23. Juli: Believe in Believe
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Seit Monaten können wir es kaum noch erwarten, aber jetzt ist der Tag gekommen. Eröffnung der Olympischen Spiele in Tokyo, ein Jahr nach dem ursprünglichen Termin? Nein, wohl eher nicht. Derartige Shows sind zwar vorwiegend für das Fernsehen gemacht, ohne Publikum aber doch fad. Und wie will je noch ein Olympiagastgeber mit dem Bombast von Peking 2008 – inklusive diverser gefakter Aufnahmen – oder der charmanten Geschichtsstunde von Danny Boyle zur Eröffnung der Spiele von London 2012 konkurrieren? Außerdem müssen wir noch arbeiten, wenn der japanische Premier im leeren Stadion in Tokyo die Spiele für eröffnet erklärt – deren erste Wettbewerbe bereits laufen.
Worauf freuen wir uns dann seit Monaten? Den ersten Spieltag der 2. Bundesliga samt Eröffnung vor etwas Publikum mit dem HSV und Schalke 04? Nein, das Elend tun wir uns heute Abend auch nicht an. Jüngst kursierte der schräge Witz, der FC Bayern hätte für dieses Eröffnungsspiel die Allianzarena zur Verfügung stellen sollen. Denn da der HSV und Schalke in München-Fröttmaning gerne mal acht Tore zum Saisonauftakt kassieren, wäre ein Spektakel garantiert. Da die zwei abgestürzten Traditionsclubs in der Arena in der Regel auch keine Tore schießen, wäre ein 0:0 wahrscheinlicher als ein 8:8.
Schalten wir also lieber das Apple TV ein und gehen auf das Angebot von Apple TV+. Seit April kennen wir das Datum für den Staret der zweiten Staffel der Erfolgsserie “Ted Lasso”, die nur vordergründig mit Fußball zu tun hat: 23. Juli. Es soll zwar in der zweiten Staffel, in der sich der fiktive AFC Richmond um den Wiederaufstieg in die Premier League bemühen muss, mehr um die Figuren gehen, die im realen Leben die Wahrheit auf dem Platz suchen: die Spieler. Aber im Zentrum steht natürlich der kauzige Titelheld, der zwar nicht die Spieler fußballerisch jeden Tag ein Stückchen besser macht, sondern menschlich. Das gilt vor allem auch für die einst biestige und im Verlauf der ersten Staffel immer warmherziger gewordene Club-Chefin Rebecca: Als Boss angetreten, um das Lieblingsspielzeug ihres untreuen Ex-Gatten kaputtzumachen, kann sie nicht anders, als den Lasso-Weg mitzugehen.
Wohin das führt? Eine dritte Staffel ist bereits vereinbart, die Dreharbeiten sollten dieser Tage beginnen. Ob der fiktive Londoner Stadtteilclub es tatsächlich schon nach den nächsten zehn Folgen zurück in die erste Liga schafft oder ob es einen weiteren Anlauf geben wird, liegt im Ermessensspielraum der Autoren und Produzenten. Aber das ist zweitrangig: Man darf den Glauben an seinen Erfolg nie verlieren, Fehlschläge sollte man so schnell wie ein Goldfisch vergessen, ehe sie einen runterziehen und vor allem sollte man immer eine Packung Shortbread zum Tee haben. Oh, der Küchenwecker läutet, die Biscuits sind fertig…
Lesetipps für den Freitag
Geschmackssache : Wir hatten letztens unsere Leser gefragt, ob sie denn die Touchbar vermissen würden, sollte Apple auf sie in den kommenden Macbooks Pro mit 14 und 16 Zoll verzichten. Nicht wenige erklärten uns, sich mittlerweile an die OLED-Leiste gewöhnt zu haben, es würde etwas fehlen. Unser Macworld-Kollege Roman Loyola ist da anderer Meinung: Ihm würde die Touchbar überhaupt nicht fehlen. Sein wichtigstes Argument: Die Touchbar zieht den Fokus vom Bildschirm weg. Gedacht hatte Apple die Leiste als Erweiterung des Bildschirms, wenn man aber daran gewöhnt ist, die Hände auf der Tastatur zu halten und die Augen auf dem Monitor, lenkt der Blick nach unten immer wieder ab. Auch nicht von der Hand zu weisen: Arbeitet man sowohl mobil als auch am Desktop-Rechner, muss man ständig umgewöhnen, denn eine Touchbar auf eine externe Tastatur hat Apple in den letzten fünf Jahren nicht nachgelegt.
Noch kleiner: Ein neues iPad Mini dürfte ebenso nur noch eine Frage der Zeit sein wie neue Macbooks Pro. Wie nun Digitimes berichtet, will der Zulieferer Radiant Optoelectronics mit der Produktion von Mini-LED-Displays für Apple beginnen, die im iPad Mini und auch in den neuen Macbooks Pro Platz finden sollen. Bisher hat Apple nur das iPad Pro in 12,9 Zoll mit der Technologie ausgestattet, die hohe Kontraste ermöglicht.
Immer noch kleiner: Auch das nächste Macbook Air werde ein Mini-LED-Display haben, dieses werde 13,3 Zoll in der Diagonale messen, prognostiziert der meist treffsichere Analyst Ming-Chi Kuo. So schnell werde es neue Macbooks Air aber nicht geben, bis Mitte 2022 werde man auf die Modelle warten müssen.
Experiment: Der Youtuber MegaLag aus Frankfurt wollte wissen, was passiert, wenn man Airtags an einige unmögliche Adressen schickt. Ein nach Nordkorea adressierter Tracker kam dort nie an, zuletzt konnte der Versender ihn in Südkorea aufspüren, aber keinen genauen Aufenthaltsort ermitteln, gesetzliche Regelungen unterbinden das. Der an Elon Musk gesandte Airtag verblieb für ein paar Tage im SpaceX-center und meldete sich zuletzt von einer Recyclinganlage. Nur der an Tim Cook geschickte Airtag kam tatsächlich zurück, nachdem er sechs Wochen im Apple Park verweilte. Mit in der Post war ein Brief von Tim Cook, den einer seiner Assistenten aufgesetzt und unterschrieben hatte, in der der Apple-Chef die kreativen Einsatzmöglichkeiten für Airtags lobte, auf die die Kunden kämen.
Korrektur: 3D-Audio lässt sich auch auf den Lautsprechern einiger Apple-Geräte abspielen, aber nur auf den neuesten. Apple hat in dieser Woche sein Support-Dokument überarbeitet und klar gestellt, dass die Lautsprecher von iPhone XR, iPad Minin 5, iPad Air 3 und die iPads der sechsten bis achten Generation kein 3D-Audio wieder geben können. Ursprünglich hatte es geheißen, dass die alte Hardware “später” dazu in der Lage sein werde. Über Airpods (inklusive Pro und Max) lässt sich der Raumklang freilich von diesen Geräten genießen, die Lautsprecher von iPhone XS oder neue (ausgenommen das iPhone SE), iPad Peo 12,9 Zoll (ab dritter Generation), iPad Pro 11 Zoll und iPad Air 4 können 3D-Audio auch über ihre Lautsprecher erzeugen.
Weitere Nachrichten:
Zoom ermöglicht Spiele während Meetings
Zoom erweitert seine Video-Chat-Plattform mit Zoom Apps um einen Marktplatz für AddOns, die direkt in Zoom integriert werden können. Ein Teil dieser neuen Apps von diversen Entwicklern sind auch Multiplayer-Spiele. Diese werden über den Zoom App Marketplace installiert und können direkt in Zoom-Meetings mit den Kollegen gespielt werden.
Die Auswahl an Spielen ist derzeit noch recht übersichtlich. Zum Download bereit stehen etwa das Poker-Spiel „Live Game Night Poker“, das Wort-Ratespiel „Heads Up!“ oder das Frage-und-Antwort-Spiel „Ask Away“. Mit der Integration von Spielen will Zoom die Interaktion zwischen Kollegen fördern, die sich aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie im Home-Office häufig nur nur während Videokonferenzen sehen. Neben Spielen stehen auch Productivity- oder Lifestyle-Apps wie „Dropbox“ oder „WeightWatchers“ über den Marketplace zum Download bereit.
Und so funktioniert das Spielen über Zoom:
- Loggen Sie sich bei Zoom ein.
- Suchen Sie sich im Zoom App Marketplace ein Spiel aus und installieren Sie es.
- Starten Sie ein Zoom-Meeting.
- Klicken Sie auf den Zoom-Apps-Tab am unteren Rand des Meeting-Fensters und starten Sie die Spiele-App.
- Konfigurieren Sie die Spiel-Optionen. Die Meeting-Teilnehmer können dem Spiel nun beitreten.
Mars Rover nimmt Bodenprobe vom Mars und schickt sie zur Erde
Der Mars-Rover Perseverance ist kurz davor Wissenschafts- und Raumfahrtgeschichte zu schreiben. Denn Perseverance bereitet sich darauf vor die ersten Bodenproben vom Mars aufzunehmen. Diese Proben sollen aber zurück zur Erde gebracht werden! Damit würde erstmals Marsgestein und Marsstaub auf der Erde untersucht werden.
Die NASA rechnet damit, dass die Probenentnahme in den nächsten beiden Wochen beginnen soll. Perseverance soll rund elf Tage Zeit für das Einsammeln der ersten Probe bekommen. Zum Vergleich: Neil Armstrong benötigt 1969 drei Minuten und 35 Sekunden, um die erste Bodenprobe vom Mond zu aufzusammeln. Perseverance braucht unter anderem deshalb so viel Zeit, weil er ja immer erst seine Instruktionen von der Erde erhalten muss.
Zu Beginn der Probenaufnahme wird der Mars-Rover alles Nötige um sich herum in Reichweite des 2 Meter langen Roboterarms auf den Marsboden legen. Dann wird der Rover mit seiner Kamera alles genau erfassen, sodass die NASA-Experten auf der Erde die optimale Stelle für die Probenentnahme finden können. An besagter Stelle soll Perseverance dann eine Probe sofort vor Ort analysieren (dabei wird er die oberste Schicht entfernen um die tieferen Schichten, die nicht verwittert und somit unbeeinflusst von der Witterung sind, untersuchen zu können). Der Mars-Rover bekommt danach einen Ruhetag, damit sich seine Akkus mit der Kraft der Sonne wieder aufladen können. Am nächsten Tag wird er dann eine andere Probe – einem „geologischen Zwilling” der ersten Probe – von der Größe eines Stück Kreide an derselben Stelle aufnehmen, versiegeln und verstauen. Diese Probe soll zur Erde gebracht und hier in einem Reinraum aufwendig analysiert werden.
Wie die von Perseverance aufgenommenen Marsbodenproben nach einigen Jahren zur Erde gelangen sollen, lesen Sie hier: So will die NASA Bodenproben vom Mars zur Erde bringen. Denn drei Raketen und zwei Mars-Rover sind erforderlich, um 30 Bodenproben vom Mars zurück zur Erde zu bringen. Ein bisher einmaliges Weltraumprojekt!
Die NASA will mit Hilfe von Perseverance etwas über ehemals vorhandenes mikrobielles Leben auf dem Mars, dessen Geologie und das Klima in vergangenen Zeiten erfahren. Alle diese Erkenntnisse sollen bei der Vorbereitung auf die ersten Marsmissionen helfen.
Warn-SMS bei Katastrophen: Die Vorteile von Cell Broadcast
Die Behörden und vor allem das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe stehen nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen massiv in der Kritik. Die Behörden hätten die Menschen zu spät und nicht deutlich genug gewarnt, so der Vorwurf. In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Frage gestellt, weshalb die Menschen nicht durch eine einfache SMS auf das Handy gewarnt wurden. Nun hat sich die Deutsche Telekom für derartige Warn-SMS, auch als Cell Broadcast bezeichnet, ausgesprochen.
Die Telekom befürwortet demnach die Einführung eines SMS-Warnsystems in Deutschland. „Cell Broadcast, also die Warnung per SMS, muss ein Teil des Warnsystems sein. Wir können das System aufbauen“, sagt Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. An einer möglichen Ausschreibung des Bundes würde sich die Telekom selbstverständlich beteiligen.
Cell Broadcast: So funktionieren die Warn-SMS
Cell Broadcast ist ein Mobilfunkdienst zum Versenden von SMS-ähnlichen Nachrichten an alle Mobiltelefone innerhalb einer Funkzelle oder einer Gruppe von Funkzellen im jeweiligen Mobilfunknetz, wie die Telekom erklärt. Die Einführung erfordert allerdings Vorsysteme, wie die Telekom betont. Es müsse ein „Cell Broadcast Center“ implementiert werden, über das dann zielgerichtet der Versand von Warnmeldungen angestoßen werden könne. Zudem müsse das System gegen Angriffe Dritter geschützt werden, um den Versand falscher Meldungen zu verhindern. Denn Hacker könnte durch falsche Katastrophenwarnungen an Millionen von Handys Panik und riesige Schäden verursachen und dieses Warnsystem in Misskredit bringen.
Warn-SMS via Cell Broadcast existieren in etlichen Staaten bereits, beispielsweise in Russland, den USA und in den Niederlanden – hier gibt es eine Übersichtskarte. Diese Warn-SMS gehen an alle erreichbaren Smartphones und Handys (also auch an 20-Euro-„Knochen“ alias Feature Phones ohne iOS oder Android) im Empfangsbereich und können mehr Text als konventionelle SMS und auch Links enthalten. Die durch Cell Broadcast verursachte Datenlast ist minimal, sodass selbst „angeschlagene“ Netze diese noch versenden können sollten.
Die Lage in Deutschland
In Deutschland wurde ein derartiges System aber noch nicht aufgebaut. Hierzulande sollen stattdessen Warnapps die Alarmierung auf Mobiltelefonen übernehmen – im Zusammenspiel mit Radiodurchsagen und Warnsirenen etc. Doch gerade die Sirenen sind vielerorts nicht mehr verfügbar, wie die Blamage am Katastrophenwarntag 2020 zeigte. Apps wiederum muss man erst einmal installieren und einrichten – auf den meisten Smartphones in Deutschland sind Warnapps wie zum Beispiel Katwarn oder Nina überhaupt nicht installiert; zumal es unterschiedliche solcher Warnapps von unterschiedlichen Einrichtungen gibt. Das macht die Sache nicht gerade leichter. Eine SMS dagegen kommt immer ohne Zutun des Nutzers auf dessen Handy.
Datenschutzbedenken sollen übrigens laut einem Bericht von Spiegel Online nicht gegen die Einführung von Cell Broadcast sprechen. Sollten sich die politischen und behördlichen Entscheidungsträger in Deutschland nun aber doch dazu aufraffen und ein Warn-SMS-System aufbauen lassen, so wird dieses vermutlich erst 2022 tatsächlich einsatzbereit sein.
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Garant für Negativschlagzeilen
Das Bundesamt für Katastrophenschutz steht bereits seit einiger Zeit massiv in der Kritik. Das Desaster beim ersten bundesweiten Katastrophenwarntag am 10. September 2020 führte zwar dazu, dass diese Behörde einen neuen Chef bekam. Doch als nun mit der Hochwasserkatastrophe die nächste große Herausforderung anstand, versagten offensichtlich sämtliche Warnsysteme, was vielfach dem Bundesamt für Katastrophenschutz angelastet wird. Ob zu Recht oder zu Unrecht sei einmal dahingestellt. Schließlich kann jede Behörde nur so gut sein, wie sie von der Politik mit Geld, Material und Personal ausgestattet wird.