichnen sich nicht als Rock’n’Roll-Band, die Einordnung in eine Schublade gelingt bei den drei Musikern ohnehin recht schlecht. Es war also reiner Zufall, dass das Westerländer Abschiedskonzert am Tag des Rock’n’Roll stattfand, hier gibt es keinen Zusammenhang. Alles ist Punk, erklären uns die Drei auf ihrem aktuellen Werk
Der pure Rock’n’Roll war der 9. Juli 1997 in Cupertino – oder ging da der Punk so richtig ab? An jenem Mittwoch gab Apple bekannt, seinen CEO Gil Amelio vor die Tür gesetzt zu haben. Im bisherigen Geschäftsjahr hatte Apple Milliardenverluste angehäuft und der von Amelio initiierte Sparkurs trug kaum Früchte. Der Mac-Hersteller stand kurz vor dem Aus. Das Debakel abwenden sollte Steve Jobs, der seit dem Jahreswechsel 1996/97 als Berater bei Apple fungierte und den Posten als CEO “interimsweise” übernahm – offizieller Geschäftsführer war bis zum Ende des Jobs-Interregnums der Finanzchef Fred Anderson.
Jobs musste gleich ein paar unpopuläre Maßnahmen treffen, nicht für die Belegschaft, sondern für die Fans. Denn nur mit einer Finanzspritze in Höhe von 500 Millionen US-Dollar von Microsoft konnte Apple überleben. Zudem sagte die Gates-Company zu, Office für den Mac weiter zu entwickeln und sogar eine Version des Internet Explorer für das klassische Mac-OS und das kommende neue System, das Steve Jobs’ Zweitgründung Next nach Cupertino gebracht hatte.
Jobs wurde auf der Macworld Expo 1997 dafür ausgepfiffen wie ein Tenor, der den Ton nicht mehr trifft oder ein Ärzte-Bassist, der die E-Saite nicht mehr findet (kommt nicht vor, wir wissen das …). Doch der Applaus war ihm nur ein halbes Jahr später gewiss, als er zum Abschluss seiner Keynote zur Macworld Expo 1998 in San Francisco die legendären Worte sprach: “There’s one more thing … Oh yeah, we’re profitable.” Apples Abschiedskonzert hat sich bis auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Produkte sind zwar etwas teurer, dafür ist man unter sich …
Lesetipps für den Freitag
Was noch kommt, was schon da ist: In die Sommerfrische verabschiedet sich allmählich auch Cupertino – was aber nicht heißt, dass bei Apple gar nichts mehr gearbeitet würde. Gerade läuft die Fertigstellung der neuen Betriebssysteme auf Hochtouren und auch die Hardwareabteilungen dürften in klimatisierten Büros und Laboren ordentlich schwitzen. Nach dem iMac M1 vom Mai wird es noch eine Weile dauern, bis Apple dem 24-Zöller eine größere und womöglich noch weit schnellere Version an die Seite stellt, welche den 27-Zoll-iMac mit Intel-Chip ablösen wird – diesen hatte Apple letztes Jahr Anfang August vorgestellt. Roman Loyola fasst den Stand der Dinge um den iMac 2021 zusammen und gibt einen Ausblick auf den Rest des Jahres und das kommende.
Dokumentation: Apple und die BBC haben sich an ein heikles Thema gewagt: Im September soll die Dokumentation “9/11: Inside the President’s War Room” die zwölf Stunden nach den Anschlägen vom 11. September beleuchten, die sich in diesem Jahr zum 20sten mal jähren. Dabei führten die Filmer Interviews mit den damals Beteiligten wie Präsident George W. Bush, seinem Vize Dick Cheney, Sicherheitsberaterin Condoleeza Rice und Außenminister Colin Powell und zeigen 200 bisher unveröffentlichte Bilder aus dem Situation Room des Weißen Hauses und der Airforce One. Erzähler ist der Schauspieler und Emmy-Preisträger Jeff Daniels.
Sichtbarer: In iOS 15 bietet Apple Entwicklern die Möglichkeit, App Clips auf einer Website zu integrieren und sie über Safari als auffälliges Banner auf dem kompletten Bildschirm zu präsentieren. Die erst mit iOS 14 eingeführten App-Clips waren bisher nur etwas zurückhaltender gezeigt, mehrere Tipps waren notwendig, um an die Dienste zu gelangen, die von den Clips angeboten wurden.
Klage : In den USA haben 36 Bundesstaaten Klage gegen Google eingereicht, weil die Alphabet-Tochter mit dem Google Play Store ein ungesetzliches Monopol für Android-Apps unterhalte. Angeführt von den Utah, Tennessee, New York und North Carolina und basierend auf einer im Jahr 2019 begonnenen Untersuchung, werfen die Staaten dem Konzern vor, Konkurrenten aufgekauft oder mit unzulässigen Verträgen aus dem Markt gedrängt zu haben. Der Google Play Store verteilt 90 Prozent der Android-Apps, während Apples iOS überhaupt keine alternativen Stores neben dem eigenen App Store zulässt. Und wenn schon Google Ungemach droht …
Fünfte Runde: Während der Public-Beta-Test der neuen Hauptversionen von Apples Betriebssystemen gerade erst begonnen hat, sind die vermutlich letzten Updates der unmittelbaren Vorgänger nun in die fünfte Runde ihrer Betatests gegangen. Gestern veröffentlichte Appe die fünften Developer Previews und Public Beats von iOS 14,7, iPadOS 14.7, tvOS 14.7, watchOS 7.6 und macOS 11.5 Big Sur. Diese Aktualisierungen bringen jeweils nur kleinere Optimierungen und Fehlerbereinigungen und keine neuen Inhalte mehr. Die letzte Runde hatte Apple am 29. Juni eingeleitet, eine weitere Beta-Veröffentlichung könnte vor der finalen noch folgen, die Ende Juli oder Anfang August passieren dürfte.
Vorwurf: Facebook hat Comscore für eine Studie bezahlt, welche die Auswirkung von vorinstallierten Apps auf die App-Nutzung unter iOS und Android zeigen soll. Wenig überraschend kommt dabei heraus, dass 75 Prozent der meistgenutzten 20 Apps von Apple stammen, Google stellt auf Android 60 Prozent der Top-20. Auf beiden Systemen sind die Top 4 vom jeweiligen Anbieter, Facebook ist der einzige Drittanbieter mit mehr als einer App unter den Top 20 von iOS und mit dreien bei Android. Implizit will Facebook damit beweisen, dass Google und vor allem Apple mit ihren eigenen Angeboten den Wettbewerb behindern, Anwender also etwa gar nicht mehr nach einer alternativen Wetter-App Ausschau halten, sondern lieber die eher schlechten vorinstallierten Anwendungen nutzen. Doch kritisiert Apple gegenüber The Verge die im Dezember 2020 begonnene Studie. Diese sei so eng zugeschnitten, dass sie den falschen Eindruck vermittelte, es gebe keinen Wettbewerb im App Store. Doch konkurrierten in jedem Bereich zahlreiche Anwendungen mit denen Apples. Das ist sogar in dem engen Bild zu sehen, das Facebook aufnehmen ließ: Apple Music und Apple Maps fehlen vollkommen, während Gmail unter iOS nicht wesentlich seltener genutzt wird als Apple Mail – in den Top 20 von Android liegen alternative Mail-Clients weit hinten.
Weitere Nachrichten:
Neuer Chip lädt Handy-Akku mit 200 Watt in 8 Minuten
Die Leistung von Smartphones steigt Jahr für Jahr weiter an, da müssen auch die Akkus mithalten. Entsprechend finden sich schon in vielen Geräten über 4.000 mAh große Akkus. Doch diese Akkugröße sorgt auch für längere Ladezeiten, die Hersteller mit schnelleren Ladegeräten kompensieren müssen. Das chinesische Unternehmen Xiaomi hat beispielsweise schon gezeigt , wie der 4000 mAh fassende Akku des Mi 11 mit 200 Watt Leistung in acht Minuten per Kabel oder in 15 Minuten per drahtloser Ladung komplett gefüllt werden konnte. Doch die Technik ist nicht auf einen Hersteller beschränkt: Das Unternehmen NuVolta hat mit dem Chip NU2205 die Hardware präsentiert, mit der diese Technologie auch bei anderen Smartphone-Herstellern eingeführt werden kann.
Der Chip kann eine Zelle des Akkus mit bis zu 100 Watt laden, befinden sich zwei Zellen im Smartphone-Akku, sind entsprechend 200 Watt Ladeleistung möglich. Die Temperatur des Akkus soll trotz dieser immensen Leistung nur auf maximal 46,8 Grad Celsius ansteigen. Dazu kommen 40 Schutzmaßnahmen, die einen ordnungsgemäßen Ladevorgang gewährleisten sollen. Entsprechend dürfte die schnelle Aufladung den Akku nicht allzu schnell ermüden. Laut Xiaomi liege Kapazität des Akkus nach 800 Ladezyklen noch bei 80 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität. Auch beim Laden ohne Kabel kann der Chip einspringen, dann sind jedoch nur 120 Watt möglich. Doch auch damit lässt sich ein leerer 4000-mAh-Akku in 15 Minuten voll laden. NuVolta will seine Technologie auch anderen Herstellern von Smartphones zur Verfügung stellen. Entsprechend könnten auch Geräte von Samsung oder Apple in Zukunft deutlich schneller nachgeladen werden. Für Endanwender hätte dies den Vorteil, dass schon eine kurze Kaffeepause ausreichen würde, um den Smartphone-Akku komplett wieder zu laden.
Mozilla-Studie: Youtube verstößt bei Video-Vorschlägen gegen eigene Richtlinie
Mit Hilfe der Browser-Erweiterung RegretsReporter hat Mozilla den umstrittenen Youtube-Algorithmus für Video-Empfehlungen in einer zehnmonatigen Studie untersucht. Die Erweiterung verwandelt freiwillige Youtube-Nutzer in Youtube-Wächter, die Video-Empfehlungen als unpassend melden können und mit ihrer Datenspende die bislang größte Untersuchung des Youtube-Algorithmus mit Crowdsourcing-Daten möglich gemacht haben.
Im Rahmen der Studie seien die RegretsReporter-Nutzer auf zahlreiche unpassende Videos in ihren Empfehlungen gestoßen – sie reichten von Covid-19-Panikmache über politische Falschinformation bis hin zu unangemessenen Cartoons. Mozilla zufolge sind nicht-englischsprachige Nutzer weitaus häufiger von diesen unpassenden Video-Empfehlungen betroffen. Die Rate ist hier rund 60 Prozent höher als in Ländern mit Englisch als Hauptsprache. 71 Prozent aller Videos, die von den Freiwilligen über RegretsReporter gemeldet wurden, wurden ihnen vom Youtube-Algorithmus empfohlen. 200 dieser Videos wurden inzwischen von Youtube entfernt, weil sie die Richtlinien der Plattform verletzt hatten. Bevor sie offline gingen, zählten sie zusammengenommen jedoch bereits mehr als 160 Millionen Views.
“YouTube muss zugeben, dass sein Algorithmus so konzipiert ist, dass er den Menschen schadet und sie falsch informiert” , erklärt Brandi Geurkink, Senior Manager of Advocacy bei Mozilla. “Unsere Untersuchungen bestätigen, dass YouTube Videos, die gegen die eigenen Richtlinien verstoßen, nicht nur hostet, sondern aktiv empfiehlt. Wir wissen jetzt auch, dass Menschen in nicht-englischsprachigen Ländern am ehesten unter dem außer Kontrolle geratenen Empfehlungsalgorithmus von YouTube zu leiden haben.” Mozilla hofft, mit der Untersuchung die Öffentlichkeit und die Gesetzgeber wach zu rütteln. Auf lange Sicht hofft das Unternehmen auf mehr Transparenz bei der Youtube-KI.
China will Asteroiden mit Raketen beschießen
Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Film, könnte bald aber in der Realität stattfinden: Das China National Space Science Center hat vorgeschlagen, einen Asteroiden mit 23 Raketen zu beschießen. Damit soll erprobt werden, wie sich die Flugrichtung eines Himmelskörpers ablenken lässt. Diese Erkenntnisse wären wichtig für den Fall, dass ein größerer Asteroid sich einmal direkt auf die Erde zubewegt und die Menschheit nach einer Rettungsmöglichkeit sucht.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet , haben chinesische Forscher in einer Simulation errechnet, dass sich ein größerer Asteroid mit 23 Raketen des Typs “Langer Marsch 5” (LM5) mit einem Gewicht von jeweils 900 Tonnen erfolgreich von einem Aufschlag auf der Erde ablenken ließe, wenn diese Raketen zeitgleich an bestimmten Orten des Asteroiden detonieren. Die Flugbahn, so die Forscher, ließe sich um bis zu 9.000 Kilometer verschieben, wodurch der Asteroid dann die Erde in einer sicheren Entfernung verfehlen würde.
Dabei gingen die Forscher von einem Asteroiden aus, der die Größe des Asteroiden “Bennu” hat, also 566 x 542 x 499 Meter groß ist. Ein solcher Asteroid würde beim Aufschlag auf die Erde enorme regionale und kontinentale Schäden anrichten. Bei einem Asteroiden, der über 1 Kilometer groß ist, wären globale Schäden zu erwarten.
Das Ablenken eines gefährlichen Asteroiden wird als erfolgversprechender angesehen, weil nach einer Sprengung Asteroiden-Teile immer noch die Erde treffen und Schäden anrichten könnten. Von “Bennu” selbst geht derzeit keine Gefahr aus, aber er könnte zu einem für die Erde potenziell gefährlichen Asteroiden werden, allerdings erst gegen Ende des nächsten Jahrhunderts.
Gegenüber der chinesischen Zeitung “South China Morning Post” erklärte einer der beteiligten Forscher, dass sich die Menschheit in den nächsten 10 Jahren auch mit einer nuklearfreien Technik vor einer solchen Bedrohung durch einen Asteroiden schützen könne.
Die NASA plant dem Bericht zufolge ebenfalls ein erstes solches Experiment in der Geschichte der Menschheit in der Praxis auszuprobieren. Im Rahmen des Projekts “HAMMER” (Hypervelocity Asteroid Mitigation Mission for Emergence Response).
Dazu soll Ende dieses Jahres oder Anfang 2022 ein Raumschiff ins Weltall fliegen, welches zu zwei Asteroiden fliegen soll, die in der Nähe der Erde nahe beieinander herumfliegen. Auf einem der Asteroiden soll das Raumschiff dann aufschlagen, wodurch dann gemessen werden soll, wie sich die Flugrichtung des einen Asteroiden im Vergleich zum anderen Asteroiden ändert.
Die Chinesen sind der Meinung, dass ihr Ansatz sowohl günstiger als auch schneller umzusetzen sei: Mit den Raketen, so die Chinesen, könne ein Asteroid bereits 10 Jahre nach seiner Entdeckung abgelenkt werden. Die NASA dagegen müsste den Asteroiden 25 Jahre vorher entdecken.
Sorgen über einen drohenden Einschlag eines größeren Asteroiden auf die Erde muss man sich aber nicht machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erde von einem über 100 Meter großen Asteroiden in den nächsten 100 Jahren getroffen wird, liegt bei 1 zu 100. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein noch größerer Asteroid einschlagen könnte, ist um ein vielfaches geringer.