Langjährige Mac-Anwender haben sich schon immer einen Mittelklasse-Desktop-Mac (neben dem iMac) gewünscht, der zwischen dem Mac Mini und dem Mac Pro angesiedelt ist – Macworld-Publikationen weltweit haben in den vergangenen Jahren etliche Artikel veröffentlicht, in denen wir uns einen Mac Pro “Minitower” gewünscht haben. Mit dem Mac Studio ist dieser Mittelklasse-Mac endlich da. Das Design des Mac Studio weckt bittersüße Erinnerungen an den Power Mac G4 Cube – den “geschrumpften Supercomputer” wie Apple seinerzeit jubelte.
Der Cube, der vor 22 Jahren auf den Markt kam, war ein Mittelklasse-Mac – die teureren iMac-Modelle ausgenommen, war er sogar Apples letzter Mittelklasse-Desktop-Mac. Es hat ihn nur ein Jahr lang zu kaufen gegeben, und sein Misserfolg schien den Ton für die Mac-Produktpalette vorzugeben – obwohl Apple damals sagte, es bestehe “eine kleine Chance, in Zukunft ein verbessertes Modell des einzigartigen Computers wieder einzuführen”, ist der Mac Studio der erste modulare Mac der Mittelklasse seit dem Cube.
Aber auch ohne ihn auszuprobieren, können wir feststellen, dass der Mac Studio mehrere Vorteile gegenüber dem Cube hat. Und Apples neuer würfelförmiger Mac hat beste Chancen, viel länger als ein Jahr zu überleben.
Ein besseres und funktionaleres Design
Das Design des Mac Studio ist praktisch und elegant, aber nicht auffällig. Das Aluminiumgehäuse ist robust und hilft dem Computer, die richtige Temperatur zu halten. Und obwohl er nicht so klein ist wie ein Mac Mini, ist er mit einer Größe von 7,7 Zoll (ca. 20 cm) im Quadrat und 3,7 Zoll (ca. 9 cm) in der Höhe immer noch recht kompakt
Auf der anderen Seite war der Cube ein Beispiel dafür, dass Apple sein Design überdacht hat. Sicher, er sah faszinierend aus ( Macworld bezeichnete den G4 Cube im Testbericht als “Kunstwerk “, im Archiv der Macwelt.de haben wir den Test des im April 2001 nachgelieferten Modells mit CD-Brenner gefunden ), aber wie sich herausstellte, war er auch etwas zerbrechlich. Das transparente Polykarbonatgehäuse neigte zu Rissen und das Design wurde mit einer Taschentuchbox verglichen. Zufälligerweise maß die Grundfläche auch 7,7 Zoll (zum Quadrat), die Höhe aber betrug 9,8 Zoll (ca. 25 cm). Apple dachte, der Cube würde jeden Schreibtisch schmücken. ( Besonders dann, wenn man sich noch das teure Sound-Zubehör von Harman Cardon leistete, die Soundsticks und der Subwoofer, Anm. d. Red. )
Es ist offensichtlich, dass beim Design des Mac Studio mehr die Funktionalität als Computer im Vordergrund steht, denn das ist es, was die Leute am meisten interessiert. Optisch ist er vielleicht nicht ganz so auffällig, aber zum Glück hat Apple aus dem Cube seine Lektion gelernt.

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Ein besserer Leistungsträger
Der G4 Cube hatte keinen Lüfter, um seine Innereien auf einer optimalen Temperatur zu halten. Stattdessen gab es nur eine einzige Lüftungsöffnung an der Oberseite, und wenn diese irgendwie blockiert war, ging der Cube in den Schlaf oder stürzte ab. Außerdem führte das Fehlen einer aktiven Kühlung dazu, dass die Geschwindigkeit gedrosselt wurde, wenn man die volle Leistung am meisten brauchte. ( Das lüfterlose Design hat bei Apple Tradition, der Apple III musste auch schon ohne auskommen, ein schnell gescheitertes Gerät. Auch das Macbook 12” hatte ohne Lüfter gewisse Probleme und musste seine Leistung drosseln, erst beim Macbook Air M1 klappt es einigermaßen, Anm. d. Red. )
Der Mac Studio ist nicht ohne Grund größer als ein Mac Mini: Er verfügt über ein Gebläse, das oben auf der Hauptplatine sitzt, um das Innenleben kühl zu halten, sodass keine Geschwindigkeitseinbußen entstehen. Es ist möglich, dass es trotzdem zu Drosselungen kommt, primär bei intensiven Verarbeitungsaufgaben wie hochauflösenden Videos oder 3D-Renderings. Aber der Mac Studio ist für solche Situationen viel besser gerüstet. ( Wie The Verge herausgefunden hat , setzt beim leistungsstärkeren Modell mit M1 Ultra Apple einen Kühlkörper aus Kupfer statt Aluminium ein, wegen der besseren Wärmeleitfähigkeit. Der Rechner ist daher etwas schwerer, Anm. d. Red. )

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Bedingt ausbaufähig
Technologie wird mit der Zeit immer besser, und das ist ein Vorteil, den der Mac Studio gegenüber dem G4 Cube hat (ein Vorteil, den auch die Nachfolger des Mac Studio haben werden). Aber dank des zeitlichen Abstands von 22 Jahren muss der Mac Studio bestimmte Anpassungen nicht vornehmen, die der G4 Cube vornehmen musste.
Nehmen Sie die internen Upgrades. Die Standardkonfiguration des Mac Studio M1 Ultra umfasst 64 GB Arbeitsspeicher und einen 48-Kern-Grafikprozessor – das sind Spezifikationen, mit denen Sie für eine lange Zeit zufrieden sein werden. Sie haben beim Kauf auch die Möglichkeit, den Arbeitsspeicher auf 128 GB (!) und/oder einen 64-Kern-Grafikprozessor zu erweitern. Wenn Sie den Mac Studio schon eine Weile haben, kann es mehrere Jahre dauern, bis Sie ihn aufrüsten möchten. Dann werden Sie das ganze Gerät aufrüsten wollen, um das Neueste und Beste zu bekommen, was nicht nur beim Arbeitsspeicher und der GPU, sondern auch bei anderen Technologien wie drahtlosen Verbindungen, Thunderbolt und USB angeboten wird.
Der G4 Cube verfügte über einige Upgrade-Steckplätze – Steckplätze, die nur schwer zugänglich waren. Er hatte drei RAM-Steckplätze, einen AGP-Steckplatz für die Grafikkarte und einen Steckplatz für Airport. Wenn man also endlich frustriert genug war, um etwas an der Leistung zu ändern, konnte man eigentlich nicht viel tun.

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Der auf zwei Jahre angesetzte Umstieg des Mac auf Apple Silizium begann im Jahr 2020, und es war faszinierend zu beobachten, dass es sich dabei um mehr als nur eine Einführung von Chips handelte. Apple nutzt diese Gelegenheit, um seine Mac-Modelle neu zu gestalten und zu überarbeiten. Bei jedem neuen Mac hat man das Gefühl, dass Apple sich die Zeit genommen hat, die Bedürfnisse der Benutzer zu verstehen und alles getan hat, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Das ist eine große Veränderung gegenüber jenen Zeiten des Power Mac G4 Cube, in denen Apple den Benutzern diktiert hat, was sie bekommen, und die Benutzer nur mit den Schultern zuckten und das Beste daraus machten.
Nichts zeigt dies deutlicher als der neue Mac Studio. Der Power Mac G4 Cube war sicherlich ein revolutionärer Computer, aber mit einem Preis ab 1.799 US-Dollar ( in Prä-Euro-Zeiten kostete der Cube ab 4000 Mark! Anm. d. Red. ) war er zu teuer für diejenigen, die ihn kaufen wollten, und zu leistungsschwach für diejenigen, die ihn sich leisten konnten. Apple hat in den letzten 22 Jahren auf die Wünsche der Benutzer gehört und einen Mittelklasse-Mac entwickelt, der ein Bedürfnis besser erfüllt als jeder andere Mac.