15. Februar: Die Welt ist eine Röhre
Macwelt wünscht einen Guten Morgen! “The world at your fingertips” – so beschrieb Bill Gates das Internet, als es noch jung war. Mit flotten Eingaben in die Tastatur an das Wissen und die Weisheit der Welt kommen, das ist die Idee dahinter. Ähnlich formuliert hat es Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, als er zur Eröffnung der Olympischen Spiele 2012 in London “This is for everyone” in einen Next Cube tippte, auf dem er einst den ersten Browser entwickelte. Viel ist von der Idee nicht mehr übrig, das Wissen der Welt und vor allem die Köpfe dahinter zu vernetzen, die mit Austausch das Wissen mehren. In China ist das Internet mehr oder minder eine geschlossene Veranstaltung, auch in Russland dominieren staatliche Akteure das Web, mit einer bezahlten Troll-Armee angeblich auch hierzulande. Wohin hingegen der Mangel an Kontrolle und Regulierung führen kann, hat man unter anderem am 6. Januar 2020 vor dem Kapitol in Washington gesehen. Es ist eben beides weder im Sinne der Erfinder noch im Interesse der Gesellschaft: Völlige staatliche Kontrolle und komplettes Fehlen der selbigen.
So sollten an sich die Plattformen und Netzwerke selbst die Regulierung von Inhalten vornehmen, was in gewisser Weise auch tun, aber eben in den selbst definierten Grenzen. Was etwa in Deutschland als Hassrede gilt oder als verbotene Behauptung, ist in den USA von der Meinungsfreiheit gedeckt. Was hingegen hier allenfalls als erotisches Bild wahrgenommen wird, erfüllt jenseits des Teichs den Straftatbestand der Pornografie. Nach welchen Regeln handeln dann die Netzwerke? Zunehmend nach ihren eigenen, immer den eigenen Vorteil im Sinn. Und der basiert auf immer häufiger und intensiverer Nutzung. Warum also eine Empörungsmachine abkühlen, wenn sie sich gerade so schön heiß läuft und der Dollarstrom immer weiter fließt?
Eines dieser Netzwerke ist heute 17 Jahre alt. Begonnen hatte es ganz harmlos und der Zeit entsprechend: Im Februar 2005 war es noch üblich, nach einem Ausflug in den Zoo oder einem verlängerten Wochenende auf der Skihütte die dort mit der Digitalkamera aufgenommenen Bilder und immer häufiger auch Videos, daheim auf den Rechner zu kopieren, auf einem anständig großen Bildschirm (naja, meist so um die 15 Zoll) zu sichten und die besten Aufnahmen an Freunde, Bekannte und Verwandte zu mailen. Nur bannten die Kameras immer größere Datenmengen auf Speicherkarte und Festplatte, vor allem die immer erschwinglicher gewordenen digitalen Videokameras lieferten Dateien ab, die in kein Postfach mehr passten. Was nun? Den Freunden, Verwandten und Bekannten USB-Sticks, DVDs oder gar Magnetbänder schicken? Aber wir haben doch schon das 21ste Jahrhundert!
So war die Idee der ehemaligen PayPal-Mitarbeiter Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim auch alles andere als analog und gar nicht mehr Neunziger. Lasst uns doch einen Server mieten, auf den wir die Filme stellen und von dem man sie per Stream abspielen kann, wir schicken an unsere Leute nur noch eine Mail mit einer Adresse, unter der sie glotzen können. Du wirst so also selbst zum Sender. Nur der Name des Dienstes erinnert noch an das vergangene Jahrhundert und die damals verbreiteten Technologien, mit denen man bewegte Bilder in die Lebenswelten der Empfänger brachte: YouTube. Röhrenmonitore waren aber am 15. Februar 2005 längst im Aussterben begriffen.
Geniale Idee und verdammt schnell angenommen, nur noch völlig ohne Geschäftsmodell. Deshalb wunderten sich viele, dass das aufstrebenden Google schon ein Jahr später immerhin eine Milliarde US-Dollar in die Hand nahm, um YouTube zu kaufen. Nur hatte man in Mountain View längst begriffen, dass der Dienst perfekt zu den Geschäftsmodellen personalisierter Werbung passen würde und dass die Generationen X, Y, Z und welche da auch immer noch folgen werden, sich lieber einen Film ansehen, als mühselig etwas zu lesen.
Ein bewegtes Bild sagt ja auch viel mehr aus als tausende von Worten, das Prinzip “show, don’t tell” gilt nicht nur im Filmbusiness, sondern lässt sich auch wunderbar für Tutorials einsetzen. Leider lügen viele Bilder bewegter und stiller Art nicht nur wie gedruckt, sondern noch viel schlimmer. Wie will man das aber eindämmen und kontrollieren? Nicht immer lassen sich Videos so leicht als gefälscht oder manipulativ identifizieren, vor allem nicht von Algorithmen. Im Interesse aller müssen aber die Unternehmen mehr Wert auf Regulierung legen, ohne sich aus Präsidentenpalästen vorschreiben zu lassen, was die Leute versenden dürfen und was nicht.
Lesetipps für den Dienstag
Nachschlag: Ende letzter Woche hatte Apple mit macOS 12.2.1 ein Update für das aktuelle System Monterey gebracht, das nicht nur ein lästiges Problem mit dem Akku von Intel-Macs behob, sondern auch eine Sicherheitslücke in Webkit schloss – iOS 15.4.1 und iPadOS 15.4.1 adressierten die gleiche Lücke. Nun legt Apple auch entsprechende Sicherheitsupdates für die beiden Vorgängersysteme Big Sur und Catalina vor. Dabei handelt es sich um die Versionen macOS 11.6.4 und macOS Catalina (2022-002), die sich jeweils über die Systemeinstellung “Software-Updates” laden lassen. Erst Ende Januar hatte Apple Big Sur 11.6.3 und ein Sicherheitsupdate für Catalina veröffentlicht, die aber gegen die bereits ausgenutzte Lücke noch nicht gesichert waren. Manchmal braucht es eben noch einen Booster.
Missing Link : Apple lässt gewiss mehrere Lücken in seinem Angebot, doch die vom Aus von Time Capsule und Airport Extreme gerissene schmerzt den Macworld-Kolumnisten Dan Morgen ganz besonders. Dabei war es doch gerade Apple, das mit der im Jahr 1999 nach Futurama aussehenden Airpod-Basisstation den Kunden das Thema drahtlose Netze erst schmackhaft gemacht hat. Sicher, Airport- und Time-Capsule-Router kamen alle ohne Modem, in Deutschland gab es bis vor ein paar Jahren noch den Zwang, das vom Provider zur Verfügung gestellte Gerät zu nehmen, Apples Airport war da allenfalls von Zusatznutzen, als aus Modems immer mehr Modemrouter geworden waren. Doch jetzt ist die Situation wieder anders, Mesh das Zauberwort der Technologie, das dabei hilft, Internet auch noch in den letzten Winkel des Hauses in hohe Geschwindigkeit zu bringen. Gerade hier hätte Apple doch Gelegenehit und sei es in der Verbindung von Mesh und Homepod? Dass Apple sich aber je wieder mit diesem Segmant befassen wird, hält Moren für höchst unwahrscheinlich.
Teurer Spaß: Die Apple Glasses oder Apple View oder wie auch immer Apples AR/VR-Brille heißen wird, könnten ein teurer Spaß werden. Nicht nur bei der Anschaffung, auch die Folgekosten könnten ins Gewicht fallen, wenn die Hausratversicherung nicht mitspielt. Fliegt etwa ein Spielecontroller in der TV-Apparat oder reißt man bei von VR-Spielen geforderten Bewegungen die teure Vase von der Vitrine, sollte dies von der Versicherung abgedeckt sein. Dass mit zunehmender Popularität derartige Schäden auch mehr werden, bestätigt die britische Versicherung Aviva dem Guardian. Demnach seien im letzten Jahr die von VR-Unfällen ausgelösten Schäden um 31 Prozent gestiegen, im Vergleich zum Jahr 2016 um 68 Prozent. Ein genaues Schadensvolumen nennt Aviva nicht, im Durchschnitt habe die Versicherung aber 650 Pfund pro reguliertem Schaden bezahlt. Apples AR/VR-Brille wird nicht nur bei Spielen zum Einsatz kommen, aber da Apple auch Services verkauft, wäre eine Apple Insurance sicher nicht die schlechteste Wahl.
Hohe Einbußen: Der Jubel von Facebook-Gegnern über starke Umsatzeinbußen aufgrund Apples Ad Tracking Transparency mag zu früh kommen, Facebook wird so schnell nicht verschwinden. Facebook kann Werbetreibenden zwar nicht mehr so genaue Daten über das Verhalten von Usern geben, damit Anzeigen zielgerichtet ausgespielt werden, ist aber immer noch die wichtigste Plattform zur Verteilung kommerzieller Botschaften. Facbook hat auch mehrere Möglichkeiten, die Folgen der Ad Trackiung Transparency zu kompensieren, wie Recode näher ausführt. So setzt Facebook einerseits auf das “aggregated event measurement”, das den Werbetreibenden Informationen über das Verhalten von Gruppen geben kann. Google und Snap setzen ähnliche Maßnahmen schon ein und sagen, dass sie ganz gut funktionieren würden. Auf der anderen Seite könnte Facebook selbst mehr zum Marktplatz werden. Wenn man einem Schuhverkäufer nicht mehr sagen kann, dass der Verkauf eines Sneakers in seinem Store in Folge des Ansehens einer Anzeige auf Facebook erfolgte, kann Facebook aber den Schuh selbst verkaufen – und dann den Anbieter entsprechenden Daten aushändigen.
Geklettert: Insgesamt für sechs Oscars sind die beiden exklusiv für Apple TV+ produzierten Filme “CODA” und “The Tragedy of Macbeth” nominiert. Das bringt die beiden Produktionen in den Streamingcharts nach vorne, berichtet 9to5Mac unter Bezug auf Daten von Justwatch. So war CODA, das Remake des französischen Films “Verstehen Sie die Béliers?” in der Woche vom 7. bis zum 13. Februar der am dritthäufigsten gestreamte Film aller Plattformen, Joel Coens Shakespeare-Verfilmung “Macbeth” landete auf Platz sechs. “CODA” steht auf der Liste der Kandidaten für den “Besten Film des Jahres”, als erster gehörloser Schauspieler ist Troy Kotsur für den Darstellerpreis in der Kategorie “Best supportuing actor” nominiert, dazu ist das Drehbuch Kandidat für das beste adaptoierte Script. “Macbeth”-Darsteller Denzel Washington kann sich Hoffnung auf den Oscar als bester Hauptdarsteller machen, dazu ist der Film für das beste Originaldrehbuch und das beste Produktionsdesign nominiert.
Weitere Nachrichten:
Ridley Scott produziert Blade-Runner-Serie für Amazon
Nach der Ankündigung einer „Blade Runner“-Serie im November 2021 wurden in dieser Woche neue Details zur Show bekannt. Sie trägt den Titel „Blade Runner 2099“ und ist ein Nachfolger zu den Filmen „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982 und „Blade Runner 2049“ von 2017.
Ridley Scott, der beim ersten Film die Regie und Inszenierung übernahm, soll die neue Amazon-Serie als ausführender Produzent begleiten. Als Autorin und ausführende Produzentin agiert außerdem Silka Luisa, die Showrunnerin der neuen Apple-TV-Plus-Serie „Shining Girls“ mit Elisabeth Moss.
Den Gerüchten zufolge befindet sich „Blade Runner 2099“ derzeit in der vorrangigen Entwicklungsphase bei den Amazon Studios. Mögliche Drehbücher werden im Eiltempo bearbeitet und mögliche Produktionstermine geplant. Derzeit sucht Amazon noch nach Autoren. Wenn das Projekt weiter vorankommt, könnte Ridley Scott auch auf dem Regiestuhl Platz nehmen
„Blade Runner“ aus dem Jahr 1982 ist eine Adaption des Romans „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ von Philip K. Dick. 2017 drehte Denis Villeneuve mit „Blade Runner 2049“ eine Fortsetzung mit Harrison Ford und Ryan Gosling. Der Film erhielt unter anderem einen Oscar für die Beste Kamera und die besten visuellen Effekte. Die Handlung der Serie ist 50 Jahre nach der Fortsetzung angesiedelt. Details zur Handlung und Besetzung sind bislang noch nicht bekannt. Ein möglicher Starttermin der Serie beim Streaming-Dienst steht ebenfalls noch in den Sternen.
Größter RAM-Riegel der Welt verbraucht 80 Watt
Die RAM-Spezifikationen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach geändert. Das Ergebnis sind unterschiedlich große RAM-Riegel, die sich je nach Einsatzort im Desktop-Rechner oder Notebook deutlich in ihrer Größe unterscheiden. Der bekannte Youtuber und Übertakter Roman der8auer Hartung ist der Frage nachgegangen, welches RAM-Modul bislang die höchsten Abmessungen vorweisen kann. Dabei stieß er auf ein RAM-Modul, welches 2014 von IBM entwickelt wurde, um Power-8-Prozessoren in Servern mit ausreichend Arbeitsspeicher zu versorgen.
Die C-DIMM getauften Module sollten eine Limitierung der damaligen Zeit umgehen: DDR3-RAM war anfangs auf 16 GB pro Riegel begrenzt. In Servern wurde jedoch deutlich mehr RAM benötigt. Entsprechend musste Intel ein eigenes Modul mit höherer Kapazität entwickeln. Diese beherbergten zwischen 128 und 256 GB an Arbeitsspeicher. Da die Sockel für die Speicherchips auch in den IBM-Servern Limitierungen in der Größe hatten, mussten die Module in die Höhe wachsen. Das Ergebnis waren RAM-Module, die größer sind als eine menschliche Hand.
Das von Roman der8auer Hartung als größter Arbeitsspeicherriegel der Welt bezeichnete Modul hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: Durch die hohe Anzahl an Speicherchips und Controller benötigt ein einziges Modul mit 152 Speicherchips je nach Last zwischen 65 und 80 Watt. Damit zieht der Stromverbrauch mit einer RTX 3050 gleich, die maximal 75 Watt aus dem Netzteil saugen darf. Eine Power-8-CPU konnte zudem bis zu acht derartiger Module ansteuern. Entsprechend hoch dürfte der Stromverbrauch eines Servers ausgefallen sein.
E-Scooter verursachen riesige Schadenssummen
Die deutschen Versicherer haben erstmals die Schäden ausgewertet , die E-Scooter verursachen. Dabei geht es um die Zahlen, die KFZ-Haftpflichtversicherungen 2020 pro Schadensfalls gezahlt haben.
Im Jahr 2020 registrierten die KFZ-Haftpflichtversicherer bei 180.000 versicherten E-Scootern 1.150 Schadensfälle, bei denen Dritte zu Schaden kamen. Für jeden dieser Unfälle zahlten die Versicherer im Schnitt rund 3.850 Euro! Das ist eine bemerkenswert hohe Schadenssumme, wenn man bedenkt, dass E-Scooter meist nur wenige Hundert Euro kosten: Die besten E-Scooter / E-Tretroller 2022 .
Diese Schadensbilanz liegt sogar noch etwas über der von Mofas und Mopeds, die in der Anschaffung deutlich teurer sind und auch erheblich mehr wiegen. Denn Mopeds und Mofas sowie S-Pedelecs und Segways verursachen eine durchschnittliche Schadenshöhe von 3.700 Euro. Nur Autos verursachen mit 4.550 Euro einen höheren Schaden. Doch Autos sind auch ganz andere Kaliber als die kleinen E-Scooter.
Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): „Die hohen Entschädigungen zeigen, wie gut und richtig die Entscheidung des Gesetzgebers war, eine Versicherungspflicht für E-Scooter einzuführen.“ Asmussen betont: „Gerade wenn sie verbotenerweise auf dem Gehweg fahren, sind die E-Scooter eine große Gefahr für Fußgänger.” An Ordnungsämter und Polizei richtet der Versicherungsmann diesen Appell: „E-Scooter sind keine Spielzeuge. Sie gehören nicht auf den Gehweg, dürfen nicht von Kindern unter 14 Jahren und nicht zu zweit oder gar zu dritt gefahren werden.“