Macwelt wünscht einen guten Morgen! War auch mal angenehm am Dienstag, den Tag nicht mit einem ARD-Brennpunkt zu verbringen. Wie sehr wünschten wir uns, dass Apples neue Produkte eine 15-minütige Sondersendung zwischen Tagesschau und der Abendunterhaltung erfordern, weil es einfach nichts Interessanteres, Wichtigeres oder Dramatischeres zu berichten gäbe. Früher hatte der Brennpunkt seine Wichtigkeit noch mit einer dramatischen Eingangsmusik betont, das Eröffnungsthema von Pink Floyds “Astronomy Domine”. Es dürfte um die Jahrhundertwende gewesen sein, dass die ARD die Musik gegen ein ähnlich klingendes Thema austauschen musste, das hatte wohl das Urheber- und Lizenzrecht zugeschlagen. Wenig später war dieses Drama mit E-Gitarre, Orgel, verzerrten Stimmen und Morse-Code-Piepen dann ganz vorbei, die Tagesschau leitet ohne weitere Umstände zur aktuellen Sondersendung um.
“Astronomy Domine” eröffnet die erste Pink-Floyd-LP “The Piper At The Gates Of Dwan”, die übrigens zur gleichen Zeit und am gleichen Ort wie “Sgt. Peppers Loney Hearts Club Band” entstand – 1967 waren lange Titel ebenso en vogue wie lange, psychedelische Stücke. Nicht auf das Longplay hatte es die erste Single der Band aus dem studentischen Milieu Cambridges geschafft, diese war am 10. März vor 55 Jahren erschienen. Der Titel “Arnold Layne” ist etwas kürzer und kommt weit braver daher als der freche Inhalt: Der Song erzählt von einem Fetischisten, der an Waschtagen heimlich Damenunterwäsche von den Leinen der Stadt klaut – und dabei erwischt wird. Die Studenten aus Cambridge, die gegenüber einem Mädchenwohnheim hausten, haben derartige Vorfälle tatsächlich erlebt, der echte Dieb wurde jedoch nie gestellt.
Mit Astronomie hat auch ein anderer Kalenderblatteintrag des 10. März zu tun: Eine Entdeckung aus München hat heute vor 208 Jahren eine große Tür zur Vermessung und Entdeckung der Welt geöffnet. Joseph Fraunhofer (damals noch nicht zum Ritter geadelt), entdeckte an jenem Tag im Jahr 1814 bei seinen spektroskopischen Untersuchungen des Sonnenlichts charakteristische Linien, die seither seinen Namen tragen: Fraunhoferlinien. Das ansonsten kontinuierliche Sonnenspektrum ist an bestimmten Stellen unterbrochen, wie wenn eine schwarze dünne Linie durchgezogen wäre. Fraunhofer bestimmte schon genau die Wellenlänge dieser Linien und gab ihnen Namen von A bis K, warum aber die Sonne auf bestimmten Frequenzen kein Licht abgibt, blieb lange ein Rätsel. Zwar konnten schon eine Generation nach Fraunhofer Wissenschaftler wie Robert Bunsen oder Gustav Kirchhoff zeigen, dass bestimmte Linien charakteristisch für bestimmte Elemente seien, ja sogar der “Sonnenstoff” Helium verriet sich erstmals durch eine Spektrallinie.
Erst mehr als hundert Jahre nach Fraunhofers Entdeckung war die Physik in der Lage, die Linien zu erklären. Erst die Quantenmechanik und die daraus folgenden Atommodelle von Bohr und anderen zeigten, dass Licht genau definierter Energie notwendig ist, um Elektronen in Atomen auf höhere Bahnen zu heben. In jedem Element haben die Zustände unterschiedliche Energien und damit auch die Übergänge von dem einen zum anderen in den Atomhüllen. Vereinfacht gesagt: Fraunhofers D-Linie entsteht deshalb, weil Licht einer Wellenlänge von etwa 589 Nanometern dazu in der Lage ist, Elektronen aus der Hülle des Natrium-Atoms von ihrem Grundzustand in einen angeregten Zustand zu heben. In der Atmosphäre der Sonne ist soviel Natrium enthalten, dass das Licht einfach nicht durch kommt und bei 589 nm das Spektrum schwarz bleibt. Den umgekehrten Effekt sieht man übrigens bei Natriumdampflampen oder wenn man Kochsalz (Natriumchlorid) in eine Flamme hält: Angeregte Zustände fallen in den Grundzustand zurück und emittieren Licht auf genau dieser Wellenlänge: 589 Nanometer entsprechen knallgelbem Licht.
So lernen wir aus den Fraunhoferlinien etwas über die chemische Zusammensetzung der Sonne und aus Spektren entferntere Sterne auch über deren Konsistenz. Und noch viel mehr: Denn misst man Licht weit entfernter Stellen oder Galaxien sieht man die D-Linie nicht mehr bei 589 Nanometern, sondern bei größeren Wellenlängen, also in das rote Licht verschoben. Eine Folge des Dopplereffekts: Bewegt sich die Lichtquelle von uns weg, werden die Abstände der Wellenberge zueinander immer größer. Aus der Wellenlänge der bei uns ankommenden D-Linie können wir nun die relative Geschwindigkeit zwischen uns und der Lichtquelle errechnen. Vermisst man den Raum systematisch, kommt man auf das Ergebnis, dass sich Galaxien umso schneller von uns fortbewegen, je weiter sie entfernt sind. Der Rückschluss ist nun auch ganz fantastisch: Es ist der Raum als solcher, der sich ausdehnt. Und das muss er vor gut 14 Milliarden Jahren an einem einzigen Punkt begonnen haben. Was für ein Drama! Lime and limpid green, a second scene / Now fights between the blue you once knew / Floating down, the sound resounds / Around the icy waters underground / Jupiter and Saturn, / Oberon, Miranda and Titania / Neptune, Titan, stars can frighten …
Lesetipps für den Donnerstag:
Klein und fein : Lange war von einem “aufgebohrten” Mac Mini die Rede, womöglich mit einer zweiten Generation von Apple Silicon, der Mac Studio kam in den Gerüchteküchen der Apple-Welt erst in der letzten Woche allmählich auf. Dabei ist das Gerät zwischen Mac Mini und Mac Pro, das zudem den iMac 27 vorerst oder auf Dauer aus dem Angebot verdrängt hat, der Rechner, auf den viele gewartet haben, wie Roman Loyola einordnet. Genau genommen ganze 22 Jahre lang, der Power Mac G4 Cube habe jetzt endlich das Upgrade erhalten, das dem geschrumpften Supercomputer aus Zeiten der Jahrtausendwende gefehlt habe. Das Design sei wesentlich besser als damals, weil es eben auf die Funktionalität als Computer fokussiere und nicht auf spektakuläre Optik. Darauf zahlt auch die kluge Entscheidung ein, in den Mac Studio einen Lüfter einzubauen, der Cube musste noch ohne auskommen, was ihn erheblich ausbremste.
Nachfolger : Wenn einige auch den Mac Mini M2 in dieser Woche vermisst haben – er ist laut 9to5Mac immer noch in Entwicklung und keineswegs aufgegeben. Die erneuerte Fassung soll auch eine Option mit M2-Pro-Chip haben und damit die Lücke zum Mac Studio ein wenig verringern, der mit dem M1 Max beginnt. Der neue Mini könnte zur WWD Anfang Juni angekündigt werden und in den Handel kommen.
Doch nicht: In Sachen M2 für das Macbook Air verbreitet der Analyst Ming-Chi Kuo nun neue Ansichten – respektive ein Twitter-Account, der auf seinen Namen lautet. Bisher war die Szene der Auffassung, ein neues Macbook Air würde die zweite Runde mit Apple Silicon einleiten, irgendwann Mitte des Jahres oder im Spätsommer, einige hatten sogar auf dieses Frühjahr gehofft. Daraus wird aber angeblich nichts, statt eines M2 bekäme das neue Air einen “modifizierten” M1, was auch immer das bedeuten mag. Das Gehäuse soll eine neue Form und mehr Farboptionen bekommen, beim Bildschirm werde man auf Mini-LED weiter verzichten.
Nebenaspekte: Natürlich haben auch wir uns auf die großen Themen rund um die “Peek Performance”-Keynote konzentriert, waren auch jede Menge. An den Rändern der Wahrnehmung ist aber auch noch jede Menge passiert, dem sich Macworlds Michael Simon widmet. So fällt erst bei näherem Hinsehen auf, dass es den iMac 27 nicht mehr im Apple Store gibt, aber weiterhin einen Mac Mini mit Intel-Chip. Der Mac Pro, über den John Ternus schon raunte, kommt womöglich gar nicht mit einem Chip aus der M1-Reihe, sondern mit neuem Apple Silicon. 5G in iPhone SE 3 und iPad Air 5 ist nicht das schnellstmögliche, dafür gibt es neue Farben für die Armbänder der Apple Watch.
Vielseitig: Das Studio Display ist der ideale Begleiter für den Mac Studio – aber auch alle anderen aktuellen Macs lassen sich anschließen, via Thunderbolt. Wie Apple gegenüber The Verge erklärt, ist das Studio Display auch für Windows-Maschinen geeignet, solange diese über eine Thunderbolt-Schnittstelle verfügen. Auch die eingebaute Webcam lasse sich dabei nutzen, hier gebe es aber Beschränkungen. Denn Center Stage ist macOS vorbehalten und natürlich reagiert das Display nicht, wenn man es Mit “Hey Siri!” anspricht, weil am anderen Ende der Leitung die Gegenstelle fehlt. Auch auf 3D-Audio muss man verzichten. Für Windows-Anwender gibt es sicherlich bessere Angebote.
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