Die neuen Airpods 3 haben die Airpods 2 nun abgelöst, nach unserem Eindruck stehen sie aber noch im Schatten der sehr erfolgreichen Airpods Pro. Auch wir empfehlen, lieber die oft rabattierten Airpods Pro zu wählen.
Auch beim Audio-Magazin “What Hifi” war die Begeisterung über die neuen Modelle bei Tests eher verhalten. Trotzdem oder gerade veröffentlichte das Magazin schon vor einigen Wochen ein interessantes Interview mit Gary Geaves, Video President Acoustics bei Apple, ehemals Entwicklungschef bei Bowers & Wilkins, das einige Fragen beantwortete.
Bluetooth
Bei Hi-Fi-Fans hat Bluetooth einen schlechten Ruf, genügt doch die Datenrate nur begrenzt für unkomprimierte Audiodaten – was sogar für die Airpods Max gilt.
Ein weiteres Problem ist aber auch die lahme Reaktionsgeschwindigkeit von Bluetooth. So ist für 3D-Sound eine sehr schnelle Reaktion auf Kopfbewegungen möglich, was Apple nur durch einige Tricks und spezielle Hardware erreiche. Auch die neue Hi-Res-Auflösung von Apple Music wird per Bluetooth nicht unterstützt. Wie Greaves andeutet, könnte es hier bald Neuerungen geben. „But it’s fair to say that we would like more bandwidth and… I’ll stop right there. We would like more bandwidth”. Diese Andeutung löste schon Anfang des Jahres viele Spekulationen aus, was Apple hier wohl plane. Aktuell setzt Apple bei den Airpods 3 noch auf Bluetooth 5.0.
Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, die nun von der CT ins Feld geführt wird: Vermutlich plane Apple die Einführung von Bluetooth mit 6 GHz. Das aktuelle Problem von Bluetooth-Verbindungen wird ja durch die aktuelle Nutzung des 2,4 GHz-Bandes verursacht. Nur niedrige Datenraten sind möglich, etwa maximal 2 Mbit als Transferrate – Hi-Res benötigte aber bis zu 10 MB/s. Hochauflösendes Audiomaterial und somit besserer Klang sind so ausgeschlossen. Es ist deshalb durchaus möglich, dass Apple hier einen Alleingang wagt, wäre doch zumindest in der EU der Verkauf von 6GHz-Bluetooth-Geräten durchaus erlaubt – ein Hersteller müssten nur die Konformität mit der CE-Norm nachweisen. Es stünde also Apple frei, einfach 6 GHz einzuführen.
Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: Eventuell ist auch nur ein Update auf Bluetooth 5.2 gemeint, ein neuer Standard mit vielen Verbesserungen wie einem neuen Audio-Codec namens LC3. Wir vermuten aber, dass es zur nahen Entwicklerkonferenz WWDC auch einige Updates zum Thema Bluetooth geben wird. Nicht zuletzt steht die zweite Generation der Airpods Pro bevor, für die sich Apple sicher einige Neuerungen wie bessere Audio-Bandbreiten aufgespart hat – die dann die Airpods 3 als Update erhalten könnten.
Eigentlich gibt es ja von Qualcomm bereits mit aptX einen Audio-Standard, der hohe Audioqualität per Bluetooth ermöglicht. Allerdings ist Apple kein Fan von proprietären Standards und ebenso wenig von Lizenzgebühren, sodass wir diese Alternative ausschließen würden.
Weitere interessante Themen des Interviews
Interessant ist auch die Erklärung von Geaves, warum Apple bei den Airpods 3 ein offenes Design gewählt hat. Während die Airpods Pro dank mitgelieferter Silikontipps das Ohr komplett abschließen, sitzen die Airpods 3 so locker wie die Airpods 2. Auch auf Noise Cancelling muss man verzichten. Die Wahl soll aber Absicht gewesen sein, viele Airpods-2-Nutzer hätte gerade diesen lockeren Sitz gewünscht. Bekommt man doch durch diesen „open fit“ noch mehr von der Umwelt mit, viele finden dieses Design auch komfortabler. Für das Sounddesign habe dies aber Probleme verursacht, wäre doch kein Ohr wie das andere geformt. Man habe dies aber durch ein nach innen gerichtetes Mikrofon ausgeglichen, das automatisch den Bass und Mitten anpasse. Diese Funktion Adaptive EQ wurde erstmals bei den Airpods Pro eingeführt und ist eine der Neuerungen der Airpods 3
Eine Streitfrage bei Kopfhörern ist immer auch, ob der Nutzer Musik noch so hört, wie es vom Musiker gewünscht wird. Hier betreibe Apple laut Geaves hohen Aufwand, neben einem sehr analytischen Ansatz nutzte man auch ein Expertenteam kritischer (menschlicher) Hörer und Tuner – viele aus der professionellen Audio-Industrie. Airpods sollen dabei sehr akkurat klingen, aber auch aufregend und bewegend. Mit mehreren Abteilungen arbeite man beim Thema Spatial Sound zusammen, neben dem Acoustics Team etwa die Abteilungen für Apple Music, Garage Band und Logic.
Hier sei vor allem die unterschiedliche Kopfform ein Problem, das auch als HRTF beschrieben wird, die Head Related Transfer Funktion. Tausende Messungen habe man durchgeführt, um eine zu möglichst vielen Menschen passende Einstellung zu finden. Bei der Nutzung für Musik ziele Apple vor allem auf einen natürlichen Klang, weniger auf effekthascherische Effekte. So nutze Apple je nach Ausgabegerät unterschiedliche Einstellungen. Bei einem Apple TV scheinen die virtuellen Lautsprecher etwa weiter entfernt zu stehen als bei einem iPhone.
Fazit
Die Airpods 3 stehen noch etwas im Schatten der Airpods Pro, zu unscheinbar wirken wohl viele der Neuerungen. Ein weiterer Grund ist aber wohl der (noch) hohe Preis und die günstigen Angebote für Airpods Pro. Neue Bluetooth-Standards und sinkende Preise könnten dies aber schnell ändern – und ein neuer Airpods Pro die Preise für die Pro-Modelle anheben.