1. März: Si vis pacem
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Auf die Vorwürfe angesprochen, Windows sei doch nur eine Kopie des Mac-Betriebssystems, meinte Bill Gates sinngemäß, er hätte sehr wohl die Stereoanlage klauen können, wenn Steve Jobs und die Seinen schon den Fernseher haben mitgehen lassen. Worauf Gates anspielte: Das Betriebssystem des Macintosh, später Mac-OS genannt, mag zwar eine Entwicklung Apples gewesen sein, aber es zumindest von einer Erfindung des zu Xerox gehörenden PARC (Palo Alto Research Center) inspiriert – auch Microsoft könne sich dort Inspiration geholt haben. Vermutlich hat Microsoft den Umweg nach Palo Alto aber gar nicht erst gehen müssen, als einer der Hersteller, die schon früh für den Apple II und etwas später für den Mac Software entwickelten, lag es näher, die Stereoanlage direkt aus Cupertino abzustauben. Wobei die Sache mit dem Diebstahl als Vergleich ja hinkt, wie überhaupt die Kopie einer digitalen Entität nicht rechtmäßig sein muss, aber in den seltensten Fällen eine Entwendung bedeutet.
Mit Windows hatte Microsoft aber lange zu kämpfen, die erste Version aus dem Jahr 1985 war praktisch unbrauchbar und auch lange danach kam nicht viel, was man auf den immer populärer werdenden “IBM-kompatiblen” PCs mit Redmonds MS-DOS hätte gewinnbringend anwenden können.
Am 1. März 1992 Jahren wendete sich mit Windows 3.1 jedoch das Blatt, Microsoft stellte heute vor 30 Jahren die erste Windows-Version vor, die auch kommerziell erfolgreich wurde. Streng genommen war Windows damals – und auch noch etliche Jahre später – kein eigenes Betriebssystem, sondern nur eine grafische Oberfläche für das etablierte MS-DOS, aber nun war es PC-Anwendern endlich möglich geworden, per Drag-and-drop Dateien vom Schreibtisch in Ordner und wohin auch immer zu verschieben. Nur nicht in den Papierkorb, denn auf jenen musste Microsoft aus rechtlichen Gründen noch bis uns Jahr 1995 verzichten. Apple war nämlich überhaupt nicht der Ansicht, dass die Kollegen aus Redmond ebenfalls bei Xerox sich ihre Inspiration holten, sondern einfach frech kopierten. Bis auf die Sache mit dem Papierkorb konnte Apple aber die Gerichte nicht von seinem Standpunkt überzeugen, erst als die Firmen alle gegenseitigen Klagen fallen ließen, war der Weg für diesen speziellen Ordner auch unter Windows bereitet.
Nicht selten wurde der Streit zwischen Apple und Microsoft, später zwischen Microsoft und Netscape und erst neulich der zwischen Apple und Samsung als “Krieg” bezeichnet. Wie falsch diese Bezeichnung eines erbitterten und manchmal auch unfairen Wettstreits ist, sieht man nicht nur dieser Tage, da in Europa wieder ein Krieg tobt. Es ist übrigens sehr vergesslich, diesen als Ersten seit 1945 zu bezeichnen. Es mag der ernsteste seither sein, aber justament am Tag als Microsoft Windows 3.1 veröffentlichte, erklärte die Republik Bosnien-Herzegowina ihre Unabhängigkeit. Für den Aggressor in Belgrad der eigentliche Grund für den Krieg, der sechs Wochen später eskalierte und drei Jahren lang tobte. Erst das Abkommen von Dayton sicherte einen auch heute noch brüchigen Frieden.
Lesetipps für den Dienstag
Die Spitze im Blick: Nach Zahlen von Strategy Analytics ist in Europa der Smartphonemarkt im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent gewachsen. Überdurchschnittlich legte Apple zu, das um 11 Prozent wuchs und seinen Marktanteil auf 23 Prozent erhöhte. Damit verkürzt Cupertino den Rückstand auf den Marktführer Samsung, der leicht nachgab und bei 29 Prozent liegt. Auf Platz drei und vier liegen die jeweils stark gewachsenen chinesischen Hersteller Xiaomi und Oppo mit 20 respektive 5 Prozent Marktanteil, neu in den Top Five ist Realme, die in Indien basierte Oppo-Tochter mit einem Anteil von drei Prozent, aber einem Wachstum von 548 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2020.
Oberstes Regal: Apple kündigt für Apple TV+ ein Biopic eines der Väter der USA, Benjamin Franklin, als limitierte Serie an – mit Michael Douglas in der Titelrolle. Die Serie wird von Kirk Ellis geschrieben, Regie führt Tim van Patten. Die Geschichte aus der Geschichte spielt rund um die Gründung der Vereinigten Staaten und Gewinnung ihrer Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialmächten: “Das Drama wird die aufregende Geschichte eines der größten Wagnisse in Benjamin Franklins Karriere erzählen. Im Alter von 70 Jahren und ohne jegliche diplomatische Ausbildung überzeugte Franklin Frankreich – eine absolute Monarchie – davon, Amerikas demokratisches Experiment zu unterstützen. Dank seines Ruhmes, seines Charismas und seines Einfallsreichtums überlistete Franklin britische Spione, französische Informanten und feindliche Kollegen, während er die französisch-amerikanische Allianz von 1778 und den endgültigen Friedensvertrag mit England von 1783 ausarbeitete. Die achtjährige französische Mission gilt als Franklins wichtigster Dienst für sein Land, ohne den Amerika die Revolution nicht gewonnen hätte.” Ein Sendetermin steht noch nicht fest.
Sanktionen: In der sechsten Woche in Folge verhängen die niederländischen Wettbewerbshüter eine Strafe in Höhe von fünf Millionen Euro gegen Apple. Cupertino sei immer noch nicht der Aufforderung nachgekommen, für Dating-Apps in den Niederlanden alternative Bezahlmethoden neben der des App Store zuzulassen. In einem Brief an die Authority for Consumers and Markets (ACM) behauptet Apple jedoch, der Anordnung Folge zu leisten, die ACM will aber von keinen Änderungen etwas mitbekommen haben.
Suchen und Finden: Zu den meist verlegten, vergessenen und – leider auch – gestohlenen analogen Gegenständen dürfte die Geldbörse gehören. Ein in das Münzfach gesteckte Airtag hilft in den meisten Fällen weiter – ist aber deutlich sperriger als selbst Zwei-Euro-Münzen. Eine Alternative für die zahlreichen Kreditkartenfächer bietet Chipolo mit dem Card Spot an. Dieser Tracker hat die Form einer Kreditkarte und lässt sich in das “Wo ist?”-Netzwerk Apple integrieren. Was unserem US-Kollegen Glenn Fleishman auffällt: Im Vergleich zu den Airtags fehlen NFC- und UWB-Chips, das sollte aber verschmerzbar sein.
Jäger und Sammler: Apple (und auch Google) unterbindet in seinen App-Store-Regeln das Sammeln und Verwerten von Standortdaten zu kommerziellen Zwecken. Zumindest sind Apps dazu verpflichtet, bei ihren Anwendern Zustimmung von Tracking-Cookies einzufordern, die meisten Nutzer lehnen ab. Wie The Markup berichtet, passen Datenbroker nun ihre Strategien an. Hatten bisher vor SDKs in den Apps Daten gesammelt, schließen Broker nun direkte Vereinbarungen mit den App-Anbietern und beziehen die Daten direkt von deren Servern. Dies geschehe abseits der App Stores und sei nur mit staatlichen Datenschuztregelungen wir der DSGVO zu kontrollieren, in den USA fehlt aber ein vergleichbares Bundesgesetz.
Mehr Nachrichten von Foundry:
Nvidia wurde wohl Ziel einer Ransomware-Attacke
Gegenüber Newsseiten bestätigte der Grafikchip-Riese, dass man aktuell einen “Vorfall” untersuche. Weiter …
Ukraine-Krieg: VW stoppt E-Auto-Produktion in Zwickau und Dresden
Der russische Angriff auf die Ukraine bringt bei VW in Zwickau und Dresden die Elektro-Auto-Produktion zum Erliegen. Weiter …
Hackerangriff auf russische Medien:”Das ist nicht unser Krieg”
In Russland hat es am Montag einen großen Hackerangriff auf mehrere Staatsmedien und Tageszeitungen gegeben. Weiter …
Russlands Angriff auf die Ukraine: Was SWIFT-Ausschluss und Hightech-Sanktionen bewirken
Mit weitreichenden Sanktionen will der Westen Russland zwingen, seine mörderische Invasion in die Ukraine zu stoppen. Doch gerade die Folgen des SWIFT-Ausschlusses sind derzeit noch nicht abzusehen. Weiter …