27. Juli: Extreme Lagen
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Stabil ist in diesem Sommer vor allem die Instabilität. Ein Tiefdruckgebiet jagt das nächste, zwischendrin immer wieder mal Sonnenschein. Wenn dann noch feuchte und warme Luft kommt, drohen wieder heftige Niederschläge. Die Attributionsforschung kann recht gut darüber Auskunft geben, was dem Klimawandel zuzurechnen ist und was nur ein Jahrhundertwetter ist, das nur alle hundert Jahre kommt. Aber mit mehr thermischer Energie in der Atmosphäre und damit auch mehr Feuchtigkeit bei geringer werdenden Temperaturunterschieden zwischen der Polarregion und den gemäßigten Breiten werden solche Wetterlagen wie die von vor fast zwei Wochen in Westdeutschland wahrscheinlicher, treten häufiger auf und bringen vor allem mehr Regenmengen in das Gebiet, das sie nur langsam durchziehen. Jahrhundertereignisse passieren dann eher alle Nas’ lang, die Jahrhunderte werden nicht kürzer.
Doch wann genau es in einer gegebenen Gegend die nächste vernichtende Flut geben wird, lässt sich eben nicht genau vorhersagen, das Wetter ist ein chaotisches System und entzieht sich genauerer Prognosen, die über drei oder sieben Tage – je nach Fragestellung – hinausreichen. Der Quantencomputer könnte Meteorologen dabei helfen, Vorhersagen präziser zu errechnen, das Grundproblem bleibt aber das Gleiche. Nur hat man schon im Jahr 2021 wie an sich genaue Warnungen in den Wind geschlagen wurden.
Astronomen kennen zwar auch chaotische Systeme, an sich ist schon das Dreikörpersystem aus Sonne, Mond und Erde nicht mehr analytisch zu berechnen und ein potenziell chaotisches System. Da wir aber glücklicherweise in unserer galaktischen Heimat so weit draußen sind, dass die nächsten Sterne weit genug weg sind, um die Planetenbahnen aus ihrem recht stabilen Gleichgewicht zu bringen, ist uns der Himmel noch nicht auf den Kopf gefallen. Das liegt auch an einer stabilisierenden Wirkung des Mondes, der aus dem größten anzunehmenden Unfall der jungen Erde hervorging, als sie vor geschätzt 3,5 Milliarden Jahren von einem ähnlich großen Zwillingsplaneten getroffen wurde, der ihr die Mondmasse aus dem noch kaum abgekühlten Körper riss.
Schlechte Nachricht: Der Mond entfernt sich immer mehr von der Erde, nur in winzigen Schritten, die wir zwar messen können, aber kaum zu spüren bekommen. Auch unsere Nachfahren werden sich noch am Mond erfreuen, vor allem in Vollmondnächten. Und ganz besonders, wenn dann die Erde so zwischen Sonne und Mond steht, dass ihr Schatten den Trabanten kupferrot färbt. Ein ganz besonderes Spektakel ist heute genau drei Jahre her: An jenem Freitag Abend des 27. Juli 2018 stand noch dazu der Mars in Konjunktion, also scheinbar direkt neben dem aufgehenden, rötlich glänzenden Mond. Der rote Planet und ein Blutmond direkt nebeneinander – in Zeiten des Aberglaubens, die wir ja bis vor Kurzem als überwunden glaubten, wäre das ein Anlass für einen kriegerischen Überfall auf das Nachbarland gewesen.
In etwa 25.000 Jahren wird der Mars wieder neben einer Mondfinsternis zu sehen sein, es ist nur zu hoffen, dass die hoffentlich vernunftbegabten Wesen, die da die Erde bewohnen, diese Konstellation nicht als casus belli betrachten. Das CO 2 , das ihre fernen Vorfahren, also wir, in die Atmosphäre entlassen haben, wird dann zu großen Teilen immer noch vorhanden sein und den Planeten merklich wärmer sein lassen als heute, mit allen Konsequenzen.
Lesetipps für den Dienstag
Nachgelegt: Erst letzte Woche hat Apple macOS 11.5 Big Sur veröffentlicht, mit kleinen Verbesserungen in der Podcast-App und Fehlerbehebungen in der Musik-App, nun legt der Hersteller mit einem Sicherheitsupdate auf Version 11.5.1 nach. Dieses schließt eine Lücke in der Systemkomponente IOMobileFrameBuffer, die laut Apple bereits aktiv ausgenutzt wurde. Das Update zu installieren, ist also dringend angeraten. Auch für iOS liefert Apple eine Korrektur eine Woche nach dem letzten Update. iOS 14.7.1 behebt den Bug , der verhinderte, dass man mit der Apple Watch ein iPhone mit FaceID entsperren kann, wenn man eine Maske trägt.
Nächstes Jahr: Der Leaker Dylandkt behauptet auf Twitter kurz, den High-End-iMac werde es erst im Jahr 2022 geben. Dieser werde sich von den später in diesem Jahr mit M1X-Prozessor erwarteten Macs abheben, Apple wolle nicht, dass sich die neuen Rechner gegenseitig die Aufmerksamkeit streitig machen.
Querschuss: Tesla-Chef Elon Musk hat offenbar Apple allmählich als ernsthaften Konkurrenten in Sachen Elektrofahrzeug auf dem Schirm, anders lassen sich die Seitenhiebe gegen Cupertino kaum erklären, die Musk auf der Bilanzpressekonferenz Teslas gestern austeilte. So betonte er etwa, Tesla beabsichtige mit seiner Ladeinfrastruktur das Zeitalter der nachhaltigen Energie anbrechen zu helfen, so werden auch die Fahrzeuge der Konkurrenz dort Strom tanken können. Man wolle keinen “walled garden” errichten, um die Konkurrenz niederzuknüppeln, wie Apple das mache. Die Verwendung von Kobalt in den Batterien von iPhone, iPad und Macbook sieht Musk ebenso kritisch, Tesla verwende nur zwei Prozent Kobalt im Vergleich zu Apple. Cupertino beteuert jedoch, den Rohstoff nicht aus Minen von Warlords zu beziehen, die Kinder zum Schürfen einsetzen und will langfristig alle Materialien aus Recycling gewinnen. Angeblich habe Elon Musk “in den dunklen Tagen des Modell 3” Apple seine Firma zum Kauf angeboten, Tim Cook habe aber nicht einmal reagiert. Tesla hat im Juni-Quartal einen Umsatz von 11,96 Milliarden US-Dollar bilanziert und einen Gewinn pro Aktie von 1,45 US-Dollar und damit die Erwartungen der Wall Street deutlich übertroffen. Apple legt heute Abend seine Quartalszahlen vor.
Fabrik: Intel hat seine Pläne, Chips auf ARM-Designs für Dritte zu bauen, ein wenig konkretisiert. Die Intel Foundry Services wollen zunächst für die beiden Kunden Qualcomm und Amazon fertigen. Für Qualcomm setzt Intel den Prozess namens 20A auf, um zu energieeffizienteren Modemchips zu kommen, für Amazon wird der Hersteller mutmaßlich Serverchips bauen.
Elfmeter ohne Torwart: Apple vermeldet, das letzte Wochenende sei das bislang erfolgreichste Premierenwochenende für Apple TV+ gewesen, mit dem Start der zweiten Staffel von “Ted Lasso”. Genaue Zahlen nennt Apple zwar nicht, aber die Zuschauerschaft soll sich gegenüber der ersten Staffel versechsfacht haben – es hat sich offenbar herumgesprochen, dass Ted Lasso das Einschalten lohnt. Die Anwenderbasis sei gegenüber der Vorwoche um satte 50 Prozent gestiegen heißt es weiter.
Rechner einer Ausstellung : Das nach eigenen Angaben größte Mac-Museum der Welt will im Herbst in Warschau eröffnen. Auf etwa 320 Quadratmetern wollen die Macher der Ausstellung 1.500 Exponate zeigen, das dürften dann etwa fünf mal so viele sein, wie das Museum von Macpaw in Kyiv zeigt. Neben Macs sollen auch andere Produkte Apples zu sehen sein, etwa iPads, iPhones, Zubehör und Software. Die Besucher sollen interaktiv durch das Museum geleitet werden, Sensoren schlagen im Vorbeigehen an und lenken den Blick auf interessante Ausstellungstücke. Die Philosophie des Museum erklärt der Direktor des dahinter stehenden Unternehmens Japko, Krzysztof Grochowski, wie folgt: “Wir möchten, dass sie die Entwicklung von Ideen in der Technik so zeigt, dass jeder sehen kann, welchen Fortschritt wir als Menschheit erlebt haben. Wir möchten auch die Quellen und Richtungen der Zivilisation zeigen, aber vor allem möchten wir den Besuchern den wahren Kern der technologischen Popkultur zeigen. Wir werden einen multimedialen Raum schaffen, der es den Menschen ermöglicht, diese Ausstellung zu erleben, nicht nur zu sehen.”
Weitere Nachrichten:
Apotheken erhalten schrittweise wieder Zugriff auf Ausstellung digitaler Impfzertifikate
Seit Mitte der vergangenen Woche ist das Apothekenportal des Deutschen Apothekerverbands (DAV) in Teilen offline. Apotheken konnten aufgrund der Abschaltung in den vergangenen Tagen keine digitalen Impfzertifikate mehr ausstellen. Der DAV kündigte nun an, Apotheken in den nächsten Wochen schrittweise wieder Zugriff auf das Portal zu geben. So sei ab dieser Woche auch die Ausstellung digitaler Impfzertifikate für Geimpfte und Genesene wieder möglich.
Grund für den Shutdown war in der vergangenen Woche ein Bericht des Handelsblatt über zwei unabhängige Datenschutzexperten. Ihnen war es gelungen, sich mit Hilfe von gefälschten Dokumenten einen Gastzugang für das DAV-Portal anzulegen. Sie legten eine gefälschte Betriebserlaubnis und einen gefälschten Bescheid des Nacht- und Notdienstfonds vor und konnten sich damit einen Zugang für eine nicht existierende Apotheke erschleichen. Über diesen Zugang gelang es ihnen schließlich, zwei Impfzertifikate auszustellen. Die Datenschutzexperten wollten mit ihrer Aktion auf eine Schwachstelle im DAV-Portal hinweisen. Nach dem Hinweis durch das Handelsblatt wurde die Ausstellung von Zertifikaten durch das DAV-Portal schließlich am vergangenen Mittwoch gestoppt.
Wie der DAV nun bekannt gibt, sei es nach aktuellem Kenntnisstand „zu keinem Betrug bei der Erstellung von Impfzertifikaten gekommen“ . „Alle Apotheken, die dies wünschen, erhalten in der nächsten Woche schrittweise wieder Zugriff auf das DAV-Portal, so dass sie auch wieder Impfzertifikate ausstellen können. DAV, IBM, gematik und BMG arbeiten zudem gemeinsam daran, die Sicherheit bei der Ausstellung von Impfzertifikaten durch eine Einbindung dieses Prozesses in die sichere Telematikinfrastruktur insgesamt noch weiter zu erhöhen,“ so der DAV.
Kickstarter: Tastatur mit großem Touchscreen
Für Gamer, Content-Creator oder den Büro-Alltag gibt es bereits spezielle Tastaturen mit Sonderfunktionen. Auf Kickstarter sucht die chinesische Firma Ficihp nach Geldgebern für ein besonders ungewöhnliches Modell: Die beiden Tastaturen Ficihp K1 und K2 verfügen über einen sehr breiten Touchscreen mit 12,6 Zoll in der Diagonale. Dazu kommt das typische QWERTZ-Layout sowie ein USB-Hub. Letztlich unterscheiden sich die Modelle K1 und K2 lediglich in den verbauten Switches. Während in der Ficihp K1 flache Scissor-Switches zum Einsatz kommen, die sonst eher von Tablet-Tastaturen und Notebooks bekannt sind, arbeiten in der Ficihp K2 mechanische Switches. Käufer können sich beim Modell K2 sogar zwischen den Switches Gateron Blue, Brown und Red entscheiden. Je nach Auswahl ist das Tippgefühl eher klickend, taktik oder linear.
Highlight der beiden Tastaturen ist jedoch der 12,6 Zoll große Touchscreen, der über eine Auflösung von 1.920 x 515 Pixeln verfügt. Darauf lässt sich zum Beispiel der Inhalt eines Smartphones anzeigen, welches per USB-C-Kabel mit der Tastatur verbunden wird. Alternativ kann der Bildschirm auch als externer Monitor dienen, wenn die Tastatur beispielsweise an einen Rechner ohne Display angeschlossen wird. Spezielle Treiber oder eine Hersteller-Software seien nicht nötig. Das Interesse der Kunden fällt sehr hoch aus: Anstelle der angepeilten 4.242 Euro wurden bereits 269.571 Euro beigesteuert. Die Finanzierung der beiden Tastaturen ist damit gesichert. Wer sofort bestellt, zahlt etwas weniger. Grundsätzlich sollen die Tastaturen ab August 2021 für 245 Euro (Modell K1) bzw. 271 Euro (Modell K2) angeboten werden.
Gaming-Tastatur-Test 2021: 34 Modelle ab 30 Euro im Vergleich plus Kauf-Beratung
Amazon zieht gegen Fake-Bewertungen vor Gericht
Die Produktbewertungen bei Amazon sind eines der wichtigsten Tools für Marketplace-Händler und Hersteller, um ihre Produkte beim Online-Händler zu verkaufen. Wenn ihre Produkte zu unbekannt sind, um genügend Bewertungen für eine Kaufentscheidung zu liefern oder sich bei den Bewertungen Negativ-Kritiken häufen, helfen viele Unternehmen nach – mit gekauften Fake-Bewertungen, die von entsprechenden Dienstleistern verfasst werden. Eine Studie von Fakespot zeigt, dass allein im Zeitraum von März bis September 2020 mehr als 42 Prozent aller bei Amazon veröffentlichten Bewertungen Fake-Rezensionen waren.
Diese Geschäftspraktik ist Amazon ein Dorn im Auge, weil sie der Glaubwürdigkeit des Online-Händlers auf lange Sicht schadet. Amazon gibt mittlerweile mehr als 700 Millionen US-Dollar pro Jahr aus, um Fake-Bewertungen aufzuspüren und zu löschen. Allein im vergangenen Jahr wurden über 200 Millionen Fake-Bewertungen bei Amazon gefunden und gelöscht. Händler, die Bewertungen gekauft hatten, wurden vom Marketplace ausgeschlossen. Neben dem Suchen und Löschen von Bewertungen, geht Amazon laut einem Bericht des Spiegel auch rechtlich gegen Verkäufer von Fake-Bewertungen vor. Allein in Deutschland seien in den vergangenen drei Jahren 30 Prozesse geführt worden. Ob das der wachsenden Zahl der Fake-Bewertungen bei Amazon langfristig wird Einhalt gebieten können, bleibt abzuwarten.