So gern ich über die neuesten Gadgets von Apple auch schreibe – eigentlich promoviere ich aktuell an der Schnittstelle zwischen Politikwissenschaft und Soziologie. In diesem Artikel möchte ich mal einen Einblick geben, wie ich mit Apple-Produkten meine Forschungspraxis bestreite.
In meiner Dissertation befasse ich mich mit Migration nach Europa. Nicht erst seit 2015 ist die EU Sehnsuchtsort für viele, die aus weniger stabilen Regionen der Welt stammen. 2015 wurde das dann auch für uns in Deutschland besonders spürbar, als vor allem viele Tausend Syrerinnen und Syrer nach Deutschland kamen. Ich untersuche nun vier Orte an den Grenzen der EU, um die Dynamiken vor Ort besser zu verstehen. Einer dieser Orte ist Bihać, eine mittelgroße Stadt im Nordosten von Bosnien-Herzegowina. Bihać ist eine der letzten größeren Städte vor der kroatischen Grenze und damit vor der EU. Hier sammeln sich die Menschen, die ihr Glück versuchen wollen. Da ich in meiner Forschung nicht so sehr auf Statistiken oder große Datenmengen setze, sondern stattdessen qualitativ forsche, muss ich vor Ort sein, um eine Fallstudie durchführen zu können.
Ich plante daher, für eine gute Woche in Bihać zu sein, um in erster Linie Interviews zu führen, aber auch um mit der normalen Bevölkerung ins Gespräch zu kommen und die Dinge mit meinen eigenen Augen zu sehen. Und natürlich werde ich dafür meine Apple-Geräte nutzen. In meinem Rucksack sind deshalb ein Macbook Air M1 , ein (mittlerweile ziemlich abgerocktes, 2017 gekauftes) iPad Pro 12.9 mit Apple Pencil, mein iPhone XS , eine Apple Watch Series 5 , sowie Airpods der zweiten Generation (ohne Pro). Dazu natürlich ein bisschen Kleinkram: Kabel, Adapter, eine externe SSD und ein USB-C Hub.
Die Reise – Wlan-Freude im ICE, Frust im Flixbus und digitale Impfnachweise an der Grenze
Zu den weniger erfreulichen Teilen einer solchen Forschungsreise gehört, dass man ja irgendwie hinkommen muss. Und ohne eigenes Auto ist das gar nicht mal so leicht. Flüge in Richtung Zagreb gab es zwar, die meisten waren aber mit so ungünstigen Umsteigezeiten verbunden, dass sie keine echte Option waren. Also zuerst in den ICE Richtung München, von dort ein Flixbus nach Zagreb und zu guter Letzt noch ein lokales Busunternehmen für die Strecke von Zagreb nach Bihać.
Diese Odyssee bildete das Spektrum der Digitalisierung anno 2021 im Grunde perfekt ab. Zunächst begann es nämlich sehr erfreulich. Das Wlan im ICE war schlicht überragend. So etwas habe ich bei der Deutschen Bahn noch nicht erlebt. Die Dame vor mir konnte problemlos über zwei Stunden facetimen, der Fahrgast links neben mir fieberte 90 Minuten im HSV-Trikot mit seinem Verein. Jetzt bin ich kein Hamburg-Fan, weswegen ich nur sporadisch rüberschaute, aber jedes Mal, wenn ich es tat, lief der Stream butterweich. Bemerkenswert.
Weniger berauschend war die Situation im Flixbus, wo es nämlich gar kein Internet gab. Immerhin funktionierten die Tickets, die ich in der Flixbus-App hatte. Diese lassen sich auch ins Wallet vom iPhone laden, falls man lieber alles an einem Ort haben möchte. Und wenn man möchte, kann man dieses sogar mit der Apple Watch synchronisieren und dann beim Einstieg nur noch die Uhr zum Scannen hinhalten.
An den mehreren zu passierenden Grenzen ließen sich ähnlich gravierende Unterschiede bei der Digitalisierung feststellen. Der kroatische Beamte war zum Beispiel sehr zufrieden mit meinem digitalen Covid19-Impfpass, den ich in die Corona-Warnapp geladen hatte. Seinen bosnischen Kollegen interessierte das wiederum gar nicht. Hier kam ich nur mit einem negativen Testergebnis auf Papier weiter.
Das iPad für Forschungsliteratur
Mein iPad Pro 12,9 ist seit mittlerweile vier Jahren mein treuer Begleiter. Und in dieser Zeit hat es einiges mitgemacht. In seinen ersten zwei Jahren war es eigentlich mein Laptop-Ersatz . Zusammen mit dem Smart Keyboard und dem Apple Pencil, hat es mir für diese Zwecke auch absolut ausgereicht. Ich konnte Texte darauf schreiben, Meeting-Notizen verfassen und – ganz wichtig – wissenschaftliche Texte lesen, anstreichen und weiterverarbeiten.
Allerdings stoße ich hier auch an Grenzen. Gerade umfangreiche wissenschaftliche Texte kann man nicht so gut auf einem iPad verfassen, wie das auf einem Mac der Fall ist. Und spätestens wenn man etwas mit dem iPad präsentieren möchte, kommt man in Schwierigkeiten und muss sich mit Adaptern behelfen. Als Apple dann die überragenden M1-Macbooks vorstellte, war schnell klar, dass ich gern wieder auf einen klassischen Laptop umsatteln möchte. Das iPad ist zwar immer noch in Gebrauch, aber eben viel weniger als das noch vor einem oder zwei Jahren der Fall war. In erster Linie nutze ich es für Unterhaltung und um wissenschaftliche Paper zu lesen. Zusammen mit dem Pencil geht das einfach so viel besser als mit Maus und Laptop.
Allerdings sind die 12,9 Zoll mittlerweile eher eine Last. Mein nächstes iPad wird daher definitiv kleiner ausfallen. Soll das iPad ein Rechner-Ersatz sein, so ist es natürlich von Vorteil, einen möglichst großen Screen zu haben. Geht es aber nur darum, Texte zu lesen, so ist das große iPad einfach viel zu unhandlich. Und wenn ich mir die Risse im Bildschirm meines iPads anschaue, so wird es vermutlich nicht mehr allzu lange dauern, bis ich einen Nachfolger für mein verdientes 2017er-iPad in den Händen halte.

©Jan Schaller
Vor Ort – Voice Memos ersetzen ein Aufnahmegerät
Angekommen in Bihać standen direkt einige Interviews auf meiner Agenda, die ich im Vorfeld vereinbart hatte. In der Regel läuft bei einem Interview ein Aufnahmegerät mit. Das erleichtert nicht nur die Arbeit mit dem Material, sondern ist auch gute wissenschaftliche Praxis. Hat man das Rohmaterial nämlich noch parat, kann man Zweifel ausräumen, sollten diese mal aufkommen. Und natürlich ist es leichter, wenn man wieder am heimischen Schreibtisch sitzt und sich die Aussagen nochmals im Wortlaut anhören kann, als wenn man alles aus der eigenen Erinnerung und flüchtigen Mitschriften rekonstruieren kann.
Für diesen Fall benötigt man mittlerweile keine teuren Aufnahmegeräte mehr. Sofern es nicht so sehr auf die Tonqualität ankommt, sondern nur darauf, dass das Gesagte zu verstehen ist, dann reicht Apples integrierte Voice Memos App definitiv aus. Die App ist super einfach zu bedienen und hat neuerdings sogar die Möglichkeit, eine Aufnahme im Nachhinein zu verbessern. Ich war auf jeden Fall positiv überrascht.
Selbst die Aufnahme aus einem lauten Biergarten, in dem ich das iPhone in der Mitte des Tisches positioniert hatte und zwei Personen sprachen, kann ich gut verstehen. Und dank iCloud ist die Aufnahme schon gesichert und verfügbar, wenn ich wieder im Hotel am Macbook sitze. Diese Backup-Funktion ist auch nicht zu unterschätzen. Ein Interview lässt sich schließlich nicht ersetzen, meist nicht mal wiederholen. Von daher ist es ein sehr beruhigendes Gefühl zu wissen, dass schon kurz nach dem Drücken der Stopp-Taste die Datei in der eigenen iCloud gesichert ist.
Vernetzt schreiben mit Obsidian
Bisher ging es viel darum, wie ich Daten generiere. Aber natürlich soll am Ende ein eigener Text stehen, der meine Erkenntnisse aus Forschungsliteratur, Besuchen vor Ort und Interviews bündelt. Für diese Arbeit hat sich im letzten Jahr bei mir Obsidian etabliert . Obsidian ist ein Markdown-Texteditor, der hervorragend geeignet ist, um als persönliche Wissensdatenbank zu dienen. In der englischsprachigen Debatte wird diese Art Software unter dem Begriff Personal Knowledge Management (PKM) gefasst.
Der Clou ist, dass ich alle meine Texte und Notizen dort schreibe und untereinander verlinken kann, einfach mit einer doppelten [[eckigen Klammer]] um den jeweiligen Begriff. Der Link ist aber bidirektional, Notiz A verweist also nicht nur auf Notiz B wie es bei einem Weblink der Fall ist, sondern in Notiz B sehe ich auch den Verweis zurück auf Notiz A – ein sogenannter Backlink. Ich spinne also mit jedem Backlink ein Wissensnetz, das mit der Zeit immer größer wird und inhaltliche Cluster bildet. Das lässt sich dann sehr beeindruckend als Graph visualisieren.

©Jan Schaller
Eine weitere Besonderheit von Obsidian ist, dass es eine offene Schnittstelle für Plug-ins hat und so Zusatzfunktionen durch die Community programmiert werden können. Einige meiner Lieblings-Plug-ins habe ich auf meinem Blog vorgestellt . Gerade in einem so langwierigen und kompliziertem Projekt wie einer Dissertation sind Obsidians Fähigkeiten zur Verknüpfung von Wissen einfach Gold wert. Ich kann einfach völlig anders arbeiten, als das mit Apple Pages oder Microsoft Word möglich wäre.
All die kleinen Helferlein: Google Translate, Maps und natürlich die Kamera
Während meiner Zeit hier wäre ich jedoch ziemlich aufgeschmissen, wenn ich nicht ein paar kleine Helferlein dabei gehabt hätte. In erster Linie Google Translate, die iPhone-Kamera und mehrere Karten-Apps.
Da ich leider kein Bosnisch spreche, war ich oftmals auf Googles Übersetzungsapp Translate angewiesen. Apples eigene Lösung war für mich leider unbrauchbar. Sie unterstützt zwar aktuell zehn Sprachen, sobald man es aber mit etwas kleineren Sprachen zu tun hat, ist man aufgeschmissen. Google Translate demgegenüber erfüllte mir jeden Wunsch. Vor allem das Kamera-Feature ist extrem praktisch. Ich halte damit einfach mein iPhone über vor ein Straßenschild oder über eine Restaurantkarte und Googles Algorithmus legt die Übersetzung direkt drüber. Die Qualität der Übersetzung war dabei überraschend gut, sodass die Tage, in denen man blind irgendetwas im Restaurant bestellte, definitiv vorbei sind.
Eine noch schlechtere Figur als Apples Übersetzen-App macht hier in Bosnien Apple Karten. Das Kartenmaterial ist nämlich gänzlich unbrauchbar. Viele Geschäfte, Restaurants etc. sind gar nicht erst eingezeichnet und somit wechselte ich sofort zu Googles Lösung, auch wenn ich eigentlich ein großer Fan von Apples Ansatz bin, der viel stärker auf Datenschutz abzielt .
Aber auch Google Maps ist nicht perfekt. Bei meiner Suche nach einer Flüchtlingsunterkunft wurde ich bei Google zwar fündig, der Eintrag war aber falsch. Erst die Open-Source-Alternative Open Street Map zeigte mir den korrekten Ort – ca. 1 Kilometer vom Google-Eintrag entfernt.
Wenig zu meckern gibt es immerhin in Sachen Fotos. Für meine Arbeit hier benötige ich nur schnelle Schnappschüsse, um z.B. Lebensbedingungen vor Ort oder Unterbringungen zu dokumentieren. Dafür gibt es wohl nichts Besseres als den schnellen Druck auf das Kamera-Symbol. Dank GPS kann ich die Bilder sofort zuordnen und durch iCloud-Sync sind sie auch direkt auf meinem Rechner.
Nur merke ich, dass mein XS auch schon in die Jahre gekommen ist bzw. in erster Linie der Akku. Aus diesem Grund nutze ich Apples Battery Case . Das macht das iPhone zwar ziemlich schwer und dick, stellt aber zumindest sicher, dass ich mich immer auf mein iPhone verlassen kann. Und darauf kommt es hier schließlich an: Interviews lassen sich oft nur ein einziges Mal führen, Zufallsbegegnungen können nicht wiederholt werden. Da muss die Technik einfach mitspielen und alles andere wird diesem Ziel untergeordnet.

©Jan Schaller
Fazit: Macbook Air M1 als der perfekte Rechner für die Forschung
Jetzt ist der Artikel fast zu Ende und ich habe kaum ein Wort über den wichtigsten Teil meines Forschungs-Set-ups verloren: mein Macbook Air M1. Und warum? Weil es einfach unspektakulär gut ist. Es arbeitet einfach vor sich hin und ist damit ein Werkzeug im besten Sinne: verlässlich, super schnell und mit einem Akku mit dem ich bequem durch einen intensiven Arbeitstag komme. Und das ist es, worauf es mir ankommt. Ich möchte mich auf die eigentliche Arbeit konzentrieren und nicht ständig mit dem Betriebssystem, der Hardware oder Software-Updates kämpfen. Und diesen Job macht das Macbook spektakulär gut. Aus diesem Grund kaufe ich Apple-Produkte, ganz einfach.