21. Juli: Sprünge
Macwelt wünscht einen guten Morgen! In der Nacht zum 21. Juli 1969 twitterte Neil Armstrong den Aphorismus: “Es ist nur ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit” vom Mond, auf dem er wenige Stunden zuvor (noch am 20. Juli) zusammen mit Edwin Aldrin in der Landekapsel “Eagle” aufgesetzt war. Nun gut, er twitterte nicht wirklich, sondern bediente sich der altmodischen Technik der Sprachübertragung per Funkwellen, aber die Länge der Botschaft hätte hervorragend für einen Tweet gereicht. Autor der unsterblichen Zeilen: Arthur Miller, Armstrong war nur der Botschafter, aber was für einer. Exakt 30 Jahre nach dem Spruch von den Schritten und den Sprüngen nahm sich Apple des Themas “Sprung” noch einmal an – Funk spielte auch hier eine wesentliche Rolle.
Die letzte große Apple-Show der Neunziger war vielleicht sogar die beste des Jahrzehnts, das beinahe das Aus für die Firma mit dem Apfel gebracht hatte: Am 21. Juli 1999 eröffnete die Sommerausgabe der Macworld Expo in New York mit der üblichen Keynote ihre Pforten. Steve Jobs steigerte dabei langsam die Dramaturgie über Quicktime 4, Quicktime TV und die Vorankündigung von Mac-OS 9 mit dessen 50 neuen Funktionen und kam allmählich zu den Themen, die schon damals die Fan-Gemeinde wirklich interessierten: Neue Hardware. Ein gutes Jahr nach der Markteinführung des iMac war es nun Zeit für einen “iMac zum Mitnehmen”, iBook genannt. Aus heutiger Sicht ist das Design des oft als “Schminktäschchen” verspotteten Einsteigernotebooks ein wenig bizarr, doch waren seinerzeit Mobilrechner meist so klobig und langweilig, dass die bunten iBooks mit ihren Farbtönen Blueberry und Tangerine angenehm hervorstachen.
Das mit dem “iMac to go” nahm Apple gar auf eine völlig neue Ebene, denn das iBook hatte als eines der ersten Geräte seiner Art auch “unterwegs” Netzwerkverbindung. Möglich machte das ein Funk-Chip, der auf dem 2,4-GHz-Band nach dem relativ jungen Standard IEEE 802.11b mit Basisstationen und anderen Rechnern kommunizierte. Apple wäre nicht Apple, hätte man der neuen Technik nicht auch gleich einen pfiffigen Namen gegeben: Airport. Dabei benötigt die Funk-Schnittstelle gar keine Luft, ganz im Gegenteil, sonst hätte Neil Armstrong nicht erfolgreich von seinem ersten Schritt auf dem Mond berichten können. Zum Airport-Chip im iBook benötigte man auch eine Airport-Basisstation, die in jenen Tagen einer Mondlandefähre recht ähnlich sah.
Apple wäre auch nicht Apple, wenn Steve Jobs und Phil Schiller die neue Art der Datenübertragung nicht gleich in dramatischer Weise vorgeführt hätten. Denn was bedeutet nun drahtlos? Man kann das iBook vom Schreibtisch packen, in ein anderes Stockwerk gehen und wieder zurück springen, ohne dass die Verbindung mit dem Internet abreißen würde. Heute völlig normal, nur vor 21 Jahren eine Art von Weltwunder. Marketingchef Phil Schiller musste daher die Probe aufs Exempel machen und auf ein etwa fünf Meter hohes Podest hinter der Bühne klettern und mitsamt Macbook von dort auf weiche Matten zurückspringen. Ein gigantischer Sprung für Phil Schiller und ein gar nicht so kleiner Schritt für die Informationstechnik.
Lesetipps für den Mittwoch:
Feine Unterschiede: Apple hat die OCR-Technik zwar nicht erfunden, aber mit dem Live-Text-Feature in iOS 15, iPadOS 15 und macOS 12 Monterey auf die Spitze getrieben, stellt Macworld-Autor Glenn Fleishman in seinem Vergleichstest gegen kommerzielle Software fest. Weder Evernote, noch Acrobat Pro DC, OneNote oder Google Docs kommen an die Leistungsfähigkeit von Live Text heran.
Bin ich wichtig?: Apple hatte vorgestern klargestellt, dass die Attacken über die Spyware Pegasus einzelnen Nutzern galten und nicht der breiten Masse. Trotzdem ärgerlich und Cupertino sollte alles daran setzen, Informationen über die Lücken aufzutun, um sie rasch zu schließen. Etwa 50.000 iPhones weltweit waren betroffen, in der Regel von Journalisten, Aktivisten oder Oppositionellen, die den Führern von Schurkenstaaten zu intensiv Menschenrechte und daraus abgeleitete einforderten. Wie Michael Simon auf Macworld beschreibt, kann aber jeder iPone-Nutzer mit Hilfe eines Webtools überprüfen, ob Pegasus auf dem Smartphone gelandet ist. Vielleicht hat es hie und da mal eine Verwechslung gegeben…
Neue Spiele : Apple Arcade hatte im Frühjahr seine strengen Regeln etwas gelockert und nimmt seither auch Spiele in das Angebot auf, die es bereits in anderer Form im App Store gegeben hat, als kostenpflichtige Titel oder als Free2Play-Spiele mit In-App-Käufen. Zuletzt hinzugekommen war etwa Angry Birds reloaded, nun stehen drei weitere in der Sektion “Bald erhältlich”. Das sind Tetris Beat, in dem man fallende Klötze zu Musik bewegt, Monster Hunter Stories+ und Super Stickman Golf+.
Geht los: Seit Monaten drehen sich Spekulationen um neue Airpods, die In-Ear-Hörer der dritten Generation sollen in ihrem Design mehr den Airpdos Pro ähneln, mit einem kürzen Stil und anpassbaren Silikon-Stöpseln. Wie Nikkei nun beichtet, solle die Massenproduktion der Airpdos 3 im August beginnen, das könnte gerade noch so ausreichen, um mit den iPhones 13 etwa Mitte September vorgestellt zu werden. Anders als die Airpods Pro werden die regulären Airpods kein aktives Noise-Cancelling mitbringen.
Abgewiesen: Der Richter Edward Davila hat eine Sammelklage von Apple-Kunden wegen “Flexgate” abgewiesen. Der Fehler war auch als “Bühnenlicht” bekannt geworden: Bei einigen Macbooks Pro der Baujahre 2026 und 2017 zeigten sich dunkle Flecken am unteren Bildschirmrand, weshalb die hellen Stellen wie Spot-Scheinwerfer wirkten, die nach oben leuchteten. Wie iFixit herausgefunden hatte, war ein zu kurzes Flachbandkabel, das das DIspaly versorgte, die Ursache der Probleme, Apple baute in die Modelle von 2018 eine längere Version ein. Wie das Gericht jedoch befand, hätten die Kläger weder zeigen können, dass es sich hier um ein Sicherheitsrisiko handelte, noch dass Apple vorher über den Fehler Bescheid wusste.
Spott: Jon Stewart, der ab September die Show “The Problem with Jon Stewart” auf Apple TV+ bekommen wird, hat sich in einem drei Minuten langen Video über die Milliardäre Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson und ihre Phallus-Symbolen gleichenden “Raumschiffe” lustig gemacht. Drei Männer – Branso wird dabei von einem Wischmopp dargestellt – die dahin gehen, wo die Menschheit schon oft zuvor war und dabei jede Menge Geld verschwenden, eine ideale Vorlage für Satire.
Weitere Nachrichten:
Nachgelegt: Adobe stopft kritische Lücke in Photoshop
Adobe legt eine Woche nach dem Patch Day am 13. Juli noch einmal eine Runde Sicherheits-Updates drauf. Der Hersteller schließt 21 Lücken in sieben Produkten: Photoshop, After Effects, Premiere Pro, Media Encoder, Audition, Prelude und Character Animator. Die Mehrzahl dieser Sicherheitslücken ist als kritisch ausgewiesen, alle sind durch externe Sicherheitsforscher entdeckt und gemeldet worden. Allein Mat Powell (Trend Micro ZDI) hat fast die Hälfte der Lücken aufgedeckt. Angriffe, bei denen eine oder mehrere dieser Schwachstellen ausgenutzt würden, sind bislang nicht bekannt.
In After Effects hat Adobe sieben Schwachstellen beseitigt, von denen der Hersteller fünf als kritisch ausweist. Sie können mit präparierten Dateien ausgenutzt werden, um beliebigen Code einzuschleusen und mit Benutzerrechten auszuführen. Betroffen sind Versionen bis 18.2.1, After Effects 18.4 ist abgesichert.
Media Encoder bis Version 15.2 weist sechs Sicherheitslücken auf, von denen fünf als kritisch ausgewiesen sind. Dabei kann eingeschleuster Code mit Benutzerrechten ausgeführt werden. In Media Encoder 15.4 sind die Schwachstellen beseitigt.
Photoshop 2020 bis Version 21.2.9 sowie Photoshop 2021 bis Version 22.4.2 weisen zwei Schwachstellen auf. Adobe hat eine als kritisch eingestufte Sicherheitslücke (CVE-2021-36005) beseitigt. Durch einen Pufferüberlauf könnte Code eingeschleust und mit Benutzerrechten ausgeführt werden. Abhilfe schaffen Updates auf Photoshop 2020 21.2.10 sowie Photoshop 2021 22.4.3.
In Premiere Pro bis einschließlich Version 15.2 steckt eine als kritisch eingestufte Schwachstelle. Eingeschleuster Code könnte mit Benutzerrechten ausgeführt werden. In Premiere Pro 15.4 ist diese Lücke gestopft. Zwei als kritisch ausgewiesene Lücken haben Forscher in Prelude bis Version 10.0 entdeckt. Ein Update auf Version 10.1 behebt diese Fehler.
Character Animator 2020 enthält zwei nun ans Licht gekommene Schwachstellen, von denen Adobe eine als kritisch einstuft. Betroffen sind die Versionen bis 4.2, ein Update auf Version 4.4 beseitigt die Lücken. Schließlich musste Adobe noch eine Schwachstelle mit mittlerer Risikostufe in Audition bis Version 14.2 schließen. Dazu hat der Hersteller ein Update auf Version 14.4 bereitgestellt.
Die aktuellen Adobe Security Bulletins finden Sie auf dieser Seite des Herstellers.
Louis Vuitton: Bluetooth-Lautsprecher für 2.450 Euro
Die französische Marke Louis Vuitton ist eher für Handtaschen und exklusive Accessoires bekannt. Mit dem „Horizon Light Up Speaker“ bringt die Kultmarke nun auch einen eigenen Bluetooth-Lautsprecher heraus, der beim Design neue Wege geht. Anstatt an ein Gadget erinnert der Lautsprecher eher an ein Artefakt aus einem Science-Fiction-Film. Der Lautsprecher ist als Kreisel mit zahlreichen Reliefs angelegt und soll sich als kunstvolles Designerstück im Wohnzimmer eignen. Hinter der Konstruktion aus Glass, Edelstahl und Leder verstecken sich zudem 35 LEDs, die in unterschiedlichen Farben aufleuchten. Dazu kommen zwei Tweeter mit einem Durchmesser von knapp zwei Zentimetern sowie ein Subwoofer mit 7,62 Zentimetern im Durchmesser. Für Sprachanrufe stehen darüber hinaus drei Mikrofone zur Verfügung. Die Laufzeit des Lautsprechers gibt der Hersteller mit bis zu 15 Stunden an. Mobile Geräte finden über Bluetooth 5.1 oder AirPlay 2 Verbindung zum „Horizon Light Up Speaker“. Das Aufladen des verbauten Akkus erfolgt über eine USB-C-Buchse.
Louis Vuitton will damit das Design der „Toupie“-Ledertaschen erneut aufgreifen. Diese verfügen über eine ähnliche Form, sind jedoch aus braunem Leder gefertigt und ebenfalls mit Symbolen überzogen. In Anbetracht der Bekanntheit einer Marke wie Louis Vuitton dürfte es wenig verwundern, dass der „Horizon Light Up Speaker“ kein Schnäppchen wird: Für den Bluetooth-Lautsprecher der Edelmarke werden 2.450 Euro fällig. Der Preis liegt damit ungefähr auf dem Niveau der ähnlich designten „Toupie“-Ledertaschen, die ab 1.800 Euro starten und ebenfalls 3.000 Euro kosten können. Laut Hersteller soll die Auslieferung des „Horizon Light Up Speaker“ am 31. Juli 2021 beginnen.
Whatsapp: Ohne Zustimmung nicht mehr nutzbar
Bislang ließ sich das Dialogfeld in Whatsapp, über das eine Zustimmung zu den neuen Nutzungsbedingunge n eingefordert wurde, einfach wegklicken. Bei einigen Anwendern ist dies ab sofort nicht mehr möglich. Das „x“ zum Schließen des Popup-Fensters fehlt schlichtweg. Daher bleibt in diesem Fall nur die Zustimmung als Ausweg.
Laut Whatsapp handle es sich bei dem fehlenden Schließen-Button um einen Fehler. Er würde nur bei Nutzern auftreten, die die App lange nicht genutzt und damit einige Updates verpasst hätten. Dabei will Whatsapp grundsätzlich doch Nutzer sperren, die lange nicht aktiv waren und die Nutzungsbedingungen daher nicht akzeptiert hätten. Vor einer solchen Sperrung würde es jedoch mehrere Warnhinweise geben.
Werden die Nutzungsbedingungen nicht bestätigt, so kann nicht mehr auf vorhandene Chats zugegriffen werden. Neue Nachrichten würden sich aber auch dann noch über die Benachrichtigungen lesen lassen. Wird auch danach nicht zugestimmt, so soll Whatsapp gar nicht mehr funktionieren.
Für Nutzer, die die Gelegenheit nutzen wollen, Whatsapp zu löschen, bringt der fehlende Schließen-Button ein neues Problem mit: Ohne eine Zustimmung lassen sich die Einstellungen nicht aufrufen. Und nur hier kann das eigene Konto gelöscht werden. Als Umweg sollten sich Nutzer an den Support werden, um ihr Konto löschen zu lassen. Alternativ verspricht WhatsApp die Löschung des Kontos, wenn dieses 120 Tage inaktiv war. Welche Aktionen WhatsApp bei einer ausbleibenden Zustimmung der Nutzungsbedingungen plant, lässt sich hier nachlesen .
Apple patentiert eingebauten Sichtschutz für iPhone-Displays
Offenbar ist den Apple-Ingenieuren bewusst, dass nicht wenige iPhone-Nutzer Extra-Folien dafür kaufen, um eigene Inhalte vor neugierigen Blicken zu schützen. Sucht man auf Amazon nach ” Sichtschutz iPhone “, werden gleich um ein Tausend Ergebnisse geliefert. Die Nachteile der Methode sind jedem bekannt, der schon einmal eine Schutzfolie auf das iPhone angebracht hat: Nicht nur kostet die Anschaffung die zusätzlichen Kosten, die Anbringung ohne spezielle Werkzeuge ist langwierig und fummelig, Luftblasen und Staubkörner unter der Folie sind vorprogrammiert. Um das Problem zu beseitigen hat sich Apple in einem Patent vom Juni 2019 eine integrierte Lösung überlegt: einen direkt im Display eingebauten Sichtschutz.
Dies kann laut Apple-Entwicklern auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden: Mit einer zusätzlichen Schicht zwischen der Hintergrundbeleuchtung im LCD-Display und oberen Schichten, die die parallelen Lichtstrahlen vom Hintergrund in unterschiedliche Richtungen umbricht und so den Kontrast der dargestellten Inhalte reduziert. Wird noch gleichzeitig damit die Helligkeit des Displays heruntergefahren, reduziert sich der optimale Blickwinkel von 45°auf 30° – jemand, wer daneben sitzt, kann kaum etwas auf dem Bildschirm erkennen. Als eine weitere mögliche Lösung beschreibt Apple die Anwendung von zwei gleichen Polarisationsfilter im Display: Sind sie in gleiche Richtung geschaltet, werden die parallelen Lichtstrahlen der Hintergrundbeleuchtung nicht umgebrochen, die Darstellung auf dem iPhone-Bildschirm ist scharf und in einem weiten Blickwinkel sichtbar. Ändert sich die Umbrechungsachse in einem der Filter, wird das Licht umgebrochen, der Kontrast der Darstellung sinkt, die Inhalte sind nur für jemanden sichtbar, der direkt auf den Bildschirm blickt.
Gleichzeitig mit dem eingebauten Sichtschutz sind noch weitere Modi mit den zusätzlichen Polarisationsfiltern möglich: ein Outdoor-Modus mit der erhöhten Helligkeit und hohem Kontrast, für die bessere Sicht bei direkten Sonnenstrahlen. Auch ein Stromsparmodus ist möglich, doch dafür ist kein zusätzliches Patent notwendig, dieser ist bereits jetzt in iOS implementiert, indem das System die Helligkeit nach unten regelt.