Ach ja, unser bescheidener, drahtloser Router: grundsätzliche Infrastruktur des Internetzeitalters. Ein Gerät, das wir alle irgendwo in unserem Haus versteckt haben – oder, schlimmer noch, offen hingestellt haben. Router sind eine Plage, manchmal verlieren sie ohne ersichtlichen Grund die Verbindung ins Netz und verlangen einen Neustart, ihre Fehler können rätselhaft sein, an der Fehlersuche und bei der Verwaltung beißen sich selbst die technisch versiertesten unter uns frustriert die Zähne aus.
Das müsste nicht so sein. Es gab einmal eine Zeit, in der Apple drahtlose Router herstellte. Die Airport-Produktlinie wurde 1999 auf der gleichen Veranstaltung vorgestellt, auf der Apple auch das iBook präsentierte, den ersten Computer für Privatanwender mit integrierter drahtloser Netzwerkfunktion. Im Laufe von mehr als zehn Jahren stellte Apple eine Reihe von Geräten her, bis das Unternehmen die Produktreihe im Jahr 2018 einstellte.
Und beschleicht uns mehr denn je das Gefühl, dass dies ein Fehler gewesen sein könnte. Ist es zu spät für eine Wiederbelebung von Airport, würde ein solches Comeback uns Ärger mit minderwertigen Routern ersparen? ( Anmerkung der Redaktion: Der Autor geht natürlich von der Situation in den USA aus, mit hiesigen Modemroutern wie der Fritzbox bestehen andere Probleme. Wenn die Verbindung zum Netz unterbrochen ist, liegt das meist an den Providern und nicht dem Router. Bis vor wenigen Jahren bestand zudem Routerzwang, Telekom-Kunden mussten etwa eine Speedbox verwenden, Apples Airport oder Time Capsule kamen nur zusätzlich zum Einsatz, es besteht aber schon lang keine Notwendigkeit mehr, an das vom Provider gestellte Modem einen drahtlosen Router anzuschließen. )
Die Anfänge der drahtlosen Kommunikation
Einer der Gründe, warum die Airport-Produktreihe so erfolgreich war: Sie entstand in der Blütezeit von Apples gepriesenem Konzept der technischen Einfachheit (ease of use). In einer Zeit, in der die meisten Menschen ihre ersten Kontakte mit dem Internet hatten, und in der Wi-Fi noch in den Kinderschuhen steckte, bot Apple mit Airport eine einfache und schnelle Möglichkeit für die Verbraucher, sich zu vernetzen, ohne dass sie viel über Netzwerke wissen oder Kabel kreuz und quer durch die Wohnung legen mussten ( Ende der Neunziger lieferten Telekom und Konsorten nur Modems an ihre Kunden, Anm. d. Red. )
Ich hatte etwa ein Jahrzehnt lang eine Airport-Extreme-Basisstation als einzigen drahtlosen Router in meinem Haus und in dieser Zeit hatte ich fast nie Probleme mit meiner Verbindung. Dank des app-basierten Verwaltungssystems musste ich mich nicht mit umständlichen Webschnittstellen herumschlagen (obwohl es auch seine Schwächen hatte, wie z. B. einen sehr langsamen Neustart, der selbst bei den kleinsten Änderungen erforderlich war). Die Airport-Extreme-Basisstation bietet eine Menge Leistung und Funktionen in einem Gerät, das mit der für Apple typischen Eleganz entworfen wurde und auch dann nicht stört, wenn sie im Medienregal im Wohnzimmer neben oder unter dem Fernsehapparat steht.
Auch wenn ein Großteil der Airport-Produktreihe für die damalige Zeit sicherlich teuer war, sind die Preise im Vergleich zu heutigen drahtlosen Routern, die oft bis zu 150 Euro oder mehr für ein Spitzenmodell kosten, völlig akzeptabel. Und die Zuverlässigkeit, die mit der Airport-Reihe einherging, war die Kosten wert, wenn man bedenkt, dass man sie einfach einrichten kann und sich dann nicht mehr weiter kümmern muss.

©Apple
Airport, Terminal
Leider tummelte sich Apple nicht sonderlich lang auf dem Markt für drahtlose Router. Wie andere Segmente, etwa Drucker und Bildschirme, waren auch Router zur Massenware geworden. Die Preise sanken immer weiter und es viele Unternehmen setzen auf Vernetzung als ihr Hauptgeschäft. Zudem boten Internetdienstanbieter zunehmend ihre eigenen Router an, die mit ihren Diensten gebündelt und oft mit einem Modem kombiniert wurden, und viele Verbraucher wählten diesen Weg des geringsten Widerstands. ( Was in Deutschland lange auch nicht anders ging, siehe ausführlichere Anmerkung weiter oben, Anm. d. Red. )
Das letzte Airport-Gerät, das das Unternehmen produzierte, die Time Capsule, kam 2013 auf den Markt und nutzte den Wi-Fi 5 Standard (früher bekannt als 802.11ac), der auch heute noch weitgehend im Einsatz ist. Fünf Jahre später zog das Unternehmen offiziell den Stecker für das gesamte WiFi-Geschäft.
Heutzutage kann man immer noch gebrauchte Airports und Time Capsules finden, sogar auf Amazon, und ich bin jedes Mal in Versuchung geraten, wenn ich ein Problem mit meinem aktuellen Router habe. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, dass Apple seine Entscheidung, den Markt zu verlassen, noch einmal überdenkt und die Vorteile eines neuen Airport-Geräts erkennt, das besser ist, als die heute erhältlichen.

©Apple
Gründe für ein Comeback
Die drahtlose Technologie ist zu einem noch wichtigeren Bestandteil des Apple-Ökosystems geworden, das könnte Grund genug für einen Wiedereinstieg sein. Die meisten Apple-Geräte sind auf eine Wi-Fi-Verbindung angewiesen, und Apple ist ein Unternehmen, das gerne die Kontrolle über das gesamte System hat, von der ersten bis zur letzten Minute. Immer mehr Smart-Home-Geräte unterstützen jetzt auch Thread, eine Funktion, die Apple selbst in seinen Homepod Mini und das neueste Apple TV integriert hat.
Was Apple nach seinem Wi-Fi-Exit verpasste: das Aufkommen von drahtlosen Mesh-Systemen für Endverbraucher. Diese verwenden mehrere Zugangspunkte, um einen großen Bereich mit einem nahtlosen Wi-Fi-Netzwerk zu überziehen – denken Sie an Produkte wie Eero, Ubiquiti und AmpliFi. Diese Produkte sind zwar teurer, sollen aber auch einfach und unkompliziert sein – genau die Art von Markt, in dem sich Apple oft auszeichnet. ( AVM bietet die Fritzbox auch mit Mesh-Erweiterungen im Paket an, die drahtlose Magenta-Box der Telekom lässt sich ebenso als Mesh konfigurieren. Anm. d. Red. )
Ferner gibt es Möglichkeiten für Apple, sich von seinen Konkurrenten zu unterscheiden, indem es ein datenschutzfreundliches Gerät anbietet, das den Nutzern hilft, das Tracking auf allen ihren Geräten zu vermeiden, vielleicht durch den Einbau eines Systems, das der iCloud-Private-Relay-Funktion ähnelt, die in iOS 15 und macOS Monterey eingeführt wurde.

Es gibt auch eine Chance, den Stand der Technik in Sachen Design zu übertreffen. Viele der gängigen drahtlosen Router sehen aus, als wären sie von Batman entworfen worden, mit scharfen, kantigen Kanten und Antennen, die in alle Richtungen zeigen. Mesh-Systeme sind in der Regel ästhetisch ansprechender, was auch einen funktionalen Vorteil hat: Sie werden nicht versuchen, sie an Stellen zu verstecken, die für die Verteilung eines drahtlosen Signals in Ihrem Haus möglicherweise nicht von Vorteil sind.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt noch viele Möglichkeiten in diesem Bereich, und es ist ein Bereich, der in Bezug auf Technologie, Design und Datenschutz mit genau der Technologie harmoniert, die Apple am besten beherrscht. Ich mache mir zwar keine großen Hoffnungen, dass das Unternehmen wieder in dieses Geschäft einsteigt, aber ich kann nur träumen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss meinen Router neu starten – schon wieder.